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Veröffentlicht am 15.09.2016

Das Gladbecker Geiseldrama als Roman?

Ein deutscher Sommer
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Am 16. August 1988 nehmen zwei Geiselnehmer nach einem Banküberfall in Gladbeck zwei Menschen in ihre Gewalt. Diese beiden kommen frei, bevor die Geiselnehmer einen Bus gekapert, einen jungen Italiener ...

Am 16. August 1988 nehmen zwei Geiselnehmer nach einem Banküberfall in Gladbeck zwei Menschen in ihre Gewalt. Diese beiden kommen frei, bevor die Geiselnehmer einen Bus gekapert, einen jungen Italiener erschossen und mit dem Bus in die Niederlande geflüchtet sind. Von den Holländern bekommen sie ein neues Fluchtfahrzeug und zwingen zwei junge Frauen aus dem Bus zur weiteren Mitfahrt. Bis zum blutigen Ende des Geiseldramas vergehen 54 Stunden. In dieser Zeit bleibt die Uhr für andere Menschen nicht stehen - und deren Geschichten werden hier erzählt...


Da sind z.B. Amina und Bertram, die um das Überleben ihres Frühchens Paul bangen, die Schriftstellerin Brigitte, die ihren Mann bei einem Reporter-Auslandseinsatz verloren hat, die Taxifahrerin Chris und der Busfahrer Adam, die beiden unmittelbar am Geschehen beteiligt sind.

Peter Henning bringt mir diese Personen in seinem Roman so nahe, dass ich glaube sie zu kennen, egal ob sympathisch oder unsympathisch. Jeder einzelne hat einen Lebenslauf, der an sich schon spannend ist und der sich in diesen 54 Stunden verändert. Mein Kopfkino hatte jede Menge zutun. Anfangs hat mir der in ellenlangen Sätzen mündende Schreibstil etwas zu schaffen gemacht. Ich musste manche Sätze zweimal lesen, um sie zu verstehen. Aber mit der Zeit habe ich mich an diese ausgefeilte Sprache gewöhnt. Hier und da gab es Abschnitte, die mir zu langatmig waren oder Situationen, wo ich gedachte habe "das ist mir jetzt zuviel". Aber alles in allem habe ich das Buch sehr gerne gelesen. Ich finde auch die Spannung kommt in diesem Roman nicht zu kurz. Die Erlebnisse der handelnden Personen enden immer wieder mal kurz vor ihrem Höhepunkt - und das erzeugt Spannung. Und natürlich immer wieder die Eindrücke zur Geiselnahme...


FAZIT:
Ich habe einen gesellschaftskritischen Roman gelesen, der mich gut unterhalten hat, auf den ich mich aber auch erst einlassen musste.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Der 1. Fall für Liz Montario und Georg Stadler

Schwesterlein, komm stirb mit mir
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In Düsseldorf wird eine Rechtsanwältin bestialisch ermordet. Kriminalhauptkommissar Georg Stadler erinnert sich an einen Fall vor ca. einem halben Jahr, der Parallelen aufweist. Ist hier ein Serientäter ...

In Düsseldorf wird eine Rechtsanwältin bestialisch ermordet. Kriminalhauptkommissar Georg Stadler erinnert sich an einen Fall vor ca. einem halben Jahr, der Parallelen aufweist. Ist hier ein Serientäter unterwegs? Zur Unterstützung bittet der die Psychologin Elisabeth "Liz" Montario. Was Stadler nicht weiß - Liz wird mit kurzen Briefen bedroht, von jemandem, der sie sehr gut zu kennen scheint. Als es kurze Zeit später weitere Mordopfer gibt, scheint die Theorie eines Serienmörders gefestigt...


"Schwesterlein, komm stirb mit mir ist der erste Band zu einer Thriller-Reihe um den Ermittler Georg Stadler und die Psychologin Liz Montario.

Das Buch hat mich von der ersten Seite an gefesselt, aber auch Fragen aufgeworfen, die sich mir beim Lesen bis zum Schluss nicht beantwortet haben. Der Spannungsbogen steigt von der ersten bis zur letzten Seite, es ist nie langweilig oder langatmig. Immer wieder neue Wendungen und Erkenntnisse haben mich beim Lesen gehalten. Kurze überschaubare Kapitel, die am Ende oft Fragen offen lassen, die sich später dann auflösen, halten meinen Geist wach und mich beim Lesen. Der flüssige und anschauliche Schreibstil hält mein Kopfkino auf Trab. Es handeln in dieser Geschichte sehr viele Protagonisten, deren Charaktere, sowohl positiv als auch negativ, sehr gut ausgearbeitet sind, die ich mir zum Großteil sehr gut vorstellen kann und die sich alle flüssig in die Handlung integrieren. Auch den Handlungsort Düsseldorf mit seinen verschiedenen Stadtteilen, die hier beschrieben werden, habe ich gut im Kopf.

FAZIT:
Der Auftakt zu einer deutscher Thriller-Reihe, der mit kleinen Schwächen behaftet absolut mit der ausländischen Konkurrenz mithalten kann.

Ich habe mich spannend unterhalten gefühlt und empfehle dieses Buch allen, die einmal einen guten deutschen Thriller lesen wollen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Glück und Leid liegen nah beieinander

Die Tote am Herrschinger Ufer
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Brunos Frau Irene ist vor 3 Jahren verstorben, die Kinder Martina und Christoph leben mit ihren Familien ihre eigenen Leben. Bruno hat sich sein Leben mit waschen, einkaufen, kochen und putzen neu und ...

Brunos Frau Irene ist vor 3 Jahren verstorben, die Kinder Martina und Christoph leben mit ihren Familien ihre eigenen Leben. Bruno hat sich sein Leben mit waschen, einkaufen, kochen und putzen neu und sehr gut eingerichtet. Ihm fehlt nur manchmal etwas Gesellschaft. Im vergangenen Jahr ist zweimal eine junge Frau, die es sich an seinem Badesteg gemütlich gemacht hatte, zum Frühstück vorbei gekommen. Dann liest er mit Entsetzen in der Zeitung, dass genau diese junge Frau am Herrschinger Ufer tot aufgefunden wurde. Und der Sohn eines mit ihm sehr eng befreundeten Ehepaares scheint mit dieser Sache zutun zu haben...

Irmgard Hierdeis nimmt mich mit auf dem Weg rund um den wunderschönen Ammersee. Die Beschreibungen der Landschaft machen richtig Lust, diese Gegend auch einmal zu besuchen, vor allem im Sommer. Die Hauptpersonen der Geschichte kommen allesamt sehr sympathisch und authentisch rüber. Es gibt allerdings auch einige Gestalten, mit denen ich mich nicht so anfreunden kann. Aber ich muss ja auch nicht alle mögen.
Bruno´s Gedanken, wenn er an seiner Abhandlung über das Glück schreibt, sind schon sehr philosophisch und haben mich angeregt, mal über meine Betrachtung von Glück nachzudenken.

Die Geschichte selbst ist gut nachzuvollziehen, wobei mir aber gerade der Schluss doch etwas herbeigezerrt vorkommt. Plötzlich kommt eine Sekte in Chile ins Spiel. Die Story hätte ruhig am Ammersee bleiben können.

Insgesamt hat mich dieser kriminalistische Roman verbunden mit vielen kleinen Glücksmomenten gut unterhalten.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Hühnerhölle - es stinkt zum Himmel

Hühnerhölle
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Friedhofswärter Paul Lanfermann findet am Tag nach Allerheiligen auf dem Vennebecker Friedhof Wilhelm Kock tot auf dem Bauch liegend mit einem Unkrautstecher im Auge auf dem Grab von Kocks erster Frau ...

Friedhofswärter Paul Lanfermann findet am Tag nach Allerheiligen auf dem Vennebecker Friedhof Wilhelm Kock tot auf dem Bauch liegend mit einem Unkrautstecher im Auge auf dem Grab von Kocks erster Frau Lene. Sofort informiert er Polizeiobermeister Jochen Wagner, den Dorfgendarm. Dieser wiederum wendet sich an die Kripo in Münster. Hauptkommissar Felix Hufeland verbringt gerade seinen freien Tag mit seiner dementen Mutter im Pflegeheim, als der Notruf bei ihm eintrifft. Er muss hin - alle anderen sind schon bei anderen Einsätzen unterwegs. Zur Seite gestellt bekommt er den etwas übergewichtigen und hochintelligenten Polizei-Azubi, Vegetarier aus gesunder Überzeugung und immer hungrigen Kevin Kuczmanik. Beide machen sich auf nach Vennebeck. Entsetzt stellen sie fest, dass das Dorf den Tod des Hühnerbarons feiert. Es stellt sich heraus, dass wohl das ganze Dorf ein Motiv zum Mord an dem Hühnerbaron hätte. Es stinkt allen gewaltig in diesem kleinen Ort. Sie wissen nur noch nicht, was ihnen alles noch bevorsteht...

Herbert Beckmann nimmt mich mit seinem Provinzkrimi mit in die Nähe von Münster. Hier lerne ich die Einwohner des kleinen Ortes Vennebeck kennen, denen es gewaltig stinkt. Je nach dem wie der Wind steht, der den Gestank von der Hühnermastanlage aufsteigt, hält man es ohne Atemmaske nicht aus. Vom Golfclubbesitzer, dem die Gäste wegbleiben bis zum eigenen Sohn, der seit Jahren nichts mehr mit seinem Vater zu tun haben will, haben viele in dem kleinen Ort ein Motiv, das beleuchtet werden will. Hufeland und Kuczmanik ermitteln so unkonventionell, dass das Lesen richtig Spaß macht. Aber auch der Dorfpolizist hat seine ganz eigenen schrägen Seiten, die ihn manchmal unmotiviert, ein anderes Mal völlig kopflos agieren lassen. Auch das Privatleben der beiden so verschiedenen Ermittler wird beleuchtet. Und natürlich erfahre ich einiges über die Problematik einer Hühnerzuchtanlage.

Wer bei diesem Buch einen tiefgründigen Krimi erwartet, der ist hier falsch. Wer aber einen Krimi lesen mag, bei dem auch mal geschmunzelt werden kann, für den ist diese Geschichte genau richtig.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Vorhersehbar, trotzdem gut

Der Verrat
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Stephanie Harker ist mit ihrem Sohn Jimmy auf dem Weg in ihr amerika-nisches Urlaubsdomizil. Beim Umsteigen in Chicags O´Hara Airport soll Steph durchleuchtet werden. Aus der Kabine heraus sieht sie gerade ...

Stephanie Harker ist mit ihrem Sohn Jimmy auf dem Weg in ihr amerika-nisches Urlaubsdomizil. Beim Umsteigen in Chicags O´Hara Airport soll Steph durchleuchtet werden. Aus der Kabine heraus sieht sie gerade noch, wie ein Mann Jimmy am Gepäckband anspricht und mit ihm verschwindet. Sie versucht, den Beiden hinterher zu kommen, wird aber durch die Sicherheitsleute aufgehalten. Zuerst schenkt man ihrer Verzweiflung keinen Glauben, aber dann nimmt sich Special Agent Vivian McKuras vom FBI sich ihrer an.

Stephanie beginnt zu erzählen: von Jimmy und seiner Mutter Scarlett Higgins, für die sie als Ghostwriterin gearbeitet hat und mit der sie bis zu ihrem Krebstod eine besondere Freundschaft verbunden hat. Von ihrem ehemaligen Freund Pete Matthews, der ihr immer noch nachstellt und von der ganzen Zeit, die sie mit dem C-Sternchen verbracht hat...


"Der Verrat" ist mal ein ganz anderer Thriller - für mich eher ein spannender Krimi. Die Spannung beginnt gleich zu Beginn, als Jimmy am Flughafen entführt wird. Dann folgen bis kurz vor Schluss die Erzählungen aus der Vergangenheit. Hier lerne ich die Protagonisten mit all ihren Stärken und Schwächen kennen und bekomme die Verwandlung von C-Sternchen Scarlett mit - vom kleinen naiven Dummchen aus einer Reality-Fernseh-show zu einer gerissenen jungen Frau, die alle hinters Licht zu führen versucht. Für mich sind diese Rückblicke genauso spannend, da ich bereits hier zu spekulieren beginne, was es mit der Entführung auf sich hat. Außerdem bekomme ich einen Einblick in das Leben eines C-Promis mit all seinen Glanz- und Schattenseiten.

Der Schreibstil ist leicht und flüssig und die Spannung nimmt zum Ende hin auch noch zu. Das Einzige, was diese Geschichte für mich nicht zu seinem supertollen Buch macht ist, dass ich das Ende schon sehr früh so habe kommen sehen und es für mich einfach zu abrupt war.