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Veröffentlicht am 18.07.2018

Eine starke Frau und ihr ungewöhnliches Bauvorhaben

Die Frauenburg
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Die Region Mosel im 14. Jahrhundert: Gräfin Loretta von Starkenburg-Sponheim, geborene von Salm, übernimmt im Jahr 1324 nach dem frühen Tod ihres Ehemanns Martin die Regentschaft für ihren minderjährigen ...

Die Region Mosel im 14. Jahrhundert: Gräfin Loretta von Starkenburg-Sponheim, geborene von Salm, übernimmt im Jahr 1324 nach dem frühen Tod ihres Ehemanns Martin die Regentschaft für ihren minderjährigen Sohn Johannes. Kurfürst Balduin von Trier, mit dem sie ein Liebesverhältnis unterhält, ist für die junge Frau ein gleichsam mächtiger wie gefährlicher Verbündeter gegen ihre Feinde. Doch mit ihrem ungewöhnlichen Entschluss, eine Burg zu bauen, bringt sie viele gegen sich auf - und schließlich auch den Kirchenmann. Mit ihrer besonderen Gabe kann Loretta Unglücke vorhersehen. Nur ihr eigenes Unglück vermag sie selbst nicht zu erahnen…

„Die Frauenburg“ von Marita Spang ist ein historischer Roman, der im Mittelalter angesiedelt ist.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus 38 Kapiteln und sechs Teilen. Zudem gibt es einen Pro- und einen Epilog. Die Handlung spielt zwischen den Jahren 1311 und 1330. Auch die Schauplätze wechseln. Einheitliche Orts- und Zeitangaben sorgen jedoch für einen guten Überblick.

Der Schreibstil ist flüssig, angenehm und anschaulich. Sprachlich ist der Roman der damaligen Zeit ein wenig angepasst, was ich als gelungen empfinde. Der Einstieg in die Geschichte fiel mir leicht.

Loretta ist eine sympathische, außergewöhnliche und starke Protagonistin, deren Weg ich gerne verfolgt habe. Sie macht eine Entwicklung durch, die ihre realitätsnahe Darstellung unterstreicht. Auch die übrigen Charaktere werden vielschichtig beschrieben und wirken authentisch.

Mit rund 800 Seiten ist der Roman eine umfangreiche Lektüre. Dank der abwechslungsreichen Handlung, die unterschiedliche Themen aufgreift, kommt jedoch trotzdem keine Langeweile auf.

Gut gefallen hat mir, wie Fakten und Fiktion miteinander verknüpft wurden. Gerne habe ich mehr über Loretta von Starkenburg-Sponheim erfahren, die mir bis dato noch nicht bekannt war. Dass ihre Geschichte nun literarisch aufgearbeitet wurde, finde ich schön. Zudem lernt der Leser einiges über das Leben zu dieser Zeit.

Ein Pluspunkt ist für mich das Zusatzmaterial. Neben zwei Landkarten bieten ein Glossar und eine Figurenübersicht, die historisch belegte Persönlichkeiten kennzeichnet, dem Leser Orientierung. Hilfreich und interessant ist außerdem das Nachwort, das weitere Infos liefert und die fundierte Recherche der Autorin belegt.

Das Cover ist ansprechend und passt gut ins Genre. Der Titel ist knapp und ebenfalls treffend gewählt. Ein wenig gestört hat mich allerdings, dass die Seiten der Taschenbuchausgabe so dünn sind, dass die Schrift durchscheint.

Mein Fazit:
„Die Frauenburg“ von Marita Spang ist ein lesenswerter Roman, der nicht nur Geschichtsfans überzeugen kann. Mir hat die Geschichte unterhaltsame Lesestunden beschert.

Veröffentlicht am 16.07.2018

Wenn sich die Vergangenheit zurück in dein Leben drängt

Wähle den Tod
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Jana lebt den scheinbar perfekten Traum von einer Familie. Etwas außerhalb von Berlin wohnt sie mit ihrem Lebensgefährten Hannes Langenfeld, einem Bundestagesabgeordneten, und den gemeinsamen Kindern Kim ...

Jana lebt den scheinbar perfekten Traum von einer Familie. Etwas außerhalb von Berlin wohnt sie mit ihrem Lebensgefährten Hannes Langenfeld, einem Bundestagesabgeordneten, und den gemeinsamen Kindern Kim (14) und Max in einem hübschen Eigenheim. Doch eines Tages beginnt die Idylle zu bröckeln: Sie findet Hund Bennie mit tödlichen Stichwunden im Garten. Schnell folgen weitere Nachrichten und Hinweise, die bei Jana alle Alarmglocken schrillen lassen. Wer ist hinter der Familie her? Jana muss einsehen, dass ihre sorgsam verborgene Vergangenheit sich mit aller Macht in ihr Leben drängt und bald alle in Gefahr bringt…

„Wähle den Tod“ ist ein Psychothriller von Jutta Maria Herrmann.

Meine Meinung:
Erzählt wird im Präsens in 58 kurzen Kapiteln – und zwar abwechselnd aus der Sicht von Jana und aus der ihrer Tochter Kim. Dies sorgt für ein hohes Erzähltempo. Ein packender Prolog in der Ich-Perspektive aus der Sicht einer unbekannten Person und ein Epilog rahmen die Handlung ein.

Der Schreibstil ist flüssig, anschaulich und dank viel wörtlicher Rede sehr lebhaft, aber schnörkellos. Die Sätze sind meist recht kurz, was ebenfalls zu einem schnellen Lesetempo führt. Der Einstieg in die Geschichte fällt leicht. Schon die ersten Kapitel sind fesselnd.

Mit Jana steht eine Protagonistin im Vordergrund, die alles andere als eine Heldin verkörpert. Sie hat nicht nur Ecken und Kanten, sondern lügt und betrügt gleich mehrere Menschen in ihrem Leben. Dies macht sie als Charakter durchaus reizvoll. Etwas enttäuscht hat mich, dass sie im Laufe der Geschichte keine Entwicklung durchmacht. Das wirkt zwar durchaus konsequent, jedoch auf mich auch ein wenig unglaubwürdig. Das Verhalten der übrigen Personen ist durchweg authentisch. Viele der Nebenfiguren bleiben allerdings etwas blass.

Die Grundidee des Thrillers finde ich interessant und kreativ. Die Auflösung ist absolut schlüssig und überzeugend. Die Geschichte wird zu keiner Zeit langatmig, die Spannung bleibt bis kurz vor Ende erhalten. Der Autorin gelingt es gut, den Leser lange im Unklaren über den Absender der Nachrichten zu lassen. Die Handlung bietet an einigen Stellen Überraschungen, ist an anderen dagegen recht vorhersehbar. Bei einigen Passagen habe ich zudem den Eindruck, dass die zeitlichen Abläufe nicht ganz stimmen können. Das hat das Lesevergnügen aber nicht stark gestört.

Das Cover ist für einen Thriller nicht besonders kreativ, passt aber gut zum Genre. Der Titel ist ebenfalls treffend und macht neugierig.

Mein Fazit:
„Wähle den Tod“ von Jutta Maria Herrmann ist trotz kleinerer Schwächen in der Umsetzung ein lesenswerter Psychothriller, der mir spannende Lesestunden bereitet hat.

Veröffentlicht am 12.07.2018

Das Leben der Alma Mahler

Die Muse von Wien
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Wien zur Zeit der Jahrhundertwende: Der Maler Gustav Klimt war die erste Liebe von Alma Schindler. Für den österreichischen Komponisten Gustav Mahler, Direktor der Wiener Oper, wird sie zur Muse. Alma, ...

Wien zur Zeit der Jahrhundertwende: Der Maler Gustav Klimt war die erste Liebe von Alma Schindler. Für den österreichischen Komponisten Gustav Mahler, Direktor der Wiener Oper, wird sie zur Muse. Alma, Tochter eines Künstlers, wächst nicht nur mitten unter der Wiener Boheme auf. Sie ist auch selbst Künstlerin. Mit Leidenschaft spielt sie Klavier und komponiert ebenfalls. Mit Anfang 20 verlobt sie sich mit Mahler und heiratet ihn im Jahr 1902. Doch sie zahlt einen hohen Preis: Sie muss für ihn die Komposition aufgeben. Und auch sonst fällt ihr das Glück nicht in den Schoß…

„Die Muse von Wien“ von Caroline Bernard ist der sechste Band der Reihe „Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe“ des Aufbau-Verlags, kann aber unabhängig gelesen werden.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus 55 Kapiteln und einem Epilog. Erzählt wird aus der Sicht von Alma. Die Handlung deckt einen Zeitraum von einigen Jahren ab. Leider sind die Kapitel nicht mit Jahreszahlen versehen, was die Orientierung erleichtert hätte.

Der Schreibstil ist angenehm, flüssig und anschaulich. Die Beschreibungen von Wien laden dazu ein, sich in frühere Zeiten zu träumen. Einige Ereignisse aus Almas Leben wurden zwischendurch vor allem in den ersten Kapiteln jedoch so knapp wiedergegeben, dass ich mich stellenweise an einen Schulaufsatz erinnert gefühlt habe. Das hat das Eintauchen in die Geschichte ein wenig erschwert.

Ich habe ein wenig gebraucht, um mich mit der Hauptprotagonistin Alma anzufreunden, da sie von sich selbst ziemlich eingenommen ist. Ihre selbstbewusste und mutige Art ist jedoch auch reizvoll. Insgesamt kommt sie authentisch rüber und ich habe gerne verfolgt, wie sich ihr Leben entwickelt. Man kann sich gut in sie hineinversetzen. Auch die übrigen Personen wirken realitätsnah.

Die Handlung ist abwechslungsreich. Trotz der eher hohen Seitenzahl hat der Roman nur wenige Längen.

Gut gefallen hat mir, dass eine historisch belegte Persönlichkeit im Vordergrund der Geschichte steht. Auf unterhaltsame Art verwebt die Autorin Fiktion und Faktion. Nebenbei erfährt man so einiges über das Leben in Wien zur damaligen Zeit und insbesondere über die Kunst- und Musikszene. Auch das Nachwort ist interessant und liefert weitere Informationen, die die Recherchearbeit der Autorin belegen.

Das Cover und die Aufmachung der broschierten Ausgabe sind sehr hübsch geworden. Der Titel ist knackig und treffend gewählt.

Mein Fazit:
„Die Muse von Wien“ von Caroline Bernard ist ein unterhaltsamer Roman mit historischer Kulisse, der für kurzweilige Lesestunden sorgt.

Veröffentlicht am 10.07.2018

Wie Jessieanna die Wurzeln ihrer Familie entdeckt

Wo die Dünen schimmern
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Kalifornien im Jahr 2004: Jessieanna Jessen ist Künstlerin und arbeitet zeitweise in der Kosmetikfirma ihrer Großmutter Juniper Denton. Die junge Frau will eine Lotion herzustellen, die nicht nur auf die ...

Kalifornien im Jahr 2004: Jessieanna Jessen ist Künstlerin und arbeitet zeitweise in der Kosmetikfirma ihrer Großmutter Juniper Denton. Die junge Frau will eine Lotion herzustellen, die nicht nur auf die Haut, sondern auch auf die Seele wirkt. Doch den perfekten Duft dafür hat sie noch nicht gefunden. Wegen einer schweren Lungenkrankheit schickt sie ihr Vater Pinswin in seine alte Heimat, damit sich Jessieanna auf der Insel Amrum auskurieren kann. Dort trifft sie auf Lian. Was bedeutet diese Begegnung für die geplante Hochzeit mit Ryan? Und wird sie an der Nordsee die fehlende Komponente für die Lotion finden?

„Wo die Dünen schimmern“ ist der zweite Band der Nordsee-Trilogie von Patricia Koelle.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus 33 Kapiteln sowie einem Epilog. Es gibt mehrere Erzählstränge. Die Handlung spielt abwechselnd in den Jahren 2004 und 2005 sowie in den 1940er- und 1950er-Jahren. Schauplätze sind vor allem die Nordseeinsel Amrum, Kalifornien und Kanada. Erzählt wird vorwiegend aus der Sicht von Jessieanna und Pinswin.

Der Schreibstil ist locker, lebhaft und anschaulich. Die tollen, bildhaften Beschreibungen von Meer, Sand und sonstiger Umgebung laden zum Träumen ein und erzeugen Fernweh. Der Einstieg in die Geschichte ist sehr leicht.

Bei der Nordsee-Trilogie handelt es sich um eine Art Familiensaga. In der Fortsetzung von „Wenn die Wellen leuchten“ stehen die Hauptprotagonisten Jessieanna und Pinswin im Vordergrund, die ich beide schon nach wenigen Seiten sympathisch und liebenswürdig fand. Auch die übrigen Charaktere wirken authentisch und vielschichtig. Die Vielzahl an weiteren Figuren ist in diesem Roman zum Teil allerdings etwas verwirrend. Ohne das Vorwissen des ersten Bandes fiel es mir stellenweise etwas schwer, einen Überblick zu behalten. Auch die vielen ungewöhnlichen Namen der Personen (Skem, Birke, Elvar, Kyana, Katriona usw.) und die unterschiedlichen Zeitebenen machen das Verständnis nicht einfacher.

Das Setting hat mir unheimlich gut gefallen. Ein weiterer Pluspunkt ist für mich, dass die Geschichte nicht typisch seicht und klischeehaft wie bei anderen Sommerromanen ist, sondern viel Ernsthaftigkeit, Komplexität und Tiefgründigkeit bieten kann. Dadurch konnte sie mich emotional berühren.

Die Handlung ist kreativ, überwiegend abwechslungsreich und teilweise sogar spannend. An einigen Stellen ist sie für meinen Geschmack jedoch etwas zu ausschweifend. Das Ende empfinde ich als sehr gelungen.

Erwähnenswert ist auch, dass immer wieder kreative Rezepte in den Roman eingestreut sind. Eine schöne Idee.

Das Cover finde ich sehr hübsch und passend. Auch der Titel ist ansprechend und treffend gewählt.

Mein Fazit:
„Wo die Dünen schimmern“ von Patricia Koelle ist ein unterhaltsamer Roman zu einer interessanten Familiengeschichte, die schöne Lesestunden bereitet. Fehlendes Vorwissen des ersten Bandes der Nordsee-Trilogie kann die Lektüre allerdings etwas erschweren.

Veröffentlicht am 08.07.2018

Wenn Major Tom anruft…

Miss Gladys und ihr Astronaut
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Das Gedächtnis lässt die 70-jährige Gladys Ormerod immer stärker im Stich, aber blöd ist sie nicht. Nein, sie hat wirklich mit dem Menschen telefoniert, der als erster auf dem Weg zum Mars ist, um den ...

Das Gedächtnis lässt die 70-jährige Gladys Ormerod immer stärker im Stich, aber blöd ist sie nicht. Nein, sie hat wirklich mit dem Menschen telefoniert, der als erster auf dem Weg zum Mars ist, um den Planeten bewohnbar zu machen. Da ist sie sich sicher. Doch Astronaut Thomas Major (47), von den Medien „Major Tom“ genannt, wollte eigentlich gar nicht mit Miss Gladys, sondern seiner Exfrau Janet sprechen. Am liebsten würde der verbitterte und vom Leben sehr enttäuschte Engländer gleich wieder auflegen, doch die ältere Dame und ihre Enkelkinder Ellie (15) und James (10) stecken in ernsten Schwierigkeiten. Während Vater Darren im Gefängnis sitzt, stehen die Ormerods kurz davor, aus ihrem Haus geworfen zu werfen. Wie kann der Familie bloß geholfen werden, ohne dass die Behörden Wind davon bekommen und die Minderjährigen von ihrer Oma trennen?

„Miss Gladys und ihr Astronaut“ ist ein tragikomischer Roman von David M. Barnett über eine ungewöhnliche Freundschaft.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus drei Teilen mit insgesamt 68 Kapiteln von einer angenehmen Länge. Erzählt wird aus der Perspektive unterschiedlicher Figuren. Neben dem Geschehen in der Gegenwart gibt es immer wieder Rückblenden, wobei ich die Übergänge zum Teil etwas verwirrend fand. Das kann auch daran gelegen haben, dass fast durchgehend im Präsens erzählt wird. Insgesamt hat mir der Aufbau jedoch ganz gut gefallen.

Der Schreibstil ist locker und flüssig, die Beschreibungen sind lebhaft und anschaulich. Schön finde ich die Verweise zu Musiktiteln, Filmen und anderer Literatur.

Die Charaktere sind reizvoll gewählt. Nicht nur Miss Gladys und Thomas werden vielschichtig und detailliert dargestellt. Gut finde ich, dass vor allem Letzterer eine Entwicklung durchmacht. Die Hauptprotagonisten sind Menschen mit Ecken und Kanten. Auch die übrigen Personen sind mir im Laufe des Romans ans Herz gewachsen.

Die Handlung ist abwechslungsreich, unterhaltsam und nachvollziehbar. Größtenteils wird die Geschichte spannend erzählt, nur in der Mitte gibt es ein paar Längen. Die Auflösung ist schlüssig. Mit Ausnahme der letzten Kapitel wirkt das Geschehen glaubwürdig und durchaus realitätsnah.

Die Grundidee, die hinter der Geschichte steht, finde ich sehr kreativ und ansprechend. Auch die Thematik der sich steigernden Altersdemenz macht den Roman interessant. Sie fügt ihm neben lustigen und spannenden Passagen auch eine nachdenkliche Komponente hinzu. Ernste Töne werden auch durch geschilderte Schicksalsschläge und die Problematik des Mobbings angeschlagen. Die Geschichte ist somit bewegend und verfügt über Tiefgang.

Das Buch ist liebevoll gestaltet, die Optik des Covers sagt mir allerdings nicht so sehr zu wie das der Erstausgabe. Der deutsche Titel ist durchaus sinnig. Jedoch trifft auch hier das englische Original „Calling Major Tom“ eher meinen Geschmack.

Mein Fazit:
„Miss Gladys und ihr Astronaut“ von David M. Barnett ist ein berührender, charmanter Roman über eine besondere Familie und einen unkonventionellen Astronauten. Eine empfehlenswerte Geschichte, die für unterhaltsame Lesestunden sorgt.