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Skadi

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.10.2018

Vom Lieben und Fallen

Die weltbeste Geschichte vom Fallen
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Der Roman „die weltbeste Geschichte vom Fallen“ erzählt aus der Ich-Perspektive die Geschichte eines jungen Roofers, der auf der stetigen Suche nach mehr Freiheit auf noch höheren Dächern ist. Bei einer ...

Der Roman „die weltbeste Geschichte vom Fallen“ erzählt aus der Ich-Perspektive die Geschichte eines jungen Roofers, der auf der stetigen Suche nach mehr Freiheit auf noch höheren Dächern ist. Bei einer seiner Aktionen lernt er Bojana kennen, die als Kind mit ihrer Familie vom Balkan geflohen ist. Er verliebt sich in sie, doch plötzlich muss er sich zwischen dieser Liebe und seiner großen Leidenschaft entscheiden.

Den Namen des Ich-Erzählers erfährt der Leser in diesem Buch nie, dennoch lernt man ihn beim Lesen fast besser kennen als viele andere Protagonisten. Statt vieler Charakterisierungen, zeigt er dem Leser die Welt aus seinen Augen – eine Welt über den Dächern Stockholms die mit unserem eigenen Alltag herzlich wenig zu tun hat. Mir persönlich war dieser namenlose Adrenalin-Junkie von der ersten Seite an sympathisch, seine Handlungen und Gefühle meist nachvollziehbar. Seine Liebe zu Bojana wird in jedem Moment mehr als deutlich.

Bojana wirkt ebenso sympathisch. Sie ist gutherzig, zielorientiert, bei einem Unfall mit einer Straßenbahn hat sie ein Bein verloren, doch davon ließ sie sich nie unterkriegen und neben dem Studium hilft sie in einer der Flüchtlingsunterkünfte in Stockholm. Damit greift das Buch aktuelle Themen ganz nebenbei auf, ohne ihre Bedeutung herunter zu spielen. Ein weiteres dieser Themen ist Cannabis, mit dem der Ich-Erzähler Bojana gegen die Phantomschmerzen helfen will.

Die Spannung ist leider nicht immer vorhanden, stellenweise wirkt der Roman etwas vorhersehbar. Das liegt allerdings unter anderem auch daran, dass man den Protagonisten so gut kennen lernt, dass man leicht voraus ahnen kann, was er als nächstes tun wird. Zum anderen werden manche Momente endlos in die Länge gezogen – was nicht heißen soll, dass diese Stellen nicht gelungen sind, nur wer einen Roman, der nur aus hohem Tempo besteht, lesen will, sollte von diesem dann vielleicht doch lieber die Finger lassen.

Trotzdem ist die Geschichte eine emotionale und fesselnde Achterbahnfahrt. Weil manchmal nur eine winzige Entscheidung zwischen Glück und Fallen liegen. Nervenaufreibend und packend.

Verursacht wird dies vor allem von Faßbenders großartigem Schreibstil! Mich hat in dieser Hinsicht schon die Leseprobe vom Hocker gerissen und der Rest des Buches konnte auf jeden Fall halten, was die ersten Seiten versprochen haben. Daniel Faßbender zeichnet mit einfachen Worten Bilder in den Kopf des Lesers. Detailliert, philosophisch und die Welt hervorragend eingefangen. Für mich ist das Buch schon allein deswegen eine Empfehlung wert.

Kurz gesagt: Mich hat das Buch gepackt, begeistert und in seinen Bann gezogen.

Veröffentlicht am 24.09.2018

Studentenrevolte und eine Tote

Die Tote im Wannsee
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Westberlin, 1968. Am Strandbad Wannsee wird die Leiche einer jungen Frau gefunden. Die Frau arbeitete in der Kanzlei Horst Mahlers. Während die Studenten auf den Straßen revoltieren und Mahler befreien ...

Westberlin, 1968. Am Strandbad Wannsee wird die Leiche einer jungen Frau gefunden. Die Frau arbeitete in der Kanzlei Horst Mahlers. Während die Studenten auf den Straßen revoltieren und Mahler befreien wollen, nimmt Wolf Heller die Ermittlungen im Fall der Toten auf und stößt dabei auf tiefgehende Verstrickungen.

Erzählt wird nicht nur aus Hellers Perspektive, sondern auch aus der der amerikanischen Studentin Louise Mackenzie, die zu den aufständischen Studenten vom SDS gehört und in einer Kommune in der Wielandstraße wohnt. Und Harry Schwarz, dessen Identität nur langsam im Verlauf der Geschichte geklärt wird.

Zuerst einmal zur Hauptfigur Heller. Ich persönlich habe ein bisschen gebraucht, um mit ihm warm zu werden, weil er doch eine sehr eigene Art hat. Allerdings steht er für seine Überzeugungen ein und lässt sich nicht von seinem Weg abbringen – koste es, was es wolle. Damit ist er mir im Laufe des Buches durch und durch sympathisch geworden. Obwohl auch er nicht frei von Fehlern ist, wie man beispielsweise in seinem Umgang mit seiner Vermieterin Paula hin und wieder bemerkt. (Dafür sorgt er sich immer ganz rührend um deren Kinder Jochen und Astrid.)

Die Fülle der weiteren auftretenden Figuren macht es zwar manchmal schwer, mitzukommen und den Überblick über den Fall zu behalten, allerdings trägt das eher zur Spannung bei, als dass es wirklich stören würde und je weiter Heller mit seinen Ermittlungen kommt, desto leichter wird es, zu folgen.

Der Fall selbst ist spannend gestaltet, mit jeder Menge Irrungen und Wirrungen. Bis zuletzt ist nicht 100% klar, was genau passiert ist und was das Motiv war. War es der gewalttätige Ehemann der Toten? Und was hat der homosexuelle Fußballer der Hertha damit zu tun? Und warum will Hellers Vorgesetzter Holzinger, dass der Fall schnell abgeschlossen wird?

Der Stil ist klar, direkt und flüssig zu lesen. Die Beschreibungen lassen die Geschichte lebendig werden. Gespickt wird das Ganze in philosophischen Unterbrechungen über das Zeitgeschehen, die Vergangenheit und die Menschheit.

Mein persönliches Highlight waren die vielen kleinen Details, die das Westberlin der 1968er Jahre in diesem Buch zum Leben erwecken. Von geographischen Gegebenheiten über die Erwähnung von Radiosongs und Filmen bis hin zur Darstellung des Umgangs mit der NS-Vergangenheit – allen voran, wie diese von vielen unter den Tisch gekehrt wurde.

Damit ist dieses Buch für mich ein absolut empfehlenswerter Krimi für alle, die mal ein paar Stunden in das Jahr 68 abtauchen wollen.

Veröffentlicht am 14.09.2018

Eine wunderschöne Fantasygeschichte

BeastSoul
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Finya liebt nichts so sehr, wie in die Welt ihrer Bücher abzutauchen und mit den Protagonisten die Abenteuer zu erleben. Doch dann wird Finyas Leben selbst zu einem solchen Abenteuer: Als Beasttamerin ...

Finya liebt nichts so sehr, wie in die Welt ihrer Bücher abzutauchen und mit den Protagonisten die Abenteuer zu erleben. Doch dann wird Finyas Leben selbst zu einem solchen Abenteuer: Als Beasttamerin lernt sie in Arcanus mit ihren Fähigkeiten umzugehen und gemeinsam mit „ihrem“ Beast Leonél zu kämpfen.

Zuerst ist mir natürlich das wunderschöne Cover aufgefallen – wie könnte man sich nicht sofort darin verlieben? Aber es ist nicht nur schön, es passt auch perfekt zur Geschichte und das zählt mindestens genauso viel.

Anfangs hat mich die Geschichte sehr an Harry Potter erinnert. Nicht im negativen Sinne, sondern durch und durch positiv. Für mich war es, wie nach vielen Jahren nach Hause zu kommen und gleichzeitig eine neue aufregende Welt zu entdecken.

Finya war mir als Hauptfigur so sympathisch wie noch nie in einem Fantasy-Jugendbuch. Zu Beginn war sie zwar ein wenig zu defensiv, doch im Laufe der Geschichte macht sie eine beeindruckende Entwicklung durch, was ihr noch mehr Tiefe verleiht.

Auch die anderen Figuren sind spannend und gut ausgearbeitet. Genauso wie die Hintergründe von Nebula Astéri, der Welt in der die Geschichte spielt. Immer wieder erfährt man etwas über die Geschichte dieser Welt und der Akademie. Durch diese liebevollen Details, fällt es ganz leicht, sich in das Buch hineinsaugen zu lassen. Ehrlich gesagt habe ich schon seit einer Weile kein Buch mehr gelesen, das ich unbedingt weiterlesen wollte und gleichzeitig auch nicht, weil ich Angst hatte, auf der letzten Seite anzukommen und Abschied nehmen zu müssen. Zum Glück wird es ja noch vier weitere Teile geben – ich kann sie wirklich kaum erwarten!

Der Spannungsbogen ist gut gelungen. Die Autorin zeigt auf wundervolle Weise, dass ein Buch auch gerne langsame Passagen haben darf und nicht nur Actionszenen Spannung erzeugen.

Dazu kommt noch ein wundervoller Stil: locker, witzig und gleichzeitig mit einem poetischen Touch. Vor allem lässt sich das Buch super lesen.

Ich muss gestehen, ich habe mich beim Lesen wirklich in das Buch verliebt. Oder um es anders auszudrücken: ein Muss für alle Fantasyfans und jene, die ihre Liebe zu diesem Genre wieder (neu) entdecken wollen!

Veröffentlicht am 26.07.2018

Vorsicht: Suchtpotential

Schneepoet
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Nach seiner Trennung von seiner großen Liebe Inga zieht Luc nach Paris, dort nimmt das Unheil seinen Lauf. Er versinkt in einem Strudel aus düsteren Gedanken, Drogen und Sex.

Das Buch kommt in ungewohnter ...

Nach seiner Trennung von seiner großen Liebe Inga zieht Luc nach Paris, dort nimmt das Unheil seinen Lauf. Er versinkt in einem Strudel aus düsteren Gedanken, Drogen und Sex.

Das Buch kommt in ungewohnter Form als Lucs Tagebuch daher und wird zu einer fesselnden Reise in seine Gedanken, bedrückend und erheiternd zugleich. Seine Geschichte ist voller tragischer Komik. Auf nahezu jeder Seite versteckt sich ein intelligentes Wortspiel – nach dem Lesen offenbart sich auch der Titel als solches. So bringt das Buch einen trotz der ernsten Themen und der drückenden Stimmung der Geschichte, den Leser regelmäßig zum Schmunzeln. An dieser Stelle ein ganz großes Kompliment an Nika Sachs für diesen großartigen Schreibstil, der das Buch zu etwas ganz speziellem werden lässt. Mit diesem Stil vereint sie eine ungewöhnliche Mischung aus bildhafter Sprache und Direktheit. Herrlich fern des Mainstreams.

Doch auch abseits des Stils ist das Buch großartig. Eine packende Geschichte, die man einfach weiterlesen muss! Deswegen eine Warnung: lesen während Bahnfahrten auf eigene Gefahr – ich hätte mehrere Male beinahe meine Haltestelle verpasst, weil ich vollkommen versunken in Lucs Geschichte war.

Dazu kommen Figuren, die so real wirken, dass man meinen könnte, sie säßen neben einem. Sie sind voller Ecken und Kanten, fernab vom Ideal und gerade deswegen auf ihre Art perfekt. Während des Lesens bin ich ihnen nicht nur begegnet, ich habe sie kennen gelernt und sie sind beinahe zu Freunden geworden. Chaotische Freunde, um die man sich dauernd Sorgen machen muss. Ich habe ihre kurzen Hochs und die vielen Tiefs miterlebt.

Und dann war das Buch plötzlich zu Ende. Aber zum Glück gibt es noch zwei weitere Teile und das Buch „Am Horizont schwarz“, die hoffentlich bald ebenfalls bei mir einziehen werden.

Kurz gesagt: absolute Leseempfehlung für eines der authentischsten Bücher, die ich in den vergangenen Jahren lesen durfte.

Veröffentlicht am 21.07.2018

Eine spannende Zeitreise

Donaudämmerung
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Ernestine Bremstaller wird tot in ihrer Wohnung in Linz aufgefunden. Die Ermittlungen übernimmt das Dezernat IIa um Hauptkommissar Steininger. Was war das Motiv? Hat die ältere Frau sich mit den falschen ...

Ernestine Bremstaller wird tot in ihrer Wohnung in Linz aufgefunden. Die Ermittlungen übernimmt das Dezernat IIa um Hauptkommissar Steininger. Was war das Motiv? Hat die ältere Frau sich mit den falschen Leuten angelegt? Liegt es daran, dass man ihr nachsagte, eine Tante Hermann Görings zu sein? Oder an der großen Erbschaft, die sie erhalten haben soll? Jeder im Haus scheint verdächtig zu sein, aber jeder scheint auch ein Motiv zu haben. Die angeblichen Verwandtschaftsverhältnisse rufen auch die Gestapo auf den Plan und Steininger trifft auf seinen ehemaligen Untergebenen Sedlak.

Donaudämmerung ist nicht nur ein spannender, sondern auch ein auf seine eigene Art komischer Krimi. Der Autor Thomas Buchner schafft es eine wunderbare Atmosphäre zu erschaffen, dank der man als Leser nach bereits einer Seite eine kleine Zeitreise in die NS-Zeit unternimmt. Er konzentriert sich dabei nicht auf die eigentlichen Gräueltaten dieser Zeit, sondern schildert auf authentische Art das einfache Leben der Bevölkerungen in „der Ostmark“. Diese ordentliche Portion Lokalkolorit macht das Buch zu einem fantastischen Erlebnis.

Der drohende Krieg gegen Polen wird zwar immer wieder erwähnt, dem Zeitgeist entsprechend gehen jedoch alle davon aus, dass wäre eine schnelle Sache, weshalb es nicht zentral für das Leben der Figuren zu sein scheint.

Die häufig wechselnden Perspektiven sind am Anfang vielleicht etwas verwirrend, aber sie sorgen auch dafür, dass man als Leser eine ganze Bandbreite spannender Charaktere kennen lernt. Vom Ermittler-Team hin zu der etwas anstrengenden Nachbarin der Toten. Jede dieser Figuren hat ihre eigene Macke, ihre eigene Art zu sprechen und sie alle erwachen auf den Seiten wahrhaftig zum Leben. Im Großen und Ganzen sind sie war keine klassischen Sympathieträger, aber man muss ihre kautzige und schrullige Art doch irgendwie mögen. Ich persönlich musste beim Lesen sehr häufig schmunzeln angesichts der beschriebenen Situationskomik.

Ein besonderer Faktor hinsichtlich der Authentizität ist die Sprache. Da sind die etwas trottelig wirkenden Ermittler mit ihrem wunderbaren Dialekt und ihnen gegenüber sitzt der Gestapo-Mann Sedlak, der seine Stellung wohl auch sprachlich beweisen möchte. Die rustikale Ehefrau Steiningers „Mizzi“, die ihrem Mann gegenüber kein Blatt in den Mund nimmt und die Ermittlerin Anna Rabitsch, die sich auch nicht davon unterkriegen lässt, dass ihr Chef sie permanent unterschätzt. Und zur Beruhigung für all jene, die fürchten den Dialekt nicht zu verstehen – die Dialoge sind sehr gut zu verstehen und im Notfall gibt es hinten im Buch ein kleines Glossar mit Übersetzungen ungewöhnlicher Wörter.

Über das Ende möchte ich an dieser Stelle lediglich sagen: Ich habe es in keinster Weise kommen sehen. Zu viele Spuren, zu viele mögliche Verdächtige, eine zu verstrickte und höchst spannende Situation. Dadurch besteht bis zum Schluss Spannung.

Um es kurz zu fassen: Ich habe mich beim Lesen immer mehr in dieses Buch verliebt. Ungewöhnliche Figuren, starke Atmosphäre und eine unglaubliche Authentizität, die sicher auch daher rührt, dass Thomas Buchner als Historiker natürlich vom Fach ist. Daher absolute Leseempfehlung für alle Krimi- und Geschichtsfans!