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Veröffentlicht am 11.03.2019

großartig

Die Liebe im Ernstfall
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"Die Liebe im Ernstfall" ist bereits in der Titelgebung großartig. Denn genau darum geht es in diesem wunderschön aufgemachten Büchlein auch. Hier wird nicht schön gezeichnet und nicht kitschig angemalt. ...

"Die Liebe im Ernstfall" ist bereits in der Titelgebung großartig. Denn genau darum geht es in diesem wunderschön aufgemachten Büchlein auch. Hier wird nicht schön gezeichnet und nicht kitschig angemalt. Hier wird das reale Leben auf so treffende, genaue und fast quälend berührende Weise geschildert, dass mir das Herz aufgegangen und der Hals manchmal eng geworden ist.

Daniela Krien nimmt sich fünf Frauenschicksale, die sie locker miteinander verbindet. In jedem Abschnitt wird eine dieser Frauen ins Zentrum gerückt und deren Leben und Liebe geschildert. Dabei wird schnell klar, dass die Liebe keine leichte und auch keine immerwährende glückliche Angelegenheit ist. Und das immer zwei dazu gehören, wenn eine Beziehung funktionieren soll. Und dass viele Liebesbeziehungen funktionieren, obwohl sie weder leicht noch glücklich sind.

Ich wage nicht, eine einzige gemeinsame Aussage zu finden für alle fünf Abschnitte. Außer vielleicht der, dass die Frauen sich oft erst zurückbesinnen müssen auf sich selbst, um dann die Liebe geben zu können, die glücklich macht. Die Frauen versuchen durch Kompromisse Harmonie zu erzeugen, lassen zu, dass die Männer sie verändern und zurückdrängen in eine Rolle, die sie eigentlich gar nicht wollen. Die Frauen, die dies erkennen reagieren oft mit Unmut oder großer Trauer. Liebe ist nichts für Feiglinge. Liebe ist im Ernstfall harte Arbeit.

Ein tolles Buch über das man hervorragend sinnieren und diskutieren kann. Ich liebe das Cover.

Veröffentlicht am 28.01.2019

hervorragend

Stella
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~~Ob wohl Takis Würger einkalkuliert hat, dass sein zweiter Roman „Stella“ einen solchen Sturm in der Literaturszene auslösen würde. Selbst Menschen, die den Roman gar nicht auf dem Schirm hatten, werden ...

~~Ob wohl Takis Würger einkalkuliert hat, dass sein zweiter Roman „Stella“ einen solchen Sturm in der Literaturszene auslösen würde. Selbst Menschen, die den Roman gar nicht auf dem Schirm hatten, werden jetzt aufmerksam, wenn TAZ und FAZ und Spiegel Rezensionen schreiben, in denen teilweise mit der wirklich großen Rezensentenkeule auf dieses sehr dünne und äußerlich eher unscheinbare Büchlein eingedroschen wird. Das Thema Nationalsozialismus und Judenverfolgung sind in den letzten Jahren sehr en vogue geworden im Belletristikbereich und werden auf jede nur erdenkliche Art und Weise in Romanen verwurschtet.


Die Frau, die seinem Buch den Namen Stella gibt, hat es wirklich gegeben. Sie war Jüdin und gleichzeitig eine der größten Denunziantinnen im Dritten Reich. Dafür wurde sie im realen Leben auch verurteilt und sie nahm sich das Leben. In Würgers fiktiven Buch – auf das Wort Fiktion muss man hier speziell nochmal hinweisen – verliebt sich ein junger Schweizer in eine Frau namens Kristin, von der er erst später erfährt, dass sie Jüdin ist und Stella heißt. Und auch, wie sie ihr Überleben in einer Diktatur sichern will, die jeden Juden vernichtet, dessen sie habhaft wird.

Wie gesagt, die Geschichte ist schmal und schnell erzählt. Würger findet treffende Worte, spart sich Ausschmückungen und Schönfärberei. Sein Held ist ein naiver Kerl, der lange vor Liebe blind ist und dem nicht mal auffällt, dass er einen bekennenden Nazi als Freund hat. Er bewegt sich wie ein Traumwandler in diesem NS-Deutschland und erst am Schluss ringt er sich durch, Farbe zu bekennen und Stellung zu beziehen.

Viele Rezensionen der Literaturkritiker bemängeln, dass Thema und reale Person der Stella hier in einem fiktiven Roman spielen. Mir hat gefallen, wie Würger das Leben dieser Frau aufgreift, die polarisiert und deren Schicksal doch nicht vergessen werden sollte. Man redet sich im Nachhinein leicht, dass man den Nazis Stand gehalten hätte, dass man so eine Geschichte nicht so scheinbar trivial erzählen darf. Aber ist nicht das Leben trivial? Ist Takis Würger nicht in Wirklichkeit erschreckend nah dran an den Menschen? Und darf nur große gewichtige vielseitige Literatur sich solch eines Themas annehmen?

Ich vergebe 5 Sterne für den Mut, für den Schreibstil, für die Anregung sich mit der Geschichte dieser Frau zu beschäftigen.

Veröffentlicht am 07.10.2018

es geht spannend weiter

Das Heer des Weißen Drachen
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Schon im ersten Band waren die Protagonisten vor allem auf der Suche nach Drachen, deren Blut sie als wichtige Ressource gewinnen müssen. Im zweiten Band wendet sich das Blatt und aus den Jägern werden ...

Schon im ersten Band waren die Protagonisten vor allem auf der Suche nach Drachen, deren Blut sie als wichtige Ressource gewinnen müssen. Im zweiten Band wendet sich das Blatt und aus den Jägern werden Gejagte, denn ein großer weißer Drache ist erwacht und sammelt Verderbte um sich, um die Menschenvölker zu töten.

War der erste Band noch ein langes Vorspiel, in dem wir die wichtigsten Darsteller kennen und einschätzen gelernt haben und bereits ein paar gefährlichen Drachen begegnet sind, so nimmt jetzt im zweiten Teil die Action zu, was mir sehr gefallen hat. Das liegt natürlich vor allem daran, dass die Bedrohung größer geworden ist. Und dass die Menschen anfangen müssen, zusammenzuhalten und nach einem Mittel gegen den weißen Drachen zu suchen.

Anthony Ryan schreibt episch und kraftvoll. Man muss dran bleiben, wenn man bei der großen Anzahl an Darstellern nicht manchmal den Überblick verlieren will. Aber es fällt schwer, das Buch wegzulegen, da es unter anderem durch Cliffhanger und Szenenwechsel immer spannender wird.
Ein wirklich guter Mittelteil, der Lust auf das Finale macht.

Veröffentlicht am 07.10.2018

bewegend

Befreit
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17 Jahre lang lebt Tara Westover ein Leben, wie man es sich nur schwer vorstellen kann, wie es aber in den USA sicher nicht einmalig ist. Ihre Eltern sind Mormonen und der Vater ist zudem psychisch krank ...

17 Jahre lang lebt Tara Westover ein Leben, wie man es sich nur schwer vorstellen kann, wie es aber in den USA sicher nicht einmalig ist. Ihre Eltern sind Mormonen und der Vater ist zudem psychisch krank und schottet Frau und Kinder gegen die feindliche Umwelt ab. Die Kinder dürfen nicht zur Schule, werden von ihrem Vater streng erzogen und reglementiert und mit seinem Verfolgungswahn belastet. Aber in Tara schlummert von Anfang an ein unbändiger Freiheitswille und sobald sich ihr die Gelegenheit bietet, beginnt sie doch zur Schule zu gehen und all das nachzuholen, was die Eltern ihr vorenthalten haben.

Innerhalb von 10 Jahren macht sie einen Schoolabschluss, kann schließlich erfolgreich im renommierten Cambridge studierten. Durch die Schulbildung kann sie sich auch aus dem psychischen und mentalen Gefängnis ihrer Familie lösen und wird unabhängig und frei für ein selbstbestimmtes Leben.
Eine bewegende und faszinierende Autobiographie, sehr spannend und hautnah geschrieben.

Tara ist Bewundernswertes gelungen und ihr Mut und ihre Klugheit machen sie zu einer ganz besonderen Heldin.

Veröffentlicht am 24.07.2018

Überzeugend

Ins Dunkel
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Nach einem teambildenden mehrtägigen Ausflug in die australische Wildnis kehrt nur neun der zehn Teilnehmer in die Zivilisation zurück. Alice bleibt verschwunden. Was ihre Kollegen nicht wussten ist, dass ...

Nach einem teambildenden mehrtägigen Ausflug in die australische Wildnis kehrt nur neun der zehn Teilnehmer in die Zivilisation zurück. Alice bleibt verschwunden. Was ihre Kollegen nicht wussten ist, dass sie als Spitzel für die Steuerbehörde gearbeitet hatte. Wusste vielleicht doch einer davon und hat sie beseitigt? Oder lebt sie noch und irrt durch den australischen Busch? Aaron Falk hofft es jedenfalls, denn er hat noch einen Notruf von Alice erhalten. Er und seine Kollegin Carmen ermitteln in alle Richtungen und suchen nach der Vermissten.

Der zweite Band von Jane Harper besticht erneut mit einer für einen Thriller eher anspruchsvollen Sprache und dem intensiven Beschreiben der Darsteller. Erst an zweiter Stelle kommen Plot und Suspense. Die Spannung entsteht tatsächlich durch die Personen, ihre Interaktionen, ihre Gespräche und Gedanken. Es ist kein blutiger Thriller, der hier erzählt wird sondern die intensive Suche nach der Wahrheit und nach Alice. Dabei werden auch ein paar geschickt platzierte Rückblenden erzählt, die erst scheinbar nicht viel preis geben aber schließlich doch erste Hinweise geben, was passiert ist.

Mich hat auch dieses Buch der australischen Autorin voll und ganz überzeugt. Bitte unbedingt mehr davon.