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Veröffentlicht am 27.07.2018

Tatort Franken

Brunnenleich
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Ein Segelturn während eines Karibikurlaubs entwickelt sich für Walter zum Horrortrip, der sein komplettes Leben verändert.

Ein Szenario wie man es vielleicht schon aus dem ein oder anderen Krimi kennt. ...

Ein Segelturn während eines Karibikurlaubs entwickelt sich für Walter zum Horrortrip, der sein komplettes Leben verändert.

Ein Szenario wie man es vielleicht schon aus dem ein oder anderen Krimi kennt. Nach einer feuchtfröhlichen Nacht und einem heftigen Ehestreit wacht ein Partner am nächsten Morgen auf und der andere Partner ist verschwunden, alles deutet auf ein Verbrechen hin, eine Leiche wird nie gefunden, die Beweise sind erdrückend, was folgt ist eine jahrelange Haft in einem ausländischen Gefängnis.
Als Walter nach der Haft nach Deutschland zurück kommt, will er eigentlich nur alles hinter sich lassen, aber plötzlich taucht seine totgeglaubte Frau auf und diesmal ist sie wirklich tot.

Die Autorin gibt dieser bekannten Geschichte gekonnt ein neues Gesicht. Sie erzählt in den einzelnen Kapiteln jeweils aus der Sicht der gerade handelnden Person, so bekommt der Leser einen Blick auf die Handlung aus den verschiedensten Winkeln. Gefühle, Intentionen, Konflikte werden so für den Leser besser nachvollziehbar, er bekommt Hinweise, die dem Ermittlerduo verborgen bleiben und kann so gut eigene Schlüsse ziehen und kombinieren, wobei die Autorin den Leser trotzdem noch auf eine falsche Fährte lockt.

Die Geschichte ist spannend geschrieben, ganz im Stil eines klassischen Krimis, die Figuren sind sympathisch und gut ausgearbeitet. Bei der Interaktion der beiden Ermittler untereinander war ich teilweise etwas verwirrt, weil die immer wieder thematisierten Differenzen für mich im Dialog oder im Umgang nicht so deutlich zu erkennen waren.

Das Finale hat für mich keine Überraschung gebracht, ich hatte kurz vor Schluss einen Verdacht zum Täter. Wie das Ganze allerdings zur Auflösung gebracht wurde hatte ich so überhaupt nicht auf dem Schirm. Der Show Down war gut inszeniert und bietet genug Raum für eine Fortsetzung, die es für mich gern geben darf. Und vielleicht schafft es die Geschichte ja mal in den Tatort, das Potenzial dazu ist auf jeden Fall da!

Veröffentlicht am 19.07.2018

Sprechstunde

Dr. Knox
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Mit Dr. Knox hat der Autor eine Romanfigur mit Serien-Charakter und Suchtpotenzial geschaffen.

Eine Figur mit Prinzipien, eine Figur die ziemlich kaputt ist und mit mehr als einem Dämon zu kämpfen hat, ...

Mit Dr. Knox hat der Autor eine Romanfigur mit Serien-Charakter und Suchtpotenzial geschaffen.

Eine Figur mit Prinzipien, eine Figur die ziemlich kaputt ist und mit mehr als einem Dämon zu kämpfen hat, die aber trotz aller Widrigkeiten nicht bereit ist den leichten Weg zu gehen. Eine Figur mit Witz, Härte, Gerechtigkeitssinn, Berufsethos. Eine Figur mit dem Drang das Richtige zu tun.

Auch die Geschichte hinter der Figur ist speziell. Ein Arzt, der in einer herruntergekommen Gegend eine Klinik für diejenigen betreibt, die am Rande der Gesellschaft stehen, und der sich das Geld für seine Arbeit dadurch beschafft, dass er vom Filmstar bis zum Bankräuber jeden behandelt, der aus offensichtlichen Gründen nicht in ein Krankenhaus möchte. Explosive Mischung, Komplikationen vorprogrammiert.

Das Buch ist nicht speziell als Actionthriller gekennzeichnet, passt aber für mich durchaus in dieses Genre und hat alles was hierfür nötig ist, angefangen von Menschenhandel, Zwangsprostitution, Geiselnahme, Schießereien bis hin zur russischen Mafia und dem durchgeknallten Sohn eines reichen Konzernchefs, der sich anmaßt durch sein Geld und seine Verbindungen über dem Gesetz zu stehen. Der Autor hat es gut verstanden die Debatte um Richtig und Falsch, Recht haben und Recht bekommen, Macht und deren Missbrauch in eine rasante und spritzige Action-Story zu packen.
Er lenkt die Sympathie und die Antipathie der Leser präzise auf die jeweiligen Figuren. Diese sind so treffend charakterisiert, dass man gar nicht anders kann als sie zu mögen oder zu hassen. Eine emotionale Achterbahnfahrt.

Die Geschichte ist wie ich finde klassisch amerikanisch. Mit Deutschland als Handlungsort hätte sie für mich nicht funktioniert, aber das ist OK.

Während der Lektüre kam mir ziemlich schnell der Gedanke daran, welcher Schauspieler für die Rolle vom Doc und seinem Kumpel Sutter geeignet wäre, ich kann mir die Story gut auf dem Bildschirm vorstellen. Fürs Erste wäre ich aber auch durchaus mit einer Fortsetzung des Romans zufrieden, den am Ende des Buches gibt es schon noch die ein oder andere Baustelle im Leben von Dr. Knox.

Veröffentlicht am 01.06.2024

Gozillas Artgenossen

Die Gesellschaft zur Erhaltung der Kaijū-Monster
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Jamie geht eigentlich mit einem guten Gefühl in sein halbjähriges Mitarbeitergespräch, im Gepäck einige Vorschläge zur Gewinnoptimierung. Als er das Büro seines Chefs verlässt ist er allerdings gefeuert ...

Jamie geht eigentlich mit einem guten Gefühl in sein halbjähriges Mitarbeitergespräch, im Gepäck einige Vorschläge zur Gewinnoptimierung. Als er das Büro seines Chefs verlässt ist er allerdings gefeuert und um seine Miete bezahlen zu können bleibt ihm nur ein Job als Lieferant. Bei einer seiner Touren trifft er einen ehemaligen Bekannten und der macht ihm ein Jobangebot bei GEK, einer "Tierschutzorganisation". Um was für Tiere es sich handelt erfährt Jamie erstmal nicht, aber was hat er zu verlieren, das Angebot ist verlockend und die Anforderungen an den Job simpel, es gilt Sachen zu tragen und Sachen tragen kann Jamie schließlich gut.

Kaiju kommt aus dem Japanischen und bezeichnet fremdartige Kreaturen. Ein typischer Vertreter dieser Riesenmonster ist den Meisten bekannt, nämlich Gozilla, dieses echsenähnliche Wesen, das in regelmäßigen Abständen Tokio zerstört. Jon Scalzi nimmt den Leser nun mit in die Heimat der Kaiju, einer Erde innerhalb eines Multiversums, wo die "Tiere" leben und eine Geheimorganisation es sich zur Aufgabe gemacht hat die Wesen und ihre Lebensbedingungen zu erforschen.

Die Welt des Autors ist fremdartig, lebensfeindlich und so ganz anders als die unsere. Die Beschreibungen von Flora und Fauna ist sehr kreativ und sorgt für perfektes Kopfkino. Fans der Gozilla Filme bekommen eine Art Hintergrundgeschichte zur Herkunft der Wesen geliefert, der Autor bedient sich hier an der Theorie des Multiversums, wie es SiFi Begeisterte sicher auch aus den Marvelfilmen kennen.

Neben Jamie gibt es noch einige weiter Figuren, ist doch ein ziemlich großes Team an der Erforschung beteiligt. Bei seinen Figuren verzichtet der Autor auf Beschreibungen zu Herkunft und Aussehen, sie bleiben so relativ neutral und jeder Leser kann hier selbst Bilder im Kopf erzeugen. Eine Figuren wird ohne Geschlechtsangabe beschrieben, hierfür werden Neo-Pronomen verwendet, auf deren Verwendung zu Beginn des Buches auch hingewiesen wird. Bei den ersten ein, zwei Sätzen war das etwas holprig für mich im Lesefluss, aber ich habe mich schnell daran gewöhnt.

Der Autor schreibt sehr eingängig, die Geschichte fließt leicht dahin bietet Spannung und viel Humor. Nicht nur die Dialoge sind witzig (manchmal war mir der Ton dann fast schon zu spaßig), sondern auch wen zum Beispiel beschrieben wird, wie man zwei der Kaiju dazu bewegen will, sich zu paaren. Natürlich ist dem Leser klar, dass es nicht bei dieser Idylle bleiben kann, wäre auf Dauer etwas eintönig, aber genau zum richtigen Zeitpunkt baut der Autor einen Twist auf, der das Tempo deutlich anzieht und der Story damit sogar eine Botschaft gibt. Gut gemacht.

Wer die Gozilla Filme, Geschichten wie Jurassic Park, oder auch Pacific Rim mag, wird sich mit dem Buch gut unterhalten fühlen und ich hätte nichts gegen eine Fortsetzung.

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Veröffentlicht am 31.05.2024

Finale

Tachyon 3
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Der Wettlauf gegen die Zeit beginnt, den das Raumschiff mit Yinis Vater kommt auf Terra Nova an und mit ihm die geheimnisvolle Macht, vor der er in seiner letzten Nachricht so eindringlich gewarnt hat. ...

Der Wettlauf gegen die Zeit beginnt, den das Raumschiff mit Yinis Vater kommt auf Terra Nova an und mit ihm die geheimnisvolle Macht, vor der er in seiner letzten Nachricht so eindringlich gewarnt hat. Auch Yini und ihre Mutter sind auf dem Weg dorthin, ebenso wie Monte, gejagt von der KI X7. Unaufhaltsam nähert sich die mächtige außerirdische Bedrohung und die Menschheit steht vor wichtigen Entscheidungen.

Der letzte Teil der Trilogie schließt an die Ereignisse aus Band zwei an. Die einzelnen Abschnitte der Geschichte folgen dieses Mal natürlich Yini nach ihrer erfolgreichen Flucht, der mörderischen KI X7, die ihnen hinterher jagt und natürlich Yinis Vater. Monte, der mir in den anderen Büchern sehr ans Herz gewachsen ist, tritt erst recht spät in Erscheinung, dafür macht der Leser Bekanntschaft mit einem neuen Charakter, der das Zeug zum Helden hat. Einige der Figuren machen während der finalen Ereignisse eine interessante Entwicklung durch, die man so wahrscheinlich nicht immer erwartet hätte.

Der Autor lässt seine Figuren in gewohnter Weise abwechselnd erzählen. Damit der zeitliche Ablauf klar wird, sind die einzelnen Kapitel mit Ort und Zeit betitelt. Ich habe recht schnell aufgegeben, da durchzublicken, denn die Handlungsstränge werden zwar simultan erzählt, laufen aber teilweise mit enormer zeitlicher Verschiebung ab. Was im ersten Buch seinen Anfang mit den Tachyonübertragungen genommen hat, die von Yini transkribiert wurden, verbindet sich jetzt, weit über einhundert Jahre später mit den aktuellen Ereignissen und verwebt sich letztlich gekonnt zu einem gemeinsamen Handlungsstrang. Alle bisherigen Ereignisse streben auf diesen finalen Punkt zu, um die Zusammenhänge zu verstehen muss man aber die anderen Bücher gelesen haben. Ich habe nach all dieser Vorbereitung, zugegebenermaßen, ein ziemlich furioses Finale erwartet und war dann etwas enttäuscht davon, wie unaufgeregt der Autor das letztlich löst, obwohl es natürlich rückblickend vollkommen logisch ist.

Der Stil des Autors ist gewohnt leichtgängig und fesselnd. Auch wenn ich das ein, oder andere Mal gut auf ein paar hundert Worte hätte verzichten können, war die Geschichte in Idee und Umsetzung ganz meins. SiFi Fans kommen hier voll auf ihre Kosten, Raumschiffe, fremde Planeten, außerirdische Lebensformen, interstellares Reisen, künstliche Intelligenz, modifizierte Klonkörper, Waffen mit unvorstellbarer Vernichtungskraft und, und, und. Was ich dem Autor hier hoch anrechne ist, dass er mich nicht mit technischen Details erschlägt, die ich eh nicht verstehen könnte. Die komplizierten zeitlichen Abläufe sind verwirrend genug, hier wäre vielleicht eine Art Zeitsrahl am Ende des Buches sehr praktisch.

Auf insgesamt wohl über 1500 Seiten hat der Autor hier eine recht klassische Geschichte gebaut, in der gewöhnliche Menschen eher durch Zufall zur Rettung der Menschheit beitragen. Nicht neu, aber immer hier sehr spannend erzählt. Ich habe die Figuren sehr lieb gewonnen und werde zum Abschied schon ein bisschen wehmütig. Am Ende empfinde ich sogar für X7 sow as wie Sympathie, wer hätte das im ersten Buch gedacht.

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Veröffentlicht am 19.05.2024

Zum Ursprung

Mütter Europas
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Geschichte ist ein unglaublich spannendes und weitläufiges Themengebiet und die verschiedensten Ereignisse wurden bereits aus den verschiedensten Blickwinkeln analysiert. Interessant ist dabei natürlich ...

Geschichte ist ein unglaublich spannendes und weitläufiges Themengebiet und die verschiedensten Ereignisse wurden bereits aus den verschiedensten Blickwinkeln analysiert. Interessant ist dabei natürlich immer der aktuelle Stand der Wissenschaft der jeweiligen Zeit und so bleibt es nicht aus, das sich Lehrmeinungen, die zu ihrer Zeit revolutionär waren, später als schlichtweg falsch herausstellen und letztlich ganze Geschichtsbücher neu geschrieben werden müssen.

Auch über die Entwicklung des modernen Menschen, vom Affen hin zum aufrecht gehenden Neandertaler bis zu uns, die wir heute in Europa leben, wurde schon viel geforscht und die Ergebnisse dieser Forschung bildete die Grundlage dessen, was ich in der Schule gelernt habe. Meinen Enkeln wird sich später im Schulunterricht allerdings schon ein ganz anderes Bild zeigen.

Mit modernsten DNA Analysen ist es Prähistorikern mittlerweile gelungen unsere Entstehungsgeschichte immer detaillierter nachzuverfolgen. Funde werden neu bewertet und wir müssen die Sichtweise auf das Leben unserer Vorfahren überdenken. Es wird deutlich, das Funde oft fehlinterpretiert wurden, teils aus Unwissenheit, teils aber einfach auch, weil sie so besser in unser patriarchalische System passen. Die Vorstellung vom starken Steinzeitjäger, der seiner Familie das Mammut nach Hause bringt und den Frauen, die in der Zwischenzeit die Höhle sauber halten, ist allerdings überholt und nach den neuesten Erkenntnissen schlichtweg falsch.

Wie unsere Entwicklung, von einer nahezu gleichberechtigten Gesellschaft, über Jahrhunderte hin zu dem führen konnte, was heute unser allgemeines Weltbild bestimmt, wird im vorliegenden Buch anschaulich erklärt. Karin Bojs zeichnet die Wege unserer Vorfahren sehr detailliert nach, anhand bekannter Funde erklärt sie, wie verbreitet der Kult rund um eine "Muttergöttin" war und wie sich dieser im Laufe der Zeit gewandelt hat. Die Gründe hierfür sind vielfältig und auch ihnen geht die Aurorin nach, wobei sie die Arbeiten vieler Historiker*innen in ihre Überlegungen einbezieht.

Trotz der vielen wissenschaftlichen Fakten ist das Buch leichtgängig geschrieben und bietet neben interessanten Fakten auch viel Unterhaltung. Unterstützt werden die Texte mit einigen Fotografien, erklärenden Karten, einem umfassenden Quellennachweis und verschiedenen Registern zu Personen und Orten.

Das Buch erklärt woher wir kommen und räumt auf mit veralteten Denkmustern und Klischees. Die neuesten Methoden der DNA Analyse machen deutlich, dass wir Europäer ein weitgereister, buntgemischter Haufen sind und das ist gut so.

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