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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.07.2018

Gewagte Thesen

Blutsbande
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beziehungsweise sehr, sehr einseitige stellt die Autorin, die Journalistin Beate Krafft-Schöning hier auf - aus meiner Sicht ganz klar investigativer Journalismus, wie er nicht sein sollte! Ich hatte gehofft, ...

beziehungsweise sehr, sehr einseitige stellt die Autorin, die Journalistin Beate Krafft-Schöning hier auf - aus meiner Sicht ganz klar investigativer Journalismus, wie er nicht sein sollte! Ich hatte gehofft, dieses doch sehr aktuelle Thema von allen Seiten beleuchtet zu bekommen - aber .... Pustekuchen!

Die Polizei, das sind wahlweise böse Buben, Angsthasen oder Witzfiguren, die die Problematik einfach nicht raffen, der Miri-Clan zwar gefährlich, die Mitglieder im Grunde ihres Herzens aber doch liebenswert. Die Autorin selbst - ja, das ist die schlaue Spürnase, die sich á la Wallraff mitten ins Geschehen begibt und Interviews mit den wildesten Gestalten zustandebringt.

Wow! Das zumindest ist offenbar die gewünschte Reaktion der Leserschaft, wobei mir dieser Begeisterungsruf bereits beim ersten "W" im Halse steckenbleibt. Nö, definitiv kein Buch, das die Welt braucht: viel zu naiv, viel zu einseitig, viel zu undifferenziert - finde jedenfalls ich und rate jedem vom Kauf dieses Buches ab!

Veröffentlicht am 27.07.2018

Shiny happy people holding hands

Glückliche Menschen küssen auch im Regen
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singen REM: der Titel hätte lange Zeit für Dianes Leben stehen können, hat sie doch mit Mann Colin und Tochter Clara eine wunderbare Familie gehabt und dann noch mit Félix, ihrem besten Freund, der immer ...

singen REM: der Titel hätte lange Zeit für Dianes Leben stehen können, hat sie doch mit Mann Colin und Tochter Clara eine wunderbare Familie gehabt und dann noch mit Félix, ihrem besten Freund, der immer für sie da ist, ein Literaturcafé betrieben. Naja, eigentlich hat es Félix betrieben, genauso wie Colin das gemeinsame Leben geregelt hat, denn Diane ist eigentlich lebensunfähig: war sie schon immer, aber nun, nachdem sie durch einen Verkehrsunfall Mann und Kind verloren hat, ist sie es noch mehr. Dennoch beschließt sie, für unbestimmte Zeit nach Irland zu gehen, was eigentlich Colins Traum war. Dort ändert sich einiges für sie...

Das alles klingt, als hätte man es schon mal gehört, schon mal gelesen und glauben Sie mir, genauso ist es: wenig originell verfährt die franzöische Autorin Agnès Martin-Lugand mit ihren Charakteren und mehr noch mit ihren Lokalitäten - das typisch Irische beginnt und endet mit Guiness, das typisch Französische.... keine Ahnung, das hat sich mir nicht offenbart. Atmosphärisch ist hier rein gar nichts, auch nicht die Figuren, die sich nur im Ansatz erfassen lassen.

Außerdem wird im Romänchen, denn mehr ist es nicht, quasi durchgehend geraucht - sowohl in Frankreich als auch in Irland - ohne Fluppe in der Hand scheinen die Figuren nicht funktionstüchtig zu sein. Man fragt sich, was das in einem Werk der 2010er eigentlich soll? Davon sind wir doch - in allen europäischen Ländern - inzwischen weit entfernt.

Die Geschichte enthält aus meiner Sicht keine richtige Botschaft: es soll wohl darstellen, wie sich Diane nach dem Schock ganz langsam wieder berappelt und ins Leben zurückfindet, aber glauben Sie mir: nach der Lektüre werden Sie mit ziemlicher Sicherheit genau wie ich dasitzen und sich fragen, was das hier eigentlich sollte. Warum hat sich die Autorin die Mühe gemacht, etwas so wenig Interessantes, Kluges und Wesentliches überhaupt aufzuschreiben und vor allem: warum hat der Verlag, vor allem das namhafte Verlagshaus Blanvalet, es überhaupt publiziert. Wenn zumindest Stil und Sprache aufrührend oder doch zumindest vielversprechend wären - aber auch das ist nicht der Fall.

Also: besser Finger weg und eine andere, wahrscheinlich bessere Auswahl treffen!

Veröffentlicht am 27.07.2018

Das Leben ist ein langer, ruhiger Fluss

Das Haus am Fluss
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heißt ein französischer Film aus den 1980ern, der alles andere als das ist. Auf das vorliegende Buch trifft die Formulierung schon viel eher zu: ein langer, ruhiger Fluss der Langeweile! Irgendwie kommen ...

heißt ein französischer Film aus den 1980ern, der alles andere als das ist. Auf das vorliegende Buch trifft die Formulierung schon viel eher zu: ein langer, ruhiger Fluss der Langeweile! Irgendwie kommen Marie und die Geschichte aus längst vergangenen Zeiten nicht in die Puschen - und der Leser ertrinkt in einem Fluss der Langeweile. So zumindest ist es leider mir ergangen, wobei dies - nach "Das Geheimnis des Walfischknochens" schon die zweite Chance war, die ich der Autorin gab. Die zweite und letzte - leider habe ich nun nicht mehr das Gefühl, dass hier noch großes Entwicklungspotential vorhanden ist, obwohl ich mir - und vor allem Tanja Heitmann - genau das wünschen würde.

Ein interessanter Plot: wie im Vorgängerband spielt sich die Geschichte auf zwei Zeitebenen ab - in der Gegenwart und in den 1920er und 40er Jahren, eigentlich liebe ich so etwas über alles! Doch ein umständlicher Schreibstil und leider auch sehr steif geschilderte Charaktere haben mir den Roman leider schnell madig gemacht und die Lektüre zu einer Pflichtaufgabe werden lassen. Vieles ist vorhersehbar, zudem ergeht sich die Autorin in zahlreichen Klischees - und vor allem hätte das meiste um mindestens ein Drittel gekürzt werden können - dann wäre die Geschichte auch griffiger gewesen. So bleibt es beim "gewollt, aber nicht gekonnt". Guten Gewissens kann ich diesen Roman eigentlich nur tausendprozentigen Norddeutschlandfans empfehlen, die vor nichts zurückschrecken.

Veröffentlicht am 27.07.2018

Rückkehr des Condor - ein bisschen träge, aber sehr gut übersetzt

Die letzten Tage des Condor
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"Die drei Tage des Condor" ist ein durchaus vielbeachteter Film aus den 1970ern, der reich an Komplexität, Ideen und neuen Blickrichtungen ist: Robert Redford als Condor war ein Held, bei dem die Grenze ...

"Die drei Tage des Condor" ist ein durchaus vielbeachteter Film aus den 1970ern, der reich an Komplexität, Ideen und neuen Blickrichtungen ist: Robert Redford als Condor war ein Held, bei dem die Grenze zwischen gut und böse keine Rolle mehr spielte und andere Gesetzmäßigkeiten im Vordergrund standen. Dieser Film basierte auf der nicht minder vielschichtigen Romanvorlage von James Grady, die damals ungeheuer innovativ war.

Jetzt, mehr als 40 Jahre später, hat der Autor die Sache rund gemacht und einen hinterhergeschoben. Einen weiteren Fall aus dem Leben des Condor, eines Literaturagenten, der ins Kreuzfeuer der Geheimdienste geraten war. Naja, einer reicht, muss man fast sagen. Oder auch nicht, denn es ist immer wieder ein Genuss, die wunderbare Übersetzung von Zoe Beck, selbst auch als Autorin herrlich spannender Thriller bekannt, zu lesen. Ich habe fast den Eindruck, als müsste ich froh sein, die deutsche Übersetzung, die ja quasi das Sahnetüpfelchen ist, lesen zu dürfen.

Also - der Condor ist ein wenig träge geworden: Besonders viel Innovatives bzw. Spannendes bringt er uns nicht gerade, doch ein sprachlicher Genuss ist er allemal!

Veröffentlicht am 27.07.2018

Einen Neuanfang

Septembermeer
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wollen Svea und Daniel auf einer kleinen Insel - die ehemals im Osten Deutschlands lag, das kristallisiert sich im Handlungsverlauf als wichtiges Detail heraus - wagen und zwar mit der Gründung einer Buchhandlung. ...

wollen Svea und Daniel auf einer kleinen Insel - die ehemals im Osten Deutschlands lag, das kristallisiert sich im Handlungsverlauf als wichtiges Detail heraus - wagen und zwar mit der Gründung einer Buchhandlung. Dies spielt am Anfang eine Rolle, dann aber nicht mehr - ebenso wie Svea und Daniel selbst und auch weitere Akteure, deren Schicksal irgendwann einfach im Sande verläuft, nebensächlich wird, in Beiläufigkeit ertrinkt oder wie auch immer.

Fahrig und unkonzentriert - so ist aus meiner Sicht der Erzählstil, so sind auch die Figuren, finde ich. Ein stimmungs- und kraftvoller Sommerroman mit ordentlich Schmackes und Aussagekraft? Nichts weniger als das, zumal eine Menge von Charakteren - bspw. Sveas Eltern - irgendwann kurz auftauchen, um dann nie mehr eine Rolle zu spielen. Auch die Namen Svea und Daniel versickern irgendwann, um durch Protagonisten wie Jeannette und Madsen und viele, viele weitere ersetzt zu werden und nur noch am Rande aufzutauchen.

Also ist die Insel die eigentliche Hauptdarstellerin - ein interessanter Ansatz, der aber aus meiner Sicht nicht konsequent umgesetzt wird, auch das wird nicht klar durchgezogen. Es fehlt einfach die Stringenz, ein roter Faden, der sich durch die Handlung zieht, EINE Geschichte. Finde ich.

Auch dem Schreibstil kann ich nichts abgewinnen, auch den empfinde ich als ausgesprochen sprunghaft. Die zwei Sterne vergebe ich für die gut recherchierten und recht interessanten historischen Details, das war das Einzige, was mir an dem Werk zugesagt hat!