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Gisel

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.07.2018

Eine Reise in die Zukunft

Earth Girl: Die Prüfung
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Jarra ist ein „Earth Girl“ und gilt als behindert. Ein Gendefekt sorgt dafür, dass sie nicht teleportieren kann, sondern auf der Erde bleiben muss. Doch sie will sich mit ihrem Schicksal nicht abfinden ...

Jarra ist ein „Earth Girl“ und gilt als behindert. Ein Gendefekt sorgt dafür, dass sie nicht teleportieren kann, sondern auf der Erde bleiben muss. Doch sie will sich mit ihrem Schicksal nicht abfinden und will studieren wie alle „Normalen“. Dafür muss sie ihre Identität verleugnen und eine andere erfinden. Das klappt zunächst ganz gut, und Jarra bewährt sich in ihrem Geschichtskurs. Doch sie muss aufpassen, dass sie sich nicht zu früh verrät.
Janet Edwards entwirft mit „Earth Girl“ eine völlig andere Welt als die, in der wir leben. Menschen teleportieren sich auf andere Planeten, die Städte, wie wir sie kennen, sind zu Ruinen verkommen, nachdem die Menschheit auf andere Planeten umzog. Sich in dieser Zukunft zurechtzufinden, verlangt vom Leser zunächst viel Aufmerksamkeit, doch danach kann man mit Jarra mitfiebern als würde man selbst in dieser Welt leben. Behutsam greift die Autorin das Thema der Außenseiterin auf, sie bewertet dabei nicht, sondern lässt Jarra bzw. ihre Mitstudenten die Konflikte erleben, die sich daraus ergeben. Damit bleiben die Personen durchweg sympathisch, die Geschichte bleibt von Anfang bis Ende glaubwürdig.
Mit „Earth Girl“ hat Janet Edwards eine intelligente Fantasy-Reihe geschaffen, und ich bin schon gespannt, wie es mit Jarra und ihren Freunden weitergeht.

Veröffentlicht am 27.07.2018

Endzeit

Ein Jahr voller Wunder
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Was passiert, wenn sich die Erdrotation verlangsamt und damit ganz langsam die Welt untergeht? So langsam allerdings, dass zwar nach und nach die Vögel vom Himmel fallen und die Vegetation nicht mehr ...

Was passiert, wenn sich die Erdrotation verlangsamt und damit ganz langsam die Welt untergeht? So langsam allerdings, dass zwar nach und nach die Vögel vom Himmel fallen und die Vegetation nicht mehr genügend Sonnenlicht bekommt und damit eingeht – aber das Leben doch noch weitergehen muss. Julia verliebt sich zum ersten Mal, während ihr Vater seine Frau verlassen möchte für die Klavierlehrerin. Die Schule geht weiter, auch wenn manche Schüler weggezogen sind…
Dies ist kein Weltuntergang mit apokalyptischen Reitern, sondern einer der langsamen, hinterhältigen Sorte. Das Buch lädt zum Nachdenken an, sowohl auf der wissenschaftlichen wie auch auf der persönlichen Ebene. Es sind verblüffende Folgen, die sie schildert. Allerdings gibt es hier keine großen Wunder, die man nach dem Titel eigentlich erwarten würde, sondern es sind kleine Wunder, die aus der Sicht der Jugendlichen ganz nebenbei erwähnt werden. Dadurch bleibt die Gefahr des Weltuntergangs immer im Hintergrund gewahr. Enttäuscht war ich allerdings vom Ende der Geschichte, für mich blieben so viele Fäden offen. Damit fehlte mir letztendlich der Kick, um das Buch wirklich weiterempfehlen zu können.

Veröffentlicht am 27.07.2018

Dramatisch und emotionsgeladen

Sturmherz
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Alexa Petri hat schon seit Jahren ein angespanntes Verhältnis zu ihrer Mutter. Nun wird sie nach Hamburg gerufen, nachdem ihre Mutter einen Herzinfarkt hatte und im Koma liegt. Während sie sich überlegt, ...

Alexa Petri hat schon seit Jahren ein angespanntes Verhältnis zu ihrer Mutter. Nun wird sie nach Hamburg gerufen, nachdem ihre Mutter einen Herzinfarkt hatte und im Koma liegt. Während sie sich überlegt, deren Betreuung zu übernehmen, lernt sie ihre unnahbare Mutter von einer anderen Seite kennen: Sie erfährt die Geschichte der unglücklichen Liebe ihres Lebens und wie sehr diese ihre Mutter verändert hat. Das bringt auch sie zum Nachdenken, sie kann ihrer Mutter nun anders begegnen.

Mit viel Dramatik und sehr emotionsgeladen erzählt Corina Bomann die Geschichte der Liebe, wie sie sich während der großen Sturmflut 1962 in Hamburg hätte ereignen können. Wie in ihren bisherigen Romanen verbindet die Autorin ein großes geschichtliches Ereignis mit einer romantischen Liebesgeschichte. Die hervorragenden Recherchen zu der Sturmflut und der Katastrophe, die sie hervorgebracht hat, schimmern durch die Erzählung hindurch, der Leser kann sich in das damalige Geschehen sehr gut hineinfühlen.

Wer sich nicht daran stört, dass die Geschichten der Autorin ein einheitliches Grundgerüst verfolgen (und damit recht vorhersehbar werden), wird mit einer äußerst dramatischen Liebesgeschichte belohnt werden, die der Realität gut nachempfunden ist. Ich vergebe vier von fünf Sternen für ein spannendes Lesevergnügen.

Veröffentlicht am 26.07.2018

Eine Frau zwischen Pflicht und Liebe

Die Frauen vom Löwenhof - Agnetas Erbe (Die Löwenhof-Saga 1)
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Agneta hat sich ihr Leben als Studentin der Malerei gut eingerichtet in Stockholm, entgegen der Erwartungen ihrer Eltern auf Gut Löwenhof, denen sie zu feministisch geworden ist. Doch als ihr Vater und ...

Agneta hat sich ihr Leben als Studentin der Malerei gut eingerichtet in Stockholm, entgegen der Erwartungen ihrer Eltern auf Gut Löwenhof, denen sie zu feministisch geworden ist. Doch als ihr Vater und ihr Bruder bei einem Brand getötet werden, tritt sie ihr Erbe als Gutsherrin vom Löwenhof an. Zunächst geht es darum, das Gestüt weiterhin am Laufen zu halten. Während ihre Mutter sie immer wieder zur Heirat drängt, hofft sie auf die große Liebe ihres Lebens. Muss sie sich zwischen Liebe und Pflicht entscheiden, wird es für sie keine Möglichkeit geben, beides zu vereinen?

Mit der auf drei Bände angelegten Trilogie um die starken Frauen vom Löwenhof hat Autorin Corina Bomann eine große Geschichte begonnen um ein südschwedisches Landgut und die Geschichte der Familie Lejongård. Die Erzählung um Agneta handelt in den Jahren vor und während dem Ersten Weltkrieg. Die Suffragetten behaupten sich in Stockholm, doch auf dem Land sind es nach wie vor die Männer, die die Richtung vorgeben. Agneta ist stark, sie wächst mit der Aufgabe, die sie doch gar nicht übernehmen wollte, und es gelingt ihr, den guten Ruf des Löwenhofs zu erhalten. Wortgewaltig und mit viel Dramatik erlebt der Leser die Suche nach Agnetas Glück. Der flüssige Schreibstil lässt die gut 700 Seiten des Buches schnell dahinschmelzen beim Lesen. Spannend und authentisch wirkt es, wenn die Autorin das Leben im damaligen Schweden beschreibt.

Wieder einmal ist Corina Bomann eine Geschichte um das Leben einer Frau gelungen, das sie in einen passenden historischen Hintergrund bettet. Wie so viele ihrer Bücher finde ich den Plot recht vorhersehbar, andererseits aber auch sehr spannend geschrieben. Wer eines ihrer Bücher kennt, weiß, was ihn dabei erwartet: bewährte Qualität in einer gut recherchierten Geschichte. Die historischen Hintergründe sind gut wiedergegeben, die Familie Lejongård ist hervorragend darin eingebettet. Insgesamt also ein spannender Roman mit einer passenden Geschichte, dem ich gerne vier von fünf Sternen geben möchte.

Veröffentlicht am 26.07.2018

Turbulent mit viel derbem Humor

Bülent Rambichler und die fliegende Sau
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Im fränkischen Strunzheim wird die Fleischereifachverkäuferin Kerstin tot und völlig nackt aufgefunden. Erkan Rambichler ist sich schnell klar, dass hier sein Sohn ermitteln muss, ist er doch schließlich ...

Im fränkischen Strunzheim wird die Fleischereifachverkäuferin Kerstin tot und völlig nackt aufgefunden. Erkan Rambichler ist sich schnell klar, dass hier sein Sohn ermitteln muss, ist er doch schließlich bei der Mordkommission Nürnberg tätig. Dafür setzt er alle Hebel in Bewegung, auch wenn er dafür die Wahrheit etwas krummbiegen muss. Dass der Sohn diese Ermittlung gar nicht möchte, ist völlig nebensächlich, und so fliegt er ein, der Bülent, zusammen mit seiner Assistentin Astrid. Eine Ermittlung wird in Gang gesetzt, wie sie so nur in Strunzheim im Fränkischen stattfinden kann.

Mit viel Augenzwinkern und noch mehr Lokalkolorit hat die Autorin Anja Bogner einen Krimi um diesen Ermittler wider Willen geschrieben. Die Geschichte nimmt sich selbst und auch seine Protagonisten nicht immer ganz ernst. Man kennt sich in Strunzheim, da fährt man auch schon mal seit Jahrzehnten ohne Führerschein (wissen alle im Dorf), spricht voneinander in lieblichen Spitznamen (die Tote ist die „Gelbwurscht-Pflunzn“, der ewig betrunkene Franz der „Suff“). Dazu passen auch die beiden Ermittler, der türkischfränkische Bülent mit dem Spleen um seine Körperpflege und die vegane Assistentin mit den Yoga-Allüren, von denen der eine so gar keinen Ehrgeiz und die andere dafür umso mehr zeigt. Es gibt kein Klischee, das nicht bis zum Anschlag ausgereizt wurde, kein Lacher, der hier verschenkt wurde. Und es geht eigentlich auch gar nicht so sehr um die Tote, sondern um das Biotop Strunzheim mit all seinen urigen Individuen.

Turbulent, chaotisch, mit viel derbem Humor - wer das mag, ist mit diesem Buch sehr gut bedient. Das Buch benutzt viele lokale Ausdrücke, doch keine Sorge, es gibt eine Übersetzung dazu, so dass sich alle in die Seele dieser fränkischen Gemeinde einlesen können. Mir hat die besondere Geschichte um den türkischfränkischen Ermittler wider Willen und seine clevere Assistentin gut gefallen, ich freue mich bereits auf die Fortsetzung dieser Reihe.