Cover-Bild Die Gesichter
22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: dtv Verlagsgesellschaft
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 416
  • Ersterscheinung: 31.08.2018
  • ISBN: 9783423289696
Tom Rachman

Die Gesichter

Roman
Bernhard Robben (Übersetzer)

Ein gefeierter Künstler, ein liebender Sohn, eine Suche nach dem eigenen Leuchten

Mit einer einzigen beiläufigen Bemerkung wischt Bear Bavinsky (gefeierter Maler, zahlreiche Ex-Frauen, siebzehn Kinder) jede Hoffnung seines Lieblingssohnes Pinch beiseite, auch nur halb so viel Talent zu haben wie er. Desillusioniert zieht es Pinch raus in die Welt, in Kanada versucht er sich an einer Biografie über Bear, als Italienischlehrer in London hat er es fast geschafft zu vergessen, dass auch er einmal Großes vorhatte. Seine wahre Begabung findet er schließlich doch noch, und er schmiedet einen schier unmöglichen Plan, nicht nur sein eigenes Leuchten zu entfalten, sondern auch das Andenken seines Vaters zu retten.

Kann man gleichzeitig ein gefeierter Künstler und ein liebender Vater sein? Muss ein Sohn seinen Eltern verzeihen, nur weil sie bedeutend sind? Tom Rachman hat einen elektrisierenden und immer wieder auch nachdenklich stimmenden Roman geschrieben über das Streben nach Anerkennung – im Leben und in der Kunst.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.07.2018

Der Erwählte

1

Nein, ich spreche (bzw. schreibe) hier nicht von Thomas Manns Rezeption des mittelalterlichen Werkes "Gregorius" von Hartmann von Aue - die Rede ist von Pinch, dem Sohn des Künstlers Bear Bavinsky. ...

Nein, ich spreche (bzw. schreibe) hier nicht von Thomas Manns Rezeption des mittelalterlichen Werkes "Gregorius" von Hartmann von Aue - die Rede ist von Pinch, dem Sohn des Künstlers Bear Bavinsky. Einem von vielen, muss man sagen, denn Bear hat in seinem frauenreichen Leben eine Reihe von Kindern gezeugt, von denen er die meisten nur selten oder sogar nie zu Gesicht bekommt.

Pinch, der in Wirklichkeit Charles heißt, schon, denn er ist über all die Jahre hinweg, der einzige, zu dem der Maler, eine vereinnahmende und schillernde Persönlichkeit, über die Jahre bzw. Jahrzehnte hinweg Kontakt hält, auch wenn sie sich fast immer in verschiedenen Ländern, meist auch auf unterschiedlichen Kontinenten aufhalten. Doch jeden Sommer treffen sie sich in Bears Ferienhaus in Südfrankreich, einem recht kleinen Häuschen in einem winzigen Nest. Dort haben sie Geheimnisse - sowohl gemeinsame als auch jeweils eigene.

Warum gerade Pinch? Er ist vollkommen anders als sein Vater, ein unscheinbarer Typ, der als Lehrer in einer Sprachenschule in London arbeitet und nicht gerade gesellig ist. Manchmal erscheint er als einer, mit dem die Dinge einfach so geschehen, aber das ist nur ein Teil seiner Persönlichkeit.

Denn es ist Pinch, der im Fokus des Romans steht, natürlich vor allem im Verhältnis zu seinem Vater, aber doch auch als Charakter mit einem eigenen Leben. Ein zurückhaltender Mann, der doch imstande ist, gelegentlich Einfluss auf andere auszuüben, nicht nur auf seinen Vater.

Und der sicher von vielen Zeitgenossen mit ganz anderen Augen betrachtet werden würde, wenn sie alles über ihn wüssten. Was ihnen aber nicht vergönnt ist, im Gegensatz zum Leser.

Der Autor Tom Rachman hat ebenso einen Entwicklungs- wie einen Beziehungsroman geschaffen. Ich habe vor allem genossen, dass er im Künstlermilieu spielt, das hat ihn für mich ganz besonders lesenswert gemacht. Wobei es für mich auch einige Abstriche gab, denn der ruhige Pinch und mehr noch sein Vater rasen durch das Leben - und letzterer dazu noch durch Beziehungen - als wenn es kein Morgen gäbe. An manchen Figuren ziehen sie regelrecht vorbei, auch wenn diese mehrfach auftauchen. Stellenweise nahm ich dies als ein unstetes Buch wahr, gefüllt mit unsteten Figuren, was sicher zu einem großen Teil an Bear und an seinem Verständnis von Familie liegt und möglicherweise von anderen Lesern mit einem anderen persönlichen Hintergrund als ich ihn habe, auch anders wahrgenommen wird.

Insgesamt habe ich das Buch, obwohl gelegentlich für mich verwirrend, sehr gerne gelesen und empfand es als unterhaltsam. Zudem habe ich - nach "Die Unperfekten" und "Aufstieg und Fall großer Mächte" den Stil des Autors sehr genossen. Rachman bleibt sich treu im Hinblick auf unvorhergesehene Entwicklungen, überraschende Windungen, Ränke und - sprachliche - Schwänke. Dennoch ein Buch, das man nicht schnell mal zwischendurch lesen kann, aber durchaus eines für Rezipienten, die ihre Mußestunden gern auch mal mit Anspruchsvollerem füllen!

Veröffentlicht am 13.03.2019

Ist das Kunst, oder kann das weg?

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Pinch ist eines von vielen Kindern, die der große Künstler Bear Bavinsky mit verschiedensten Frauen in die Welt gesetzt hat. Umso mehr strengt er sich an, um diesem zu gefallen, auch künstlerisch eifert ...

Pinch ist eines von vielen Kindern, die der große Künstler Bear Bavinsky mit verschiedensten Frauen in die Welt gesetzt hat. Umso mehr strengt er sich an, um diesem zu gefallen, auch künstlerisch eifert er ihm nach. Doch Bear hält nichts von Pinch’s Talent, was diesen in eine Lebenskrise stürzt.

Rachmans Geschichte über Vater und Sohn fand ich sehr gelungen. Der Autor versteht es sehr gut, auch noch die feinste Nuance der Beziehung aufzuzeigen, als Leser freut man sich über Lob und Zuneigung, ist bedrückt und verletzt von Ablehnung und Gleichgültigkeit. Pinch ist ein sehr sympathisches Kind, und das bleibt ihm auch im Erwachsenenleben. Sein Lebensweg ist sehr interessant, aber auch steinig. Bear wirkt als Figur immer etwas distanziert, er wird v.a. über seine Kunst und seine Liebschaften charakterisiert. Die Kunst von Bear, aber auch von anderen nimmt einen großen Raum im Roman ein, und dem Autor gelingt wirklich ganz hervorragend sie so zu beschreiben, dass man als Leser die Werke vor Augen hat. Auch über Kunstgeschichte bzw. zeitgenössische Entwicklungen erfährt man wie nebenbei sehr viel. Rachmans Erzählstil hat mir schon in früheren Romanen sehr gut gefallen, so auch hier. Trotzdem konnte ich mich nicht ganz so gut in die Geschichte fallen lassen wie sonst.

Veröffentlicht am 27.11.2018

Tolle Gesichte aber leider etwas langatmig

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Tom Rachman erzählt in seinem Buch "Die Gesichter" die Geschichte von Charles (Pinch) und dessen Vater, dem Künstler Bear Bavinsky.

Pinch versucht bereits als kleiner Junge seinem Vater zu gefallen und ...

Tom Rachman erzählt in seinem Buch "Die Gesichter" die Geschichte von Charles (Pinch) und dessen Vater, dem Künstler Bear Bavinsky.

Pinch versucht bereits als kleiner Junge seinem Vater zu gefallen und tut alles dafür ihm zu genügen. Leider geht der Vater nicht gerade zimperlich mit seinem Sohn um. So wirft es Pinch nicht minder aus der Bahn, als sein Vater ein von ihm gemaltes Bild schlecht beurteilt und meint er werde nie ein Künstler werden. Jahre später meint der Vater dazu er wäre ein guter Künstler geworden.

Die Geschichte wird in verschiedenen Zeitabschnitten über mehrere Jahre erzählt.

Zwischen den wesentlichen Bausteinen der Geschichte erfährt man viel über die Persönlichkeit des Egozentrikers Bear Bavinsky, Pinchs Mutter Nathalie, die sich ebenfalls als Künstlerin im Töpfern versucht, was jedoch relativ erfolglos verläuft und die zahlreichen anderen Frauen und Kinder Bear Bavinskys. Einige von ihnen fühlen sich ähnlich vernachlässigt wie Pinch.

Aufmerksam geworden bin ich auf das Buch durch das farbenfrohe Cover, das meiner Meinung nach gut zum Inhalt passt. Bis dato kannte ich Tom Rachman und seine Bücher nicht. Anfangs hatte ich Mühe mit dem Buch warm zu werden und in der Mitte des Buches war ich so frustriert, dass ich es schon fast unbeendet weglegen wollte. Die Geschichte konnte mich lang nicht richtig fesseln. Die Handlung plätscherte meines Erachtens nur so dahin, was leider nicht zu einem Spannungsaufbau führte und recht langatmig wirkte. Im Nachhinein bin ich jedoch froh mich durchgekämpft zu haben, da es gegen Ende hin so richtig an Fahrt gewann und eine überraschende Enthüllung mit sich brachte.

Veröffentlicht am 25.11.2018

Die Zurückweisung und die Überwindung

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Tom Rachmans Roman ist lange Zeit genauso wenig nahbar wie der Vater des Protagonisten des Romans. Pinch hat ein schwieriges Verhältnis zu seinem fernen, distanzierten Vater Bear, ein bekannter Maler. ...

Tom Rachmans Roman ist lange Zeit genauso wenig nahbar wie der Vater des Protagonisten des Romans. Pinch hat ein schwieriges Verhältnis zu seinem fernen, distanzierten Vater Bear, ein bekannter Maler. Pinch möchte sein wie er. Sein Leben lang versucht Pinch, sich ihm anzunähern, ohne Aussicht, dass das je gelingt. Eine ewige Zurückweisung. Tragisch, weil es etwas verzweifeltes hat.
Diesen Zustand macht der Autor gut deutlich, zum Beispiel in so einer Szene, wo Pinch verantwortlich für das Vermächtnis seines Vaters sein soll und ein Gemälde zerstört, das ausgerechnet die Hände seiner Mutter zeigte. Pinch kopiert schließlich das Bild und verkauft es für viel Geld, das er seiner Schwester gibt. Der Beginn für die Überwindung.

Die Handlung ist über Jahre angelegt, man durchstreift ohne viel Höhepunkte oder Aufregung die achtziger und neunziger Jahre. Die Nuller-Jahre nach Bears Tod hingegen haben eine eigene ruhige Dramatik, die mich ansprach. Da erschließt sich auch schließlich der Titel des Buches. Aber den Originaltitel The italian Teacher finde ich noch besser.

Aus der Sicht des Malers Bear Bavinsky wird nicht erzählt, daher bleibt er für den Leser auch fremd. Dennoch funktioniert das Buch als Künstlerroman, da über die Schattenseiten des Künstlerlebens und der Kunstszene Auskunft gegeben wird.

Es bleibt als Fazit eine zwar ansatzweise emotionale, aber doch auch ernüchternde Familiengeschichte, jedoch mit einem grandiosen Finale.

Veröffentlicht am 22.11.2018

Eine emotionale und abstrakte Erzählung

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Die Geschichte in dem Roman "Die Gesichter" von dem Autor Tom Rachman spielt von einer Beziehung zwischen Vater und dessen Sohn. Die Leidenschaft zur Kunst ist dabei der zentrale Mittelpunkt, was bereits ...

Die Geschichte in dem Roman "Die Gesichter" von dem Autor Tom Rachman spielt von einer Beziehung zwischen Vater und dessen Sohn. Die Leidenschaft zur Kunst ist dabei der zentrale Mittelpunkt, was bereits durch das außergewöhnliche Cover deutlich wird.

Bear Bavinsky ist Vater von 17 Kindern und hatte in seiner Vergangenheit zahlreiche Frauen. Jedoch erlangt nur sein Sohn Pinch die erwünschte Aufmerksamkeit und wird durch das Talent seines Vaters immer wieder in den Schatten gestellt. Pinchs eigene Begabung bleibt ihm seitdem unbekannt. Die kritische Meinung seines Vaters schränkt ihn ein, dabei möchte er doch nur seine Anerkennung. Erst durch seinen Ausbruch in die weite Welt, schafft es Pinch sich einen eigenen Namen zu machen und seine Wünsche wahr werden zu lassen.

Der Hauptcharakter der Handlung ist Pinch, der von Kindheitstagen an begleitet wird. So erfährt man viel über seine Persönlichkeit, Erziehung und Entwicklung. Sein Leben kreist seit seiner Kindheit nur um seinen Vater. Seine Vorstellungen und Erwartungen gerecht zu werden, ist Pinchs einzige Sorge. Die Emotionen werden dabei hervorragend beschrieben.

Da Bear als Künstlervater eher nicht erziehbar wirkt, ist es trotzdem interessant dem Geschehen zu folgen. Seine egoistische und manchmal auch sehr selbstsüchtige Art ist gegenüber Pinch erschreckend. Die Beziehung zwischen Vater und Sohn wird hier intensiv beschrieben, zeigt aber, dass das Verhältnis der beiden sich nicht wirklich ergänzt und auf mich merkwürdig wirkt. Bear zieht Pinch in seinem Handeln herunter und gibt ihm nicht die Chance sich selbst zu erfüllen.

Teil des Geschehen ist währenddessen die Kunst. Auch hier hat Pinch immer wieder das Gefühl etwas beweisen zu müssen. Die vielen Hoch und Tiefs werden irgendwann leider schleppend und langatmig. Hier hätten es ruhig paar Seiten weniger sein können, dann hätte die Geschichte möglicherweise mehr Spannung.

Eine Geschichte, die zum Nachdenken anregt und sich grundsätzlich durch seinen gelungenen Schreibstil von klassischen Romanen abhebt. Eine leichte und lockere Lektüre ist es nicht, falls gute Unterhaltung gewünscht ist!