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Veröffentlicht am 20.10.2020

Tribut der Schande

Tribut der Schande
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Franziska Hochperger hat sich der aufständischen Bewegung Stuttgarts angeschlossen. Sie hat sich dafür als Mann verkleidet, um nicht von ihren Feinden erkannt zu werden. Der Herzog von Württemberg ist ...

Franziska Hochperger hat sich der aufständischen Bewegung Stuttgarts angeschlossen. Sie hat sich dafür als Mann verkleidet, um nicht von ihren Feinden erkannt zu werden. Der Herzog von Württemberg ist für seine Prunksucht landesweit bekannt. Jetzt im Jahre 1514, wagen die Bauern und Bürger Stuttgarts den Widerstand. Sie wollen nicht mehr Hunger leiden oder zu Unrecht bestraft werden. Franziska gibt alles und überbringt brisante Nachrichten von einer Gruppe zur nächsten. Auch Jakob ist mit dabei. Doch der Herzog sieht nicht tatenlos zu, wie seine Untergebenen Widerstand leisten. Viele werden verhaftet und landen im Kerker, so auch Jakob. Kann Franziska ihn retten? Und wie wird es weitergehen in Württemberg?

„Tribut der Schande“ ist der zweite Teil dieser Trilogie von Silvia Stolzenburg. Ich kann nur empfehlen, Teil 1 „Tribut der Sünde“ gelesen zu haben. Die Handlung baut aufeinander auf und dieser Teil beginnt direkt dort, wo Teil 1 geendet hat.

Der leichte und flüssige Erzählstil der Autorin macht es leicht, der Handlung zu folgen. Schnell ist man mitten im Geschehen und dabei, wie Franziska um ihr Recht kämpft. Zudem wird die Geschichte des Widerstands erzählt. Dieser Widerstand ist als „Armer Konrad“ in die Geschichtsbücher eingegangen. Silvia Stolzenburg hat ihre eigene Geschichte vor einem realen Hintergrund spielen lassen. Sie erzählt, was sich in diesen ersten Jahren des 16. Jahrhunderts in Württemberg ereignet hat. Die Autorin macht dies auf ihre eigene Art und Weise und lässt dabei Geschichte lebendig werden, eigentlich.

Der historische Hintergrund hat mir auch gut gefallen. Es war interessant zu lesen, aber leider konnte ich gerade zu Franziska und Jakob so gar keine Beziehung aufbauen. Eher im Gegenteil. Ich fand ihre Dialoge zu langatmig. Zu oft wurde Vergangenes noch einmal durchgesprochen und vieles hat sich in ihren Taten und Worten auch einfach wiederholt. Hier wäre für mich weniger mehr gewesen. Allerdings hatte ich auch schon bei „Tribut der Sünde“ einige Probleme mit den Protagonisten. Ich fand nicht wirklich in die Geschichte hinein, leider ging es mir bei Band 2 nicht viel besser.

Fazit:

„Tribut der Sünde“ erzählt von dem Aufstand des armen Konrads in Württemberg im Jahre 1514. Die Handlung ist eingebettet in einen realen Hintergrund und lässt diese Zeit auferstehen. Auch wenn er mich nicht überzeugen konnte, wird diese Trilogie sicher ihre Leser finden, die sie lieben werden. Ich hingegen werde wohl schweren Herzens auf Band 3 ganz verzichten.

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Veröffentlicht am 11.11.2019

Liebe in Indien

Palast der Safranblüten
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Perdita ist die perfekte, gehorsame Tochter. Sie ist bereit sich in ihr vorherbestimmtes Leben zu fügen. Sie steht kurz vor der Heirat mit ihrem Jugendfreund und ihre Welt scheint in Ordnung zu sein. Dann ...

Perdita ist die perfekte, gehorsame Tochter. Sie ist bereit sich in ihr vorherbestimmtes Leben zu fügen. Sie steht kurz vor der Heirat mit ihrem Jugendfreund und ihre Welt scheint in Ordnung zu sein. Dann bringt ihre lebenslustige Schwester Della alles durcheinander. Schließlich muss die junge Frau für ihren Fehler gerade stehen und England verlassen. Della wird nach Indien geschickt, an einen Ort namens Shimla. Alles scheint sich zu fügen, doch dann ist die Schwester plötzlich verschwunden. Perdita macht sich auf den Weg nach Shimla, um zu ergründen, was geschehen ist. Wer ist der Mann, denn Della so sehnsuchtsvoll beschrieben hat? Was wird Perdita erwarten?

Die Geschichte der Schwestern beginnt zunächst harmlos in kalten England des Jahres 1910. Die Familie gehört zum Adel und ist frei von jeglichen Skandalen. Aber dann begeht Della einen Fehler, für den die ganze Familie einstehen muss. Gerade für Perdita, die sich ein anderes Leben gar nicht vorstellen kann, beginnt der Kampf gegen die Konventionen. Sie liebt ihre Schwester, aber kann trotzdem nicht anders, als sich den Anweisungen des Vaters zu fügen. Die Autorin lässt ihrer Protagonistin die Zeit, um ihre Welt zu überdenken. Dadurch wird es auch für den Leser nachvollziehbar warum Perdita sich letztendlich doch auf die Suche nach ihrer Schwester macht.

Dieser Roman lässt mich etwas zwiegespalten zurück. Auf der einen Seite fand ich ihn, wunderbar zu lesen. Lydia Conradi versteht es meisterhaft, die Landschaften zu beschreiben. Ich war gefangen von der Schönheit Shimlas, überwältigt von Indien mit seinen Menschen und seiner Vielfalt. Aber leider nicht von den Protagonisten, sie waren zwar nett zu lesen, aber ich fand nicht den richtigen Weg zu ihnen.

Der Erzählstil ist facettenreich und ausdrucksstark und lässt die Szenen lebendig werden. Allerdings hat die Autorin hier immer wieder Briefe oder Tagebuchaufzeichnungen eingestreut. Diese unterbrechen immer wieder die eigentliche Handlung und haben mich aus dem Lesefluss gerissen. Vor allem, weil sie nicht wesentlich zur Handlung beigetragen haben, so dachte ich zu mindestens beim Lesen. Erst zum Ende hin wurde klar, was es mit diesen Briefen, die zum Teil aus dem 19. Jahrhundert stammten, auf sich hatte.

Die gesamte Handlung war mystisch angehaucht und hätte bestimmt spannend sein können, hat mich aber einfach nicht richtig erreicht. Ich bin mit den Protagonisten nicht so recht warm geworden. Auch fand ich es schon seltsam, dass eine junge Frau aus gutem Haus, die als unbedarft und korrekt beschrieben wird, plötzlich die Heimat verlässt und Dinge geschehen lässt, die vorher komplett undenkbar für sie gewesen wären. Sicherlich ist ihr Handeln nachvollziehbar beschrieben worden und eigentlich fehlte in diesem Bezug nichts, aber mich hat sie eben nicht vollständig erreicht.

Fazit:

„Palast der Safranblüten“ ist ein opulenter historischer Roman, der im fernen Shimla eine mystische Geschichte erzählt, aber mir leider nicht so gefallen hat, wie ich es erwartet hatte. Trotz schwächen aus meiner Sicht, habe ich ihn aber gern gelesen.

Veröffentlicht am 05.10.2019

Ganz nett

Große Elbstraße 7 - Das Schicksal einer Familie
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Vicki zur Haiden wächst als behütetes Mädchen in Hamburg auf. Ihr Vater ist ein angesehener Arzt. Sein Wille ist Gesetz. Das Leben der jungen Frau, scheint vorprogrammiert zu sein. Sie besucht ein Lehrinnenseminar ...

Vicki zur Haiden wächst als behütetes Mädchen in Hamburg auf. Ihr Vater ist ein angesehener Arzt. Sein Wille ist Gesetz. Das Leben der jungen Frau, scheint vorprogrammiert zu sein. Sie besucht ein Lehrinnenseminar in Lübeck, gleichzeitig sucht ihre Mutter nach einem passenden Mann für die Tochter, doch diese hat ganz andere Pläne. Sie entflieht aus dem Seminar und auf ihrem Weg nach Hamburg lernt sie den jungen Arzt Johannes Dreyer kennen. Gemeinsam stellen sie sich der Herausforderung die Cholera zu bekämpfen, die gerade in Hamburg wütet. Bis ihr Vater dahinter kommt und ihr den Umgang verbietet, aber Vicki will ihr eigenes Leben und ihren Weg selbst bestimmen. Sie beschließt, eine Erika-Schwester zu werden.

Das Leben im ausgehenden 19. Jahrhundert wurde in Hamburg von der Cholera überschattet. Jeder Arzt und jede Schwester hatten zum Ziel diese zu bekämpfen. Damit beginnt diese Geschichte und verspricht spannende Unterhaltung. Allerdings konnte der Autor diese Spannung dann nicht erzeugen. Die ersten Seiten waren gut und haben mich in den Bann gezogen, aber dann nahm die Geschichte eine seltsame Wendung und die Seiten wurden langatmig.

Das Leben von Vicki hatte nicht wirklich Überraschungen parat. Das Wirken dieser Schwesterngemeinschaft wurde geschildert und war auch glaubwürdig. Sie waren die Stütze der Ärzte in dieser Zeit. Ich hätte hier gern mehr Einblicke gehabt. Vicki, als Tochter aus gutem Haus, hatte nicht wirklich mit Problemen zu kämpfen.

In einem zweiten Handlungsstrang wird von Vickis Bruder Benno erzählt. Ich fand seinen Part irgendwie nicht so wirklich stimmig. Als Sohn eines angesehenen Arztes, noch dazu aus einer reichen Familie, hat er sich als Maler im Rotlichtmilieu einen Namen gemacht. Eine interessante Geschichte, die sicherlich einiges an Potenzial zu bieten gehabt hätte, aber meiner Meinung nach, nicht ausreichend in Szene gesetzt wurde.

Im letzten Drittel wurde es dann doch noch mal ein wenig interessanter, da die Familie einen besonderen Schicksalsschlag zu verkraften hatte. Aber auch hierbei wurde ich das Gefühl nicht los, dass die gesamte Geschichte in sich nicht stimmig genug war. Mich haben die Charaktere nicht vollends überzeugt. Das Ende dieses Buches war dann auch keine wirkliche Überraschung, eben vorhersehbar.

Fazit:

„Die große Elbstrasse 7“ ist ein netter Roman, der ein wenig aus der Geschichte Hamburgs zur Zeit des ausgehenden 19. Jahrhunderts erzählt. Er unterhält und lässt sich leicht und locker lesen, aber bleibt vermutlich nicht lange in Erinnerung.

Veröffentlicht am 11.08.2019

Ganz nett zu lesen

Die Zarin und der Philosoph (Sankt-Petersburg-Roman 2)
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Katharina die Große herrscht über Russland. Sie regiert mit harter Hand und hat gleichzeitig das Bedürfnis, ihr Land nach Westen zu öffnen. Die Zarin will Wissen und Recht nach Russland bringen und umgibt ...

Katharina die Große herrscht über Russland. Sie regiert mit harter Hand und hat gleichzeitig das Bedürfnis, ihr Land nach Westen zu öffnen. Die Zarin will Wissen und Recht nach Russland bringen und umgibt sich deshalb mit klugen Leuten aus Europa. Sie steht in Verbindung mit den Königshäusern Europas. Aber kann man ihr trauen? Will sie ihr Land wirklich neu ordnen? König Friedrich II. von Preußen entsendet einen Philosophen nach St. Petersburg. Er soll das Vertrauen der Zarin gewinnen und sein Spitzel sein. Für Stephan Mervier beginnt eine Reise ins Ungewisse. Er lernt eine Fürstin kennen, die klug ist, geschickt ihr Land regiert, aber auch vor Grausamkeiten nicht zurückschreckt.
Stephan entdeckt aber auch an sich selbst Seiten, die er so nicht gekannt hat.

Dieser Roman von Martina Sahler, ist mein erster Roman von ihr und leider habe ich übersehen, dass „Die Zarin und der Philosoph“ der zweite Band einer Reihe über St. Petersburg ist. Allerdings scheint er ein paar Jahre nach dem ersten Teil „Die Stadt des Zaren“ zu spielen und da mir beim Lesen eigentlich nichts fehlte, kann man die Bände unabhängig voneinander lesen.

Der Erzählstil der Autorin ist leicht und locker zu lesen. Sie versteht es, im richtigen Moment den Handlungsstrang zu wechseln, um so Spannung zu halten oder aufzubauen. Allerdings fand ich die eigentliche Handlung um den Philosophen Stephan Mervier jetzt nicht so fesselnd, wie ich zu Beginn gehofft hatte. Die Handlung plätschert ein bisschen vor sich hin.
Die Autorin erzählt ein wenig von den Zuständen in Russland, von der Armut und der Willkür der Mächtigen. Ein bisschen davon, wie es Menschen gab, die sich ein freies Russland ohne Leibeigenschaft und Adel wünschen. Menschen, die für ihre Sache eintreten und im Untergrund versuchen, die Bevölkerung für die Ungerechtigkeiten zu sensibilisieren. Aber eben immer nur von allem etwas und nichts wirklich überzeugend.

Ein weiterer Handlungsstrang befasst sich mit der Liebe, denn auch die gibt es reichlich in dieser Geschichte. Stephan ist mit seiner Frau in St. Petersburg angekommen, aber schon bald merken beide, dass ihre eigentlichen Ziele nicht mehr die sind, wie sie noch zu Anfang waren. So ist es wohl nur natürlich, dass er und seine Frau sich auch nach anderen Freunden umsehen. Aber auch hier war ich nicht wirklich überzeugt von ihrem Handeln. Obwohl ich nicht mal mit Bestimmtheit sagen könnte, was mir gefehlt hat. Der Funke ist einfach nicht recht übergesprungen.

Dabei ist eigentlich alles vorhanden, ein interessanter historischer Hintergrund, Liebesbeziehungen, wie man sie in einem Russlandroman wohl erwartet, politische Aspekte und eine Zarin, die alles bestimmt. Aber irgendwie konnte mich die Geschichte nicht wirklich überzeugen. Für mich plätscherte sie so vor sich hin. Mir waren die Protagonisten zu blass und unscheinbar. Ich konnte nicht wirklich mit ihnen Mitfühlen und fand nicht den Weg zu ihnen. Gern hätte ich mehr über die Zustände Russlands in dieser Zeit gelesen und nicht eine Liebesgeschichte, die nicht so recht weiß, wo sie hin will. Einzig der historische Hintergrund hat für mich die Geschichte gerettet.

Veröffentlicht am 31.07.2018

Und damals am Meer

Wenn wir wieder leben
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Gundi und ihre Freunde Julius, Erik und Lore träumen von der großen Karriere als Musiker. Sie geben alles für ihren Traum. Tatsächlich scheint ihnen das Glück gewogen zu sein, sie schaffen es mit ihrer ...

Gundi und ihre Freunde Julius, Erik und Lore träumen von der großen Karriere als Musiker. Sie geben alles für ihren Traum. Tatsächlich scheint ihnen das Glück gewogen zu sein, sie schaffen es mit ihrer Musik auf das Erholungsschiff Wilhelm Gustloff, dort bezaubern sie die Gäste. Doch in diesen Jahren ist es nicht einfach, den richtigen Weg zu finden. Es sind die Jahre um dem 2. WK. Dunkle Wolken ziehen am Horizont auf, denn Hitler fällt in Polen ein. Die Freunde haben ihre Heimat in Zoppot an der Ostsee und Gundi ist in Tadek verliebt. Dieser jedoch will nicht alles so hinnehmen, wie es kommt und geht in den Widerstand gegen das Nazi-Regime. Wie lange kann ihre Liebe das aushalten?

Charlotte Roth beschreibt das Leben vor dem Krieg und auch die Jahre, in denen dieser wütet. Die Menschen rund um Zoppot an der Ostsee nahe Danzig leben ihr Leben und fühlen sich sicher. Gundi hat nur ihren Traum vor Augen. Sie lebt und genießt ihr Leben in vollen Zügen. Diese überschäumende Art von ihr, hat die Autorin glaubhaft gestaltet. Gundi sprudelt über, wie Sekt in einem Glas. Manchmal war mir ihre Art schon ein wenig zu viel. Sie hat die Augen zu gemacht und nur ihr eigenes Leben gesehen. Sie hat für ihren Unterhalt gekämpft und für die Menschen, die sie liebte. Sie alle wollte sie immer gut versorgt wissen. Frau Roth beschreibt beängstigend genau, wie das Leben der jungen Frau verlaufen ist und wie schnell man auch mal das wahre Leben aus den Augen verlieren kann.

Leider hat mich diese Geschichte nicht von Anfang an in den Bann gezogen. Zu Beginn war Gundi mir einfach zu quirlig und aufgedreht und dabei auch nicht wirklich greifbar. Ich kam nicht mit ihr klar. Ab ca. der zweiten Hälfte des Buches war es dann anders. Ich konnte nicht mehr aufhören zu lesen und war versunken in der Geschichte. Auch wenn Gundi mich nicht so begeistern konnte, der zweite Handlungsstrang, der im Jahre 1963 spielt und von Wanda erzählt, konnte es dafür umso mehr. Wanda ist auf den Spuren ihrer Familie und ihr Weg führt sie aus Berlin nach Zoppot am Meer. Für sie ist es nicht einfach, die Spuren der Vergangenheit zu finden und vor allem sie zu verstehen.

Auch wenn mich „Wenn wir wieder leben“ nicht zu 100 % erreicht hat, so war ich am Ende doch angetan und wünsche mir, dass Wanda ihr Glück machen wird, dass Gundi in einer besseren Welt ihre Liebe gefunden hat und das wir alle nie, niemals vergessen, was eins geschah. Charlotte Roth hat das Drama und die Schicksale dieser Menschen gekonnt erzählt.