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Veröffentlicht am 01.06.2018

Sheesh!

Wenn's einfach wär, würd's jeder machen
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Das Leben könnte so einfach sein! Aber für Annika hat es gerade andere Pläne...
Die 27jährige Lehrerin für Musik und Geografie arbeitet mit tollen Kollegen an ihrer Traumschule: Dem elitären Hamburger ...

Das Leben könnte so einfach sein! Aber für Annika hat es gerade andere Pläne...
Die 27jährige Lehrerin für Musik und Geografie arbeitet mit tollen Kollegen an ihrer Traumschule: Dem elitären Hamburger Werther-Gymnasium. Da jedoch momentan allgemeiner Personalmangel an Schulen herrscht, wird Annika kurzerhand an eine Albtraumschule in einen Problembezirk der Hansestadt versetzt. Schlimmer geht's nicht, ist sie sich sicher und jammert ihren Freunden die Ohren voll. Wieso ist ausgerechnet sie entbehrlich in den Augen ihres Vorgesetzten? Wieso muss sie für ein paar Jahre an einer anderen Schule aushelfen?
Widerwillig beginnt Annika ihren Dienst "im Ghetto" und ist frustriert über die Mehrarbeit, die die faulen, schwierigen Schüler ihr machen.
Doch schon bald hat Annika eine Idee: Sie muss sich einen Namen machen als Lehrerin, sodass der Schulleiter des Werther-Gymnasiums sie schnell zurück haben will!
Dass Annika plötzlich aber in ihrer Mehrarbeit aufgeht und neue, positive Seiten an sich entdeckt, damit hätte die junge Frau so wohl nicht gerechnet...

Als Petra Hülsmann-Fan der ersten Stunde habe ich "Wenn's einfach wär, würd's jeder machen" natürlich sofort verschlungen. Wie gewohnt führte ihr wunderbarer Schreibstil mich leichtfüßig durch den Roman, sodass das fast 600 Seiten dicke Prachtstück dennoch viel zu schnell wieder zu Ende war...
Mit den Charakteren hat die Autorin mich noch nie enttäuscht, so habe ich auch hier sehr gerne Zeit mit Annika, ihren Nachbarn, Meikel und Co verbracht. Trotzdem war ich aber wohl noch nie so froh, dass die Protagonisten sich in den Romanen weiterentwickeln, wie bei Annika. Entschuldigung, aber sie hatte es wirklich nötig ? ... und nicht falsch verstehen: Es war perfekt für das Buch und musste genau SO sein. Alles richtig gemacht, Frau Hülsmann!
Auch Andeutungen auf vergangene Romane gefallen mir immer gut. Nicht zu unverständlich für Leute, die vielleicht das erste Mal zu einem Roman der Autorin greifen, aber schöne kleine Erinnerungen für Fans.

In "Wenn's einfach wär, ..." findet Petra Hülsmann erneut die richtige Balance zwischen Ernsthaftigkeit und guter Unterhaltung. Heutige wichtige Themen sind definitiv aktueller Lehrermangel und die, vielleicht immer gravierender werdenden, Unterschiede in den gesellschaftlichen Schichten. Gerade bei den Heranwachsenden.
Auf wunderbare Art und Weise zeigt die Autorin, dass Schubladendenken keine Lösung ist und es sich lohnt, auch mal die eigene, kleine Komfortzone zu verlassen.
Besonders loben muss ich auch die Recherche bzgl. der Jugendsprache. "Sheesh" zB begegnet mir zuhause fast täglich. Sehr gut gemacht!

Einzige wirkliche kleine Kritikpunkte: Dass die Geschichte für mich ein bisschen Anlauf brauchte. Die ersten einhundert Seiten hätten ruhig etwas flotter sein dürfen.
Außerdem, und ich erinnere mich noch an den Vorgängerroman, wo ich ähnlich empfand: Wenn ich weiß, dass ich Gefühle für Jemanden habe und auch einige Anzeichen darauf hindeuten, dass es der Person genauso geht.... warum lässt man sich dann noch viel Zeit? Das kann ich einfach nicht nachvollziehen.
Sicher wird so bei den Lesern Spannung erzeugt. Man hofft und bangt mit... Dennoch denke ich, dass zu viele Wochen ins Land gegangen sind. Denn wenn ich verliebt bin, will ich diese Liebe auch leben. Und nicht noch ein bisschen die Umstände beobachten oder backen oder oder oder...

Na ja und vielleicht könnte ich noch kritisieren, dass mir ein Roman der Autorin pro Jahr fast zu wenig ist. Aber da muss ich wohl Verständnis haben - Qualität statt Quantität. Und das ist auch okay so ?

4,5 Sterne. Weil das Buch zu Beginn eben etwas langsamer anlief und weil ich die Liebesgeschichte einfach "Am Anfang vom Ende" so nicht ganz realistisch fand. Zweimal das Stichwort: Tempo.
Insgesamt aber: Ganz, ganz tolle Lesestunden, wieder mal!

Veröffentlicht am 02.08.2018

Von alten und neuen Anfängen...

Herz und Tal
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Ärztin Emilia Jonasson braucht dringend einen Neustart weit weg von Bremen, wo ihr das Herz gebrochen wurde. Als neue Heimat hat sie Chiemgau auserkoren, allerdings liegen dort auch schon die ersten Stolpersteine ...

Ärztin Emilia Jonasson braucht dringend einen Neustart weit weg von Bremen, wo ihr das Herz gebrochen wurde. Als neue Heimat hat sie Chiemgau auserkoren, allerdings liegen dort auch schon die ersten Stolpersteine im Weg. Ihre neue Wohnung hat einen schlimmen Wasserschaden erlitten und ihre Vermieterin hat sie vorübergehend auf dem Kastanienhof eingebucht.
Der Hof ist jedoch sehr charmant und Theresa Leitner, ihre Wirtin, ist Emilia sofort sympathisch. Als Theresas attraktiver Zwillingsbruder Max auftaucht, gefällt es Emilia auf dem Kastanienhof sofort noch besser. Allerdings ist ihr Herz noch nicht ganz verheilt und Max scheint auch ein großes Päckchen mit sich herum zu tragen. Und Vorsicht ist bekanntlich besser als Nachsicht - oder....?

Nachdem mir der erste Roman, "Landliebe", von Jana Lukas im Vorjahr schon gut gefallen hat, freute ich mich sehr auf ihr zweites Buch. Und meine Erwartungen wurden nicht enttäuscht - im Gegenteil. Sprachlich und stilistisch gefiel mir "Herz und Tal" nun noch besser. Mit Max, Johannes, Emilia und Co habe ich mich beim Lesen sehr wohl gefühlt; ich habe mit ihnen gelitten, gehofft und mich gefreut.
Genretypisch war der Roman natürlich auch nicht ganz unvorhersehbar, doch für mich war er von vorne bis hinten stimmig. Es war nicht alles eitel Sonnenschein und es gab wahrlich kreativ geschaffene Probleme.
Besonders gefielen mir die jeweiligen Kapitelanfänge, in denen stets Anrufe aus der Notrufzentrale wiedergegeben wurden. Eine schöne Auflockerung.
Atmosphärisch hat Frau Lukas für mich auch erneut einen Volltreffer gelandet. Einen Teil des Buches habe ich persönlich passenderweise in den Bergen gelesen, wenn auch nicht in Chiemgau.

Ich hatte wirklich entspannte, tolle Lesestunden mit "Herz und Tal", zuhause und im Urlaub.
Also, Frau Lukas, ich freue mich sehr auf Roman Nummer Drei!

Veröffentlicht am 28.06.2018

Stille Verantwortung

All die Jahre
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Die jungen Schwestern Nora und Theresa Flynn wandern 1957 von Irland nach Amerika aus. Dort wartet bereits Noras irischer Verlobter Charlie auf seine Zukünftige und die etwas jüngere Theresa. Die Hochzeit ...

Die jungen Schwestern Nora und Theresa Flynn wandern 1957 von Irland nach Amerika aus. Dort wartet bereits Noras irischer Verlobter Charlie auf seine Zukünftige und die etwas jüngere Theresa. Die Hochzeit wird mehr oder weniger bald geplant, doch zuerst möchte Nora dafür sorgen, dass ihre Schwester eine gute Ausbildung erhält. Während Nora selbst in einer Fabrik arbeitet, beginnt Theresa mit einer Ausbildung zur Lehrerin. Doch plötzlich wird Theresa schwanger, ohne verheiratet oder überhaupt in festen Händen zu sein. Die Schwestern müssen schnell handeln und treffen eine bedeutsame Entscheidung...

J. Courtney Sullivan hat mich damals schon schwer begeistern können mit "Sommer in Maine". In "All die Jahre" greift sie erneut große, nachhaltige Themen auf, die sie geschickt in eine komplexe Familiengeschichte verstrickt hat.
Obwohl ich selbst nicht religiös bin, lese ich immer wieder gerne und sehr interessiert Romane, in denen das katholische Irland eine Rolle spielt. So fand ich auch hier die strengen Konventionen und "alten" Ansichten überaus lesenswert. Besonders natürlich die Entwicklungen der Protagonisten, allen voran Nora. Denn "All die Jahre" ist ein Buch, welches Kapitelweise in der Vergangenheit und heute (nun, 2009) spielt.

Der Anfang des Romans handelt von der Auswanderung, der Integration im neuen, amerikanischen Zuhause.
Zwischendurch lernen wir "im Heute" Noras Kinder lernen, manche mehr, manche weniger. Charlie ist bereits verstorben.
Nora selbst ist eine sehr zurückhaltende, beinahe farblose Frau, ein wenig spießig und vor allem nicht sonderlich glücklich. Sie hatte nie die Chance sich selbst zu verwirklichen. Allerdings auch nicht sehr sympathisch. Ihre Schwester Theresa hingegen war damals eine vergnügliche, lautere, sorglosere junge Frau. Bis sie sozusagen die Quittung dafür bekam. Die Schwangerschaft veränderte die lebensfrohe Irin so sehr, dass sie sich um 180 Grad wandelte und zur Nonne wurde.
Diese beiden Beispiele nenne ich für die vielschichtigen verschiedenen Charaktere im Roman.

Die Autorin hat mit "All die Jahre" eine wirklich spannende, schicksalhafte Familiengeschichte geschaffen. Es ist beeindruckend, wie Sullivan ernst und emotional schreiben kann, im nächsten Moment aber mit einem Augenzwinkern daher kommt.

Zu kritisieren habe ich lediglich ein etwas zu arges Auf und Ab im Spannungsbogen und vielleicht, dass manche, interessante Personen zu kurz kamen. Dafür standen einfältige Personen teilweise zu oft im Fokus. Außerdem störte mich durchgehend die Tatsache, dass man wirklich fast gar nichts sympathisches an Nora finden kann. Das ist einfach schade bei einer Hauptperson.

Veröffentlicht am 07.06.2018

Die Kunst neben der Kunst

Kunst für Max
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Im Bilderbuch "Kunst für Max" erlebt der kleine Max seinen ersten Museumsbesuch.
Zwischen Gemälden von Monet und Matisse, befinden sich auch Skulpturen von Henry Moore.
Doch im Museum gibt es noch so viel ...

Im Bilderbuch "Kunst für Max" erlebt der kleine Max seinen ersten Museumsbesuch.
Zwischen Gemälden von Monet und Matisse, befinden sich auch Skulpturen von Henry Moore.
Doch im Museum gibt es noch so viel mehr zu erleben, als die teure Kunst....

Joanne Liu spricht durch ihre Illustrationen.
Während die meisten Erwachsenen zielstrebig Raum für Raum erkunden und die ausgestellte Kunst betrachten, entdeckt der kleine Max die Kunst neben der Kunst. Die Kunst des Alltags.
Er beobachtet die Menschen dabei, wie sie Picassos Bilder anschauen und diese auf sich wirken lassen. Er hat ein Auge für die Museumsmitarbeiter und was sie dort leisten.
Max hat sehr viel Spaß im Museum, weil er einen anderen Blickwinkel hat als die anderen Besuchen. Er versteckt sich weder hinter seinem Smartphone, noch ist er streng einzig und allein auf die ausgestellten Werke fokussiert.
Mit seinem kindlichen Blick entdeckt er Schönheiten, wo wir sie im Alltag übersehen. Denn auch der Baum vor unserem Fenster hat viel zu bieten. Ob er schön ist oder eben nicht, er ist einzigartig. Er ist etwas besonderes, genau wie ein Gemälde von Claude Monet es ist.

Je öfter ich mir "Kunst für Max" angesehen habe, desto lieber mochte ich es. Jedes Mal entdeckte ich etwas, was ich beim Durchblättern vorher übersehen hatte.
Das Bilderbuch ist sehr farbintensiv. Teilweise sehr schlicht gemalt und dabei doch extrem ausdrucksstark.
Für mich war es Liebe auf den zweiten Blick.

Das Bilderbuch ist ab 3 Jahren, allerdings denke ich, dass es sich hierbei eher um einen Schatz für den älteren Bilderbuchliebhaber handelt.

Veröffentlicht am 07.06.2018

Tierisch verliebt

Verliebt bis über beide Herzen
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Die hübsche Londonerin Molly betreibt einen erfolgreichen Blog als Expertin in Liebesangelegenheiten. Auch zwei Ratgeber hat sie bereits veröffentlich und das dritte Buch steht in den Startlöchern. Doch ...

Die hübsche Londonerin Molly betreibt einen erfolgreichen Blog als Expertin in Liebesangelegenheiten. Auch zwei Ratgeber hat sie bereits veröffentlich und das dritte Buch steht in den Startlöchern. Doch was niemand ihrer Fans weiß: Sie selbst hatte noch nie eine richtige Beziehung, denn sie war noch nie verliebt. Allerdings hat sie schon so manche Männerherzen gebrochen, worauf sie nicht stolz ist. Deshalb konzentriert sie sich ausschließlich auf ihre Arbeit und ihren geliebten Hund Valentine.
Als ihr eines morgens beim Joggen im Central Park ein attraktiver Mann mit einem imposanten Deutscher Schäferhund auffällt, beginnt eine stille Flirterei. Dank der Hunde ergibt sich bald ein Gespräch zwischen Herrchen Daniel und Frauchen Molly. Schnell stellt sich heraus, dass Scheidungsanwalt Daniel ebenfalls eine sehr spezielle Einstellung zum Thema Liebe und Beziehungen hat. Trotzdem versucht er, Molly zu einem Date zu bewegen. Aber die junge Frau zweifelt, sie möchte Niemanden mehr verletzen, obwohl Daniel nur von gemeinsamen Spaß redet...

Die Idee der Story gefiel mir wirklich sehr.
Eine Bloggerin, die in ihrer eigenen Welt lebt; ein zynischer, kühler Jurist; und so einige Tiere!
Denn Dalmatiner Valentine und Schäferhund Brutus sind nicht die einzigen Vierbeiner, denen man im Buch begegnet.
Auch die Nebencharaktere und ihre Zusammenführung gefiel mir sehr gut. Solch Leute hätte sicher jeder von uns gerne in seinem Leben!
Ich gebe jedoch zu, nach etwa 100 Seiten hatte ich einen leichten Hänger. Da brauchte die Geschichte zwischendurch etwas Zeit, nahm aber glücklicherweise schnell wieder Fahrt auf.

Sarah Morgan ist eine meiner liebsten Liebesroman-Autorinnen.
Ihre Charaktere haben stets Ecken und Kanten, amüsante Charakterzüge und sind dabei doch charmant.
Genauso ist es wieder in ihrem neuen Roman "Verliebt bis über beide Herzen". Die Hauptpersonen sind geprägt von der Vergangenheit und besitzen schwierige Eigenschaften.
Für mich war eine schöne Entwicklung der Persönlichkeiten sichtbar, wobei mir von vorne herein Daniel ein Stückchen näher war als Molly. Mein Liebling des Buches ist allerdings eindeutig Valentine, da ich einfach großer Dalmatiner-Fan bin.

Geschrieben ist der Roman, wie immer, wunderbar leichtfüßig und herzlich.
Meiner Meinung nach passt auch das zart gestaltete Buchcover hervorragend zum Inhalt.

Und nun - warte ich auf Teil Zwei der "From Manhattan with Love"-Trilogie.