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Veröffentlicht am 05.10.2018

Ein runder Abschluss, der fast schon mein liebster Teil ist

Save Us
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Ich hatte zugegeben ein wenig Sorge, dass dieses Buch die vielen Dramen aus den letzten Teilen noch einmal aufgreifen und zu übertrumpfen versuchen würde, aber das war definitiv nicht der Fall und einer ...

Ich hatte zugegeben ein wenig Sorge, dass dieses Buch die vielen Dramen aus den letzten Teilen noch einmal aufgreifen und zu übertrumpfen versuchen würde, aber das war definitiv nicht der Fall und einer der größten Pluspunkte dieses abschließenden Bandes für mich. Schließlich können Charaktere nur ein bestimmtes Maß an Dramen verkraften, bevor es einfach absurd wird. Mona Kasten ist in Save Us den für mich richtigen Weg gegangen und hat James und Ruby zumindest zwischendrin ein wenig Ruhe gegönnt. Man hat deutlich die Entwicklung dieser Charaktere über den Verlauf der Reihe gesehen, vor allem was die Kommunikation zwischen den beiden angeht. Halleluja, was freue ich mich immer, wenn Charaktere es tatsächlich mal schaffen miteinander zu reden und nicht durch Schweigen unnötige Probleme zu produzieren. Aber auch darüber hinaus hat man gerade bei James eine Entwicklung in die richtige Richtung gesehen, er wächst über sich hinaus, lernt für sich einzustehen und sich auf Ruby verlassen zu können.

Zwar habe ich das Buch an einem Tag gelesen, aber das heißt nicht, dass ich nicht zwischendrin immer wieder kurze Pausen machen musste, weil beim Lesen einfach so viele Gefühle mitgespielt haben. Es hat mich einfach so verdammt glücklich gemacht Ruby und James endlich zusammen zu sehen, dass ich manchmal pausieren und das Ganze erstmal sacken lassen musste, verzücktes Seufzen eingeschlossen. Zugegeben: Das Buch ist stellenweise recht kitschig. Aber auch so schön irgendwie und ich habe Ruby und James diese kitschigen Momente mehr als gegönnt. Man sollte meinen es wäre langweilig über die beiden zu lesen, wenn nichts zwischen ihnen steht, aber das war definitiv nicht der Fall. Stattdessen hat es einfach nur wahnsinnig Spaß gemacht zu sehen, wie die beiden sich immer wieder näher kamen und zusammenhielten.

Neben Ruby und James Geschichte wurden allerdings noch drei weitere Handlungsstränge verfolgt. Aus Lydias und Embers Sicht hat man ja bereist in Save You gelesen und Save Us setzt das fort und führt noch zwei weitere Sichten ein, die von Graham und Alistair. Während ich Lydias und Embers zusätzliche Blickwinkel in Save You als große Bereicherung empfunden habe und auch in diesem Teil gerne aus ihrer Sicht gelesen habe, so gleichgültig waren mir jedoch Graham und Alistair. Besonders Grahams Sicht empfand ich als überflüssig, während mich Alistairs Handlungsstrang zwar interessiert, aber auch immer wieder aus der eigentlichen Geschichte gerissen hat. Beide hatten keine sonderlich einprägsamen Stimmen und gerade bei Alistair hatte ich bei einigen Kapiteln das Gefühl aus James Sicht zu lesen und war dementsprechend etwas verwirrt. Graham und Alistair wären für mich als zusätzliche Erzähler nicht unbedingt notwendig gewesen, haben mich aber auch nicht großartig gestört, sodass dies eher ein kleinerer Kritikpunkt ist.

Von Ember und Lydia bin ich weiterhin großer Fan, wobei auch zugegeben muss, dass auch Embers Perspektive mir in Save Us nicht viel gegeben hat, ich fand es im vorigen Band noch deutlich spannender aus ihrer Sicht zu lesen.

Wie gesagt geht es in Save Us eher gemächlich zu, die letzten offenen Probleme werden gelöst, Charaktere finden endlich zueinander, Konflikte werden beseitigt, Entschuldigen ausgesprochen und lediglich auf den letzten Seite wird es noch einmal etwas dramatischer – aber auf eine gute Art, wie ich fand. Denn James‘ und Lydias Vater ist nach wie vor der große Antagonist dieser Reihe und ein Charakter, den es regelrecht Spaß macht zu hassen und hat immer wieder etwas in der Hand, das einen mit den Hauptpersonen zusammen verzweifeln lässt.

Die Auflösung der Reihe gefiel mir jedenfalls richtig gut, das Ende stellt mich mehr als zufrieden und ist genau das, was ich mir für die Charaktere gewünscht habe.

Fazit?

Save Us bildet einen großartigen Abschluss dieser für mich sehr durchwachsenen Reihe. Bei Save Me war ich mir sicher, dass diese Bücher nichts für mich sind, aber drei Bände später sind Ruby, James und Co. mir dermaßen ans Herz gewachsen, dass ich mir sicher bin, dass dies nicht das letzte Mal ist, dass ich ihre Geschichte lese. Die Bücher sind nicht perfekt, keinesfalls und sie kommen für mich auch nicht an Mona Kastens Again-Reihe heran – wie cool ist es bitte, dass es davon nächstes Jahr eine Fortsetzung geben wird? Ich freue mich riesig! -, aber die Maxton Hall Reihe hat irgendwie dennoch ein ganzes eigenes Suchtpotenzial und für mich hat die Reihe sich von Band zu Band gesteigert, die Charaktere haben sich allesamt in eine wunderbare Richtung entwickelt, es hat Spaß gemacht sie dabei zu begleiten, wie sie über sich hinaus wachsen und reifer werden und Save Us hat das Ganze einfach wunderbar abgerundet.

Veröffentlicht am 14.08.2018

Spannende Verfolgungsjagd mit charmanter Heldin

Miss Daisy und der Tote im Chelsea Hotel
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Miss Daisy und der Tote im Chelsea Hotel war so ein Buch, das mir ganz zufällig über den Weg gelaufen ist und das ich vor allem aus einem Grund lesen wollte: Es spielt in den goldenen Zwanzigern. Und ich ...

Miss Daisy und der Tote im Chelsea Hotel war so ein Buch, das mir ganz zufällig über den Weg gelaufen ist und das ich vor allem aus einem Grund lesen wollte: Es spielt in den goldenen Zwanzigern. Und ich mag Kriminalromane. Die Mischung klang also perfekt für mich und ich wurde nicht enttäuscht. Tatsächlich hat das Buch mich von der Stimmung her an die Serie „Miss Fishers mysteriöse Mordfälle“ erinnert, die ich unbedingt mal weiter schauen muss.



Bei Miss Daisy und der Tote im Chelsea Hotel handelt es sich um den zehnten Band einer Reihe. Die vorigen Teile kannte ich nicht und ich habe erst später bemerkt, dass dies nicht der erste Band ist, aber da hat überhaupt nichts gemacht. Ich habe dennoch gut in die Geschichte reingefunden und saß nicht mit hundert Fragezeichen im Gesicht da. Die Reihe ist also definitiv darauf ausgelegt, dass man die Bücher unabhängig voneinander lesen kann, was für mich ein großer Pluspunkt war.



Von der ersten Seite an fand ich Daisy als Erzählerin wahnsinnig sympathisch. Sie hat irgendwie ihren ganz eigenen Charme, ist forsch und lässt sich nicht einschüchtern. Dass Daisy ihren ganz eigenen Kopf hat und sehr neugierig ist hat man ziemlich schnell gemerkt und sind Eigenschaften an ihr, die die Geschichte zügig voran getrieben haben. Das Buch ist nicht sonderlich lang, deshalb aber quasi durchgehend spannend. Die Nebencharaktere haben alle ihre kleinen Eigenarten, manche sehr liebenswert, andere fast schon nervig, aber insgesamt gefielen mir die Charaktere in diesem Buch ziemlich gut, besonders ein paar der Hotelgäste und -angestellten fand ich grandios.

Wie gesagt bin ich vor allem durch das historische Setting auf das Buch aufmerksam geworden und dieses hat mich auch nicht enttäuscht. Seit ich vor ein paar Jahren in der Schule The Great Gatsby gelesen habe finde ich die goldenen Zwanziger irgendwie wahnsinnig interessant und bei Miss Daisy hat sich das vor allem in der Art der Verfolgungsjagd widergespiegelt und anhand der Mittel, die zur Ermittlung und Verfolgung zur Verfügung standen.

Veröffentlicht am 03.08.2018

Hart, aber ehrlich

Clean
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Wie man sich denken kann ist Clean kein Buch das spurlos an einem vorbei geht, eher im Gegenteil. Gerade zu Anfang wird man regelrecht ins kalte Wasser geschmissen und bekommt Lexi von ihrer schlechtesten ...

Wie man sich denken kann ist Clean kein Buch das spurlos an einem vorbei geht, eher im Gegenteil. Gerade zu Anfang wird man regelrecht ins kalte Wasser geschmissen und bekommt Lexi von ihrer schlechtesten Seite zu sehen. Man erlebt sie an ihrem Tiefpunkt, den sie selbst nicht einmal als solchen erkennt. Zugegeben: Nach den ersten Kapiteln habe ich gedacht, dass das Buch vielleicht doch nicht so wirklich meinen Geschmack trifft. Gerade über Lexis kalten Entzug zu lesen war unangenehm und unbequem. Juno Dawson beschönigt in diesem Buch nichts, was einerseits der Reiz des Ganzen ist, gleichzeitig natürlich aber auch nicht ohne zu lesen.



Erzählt wird Lexis Geschichte in zehn Schritten, die sie durch den Entzug begleiten, angefangen mit: Ich gebe zu, dass ich ein Probleme habe.

Und so ging es immer weiter, mit jedem Schritt merkt man, dass Lexi etwas lernt, über sich selbst und ihr Leben. Nach und nach versteht man immer mehr, warum Lexi so ist, wie sie nun einmal ist, wie sie in die Drogensucht reingerutscht ist. Je mehr ich über Lexi erfahren habe, desto mehr mochte ich sie. Ohne, dass ich es so wirklich gemerkt habe, ist sie mir ein kleines wenig ans Herz gewachsen. Nach dem Anfang hätte ich es nicht erwartet, aber das Buch war überraschend hoffnungsvoll und hat mich emotional zwar mitgenommen, aber nicht runtergezogen. Die Grundstimmung war durchaus positiv, selbst durch Lexis unschönere Momente durch und das war es, was ich an dem Buch fast am meisten gemocht habe.



So gerne ich Lexi letztendlich auch mochte, über die Nebencharaktere kann ich leider nicht dasselbe sagen. Was nicht daran liegt, dass es schlechte Nebencharaktere waren, sondern vielmehr, dass ich das Buch vor knapp zwei Wochen beendet habe – es war super warm draußen und mein Gehirn war bisher nicht fähig eine halbwegs ordentliche Rezension zusammenzuschustern, okay? – und ich kann mich an ungefähr zwei erinnern. Keine gute Quote. Es gibt einen ganzen Haufen an Personen, die Lexi in dem Therapiezentrum kennenlernt, alle mit eigenen Problemen. Juno Dawson spricht in Clean viele verschiedene Themen an, zum Beispiel leidet ein Mädchen dort unter einer Essstörung, ein anderes ist transsexuell und magersüchtig und eine weitere Person hat eine Zwangsstörung. Damit werden viele wichtige Themen kurz angerissen, aber eben auch nicht mehr als das. Ich verstehe, dass es vermutlich den Rahmen sprengen würde jedem Charakter so viel Raum zu geben, aber ich konnte mich ehrlich gesagt nicht einmal mehr an die Namen von Lexis neuen Bekanntschaften erinnern, bis auf Brady, der eine etwas größere Rolle für Lexi spielt und dessen Problem ich an dieser Stelle nicht erwähne, weil Spoiler. Das liegt zweifelsohne daran, dass ihre Krankheiten mit Abstand das prägnanteste an den Nebencharakteren waren, ansonsten sind sie recht flach geblieben und sehr austauschbar, wie ich fand.



Und da ich Brady gerade schon erwähnt habe, komme ich zu dem Punkt, der mich an der Geschichte eigentlich am meisten gestört hat und das war die Liebesgeschichte. Ich habe selten etwas an Liebesgeschichte auszusetzen. Ich mag es darüber zu lesen, wie Personen sich ineinander verlieben, ich finde das schön. Und trotzdem hätte es für mich an dieser Stelle wirklich nicht sein müssen. Lexi hat den Kopf so voll mit anderen Dingen, die sie auf die Reihe kriegen musste, dass ich teilweise das Gefühl hatte, dass Brady und sein „Problem“ sie unnötig aufgehalten haben. Aber besonders das Ende fand ich einfach unrealistisch und übertrieben und total kitschig und war definitiv der Part des Buches, der mir am wenigsten gefallen hat.

Fazit?

Clean konnte mich in vielerlei Hinsicht nach einem holprigen Start sehr positiv überraschen. Während die Protagonistin Lexi mit der Zeit sehr sympathisch wurde, blieb ein Großteil der Nebencharaktere blass. Nichtsdestotrotz hat Lexis Geschichte mich mitgerissen und dafür gesorgt, dass ich das Buch nur einmal aus der Hand gelegen habe, bevor ich es beendet habe. Ich wollte unbedingt wissen, wie es mit Lexi weitergeht, wie ihr Weg aussieht. Clean ist keinesfalls leichte Kost, aber gleichzeitig hat es mich merkwürdigerweise mit einem guten Gefühl zurückgelassen.

Veröffentlicht am 05.06.2018

3 Gründe, warum mir Save You besser als sein Vorgänger gefällt

Save You
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Obwohl ich grundsätzlich großer Fan von Mona Kasten bin, hat mir der Auftakt ihrer Maxton Hall Reihe nur so mäßig gut gefallen. Ich hatte einige Kritikpunkte, gleichzeitig sind mir die Charaktere irgendwie ...

Obwohl ich grundsätzlich großer Fan von Mona Kasten bin, hat mir der Auftakt ihrer Maxton Hall Reihe nur so mäßig gut gefallen. Ich hatte einige Kritikpunkte, gleichzeitig sind mir die Charaktere irgendwie ans Herz gewachsen und ich habe meine Hoffnungen in den zweiten Band gesetzt – und wurde nicht enttäuscht. Da es sich hierbei um den zweiten Band dieser Reihe handelt, kann ich nicht versprechen, dass es keine Spoiler zu Save Me gibt.

Da der Klappentext an sich nicht sonderlich vielsagend ist, werde ich euch jetzt die Gründe nennen, weshalb mir Save You um einiges besser gefallen hat als Save Me:

1. Ruby und James sind beide über sich hinausgewachsen und haben sich weiter entwickelt. Während ich James im ersten Teil noch sehr kritisch gegenüberstand, so komme ich jetzt nicht drum herum zu sagen, dass ich ihn richtig gerne mag. Man merkt, dass er sich bemüht und an sich arbeitet, auch, wenn er gerade zu Beginn hier und da so seine Momente hatte. Allgemein hatte ich das Gefühl, dass dieses Mal die Gefühle zwischen James und Ruby, gerade, da beide unter der Trennung leiden, noch mehr rüberkommen als in Save Me. Ich für meinen Teil habe sehr mitgefiebert und gehofft und mich gefreut, als sie langsam wieder zueinander gefunden haben. Insgesamt bin ich mittlerweile an dem Punkt, an dem ich nur noch möchte, dass die beiden glücklich miteinander werden. Weshalb ich hoffe, dass – und damit komme ich zum zweiten Punkt – der Cliffhanger ihre Beziehung nicht zu sehr auf die Probe stellt.
2. Mit einem Cliffhanger am Ende war zu rechnen und dieser hier war wirklich etwas gemein. Aber hey, immerhin hat er dieses Mal nicht dafür gesorgt, dass ich eine der Hauptpersonen nicht leiden kann und das ist doch was, nicht wahr?
3. Das Buch dreht sich mittlerweile nicht mehr nur um Ruby und James, sondern mit Ember und Lydia haben wir zwei weitere Erzählerinnen bekommen. Gerade letztere hat es mir angetan und die Kapitel aus Lydias Sicht haben mir beinahe am besten gefallen, da sie einfach das meiste Konfliktpotenzial bieten und damit am spannendsten sind. Während Ember dagegen meine Heldin in Sachen body positivity ist (von ihr kann man sich echt eine Scheibe abschneiden) und ich sie insgesamt als Charakter mag, so empfand ich ihre Kapitel dennoch als nicht so wichtig, auch, wenn diese auf den Epilog hingearbeitet haben, der noch einmal Spannung bezüglich des nächsten Bandes aufbaut. Aber nicht nur über Lydia und Ember erfährt man in diesem Band mehr, auch Rubys Freundin Lin wird ein bisschen wichtiger, man bekommt mehr Hintergrund. Insgesamt hat mir die Freundschaft zwischen den Mädchen einfach richtig gut gefallen, besonders zwischen Lydia und Ruby.


Allerdings habe ich auch nach wie vor noch ein paar Kritikpunkte. Zum einen finde ich es schade, dass man recht wenig von James‘ Freunden zu sehen kriegt, beziehungsweise, dass diese dadurch zum Teil recht unsympathisch bleiben. Besonders Cyril kann ich nicht viel abgewinnen, was Wren angeht bin ich ein wenig skeptisch und von Alistair und Keshav hätte ich einfach gerne mehr gesehen, da im ersten Band bereits ein paar Sachen angedeutet worden sind, die in Save You nicht großartig weiter aufgegriffen wurden. Was mich aber fast am meisten stört und mir einfach unlogisch erschien war das Verhalten einer Person am Ende, worauf ich jetzt aus Spoiler-Gründen nicht weiter eingehen werde, aber sagen wir mal, dass ich fassungslos vor meinem Buch saß, weil mir das Verhalten so out of character vorkam. Ich hoffe sehr, dass man dazu im nächsten Band noch ein paar Erklärungen bekommen wird.



Fazit?

Man hat es ja schon an dem Titel des Beitrags gesehen: Mir persönlich hat der zweite Band viel besser gefallen als der erste. Ein bisschen weniger High Society Drama, die Geschichte wurde gemächlicher und für mich damit realistischer. Ruby und James sind mir noch mehr ans Herz gewachsen, aber meine liebste Person in diesem Buch war denke ich auf jeden Fall Lydia, von der ich hoffe, dass wir im nächsten Teil noch viel mehr sehen werden – ich bin jedenfalls wahnsinnig gespannt auf das Finale dieser Reihe!

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Veröffentlicht am 22.03.2018

"Herz aus Schatten" überzeugt mit Spannung und Originalität

Herz aus Schatten
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Wenn ich mich nicht irre - und ich glaube das tue ich nicht - dann habe ich mittlerweile jedes Buch der Autorin gelesen und habe mich gefreut feststellen zu dürfen, dass ich ein neues Lieblingsbuch von ...

Wenn ich mich nicht irre - und ich glaube das tue ich nicht - dann habe ich mittlerweile jedes Buch der Autorin gelesen und habe mich gefreut feststellen zu dürfen, dass ich ein neues Lieblingsbuch von Laura Kneidl gefunden habe. Für mich ist Herz aus Schatten ihr bisher bestes Werk und ich bin schon sehr gespannt was die Autorin in Zukunft noch veröffentlicht, denn bisher gefiel mir fast jedes neue Buch etwas besser als das vorherige.

In Herz aus Schatten wird die Geschichte der siebzehnjährigen Kayla erzählt, die eine unglaublich sympathische Protagonistin war. Sie hat, was ihre Aufgabe als Bändigerin angeht, ein paar Zweifel, fühlt sich in ihrer Rolle nicht ganz wohl und ist doch gleichzeitig niemand, der sich davon großartig aus der Ruhe bringen lässt. Kayla steht ein bisschen zwischen zwei Welten, da sie weder mit den Bändigern noch mit deren Gegengruppierung der Wilden Jagd, die es sich zur Aufgabe gemacht haben Monster mit Waffen zu töten, die Kaylas Mutter anfertigt, auf einen Nenner kommt. Kayla vertritt ihre eigenen Ansichten, versucht es sich weder mit den Bändigern noch der Wilden Jagd allzu sehr zu verscherzen und versucht einfach für sich und ihren Schattenwolf den richtigen Weg zu finden, denn dass es so in Praha nicht weitergehen kann, das steht für sie fest, besonders, als die Ereignisse anfangen sich zu überschlagen. Kaylas Art für ihre Ansichten einzustehen und zu kämpfen hat mir wahnsinnig gut gefallen, vor allem, weil sie dabei so menschlich rüberkam, gerade wenn sie nämlich auch mal einen Rückschlag erlebt.

Neben Kayla, die ich wie gesagt sehr gerne mochte, hat mir aber vor allem das düstere Setting der Geschichte gefallen. Praha ist ein Ort, an dem man wirklich nicht leben möchte, denn die Monster, welche die Stadt einkesseln, sind absolut gruselig und wenn nicht gebändigt auch blutrünstig, wovon auch die Einwohner nicht immer verschont bleiben, da die Bändiger logischerweise nicht immer überall sein können. Dazu kommt, dass die Stadt sehr zwiegespalten ist, da die Einwohner einerseits auf den Schutz durch die Bändiger angewiesen sind, die Bändiger andererseits teilweise einfach ein wirkliches arrogantes Pack sind und sich sehr viel herausnehmen. Dadurch entstehen Reibungen in der Bevölkerung, die spannend zu beobachten waren und zu einigen interessanten Konflikten geführt haben.
Die Welt, in der Kayla lebt, liest sich wie eine Parallelwelt eines etwas historischen Osteuropas und das hat zusammen mit den Monstern definitiv Wirkung - und führt dazu, dass ich bei der Hälfte der Namen nicht weiß, wie man sie eigentlich ausspricht mit den ganzen Akzenten :D

Gerade zu Beginn des Buches war ich von dem Setting und der düsteren Stimmung sehr eingenommenen und die Geschichte hat mich richtig gepackt, sodass ich das Buch erst einmal gar nicht aus der Hand legen wollte. Je weiter ich dann jedoch gelesen habe, desto mehr fragte ich mich, worauf das ganze eigentlich hinauslaufen soll. Was, beziehungsweise wer, der "Endgegner" und damit das größte Problem war, wurde mir erst so wirklich kurz vor Ende klar und dann war es irgendwie auch schon wieder ganz schnell vorbei. Ich hatte das Gefühl, dass sich das Buch auf sehr viele Konflikte gestützt hat, die es in Praha gab, was wie gesagt sehr spannend zu lesen war, jedoch wurde die eigentliche Bedrohung für mich gegen Ende fast schon etwas zu überraschend und eilig abgewickelt. Nichtsdestotrotz gefiel mir das Ende von Herz aus Schatten, es wurde ein runder Abschluss für jeden Charakter gefunden, die wichtigsten aufgeworfenen Fragen während des Lesens wurden alle beantwortet, sodass ich die letzte Seite mit einem zufriedenen Gefühl umgeblättert habe.

Neben der Protagonistin und dem düsteren Setting hat mir aber vor allem die Darstellung von Familie und Freundschaft wieder einmal gut gefallen, die mir auch schon in anderen Werken der Autorin aufgefallen ist. In diesem Fall sind Kaylas Eltern getrennt und ihre Mutter lebt mit ihrer Lebensgefährtin zusammen. Die beiden wiederum haben Marek bei sich aufgenommen, der wie ein Bruder für Kayla ist. Obwohl Kayla weder mit Frída noch mit Marek verwandt ist, sieht sie die beiden als Familie an. Weiterhin ist sie mit Alexandr befreundet, der eine etwas androgyne Erscheinung ist und deshalb (und weil er ein Bastard ist) von vielen verurteilt wird. Was Kayla jedoch nicht daran hindert zum einen mit ihm befreundet zu sein und zum anderen sich für ihn einzusetzen, wenn er es selbst manchmal nicht tut.

Noch etwas was mir aufgefallen ist, ist allerdings, dass es in diesem Buch außer Kayla und ihrer Mutter und Frída - sofern ich nicht jemanden vergessen habe, ihr dürft mich gerne korrigieren -, die allerdings nicht sonderlich viele Auftritte haben, keinerlei weitere starke Frauen gibt. Kayla umgibt sich, so kam es mir vor, eigentlich nur mit Männern, was ihren Freundeskreis angeht und auch in der Akademie für die Bändiger werden hauptsächlich nur ihre männlichen Kommilitonen erwähnt, Frauennamen kommen vielleicht mal am Rande vor, haben aber keine weitere Rolle. Das hat mich zwar nicht allzu sehr gestört, allerdings hätte ich eine stärkere Repräsentation von weiblichen Charakteren auch schön gefunden, zumal dies nicht das erste Buch der Autorin ist, in dem mir das auffällt. Ich meine das nicht unbedingt negativ, aber was ihre Hauptpersonen - abgesehen von der Protagonistin - angeht, schreibt sie oft sehr... männerlastig, wenn man das so sagen kann.
Ich will festhalten, dass das an dieser Stelle kein richtiger Kritikpunkt ist, lediglich etwas, das mir aufgefallen ist.

Fazit?

Herz aus Schatten überzeugt mit einer starken Protagonistin, einer düsteren Stimmung, die fast schon Gänsehaut verursachend ist und einer Handlung, die ein stetiges auf und ab ist, sodass das Buch fast durch die Bank weg spannend ist und man es kaum aus der Hand legen mag. Lediglich die Auflösung konnte mich in ihrer Art und Weise, wie sie präsentiert wurde, nicht vollends überzeugen - dennoch finde ich, dass Herz aus Schatten ein gutes Ende gefunden hat, auch, wenn ich irgendwie sehr gerne noch mehr aus dieser Welt lesen würde, da Praha mich vollkommen in seinen Bann gezogen hat.
Herz aus Schatten ist ein Fantasybuch, das durch seine Originalität und Spannung besticht, weshalb ich es jedem, der Fantasy mag und mal etwas anderes lesen will, ans Herz legen möchte.