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Veröffentlicht am 12.08.2018

Intergalaktische Friedensverhandlungen

Dina - Macht des Zaubers
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Dina Demilles nicht ganz normales Wirtshaus könnte geringfügig besser laufen. Geringfügig in dem Sinne, dass bald Gäste auftauchen sollten, sonst ist kein Geld mehr da, und Magie kann nun mal nicht alles. ...

Dina Demilles nicht ganz normales Wirtshaus könnte geringfügig besser laufen. Geringfügig in dem Sinne, dass bald Gäste auftauchen sollten, sonst ist kein Geld mehr da, und Magie kann nun mal nicht alles. Da taucht plötzlich der galaktische Schiedsmann George auf, der ausgerechnet bei ihr Friedensverhandlungen zwischen zwei völlig außer Rand und Band verhassten Völkern halten will. Dinas Haus ist das einzige, das sich eine Absage nicht leisten kann, und deshalb sagt sie zu - mit dem Ergebnis, dass sie lernen muss, Flöhe zu hüten. Wenn man kriegerische Vampire aus dem Weltraum und ebensolche kriegerischen Gegner sowie Kaufleute, die in deren Auseinandersetzungen geraten sind, als Flöhe bezeichnen möchte. Bald sieht es nicht nur so aus, als würden die Verhandlungen scheitern, sondern Dina beinahe ihr Leben und das verlieren, was ihr am teuersten ist.

Oh, Mann. Echt, so bekloppt sich das anhört, so genial ist es. Mittlerweile greife ich blind zu Ilona Andrews Büchern, weil ich genau weiß, was ich bekomme: toughe Frauen, coole Männer, viel Wortwitz, verbale Schlagabtäusche und eine Handlung, die so absurd wie amüsant und unterhaltsam ist. Das Autorenehepaar schafft Wesen, mit denen man selbst gern am Tisch säße, auch wenn das manchmal äußerst böse enden könnte. Selbst die obersten Oberschurken haben meistens einen coolen Grund, warum sie tun, was sie tun, weshalb ich die Bücher einfach nur mag. Es ist keine hohe Literatur, aber so wendungs- und einfallsreich, dass ich sie nur empfehlen kann. Gut gefallen hat mir in diesem Teil, dass sich das Liebesgedöns trotz allem in Grenzen hielt und genau so muss es sein. Her mit dem dritten Teil!

Veröffentlicht am 11.08.2018

Blumen und Briefe

Der Blumensammler
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1983: Peter Manyweathers ist der Inhaber einer kleinen Putzfirma und in seiner Freizeit gern in der Bibliothek. Eines Tages fällt ihm in einem Buch ein alter Brief in die Hände, in welchem ein junger Student ...

1983: Peter Manyweathers ist der Inhaber einer kleinen Putzfirma und in seiner Freizeit gern in der Bibliothek. Eines Tages fällt ihm in einem Buch ein alter Brief in die Hände, in welchem ein junger Student seiner Angebeteten von sechs außergewöhnlichen Blumen erzählt. Peter ist wie elektrisiert - er, der keine Hobbys besitzt, macht sich anhand des Briefes auf den Weg, weltweit die seltensten und ungewöhnlichsten Blumen zu suchen.
Gegenwart, 30 Jahre später: Professor Cole, ein Meeresbiologe, stirbt beinahe in seinem Einmannunterwassertauchboot. Der Wal, dem er sein Leben verdankt, trägt in seinem Magen ein Geheimnis herum: Die Blackbox des verschollenen Fluges M570.
Ebenfalls Gegenwart: Dove hat sein ganzes Leben lang darunter gelitten, ein Waise zu sein - und unter seinem Namen natürlich. In letzter Zeit quälen ihn dazu schreckliche Kopfschmerzen, aus denen Erinnerungen eines anderen Lebens steigen ...

Drei Handlungsstränge, die auf den ersten Blick nichts miteinander gemein haben, und doch verwebt sie Whitehouse zum Schluss zu einem gekonnten Ganzen. Ich mochte die Geschichte, auch wenn mich ein paar Dinge gestört haben. Das Foreshadowing zum Beispiel, das immer eingeblendet wurde, sobald Doves Kopfschmerzen begannen. Auch, dass nie geklärt wurde, was mit Peters Assistentin passierte oder wie diese Gedankenübertragung möglich war. Irgendwo in der Mitte gab es ein paar Längen, doch der Schluss konnte wieder sehr punkten, wobei ich mir über diese Schließung des Kreises mit Professor Coles Involvierung nicht ganz im Klaren bin - soll ich begeistert sein oder es als den endgültigen Abschuss ins zu sehr Unwahrscheinliche verbuchen? Trotzdem ein interessantes, unterhaltsames Buch.

Veröffentlicht am 08.08.2018

Werwölfe im Weltraum

Dina - Hüterin der Tore
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Auf den ersten Blick ist Dina eine gewöhnliche, junge Frau. Auf den zweiten Blick ebenfalls, nur dass gewöhnliche, junge Frauen nicht in einem semibewussten, magischen Gasthaus leben und Wesen von anderen ...

Auf den ersten Blick ist Dina eine gewöhnliche, junge Frau. Auf den zweiten Blick ebenfalls, nur dass gewöhnliche, junge Frauen nicht in einem semibewussten, magischen Gasthaus leben und Wesen von anderen Planeten versorgen. Doch genau das tut sie, denn Dina ist Wirtin, wie es schon ihre Eltern waren, die spurlos verschwunden sind. Als eines Tages in der Gegend Hunde getötet werden, muss sie ihre Tarnung aufgeben und sich an den markierenden Werwolf wenden, der hier lebt. Zusammen mit ihm findet sie heraus, dass ein Dämon sein Unwesen treibt, und wenn sie nicht aufpassen, wird es bald von Toten in ihrer Kleinstadt wimmeln. Als dann noch ein Vampir auftaucht, ist das Chaos perfekt.

Ich finde dieses Autorenehepaar so geil. Ganz ehrlich, egal was sie schreiben, und selbst wenn sie mir so völlig absurdes Zeug wie hier andrehen, Werwölfe und Vampire aus dem Weltraum, Dämonen, Klischees über sexy Biester und was noch - ich lese es. Ich lese es und amüsiere mich prächtig dabei, denn Ilona Andrews hat es einfach drauf. Ihre Helden sind immer tough, schlagfertig und rechtschaffend, und sie nicht zu mögen, ist eigentlich unmöglich. Ein paar zeitliche Angaben hier waren etwas vage, was wohl darauf zurückzuführen ist, dass es sich hier bei dem Buch um etwas handelt, das sie ursprünglich von Kapitel zu Kapitel ins Netz gestellt hatten und es auch dann so veröffentlichten. Was soll's. Ich mag's.

Veröffentlicht am 04.08.2018

Der unbekannte Detektiv

Arrowood - In den Gassen von London
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Was macht ein Detektiv, der zur selben Zeit wie Sherlock Holmes in London lebt, aber nicht einmal annähernd so bekannt ist? Richtig, er ist neidisch. Und hangelt sich mit Jobs von Tag zu Tag, die er von ...

Was macht ein Detektiv, der zur selben Zeit wie Sherlock Holmes in London lebt, aber nicht einmal annähernd so bekannt ist? Richtig, er ist neidisch. Und hangelt sich mit Jobs von Tag zu Tag, die er von Tagelöhnern, armen Ehefrauen oder anderen erhält, die sich den teuren Detektiv auf der anderen Seite der Themse nicht leisten können. Und wenn dann eine femme fatale auftaucht, die ihm und seinem Gehilfen Barnett einen lebensgefährlichen Job anbietet, sagt er nicht Nein. Und so kommt es, dass die beiden Detektive sich mit Verbrechergrößen, Mördern, brutalen Bullen und anderem Gesindel herumschlagen müssen - ein ganz normaler Tag im Leben des William Arrowood.

Wenn man es genau bedenkt, macht eigentlich Barnett, der eigentliche Erzähler, fast die ganze Arbeit, und er steckt auch fast die ganze Prügel ein. Hart im Nehmen ist er, und vom Leben ganz schön gebeutelt, doch sein Herz ist auf dem rechten Fleck. Unter all dem Fett von Arrowood trifft das wohl auch auf den zu, zumindest, wenn er mal nicht wieder cholerisch wird, auf Holmes wettert oder seiner Ex nachhängt. Die Geschichte ist gut erzählt, man taucht tief in die dreckigen Straßen Londons ein, in welchen sich auch Holmes herumtreibt, jedoch dann immer wieder auf seine saubere Seite in der Baker Street zurückkehrt. Für Barnett und Arrowood gilt das nicht, die müssen sehen, wo sie am Ende des Tages bleiben. Ein hartes, brutales Buch mit vielen Abgründen und ein guter Nebenstrang, wenn man die Bücher von Conan Doyle mag.

Veröffentlicht am 29.07.2018

Geheimdienste und Geheimnisse

Fake
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Als in Syrien ein hochrangiges Mitglied des IS' bei einem Drohnenangriff getötet wird, gibt es ein weiteres Opfer - ausgerechnet die amerikanische Geisel Catherine Finch. Normalerweise läuft so was unter ...

Als in Syrien ein hochrangiges Mitglied des IS' bei einem Drohnenangriff getötet wird, gibt es ein weiteres Opfer - ausgerechnet die amerikanische Geisel Catherine Finch. Normalerweise läuft so was unter "Pech gehabt, friendly fire", doch dieses Mal ist es ein wenig anders: Der scheidende amerikanische Präsident will sich einen Namen machen und hat begonnen, Friedensverhandlungen im Nahen Osten aufzunehmen; da sieht es natürlich mit so einem Verlust echt blöd aus. Also reaktiviert man Pete Town aus dem Ruhestand. Der ehemalige Geheimdienstler war schon immer ein Meister im Vertuschen oder Erfinden von Geschichten, eben im Umlaufbringen von Fakes. Sie brauchen nur drei Tage lang die Welt in dem Glauben lassen, dass Catherine überlebt hat, doch es gibt viele Mitspieler in diesem Spiel, und nicht alle haben dieselben Ziele.

Eigentlich bin ich kein Fan von Spionagethrillern, doch irgendetwas an der Leseprobe hier hat mich gereizt, sodass ich zu diesem Buch gegriffen habe. Hier taucht man kopfüber in die Welt der Geheimdienste ein, in Spionage und Gegenspionage, das Spiel der Spiele, das einige wenige spielen, um einer eingebildeten Aufgabe nachzugehen und vielen zu schaden. Was mir so richtig gefallen hat, war, dass sich die Geschichte entblätterte wie eine Zwiebel, die langsam geschält wird, nicht immer chronologisch, manchmal auch in Rückblicken, und dass es hier vor überraschenden Wendungen und noch mehr Wendungen nur so wimmelt. Immer wenn man das Gefühl hatte, alles durchschaut zu haben, hatte einer der Beteiligten noch ein Ass im Ärmel, das gestochen hat, und gab der Geschichte damit eine neue Richtung vor. Ob es bei dem Ganzen tatsächlich in dieser Form so laufen würde wie beschrieben, sei dahingestellt. Ich fühlte mich jedenfalls gut unterhalten.