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Wilma

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.05.2018

Coming-off-Age-Krimi

Der rote Swimmingpool
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Adam steht an der Grenze zum Erwachsenwerden. Er ist in einer liebevollen Umgebung aufgewachsen, versteht sich gut mit seinem Vater, verehrt seine Mutter. Doch über Nacht wird alles anders: Sein Vater ...

Adam steht an der Grenze zum Erwachsenwerden. Er ist in einer liebevollen Umgebung aufgewachsen, versteht sich gut mit seinem Vater, verehrt seine Mutter. Doch über Nacht wird alles anders: Sein Vater zieht aus und unterbindet jeden Kontakt nicht nur zu Adams Mutter, sondern auch zu Adam. Adams Mutter, eine etwas abgedreht wirkende Künstlerin, gibt keine Antworten, zieht sich in sich selbst zurück. Adam versteht die Welt nicht mehr und reagiert panisch, hilflos, trotzig.

Fast bin ich geneigt, den "Roten Swimmingpool" als eine Art Krimi einzustufen, nur kennt der Leser zuerst den Täter, nämlich Adam, weiß aber nicht, was genau er sich zuschulden kommen ließ. Das erfährt man erst nach und nach von Adam selbst, allerdings nicht schön schlicht, chronologisch, sondern in wilden Zeitsprüngen, die manchmal gar nicht so einfach nachzuvollziehen sind, zum Zurückblättern zwingen … oder einfach zum Aufgeben und Hoffen, dass sich am Ende alles fügt. Ein genialer Schachzug der Autorin, wie ich finden. Denn so wirr wie in Adams Schilderung geht es vermutlich auch in seinem Kopf zu – kein Wunder, schließlich steckt er mitten in der Pubertät mit all ihren Herausforderungen und muss zu allem Überfluss auch noch das Auseinanderbrechen seiner Familie verkraften, das ihn völlig unvorbereitet trifft.
Überhaupt ist Adam – logischerweise – die am detailliertesten geschilderte Figur in dem Roman. Auch wenn er in seinen pubertären Anwandlungen und Exzessen manchmal nervt, man leidet und fiebert mit ihm. Da die Geschichte aus seiner Perspektive geschildert wird, ist die Sprache jung, ein bisschen flapsig, aber nicht derb und auch für Leser fortgeschrittenerer Altersstufen gut zu lesen.
Titel und Cover sind genial und verführen hoffentlich viele vor allem jüngere Leser dazu, nach diesem Buch zu greifen. Es ist vielleicht nicht ganz das, was sie erwarten, aber auf jeden Fall spannende und lesenswerte Lektüre.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Figuren
  • Geschichte
  • Dramaturgie
Veröffentlicht am 28.11.2018

Der Schein trügt

Alligatoren
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Aufgrund des Klappentexts hatte ich mir etwas ganz anderes erwartet, als ich bei der Lektüre tatsächlich entdeckt habe: keine Jagdgeschichte à la Moby Dick oder Der alte Mann und das Meer, sondern eine ...

Aufgrund des Klappentexts hatte ich mir etwas ganz anderes erwartet, als ich bei der Lektüre tatsächlich entdeckt habe: keine Jagdgeschichte à la Moby Dick oder Der alte Mann und das Meer, sondern eine fesselnde Erzählung über das Leben auf den Baumwollplantagen im frühen 19. Jahrhundert. Interessante Charaktere, mitreißender Plot, bewegend, zum Nachdenken anregend. Und mal wieder bestätigt sich die alte Wahrheit: Der Schein kann auch trügen.

Veröffentlicht am 26.03.2018

Spannend bis zum Schluss

Ostseerache
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In einem beschaulichen Dorf an der Ostsee geschieht ein Mord. Schnell hat die Polizei und auch die Dorfgemeinschaft die üblichen Verdächtigen bei der Hand - den betrogenen Ex-Ehemann, jemanden, der schon ...

In einem beschaulichen Dorf an der Ostsee geschieht ein Mord. Schnell hat die Polizei und auch die Dorfgemeinschaft die üblichen Verdächtigen bei der Hand - den betrogenen Ex-Ehemann, jemanden, der schon früher in einen verdächtigen Todesfall verwickelt war und so fort. Nur die ermittelnde Kommissarin lässt sich so leicht nicht abspeisen .. und behält am Schluss natürlich Recht.

Wenn man im Internet oder in der Buchhandlung stöbert, dann bekommt man den Eindruck, dass es Morde am Meer fast genauso viele gibt wie Sand. Aber Sand ist ja nicht gleich Sand, und auch die „Meer-Krimis“ unterscheiden sich ganz gewaltig.

Die „Ostseerache“ von Eva Almstädt beginnt zum Beispiel schon mal fulminant. Und zwar nicht mit dem Mord, sondern mit vielen erst einmal nicht zusammenhängenden Passagen, in denen die handelnden Personen eingeführt werden. Da scheint jeder irgendein Geheimnis zu haben oder ein Problem mit sich herumzuschleppen.


Trotzdem gelingt es der Autorin, den Leser nicht zu verwirren, im Gegenteil, man fragt sich schnell, wie es wohl mit wem weitergeht. Erst ganz allmählich verflechten sich die einzelnen Handlungsstränge zu einer Art zentralem Bild, aus dem aber immer wieder einzelne Fäden heraushängen. Nicht alle werden am Schluss eingewoben sein – auch das macht den Charme des Buches aus.

Die einzelnen Personen werden (mit wenigen Ausnahmen) detailliert gezeichnet; da gibt es nicht den einen Bösen, den man sofort im Verdacht hat. Die Suche nach dem Täter bleibt spannend bis zum Schluss, und spannend bleibt auch das Drumrum. Klar, es gibt die ein oder andere Nebenhandlung, die sich ganz schnell abgezeichnet hat, aber es passiert auch eine Menge Unerwartetes.

Sehr gut gefallen hat mir auch der Schreibstil der Autorin. Das Buch liest sich flüssig, beinahe elegant, die Autorin übertreibt es nicht mit dem Lokalkolorit. Auch die Auflösung des Falls fand ich schlüssig, auch wenn die Autorin mit der sympathischen Kommissarin ziemlich brutal umspringt. Aber das ist ihr gutes Recht – und wird mich dazu verleiten, auch Band 14 aus der Feder von Frau Almstädt zu lesen, nachdem ich mir ein paar frühere Bände einverleibt habe.

  • Einzelne Kategorien
  • Figuren
  • Atmosphäre
  • Handlung
  • Spannungsbogen
  • Cover
Veröffentlicht am 17.08.2018

Indiana Jones intergalaktisch

Undying – Das Vermächtnis
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Lange hat‘s gedauert, bis das Autorinnen-Duo Kaufman/Spooner endlich wieder ein Buch auf den (deutschen) Markt gebracht hat. Klar, einen grandiosen Wurf wie die „Broken Stars“ auch nur annähernd zu wiederholen, ...

Lange hat‘s gedauert, bis das Autorinnen-Duo Kaufman/Spooner endlich wieder ein Buch auf den (deutschen) Markt gebracht hat. Klar, einen grandiosen Wurf wie die „Broken Stars“ auch nur annähernd zu wiederholen, ist extrem schwierig. Deswegen bin ich dann auch mit einer gehörigen Portion Skepsis an ihr neuestes Werk, „Undying“ rangegangen.

Tatsächlich halten die Autorinnen in vielerlei Hinsicht an ihrem überaus erfolgreichen Konzept fest: Wie die „Broken Stars“ spielt „Undying“ auf einem fernen Planeten. Wie in den „Broken Stars“ herrschen dort wie auch auf der Erde sehr widrige Umstände. Und wie in den „Broken Stars“ treffen mit Amelia und Jules zwei Menschen aufeinander, die gegensätzlicher nicht sein könnten und die sich unter „normalen“ Umständen niemals kennengelernt hätten. Auch sie, die geschickte Diebin und das tollpatschige Genie, bilden zunächst nur eine Zweckgemeinschaft, weil sie – aus völlig unterschiedlichen Motiven – dasselbe Ziel verfolgen, und auch sie entwickeln im Lauf ihres Abenteuers aber tiefere Gefühle füreinander.

Das sind genau die Elemente, die mich schon bei den „Broken Stars“ gefesselt haben, und sie fesseln mich auch bei „Undying“ wieder. Leider liest sich das Abenteuer von Amelia und Jules aber wie eine Kopie von „Indiana Jones“: Höhle, Rätsel, Fallen, Abgründe – spannend, ja, aber nix Neues. Und da hätte ich mir von den beiden Damen etwas mehr Fantasie erwartet. Na ja, es gibt ja einen zweiten Band, in dem sie sich vielleicht noch austoben.

Veröffentlicht am 22.10.2018

Er liebt mich, er liebt mich nicht ...

Bad Boy Stole My Bra
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Riley, 15, eine von den Lieben, Braven, Strebsamen, verguckt sich in Alec, auch nicht viel älter, aber einer von den Coolen, Taffen und etwas Düsteren, als Alecs Familie – Mutter und zwei Kinder – im Haus ...

Riley, 15, eine von den Lieben, Braven, Strebsamen, verguckt sich in Alec, auch nicht viel älter, aber einer von den Coolen, Taffen und etwas Düsteren, als Alecs Familie – Mutter und zwei Kinder – im Haus nebenan einzieht. Nicht, dass ihr das gleich bewusst wird, denn erst mal kriegt sie sich mit ihm in die Wolle: Noch am Tag, nein, eigentlich in der Nacht des Einzugs, klettert Alec in ihr Zimmer und klaut ihr einen BH. Auch eine Art, sich vorzustellen. Deshalb und natürlich auch bedingt durch die Nachbarschaft und die Schule entwickelt sich zwischen den beiden eine Art Freundschaft mit einem gewissen Prickeln … und mit allerhand Verwicklungen.

Der Roman wurde anscheinend zunächst auf einer Internetplattform namens Wattpad veröffentlicht und dort ziemlich gehypt. In der Tat ist er flott geschrieben, zum Teil recht lustig, auch wenn die Versuche, witzig zu schreiben, für meinen Geschmack manchmal ein wenig gezwungen wirken. Die Hauptpersonen, also Riley und Alec, kommen sehr realistisch rüber. Da schreibt jemand, der selber frisch aus der Pubertät kommt und sich mit Schrecken an das ständige Auf und Ab der Gefühle, die Stimmungsschwankungen und das Leben in Extrempositionen erinnert. Für Teenies also genau die richtige Lektüre – ein All-Ager ist das aber nicht. Wer nämlich, wie ich, diese Phase schon eine Weile hinter sich hat, ist schnell genervt von dem ständigen Wechselbad, das manchmal -für jemanden wie mich - nicht so ganz nachzuvollziehen ist. Wie im echten Leben eben.

Auch inhaltlich stören mich ein paar Dinge. Rileys „Problem“, das für einen nicht unwesentlichen Teil der Verstrickungen verantwortlich ist, kommt mir ein bisschen an den Haaren herbeigezogen vor genau wie so manche Nebenhandlung. Alec scheint ebenfalls ein „Problem“ zu haben, aber das wird nie aufgeklärt (evtl. ist eine Fortsetzung geplant, für die das dann herhalten soll). Die Tatsache, dass der Jahrgangsnerd plötzlich mit den coolen Jungs abhängt, sorgt an der Schule (USA?) für überraschend wenig Aufregung und Anfeindungen, auch die Mütter reagieren ziemlich (US-)untypisch auf die Freundschaft der Protagonisten.

Mein Fazit: Das uralte Thema „Er liebt mich, er liebt mich nicht“ ganz originell aber nicht unbedingt für alle Altersstufen interessant verpackt.