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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.10.2018

Schurkenbündnis

Oscar Wilde & Mycroft Holmes - Folge 17
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Oscar Wilde erwacht nach einer drogenumnebelten Nacht (die mal so eben drei Tage dauerte) in einer Opiumhöhle und wird gerade noch Zeuge, wie der Besitzer derselben umgebracht wird. Die Art und Weise, ...

Oscar Wilde erwacht nach einer drogenumnebelten Nacht (die mal so eben drei Tage dauerte) in einer Opiumhöhle und wird gerade noch Zeuge, wie der Besitzer derselben umgebracht wird. Die Art und Weise, wie der Mörder vorgeht, erinnert Holmes an etwas aus seiner Zeit in Indien - etwas, das ihm große Angst macht. Doch wie üblich beantwortet er keine Fragen seines von ihm in den Dienst der Krone gezwungenen Agenten, sondern schickt ihn stattdessen zu Hawthorne, der ebenfalls seit einiger Zeit abgängig ist. Aus guten Gründen, wie es sich herausstellt. Hawthorne hat sich in seinem eigenen Haus verbarrikadiert, um eine Sekte aus Indien fernzuhalten - und doch nützt ihm das nichts. Wilde und er geraten in die Fänge der Thugs, deren Anführer sich mit dem Zirkel der Sieben verbünden will ...

Wie üblich mittlerweile zeichnet sich auch dieser Teil der Reihe durch grobe Logikfehler aus, aber immerhin ist er mal wieder spannend und die Sprecher haben wieder richtig Lust drauf. Hoffentlich ein Zeichen, dass es sich einem Ende nähert, das diesen Namen auch verdient hat. Der Zirkel hat keinen großen Auftritt, aber immerhin darf er mal wieder mitmischen, das lässt möglicherweise den Schluss zu, dass er endlich etwas Ernsthaftes gegen das Empire plant und es langsam auf den Showdown zugeht. Ich habe mich seit langem nicht mehr durchgehend während des Hörens geärgert, was ich sehr positiv bewerte.

Veröffentlicht am 06.09.2018

Geschichten und Rezepte

Tel Aviv by Neni. Food. People. Stories.
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Das NENI am Wiener Naschmarkt war das erste Restaurant, das Haya Molcho mit ihren vier Söhnen zusammen eröffnete. Es wurde zu einem Riesenhit, sodass sie weitere Restaurants europaweit folgen lassen konnten. ...

Das NENI am Wiener Naschmarkt war das erste Restaurant, das Haya Molcho mit ihren vier Söhnen zusammen eröffnete. Es wurde zu einem Riesenhit, sodass sie weitere Restaurants europaweit folgen lassen konnten. Sie bieten traditionelle israelische Küche an, gemischt mit mediterranen und rumänischen Einflüssen. Kein Wunder, dass ich bei dem Buch sofort zugegriffen habe, schließlich bin ich seit einiger Zeit sehr am Kochen interessiert.

Mittlerweile bin ich etwas ernüchtert. Das Buch möchte mehr sein als ein simples Kochbuch, und ja, es ist sehr hochwertig und griffig gestaltet. Statt lediglich Rezepte zu erklären, gibt es Geschichten aus Tel Aviv, über Leute, von denen die Autoren meinen, dass sie etwas zu erzählen haben oder man etwas über sie wissen sollte. Über Leute, die Tel Aviv, das moderne, das traditionelle, so richtig verkörpern. Und obwohl die Ausgewählten zweifellos was zu erzählen haben, ist mir das Ganze zu unreflektiert. Es gibt nur Berichte über Menschen, die es geschafft haben, die erfolgreich sind, die gutbürgerlich dastehen. Kaum einmal wird auf die Konflikte in Tel Aviv eingegangen, auf das, was diese Stadt wirklich ausmacht, nicht tiefergegraben, es läuft alles kritiklos gut so, wie es ist.

Kommen wir zu den Rezepten. Wahrscheinlich bin ich nicht die richtige Zielgruppe. Ich bin mittlerweile schon ambitioniert, aber ich möchte nicht stundenlang in der Küche stehen, oder schlimmer noch, erst einmal wirklich Geld in die Hand nehmen müssen, um diverse, so richtig unbekannte Zutaten zu kaufen. Da ich in einer abgeschiedenen Ecke Deutschlands lebe, blieb mir ohnehin nur das Internet. Klar, man kann Sachen ersetzen, die ständig erwähnten Sivri habe ich einfach durch normale Pepperoni ersetzt, statt Za'atar Oregano genommen, Zhug mit Chilli und Knoblauch versucht nachzuahmen. Aber wenn ich auch noch anfange, Kadaifi, Tamarindenpaste oder Sumachfrüchte zu ersetzen, dann brauche ich dieses Buch nicht mehr. Also habe ich eingekauft und Rezepte ausprobiert und ja, gerade die Lieblingsrezepte der Autoren (außer Tintenfisch, den habe ich gar nicht erst probiert!) haben was.

Aber für mich ist es trotzdem zu viel Aufwand. Manche Sachen muss man schon am Tag zuvor vorbereiten, für manche steht man echt ewig in der Küche. Alles in allem war es ein interessanter Ausflug, von dem ich mir mehr Alltagstauglichkeit erwartet hatte.

Veröffentlicht am 31.08.2018

Russian Magic

The Crown's Game
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Russland, frühes 19. Jahrhundert. Immer dann, wenn der russischen Krone Gefahr droht, wird ein Magier an die Seite des Zaren geholt. Im ganzen riesigen Reich darf es immer nur einen Magier geben, weil ...

Russland, frühes 19. Jahrhundert. Immer dann, wenn der russischen Krone Gefahr droht, wird ein Magier an die Seite des Zaren geholt. Im ganzen riesigen Reich darf es immer nur einen Magier geben, weil der sich die Magie Russlands einverleibt, um am mächtigsten zu sein. Sollte es wider Erwarten doch zwei magisch begabte Menschen geben, müssen die im Spiel der Krone gegeneinander antreten. Es gibt dabei nur eine Regel: Der Verlierer stirbt.
Vika und Nikolai sind die zwei, die Magie beherrschen. Je öfter sie gegeneinander antreten, desto näher kommen sie sich. Und dann ist da auch noch Pascha, der Zarewitsch, der sich ebenfalls zu Vika hingezogen fühlt. Doch wie soll man sich verlieben, wenn einer sterben muss, damit der andere überlebt?

Ich glaube, mich hätte das Buch mehr packen können, wenn ich nicht erst vor Kurzem Grischa von Leigh Bardugo gelesen hätte, in welcher es ebenfalls um Russland, um Magier, um etwa dieselbe Zeit ging. Und Leigh Bardugo spielt in einer ganz anderen Liga, gerade was Schreibstil und Innovation betrifft. Dieses Buch hier war nicht schlecht, aber ich habe viel mehr russisches Feeling erwartet, vielleicht auch schon mal ein bisschen ernsthaftes Antagonistenauftreten, damit man weiß, was Russland droht. So plätscherte die Geschichte für mich mehr oder weniger dahin, ganz nett, aber das war's dann auch. Ob ich den zweiten Band lesen werde? Will ich das überhaupt? Ich weiß es noch nicht, und das spricht nicht hundertprozentig für dieses Buch.

Veröffentlicht am 22.08.2018

Habgier und Lügen

Wie aus dem Nichts
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Dana Rosin verdient ihren Lebensunterhalt damit, andere Leute anzulügen. Sie ist Inhaberin einer Alibi-Agentur: Wenn also jemand fremdgeht oder anderweitig ein Alibi braucht, sorgt sie dafür, dass es seine ...

Dana Rosin verdient ihren Lebensunterhalt damit, andere Leute anzulügen. Sie ist Inhaberin einer Alibi-Agentur: Wenn also jemand fremdgeht oder anderweitig ein Alibi braucht, sorgt sie dafür, dass es seine Angehörigen nicht erfahren. Sie selbst ist frisch verliebt - ausgerechnet in Alex, einem Enthüllungsjournalist, dem Wahrheit über alles geht. An einem Tag wie jedem anderen befindet sich Dana gerade bei Alex in der Wohnung, als sie Zeugin wird, wie er und seine Nachbarin, die zufällig gerade geklingelt hat, ermordet werden. Der Schock sitzt tief, nicht nur wegen des Verbrechens an sich, sondern auch all der Wahrheiten, die plötzlich über Alex ans Licht kommen. Doch der Mörder ist noch nicht fertig, und Dana muss anfangen, um ihr Leben zu bangen.

Gelesen war die Geschichte gut, die Sprecherin konnte die Atmosphäre einfangen. Wirklich überzeugt hat mich jedoch die Handlung selbst nicht. Zuerst einmal ging es mir auf die Nerven, dass es ewig dauerte, aber ständig Anspielungen gab auf Danas Vergangenheit und trotz der Erklärung komme ich mit so einer Alibiagentur auch nicht wirklich klar. Es ist und bleibt Betrug. Wobei natürlich die Agenturen selbst das Problem beim Fremdgehen nicht darstellen, sie profitieren nur davon. Dann waren mir die Handlungen der Protagonistin oft genug nicht gerade naheliegend und was mir auch nicht gefallen hat, war die Unprofessionalität der Polizei. Gerade der Schluss war ernsthaft absurd; warum hat der Mörder nicht einfach geschossen? Ach, ich vergaß: Damit die Geschichte nicht realistisch endete. Unterhaltsam war das Ganze schon, nur manchmal nicht recht durchdacht.

Veröffentlicht am 20.08.2018

Blickt man zu lange in den Abgrund ...

Der Abgrund in dir
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... blickt der Abgrund irgendwann zurück.
Rachel Childs hat es endlich geschafft, sich ein Leben aufzubauen, wie sie es sich immer erträumt hat. Das war nicht immer einfach, denn sie wuchs bei einer kontrollsüchtigen ...

... blickt der Abgrund irgendwann zurück.
Rachel Childs hat es endlich geschafft, sich ein Leben aufzubauen, wie sie es sich immer erträumt hat. Das war nicht immer einfach, denn sie wuchs bei einer kontrollsüchtigen Mutter auf, die einst ein berühmtes Buch geschrieben hat und sich standhaft weigerte, ihr den Namen ihres Vaters zu verraten. Darunter hat Rachel immer gelitten und jahrelang nach ihm gesucht. Doch jetzt steht sie mitten im Leben und hat einen charmanten Mann an ihrer Seite, der sie in jeder Hinsicht unterstützt. Doch eines Tages wird alles, was sie dachte zu wissen, auf den Kopf gestellt - so sehr, dass sie sogar auf diesen Mann an ihrer Seite eine Pistole richten wird ...

Man hätte aus diesem Buch was richtig Gutes machen können. Dass Lehane schreiben kann, ist unbestritten, genauso unbestritten ist jedoch auch seine schreckliche Neigung der letzten paar Jahre, alles so dermaßen durchzukauen, dass jegliche Spannung flöten geht. Allein bei diesem Buch hätte man locker zweihundert Seiten streichen können, ohne dass die Aussagekraft gemindert worden wäre. Die unerträglich lahme Suche nach ihrem Vater hat schon dermaßen das Tempo rausgenommen, dass zumindest ich wirklich kämpfen musste, um überhaupt noch dabei zu bleiben, und obwohl es ab dem Moment, wo es dann mal mit der Geschichte wirklich losgeht, so einige Twists gibt, schaffen es lediglich die letzten 100 Seiten, so etwas wie einen Thriller zu gestalten. Das ist mir zu wenig, zu spät und bei diesem Ende auch zu wenig befriedigend.