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Veröffentlicht am 22.08.2018

Eindrucksvoll geschildertes Rollenbild der Frau im Mittelalter

Die Pelzhändlerin
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Frankfurt, 1462: Als der verwitwete Kürschner Wöhler erfährt, dass seine einzige Tochter Sibylla fern der Heimat gestorben ist, erleidet er einen tödlichen Herzinfarkt. Die Wäscherin Martha ist die einzige ...

Frankfurt, 1462: Als der verwitwete Kürschner Wöhler erfährt, dass seine einzige Tochter Sibylla fern der Heimat gestorben ist, erleidet er einen tödlichen Herzinfarkt. Die Wäscherin Martha ist die einzige Zeugin und sie ergreift die Chance, indem sie den Tod Sibyllas verheimlicht und ihre eigene Tochter Luisa an deren Stelle setzt. Zum Glück ähneln sich die beiden Mädchen.
Luisa ist froh, dem harten Leben als Wäscherin entkommen zu sein. Aber sie lebt ständig in der Furcht, entlarvt zu werden.
Sie verliebt sich in den Arzt Isaak Kopper, doch um den Kürschnerbetrieb aufrecht zu erhalten, muss sie einen Meister heiraten, so besagen es die Regeln der Zunft.

Dieses Buch hat mich gespannt gefesselt, denn die Gefahr für die Pelzhändlerin Sibylla als ehemalige Wäscherin Luise erkannt zu werden, hat mich mitgerissen.

Besonders gut ist der Autorin die Schilderung der Zustände der Zeit gelungen. Die große Armut, die auch schon Kinder zu harter Arbeit zwang und die Darstellung der Häuser der Reichen, die sich Gedanken über die Einrichtung machen konnten und sogar Bedienstete hatten stehen in vollem Gegensatz der betroffen macht.
Geltendes Recht ließ damals grausame Strafen zu, so war es üblich, Dieben die rechte Hand abzuhacken und Gotteslästerern die Zunge herauszureißen.
Aber auch die untergeordnete Rolle der Frau zeigt sich an Sibyllas Beispiel deutlich. Auch wenn sie die Techniken und das Handwerk des Kürschnerfachs gut beherrscht, muss sie einen Meister heiraten, der den Betrieb laut Zunft führen darf.
Dabei steht Sybilla auch vor der Frage: Familie oder Karriere. Ihre Gefühle und Wünsche schildert Ines Thorn sehr leidenschaftlich, dass man als Leser tiefen Anteil am Schicksal Sybillas nimmt.

Ein unterhaltsamer und sehr bewegender Roman, der am Schicksal einer jungen Frau die Möglichkeiten und Probleme der Frauen im Mittelalter allgemein beschreibt. Gut zu lesen und interessant aufgebaut.

Veröffentlicht am 22.08.2018

Eine wunderschöne Erzählung

Die Möwe Jonathan
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Die Möwe Jonathan ist anders als ihre Artgenossen: Neugierig und hungrig auf die Weite des Meeres und des Himmels. Jonathan will alles lernen, erfahren und verstehen. Er ist verliebt ins Fliegen – und ...

Die Möwe Jonathan ist anders als ihre Artgenossen: Neugierig und hungrig auf die Weite des Meeres und des Himmels. Jonathan will alles lernen, erfahren und verstehen. Er ist verliebt ins Fliegen – und in die Freiheit. Das verstößt gegen die Tradition der Möwensippe und Jonathan wird vom Ältestenrat verbannt. Doch wäre er nicht die Möwe Jonathan, wenn er nicht so leidenschaftlich an seinen Zielen festhielte. Diese poetische Fabel ist ein Aufruf – unsere Träume und Sehnsüchte nicht aus den Augen zu verlieren. (Klappentext)

Dieses Büchlein ist in drei Teile gegliedert, die die Entwicklung Jonathans zeigen. Es beginnt mit der Ausgrenzung aus der Möwensippe, geht dann über zum Lernprozess und endet mit der Rückkehr Jonathans.

Die 1970 erstmals erscheinende Parabel "Die Möwe Jonathan" halt großen Erfolg gehabt. Sie ist zeitlos und zeigt die Parallelen auf zu Außenseitern der menschlichen Gesellschaft, die gegen den Strom der Anderen an ihren Wünschen oder Ideen festhalten.

In diesem Sinn hält auch die Möwe Jonathan an ihrem Traum fest. Während die anderen Möwen das Fliegen nur zur Futtersuche nutzen, will Jonathan sehr hoch, besonders schnell und möglichst schön fliegen. Sein Schwarm stösst ihn aus, doch er lässt sich nicht unterkriegen und hält an seinem Traum fest. Eines Tages ist er bereit, zu seinem Schwarm zurückzukehren und ihnen als Lehrer zu helfen.

Die Aussage dieses Buches ist, die Motivation und den Mut nicht zu verlieren, auch wenn man anders ist. An seinen Träumen und Zielen festzuhalten und dafür zu kämpfen.


Ein empfehlenswertes Buch für alle, die an ihre Träume glauben und bewußt Grenzen überwinden wollen.

Veröffentlicht am 22.08.2018

Kurzweilige Reise bis nach Konstantinopel

Der Spiegelmacher
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Europa im fünfzehnten Jahrhundert. Michel Melzer, ein Spiegelmacher aus Mainz, reist in das ferne Konstantinopel, um sein Glück zu machen. Durch Zufall gelangt er dort in den Besitz einer Erfindung, die ...

Europa im fünfzehnten Jahrhundert. Michel Melzer, ein Spiegelmacher aus Mainz, reist in das ferne Konstantinopel, um sein Glück zu machen. Durch Zufall gelangt er dort in den Besitz einer Erfindung, die unermeßlichen Reichtum verspricht: das Geheimnis der künstlichen Schrift.


Dieser interessante historische Roman führt in eine eher unbekannte Welt nach Konstantinopel.
Die einzelnen Stationen der Reisen des Protagonisten Michel Melzers sind sehr farbenprächtig und faszinierend geschrieben. Man kann sich die Orte deutlich vorstellen und der Lesegenuss ist gross.

Wissenswert sind die im Roman enthaltenen Informationen über die Erfindung des Buchdrucks.
Aus China kam die Möglichkeit der Schwarzkunst nach Konstantinopel, die sich Michel Melzer zu eigen machte. Was damals noch unter Schwarzkunst lief ist nichts anderes als die Kunst des Druckens. Sie machte Schreib- und Kopierstuben überflüssig und sparte Geld und Arbeit, insofern waren nicht nur Byzantiner und Venezianer daran interessiert, sondern auch der mächtige Vatikan.
Mich hat es sehr überrascht hier von Johannes Gutenberg alias Gensfleisch zu lesen. Man darf darauf gespannt sein.
Die Handlung ist fesselnd und sie überrascht mit einigen unerwarteten Wendungen, denn Michel wird mit seinem Druckhandwerk zum Spielball von Intrigen und er muss sich erbittert gegen Anfeindungen als Magier, Hexer oder Ketzer wehren.


Philipp Vandenberg erklärt in diesem Roman das Druckerhandwerk und zeichnet ein lebendiges Bild mit den damaligen Sitten und Gebräuchen, das jeden Historienleser erfreuen wird.

Veröffentlicht am 22.08.2018

Fesselnde Einbruchsaufklärung mit grausamen Foltermethoden und unterhaltsamen Protagonisten!

Diridari
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Autorin "Susanne Rößner" hat nach "Fangermandl" den zweiten Teil ihrer Krimireihe um Kommissar Sauerwein und sein Team geschrieben. "Diridari" beschäftigt sich mit einer Einbruchserie und erscheint im ...

Autorin "Susanne Rößner" hat nach "Fangermandl" den zweiten Teil ihrer Krimireihe um Kommissar Sauerwein und sein Team geschrieben. "Diridari" beschäftigt sich mit einer Einbruchserie und erscheint im "Emons Verlag".

Eine unheimliche Einbruchserie beschäftigt die Kripo Rosenheim und damit Kommissar Sauerwein und sein Team. Die Ermittlungen stellt sie vor ein großes Rätsel, denn bei den Tatorten werden Fingerabdrücke eines Toten gefunden. Wie kann das sein? Dieser Fall fordert allen kriminalistischen Spürsinn und Nerven wie Drahtseile.


Nach dem gelungenen Auftakt mit Fangermandl war ich schon sehr gespannt auf den Folgeband dieser Oberbayernkrimiserie. Und ich wurde nicht enttäuscht. Es geht wieder mit gewohnt heiterem Ton der Protagonisten durch die Ermittlung, aber die Autorin schlägt auch eine härtere Gangart an, was die Verbrechen anbelangt. Hier erfindet sie ein bis aufs I-Tüpfelchen ausgeklügeltes Verbrechen und baut alles logisch und äußerst spannend aufeinander auf.

Es geht um verschiedene Einbrüche in Wohnungen, deren Bewohner verreist sind. Das Diebesgut ist hochwertiger Schmuck und teure Kunstgegenstände, die hoch versichert waren. Der Verdacht des Versicherungsbetruges liegt nah. Doch wie hängen die Fingerabdrücke des Toten mit den Fällen zusammen? Die Kripo geht vielen Hinweisen nach und entdeckt schliesslich einen Entführungsfall, bei dem der Täter äußerst brutal vorgegangen ist.

Bei den Ermittlungen wird dem Team allerhand abverlangt und der Leser gewinnt gruselige Einblicke in Forensik, Täterüberwachung und Waffenkunde. Es gibt schon abschreckende und fesselnde Szenen, die aber durch den lockeren Umgang der Protagonisten miteinander und einige lustige Dialoge und Aktionen aufgelockert werden.

So beklemmend manche geschilderte Situation auch sein mag, die bloße Unterhaltung durch die Tätersuche und die unkonventionellen Figuren überwiegt. Die Weiterentwicklung der Charaktere ist ebenfalls interessant zu verfolgen und man nimmt Anteil an ihrem Denken und Fühlen im beruflichen wie im privaten Leben.

Ein fesselnder Krimi aus Rosenheim, der Tätern und Ermittlern auf den Zahn fühlt und gut unterhält. Dabei geht es bei den Verbrechen nur um eines: Mammon, Geld oder wie der Bayer sagt, um Diridari!

Veröffentlicht am 22.08.2018

Na warte, sagte Schwarte

Na warte, sagte Schwarte
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Das Bilderbuch "Na warte, sagte Schwarte" von Autor und Bildgeber "Helme Heine" ist für Kinder von 3- 5 Jahren geeignet, es erfreut aber auch Erwachsene.

Die unglaublich fantastische Geschichte vom Schweinebräutigam ...

Das Bilderbuch "Na warte, sagte Schwarte" von Autor und Bildgeber "Helme Heine" ist für Kinder von 3- 5 Jahren geeignet, es erfreut aber auch Erwachsene.

Die unglaublich fantastische Geschichte vom Schweinebräutigam Schwarte, der Hochzeit hält und alle Freunde und Verwandte zum Fest einlädt. Ihm fällt immer etwas ein, egal ob die Gäste keine passenden Kleider haben oder die Braut ein richtiges Himmelbett möchte. Ein schweinisches Vergnügen!


In diesem Buch halten die beiden Schweine Schwarte und seine Braut Ringelschwänzchen Hochzeit und laden dazu alle Nachbarn ein.
Doch es gibt einige Dinge, die noch nicht perfekt sind. Hier muss Schwarte mit seinem Ideenreichtum nachbessern. Die Gäste stinken fürchterlich und werden kurzerhand mit dem Gartenschlauch gesäubert. Dann fehlt die passende elegante Garderobe der Festgesellschaft, die mit Farbe und Pinsel schnell aufgemalt wird. Die Feier kann beginnen und es wird getanzt und gegessen. Leider kommt ein Platzregen und die Farbe wäscht sich schnell ab, die Schweinchen sind wieder nackt und borstig wie zuvor. Die große Gaudi bietet dann die beliebte Suhlerei. Hier fühlen sich alle wieder wohl in ihrer Haut.

Bei dieser Geschichte unterhalten nicht nur die wunderschönen Bilder ungemein, auch die tollen Ideen von Schwarte sind lustig anzusehen. Wie er die vorhandenen Probleme löst ist einfallsreich und witzig. Auch die Sprache ist nicht nur für Kinder lustig, ich muss immer sehr lachen, wenn die Braut bemerkt: "Freunde, ehrlich gesagt: Ihr stinkt!"


Ein unterhaltsames witziges Bilderbuch mit den typischen Bildern aus der Feder von Helme Heine. Seine Figuren sind einfach einzigartig und farbenfroh anzusehen.