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Veröffentlicht am 22.08.2018

Ein Kristall reist durch die Zeit! Barbara Wood in Perfektion!

Kristall der Träume
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Mein Lieblingsbuch von "Barbara Wood" ist der "Kristall der Träume", der 2004 erstmalig erschien und im "Fischer Verlag" aufgelegt wird.


Aus Sternenstaub entstand vor 3 Millionen Jahren durch einen Meteoriteneinschlag ...

Mein Lieblingsbuch von "Barbara Wood" ist der "Kristall der Träume", der 2004 erstmalig erschien und im "Fischer Verlag" aufgelegt wird.


Aus Sternenstaub entstand vor 3 Millionen Jahren durch einen Meteoriteneinschlag ein ovaler, tiefblauer Kristall, der Kristall der Träume.
2,9 Millionen Jahre ruht er, bis eine Jägerin der Homo Sapiens ihn findet. Von nun an wird er den Menschen, die ihn besitzen, die Kraft geben, ihren Träumen zu folgen.
Der Stein wird von den ersten Menschen Afrikas immer weiter gereicht und folgt der Menschheitsgeschichte bis ins Amerika des 19. Jahrhunderts.
So gibt Barbara Wood ihren Lesern Gelegenheit, dem Kristall durch die Jahrtausende zu folgen, die Menschen auf ihrer Suche nach dem Glück zu begleiten.

Dieser Roman ist eine Aneinanderreihung von mehreren Romanteilen, eine Zeitreise, die bei den Frühmenschen anfängt und bis in die Neuzeit führt. Dabei erlebt der Leser mit dem Kristall auch eine einzigartige Reise um die Welt.
Wir begleiten die Besitzer des Kristalls und erleben wie er ihre Schicksale auf wunderbare Art und Weise beeinflusst und lenkt.
Zu Beginn des Romans gelangt Laliari in den Besitz des Kristalls und rettet ihr Volk von Neandertalern vor dem verheerenden Ausbruch eines Vulkans.

Später, zur Zeit der ersten Christen in Rom zur Zeit Neros, symbolisiert der Kristall für die Römerin Amelia den Glauben an Jesus. Die dichterische Freiheit verbindet die Autorin geschickt mit historischen Fakten, wie dem Brand des antiken Roms.

Im 16. Jahrhundert gerät die junge Deutsche Katharina in den Harem eines Sultans und drei Jahrhunderte später weist der Kristall dem jungen Leichenbestatter Matthew den Weg in den Westen Amerikas.

Die Zeitsprünge zwischen den Epochen füllt die Autorin geschickt mit den Wegen, die der Kristall nimmt. So reisen wir gemeinsam von Afrika nach Israel, Rom, Britannien, Deutschland, China, Karibik und die USA.

Für jeden Besitzer des Kristalls hat der Stein eine andere Bedeutung, aber alle lassen sich von ihm leiten und folgen ihren Träumen.

Dabei erzählt Barbara Wood in faszinierender Weise das Leben und die Besonderheiten ihrer Figuren und schildert ein buntes Kaleidoskop über die jeweiligen Sitten und Gebräuche der verschiedenen Kulturen.
Das Erzähltalent der Autorin ist beeindruckend und zieht unweigerlich mit, jede Geschichte umfasst neue Charaktere, für ein tiefes Eintauchen fehlt die Zeit, aber dennoch wird man mitgerissen vom Strudel des Erzählens und taucht ein in eine magische Reise um die Erde.

Ich kann gar nicht sagen, welche Figur und Zeitepoche mir am besten gefallen hat. Eigentlich ist gerade die Vielfalt der Charaktere das Herausragende an diesem Roman. Man lebt, lacht, weint, bangt mit den Figuren jeder Zeitspanne und ist traurig als die Reise endet.


Diese Abenteuersaga verfolgt die Geschichte der Menschheit in bester Erzählweise und bietet höchsten Lesegenuss in Perfektion. Dieser Roman ist mein Lieblingsbuch der Autorin und wird es immer bleiben.

Veröffentlicht am 22.08.2018

Absolut fesselnder Krimi mit tiefen Einsichten in Psychologie und schwierige Charakter!

Eismädchen
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Es herrscht eisiger Winter in London. Ein Serienmörder setzt die Taten des verurteilten Kindermörders Louis Kinsella fort. Da dieser seit über 20 Jahren in einem Hochsicherheitsgefängnis mit geisteskranken ...

Es herrscht eisiger Winter in London. Ein Serienmörder setzt die Taten des verurteilten Kindermörders Louis Kinsella fort. Da dieser seit über 20 Jahren in einem Hochsicherheitsgefängnis mit geisteskranken Straftätern einsitzt, versucht man über ihn an Informationen über seinen Nachahmer zu kommen. Diese schwere Aufgabe fällt der Psychologin Dr. Alice Quentin zu. Kann sie ihre eigenen Ängste überwinden und findet sie den Mörder, bevor er wieder kleine Mädchen entführt und ermordet? Eine spannende Jagd beginnt!

Bei diesem Krimi hat mich besonders die düstere Atmosphäre mit winterlich eisigen Temperaturen mitzittern lassen. Man hat Eis und Schnee fast selbst gespürt und gerade bei der entführten kleinen Ella erlebt man entsetzt mit, wie sie Hunger und Kälte ausgesetzt ist. Wie dieses Mädchen seinen Ängsten mit unwahrscheinlichem Durchhaltevermögen trotzt und sich auf seine Person einstellt, ist toll geschildert und bewundernswert für ein Kind.

Es ist beängstigend wie man hier direkt hinter die Kulissen einer Klinik für nervenkranke Täter schaut, die einem Gefängnis angegliedert ist. Dadurch kommen immer wieder beklemmende Situationen wenn Dr. Quentin Gespräche mit Louis Kinsella führt, denn er ist hochintelligent, äußerst berechnend und gemeingefährlich.
Dieser Anstaltseinblick offenbahrt die kranke Seele dieses grausamen Menschen und die Tatsache, dass er einen Nachahmer aus seiner Zelle heraus zu weiteren Morden animiert, ist so schauderlich, dass Gänsehaut den Krimi begleitet.
Lange Zeit tappt die Polizei trotz Hilfe von Dr. Quentin im Dunklen. Sie hat Mühe, Kinsellas Andeutungen richtig zu interpretieren und muss in den Befragungen ihre Ängste ihm gegenüber verstecken. Nur die Hoffnung auf auf eine Rettung Ellas lässt sie durchhalten.

Doch am entsetzlichsten ist das Leiden der kindlichen Opfer, das zwar nur in Ellas Fall direkt beschrieben ist, sich aber in den anderen Fällen durch ihre gefundenen geschundenen Körper grausam offenbahrt.

Der Schreibstil Kate Rhodes ist flüssig und bis zum Ende ist die Handlung durchgängig spannend aufgebaut.
Stück für Stück sammeln sich die Hinweise auf den möglichen Täter, wobei eine Menge Personen verdächtig erscheinen und die Autorin geschickt immer wieder neue Fährten legt, denen man als Leser auf den Leim geht.


In diesen Krimi sind einige thrillerhafte Szenarien eingebaut, die erschaudern lassen und den Leser atemlos fesseln. Besonders das Ende ist brillant gelöst und so kann ich nicht anders als 5 Sterne vergeben.

Veröffentlicht am 22.08.2018

Eher Roman, als historisches Genre, dafür aber ein sehr gelungener!

Die Päpstin
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Der Roman "Die Päpstin" von "Donna W. Cross" erschien im Jahr 1998. Inzwischen gibt es eine erfolgreiche Verfilmung des Buches, denn dieser Bestseller bot dafür eine fantastische Grundlage.

Johanna gelingt, ...

Der Roman "Die Päpstin" von "Donna W. Cross" erschien im Jahr 1998. Inzwischen gibt es eine erfolgreiche Verfilmung des Buches, denn dieser Bestseller bot dafür eine fantastische Grundlage.

Johanna gelingt, was anderen verwehrt blieb: Sie erhält eine heilkundliche Ausbildung. Doch sie weiß, dass sie als gelehrte Frau kaum überleben wird. Als Mönch verkleidet, tritt sie ins Kloster Fulda ein. Später gelangt sie in Rom als Leibarzt des Papstes zu großer Berühmtheit – und wird schließlich auf den päpstlichen Thron gewählt.

Das ist eine packende Geschichte mit historischem Hintergrund des Frühmittelalters.
Eine Frau wird Päpstin! Wahrheit oder Mythos? Frauen hatten zu der Zeit allenfalls in ihren Familien bestimmte Rechte, aber in der Kirche spielten sie keine große Rolle. Kann es wirklich eine Päpstin gegeben haben? Oder entspringt dieser Roman gänzlich der Fantasie der Autorin?

Während die katholische Kirche die Existenz einer Päpstin Johanna, die den Papststuhl höchstwahrscheinlich von 953-955 innehatte, leugnet, sprechen geschichtliche Forschungen dafür, dass es eine Päpstin gegeben haben muss. Sehr aufschlussreich dazu ist das Nachwort der Autorin.
Beachtenswert ist auch die Einbindung der historischen tatsächlichen Begebenheiten in die Handlung wie die Schlacht bei Fontenoy, der Vertrag von Verdun und der Mord an Papst Leo.

Mich hat dieser Roman vor vielen Jahren wirklich überzeugt, wenn ich auch die Existenz einer Päpstin anzweifeln möchte, so wird die Geschichte so lebendig beschrieben, dass die Tatsache der Wahrheit auch nicht von großem Belang ist. Wie diese Frau in Männerkleidung, Brusttuch, kurzem Haar und messerscharfem Verstand sich die Position einer Päpstin erarbeitet ist beachtlich. Dabei finde ich die Herausstellung ihrer weiblichen Warmherzigkeit und Intuition besonders schön.

Überaus unterhaltsam und facettenreich wird hier die Figur der Päpstin gezeichnet, die durchaus schillernd ist. Aber auch die Darstellung des allgemeinen Lebens im Frühmittelalter wird sehr anschaulich beschrieben.

Die Charaktere haben gegen die Figur der Johanna allenfalls Nebenrollen zu besetzen und bleiben bis auf einige Besonderheiten relativ blass.
Es gibt Schönlinge, Günstlinge, Gute und Böse und das Intrigantentum im Vatikan und in der Politik ist sehr ausgeprägt. Doch das gehört zu Romanen aus diese Epoche dazu und die herausragende Vita der Johanna macht eben das Besondere aus.

Ein Roman, der gut unterhält und eine erstaunliche Geschichte präsentiert, die noch heute von der katholischen Kirche bestritten wird. Um so interessanter wird dieser faszinierende Lebenslauf der Päpstin Johanna.

Veröffentlicht am 22.08.2018

Interessanter Graz-Krimi, in dem ein Mörder historische Fälle grausam imitiert!

Der Engel von Graz
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Dieser Regionalkrimi hat mir gut gefallen, er ist etwas grotesk, spannend und der Bezug auf reale historische Kriminalfälle mit örtlichen Hinweisen macht das Ganze ziemlich schaurig.

Es ist auffällig, ...

Dieser Regionalkrimi hat mir gut gefallen, er ist etwas grotesk, spannend und der Bezug auf reale historische Kriminalfälle mit örtlichen Hinweisen macht das Ganze ziemlich schaurig.

Es ist auffällig, dass hier eine düstere Stimmung herrscht, auch die widrigen Witterungsbedingungen mit heftigem Regen und starkem Wind unterstreichen diesen Eindruck. Dazu kommen einige undurchschaubare, leicht skurril wirkende Figuren, die die Geschichte noch absurder wirken lassen. Auch der Unterhaltungston ist anders als üblich, es gibt einige spitze Bemerkungen über Animositäten gegenüber Wienern, von den Steirern gegenüber den Grazern und etwas schwarzer Humor ist in den Äußerungen Trosts fast durchgängig vorhanden.

Der Schreibstil von Robert Preis ist ein wenig speziell und er muss einem liegen. Ich konnte mich aber sehr gut auf den Fall einlassen und stocherte genau wie Trost ohne Ziel im Ungewissen. Mal erschienen mir die Personen harmlos und im nächsten Moment hätte ich ihnen das Verbrechen zugetraut. Dabei begleitete mich das irre Lachen des Täters und ängstigte mich vor weiteren Tatvorgängen, ich kam ihm aber nicht richtig auf die Spur.

Die Stimmung des Krimis ist hauptsächlich geprägt durch den schwierigen Charakter des Armin Trost. Er ist schon sehr ungewöhnlich, ein kauziger, missmutiger, von seiner Familie getrennt lebender Mann. Zwar sehnt er sich schon nach seiner Frau und den Kindern, aber irgendwie ist er doch ein Einzelgänger, vielleicht lebt er auch deshalb in seinem Garten im Baumhaus.
Doch in seinem Beruf ist er ein Typ, der aus den Tatorten zu lesen vermag. Er lässt sich auch nicht beeinflussen, wenn sein Chef Druck ausüben will. Stur und irgendwie besonnen verfolgt er in seinem eigenen Tempo die Ermittlungen.

Nicht ganz so verstanden habe ich die Abneigung Trosts gegenüber Kirchen, dem Glauben und Gott. Vielleicht ist er ein zu realistischer Mensch oder seine beruflichen Erfahrungen vertragen sich nicht mit Hoffnung und Glauben.
Richtig fesselnd erscheint im Krimi die Situation, in der Trost bzw. seine Kollegin Annette in große Gefahr geraten. Hier wird der ansonsten eher ruhige Erzählfluss (siehe Zitat oben) schliesslich hektisch und aufregend.
Das Finale ist überraschend mitreißend und endlich versteht man auch den Bezug des Titels zum Inhalt des Buches.


Ein interessanter Krimi mit regionalcharakter, schrägen Typen und einem engen Bezug zu historisch belegten Mordfällen. Sehr lesenswert!

Veröffentlicht am 21.08.2018

Ein berührender Lebensrückblick

Das rote Adressbuch
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Dieses Buch erzählt die Lebensgeschichte von Doris, die im Krankenhaus liegt und mit dem Tod ringt. Wir erfahren von vielen persönlichen Lebensumständen, von Entbehrungen, alten Bekannten, Verwandten ...

Dieses Buch erzählt die Lebensgeschichte von Doris, die im Krankenhaus liegt und mit dem Tod ringt. Wir erfahren von vielen persönlichen Lebensumständen, von Entbehrungen, alten Bekannten, Verwandten und Freunden und der Einsamkeit im Alter, wenn alle alten Freunde nicht mehr sind. Ihre Nichte Jenny kommt sie besuchen und ist wie ein rettender Engel, auch wenn der Tod nicht aufzuhalten ist.


Es macht betroffen, wenn man sich Doris Situation vor Augen hält. Sie ist alt, krank, hilfsbedürftig und ohne nähere Angehörige. Die alten Freunde sind inzwischen alle von ihr gegangen und sie steht völlig allein da. Den einzigen Lichtblick in ihrem Leben sind die Momente, in denen sie mit ihrer Nichte Jenny per Skype verbunden ist. Ansonsten erträgt sie ihr Leben in Geduld und Bescheidenheit.

Jenny hängt sehr an ihrer Tante, denn diese war für sie wie eine Mutter. Als Jenny von Doris gesundheitlichem Zustand erfährt, versucht sie, Doris am Ende ihrer Tage beizustehen.

Sie erfährt vom bewegten Leben von Doris, ein Leben mit Armut, Krieg, Entbehrungen und Misshandlungen. Und doch war ihre Tante immer für sie da.


Die Autorin beschreibt eine Reihe ergreifender Themen in ihrem Buch. Sie reichen von Armut und Hunger, dem Leben als kindliche Waise, von der Notwendigkeit als Kind zu arbeiten, von Vergewaltigung und der Verantwortung für die kleine Schwester bis hin zu dem zweiten Weltkrieg und dem Verlust der großen Liebe. Trotz dieser Themenvielfalt wirkt der Roman damit nicht überladen. Denn man erlebt dieses Leben mit allen Emotionen mit und kann sich der Gefühle nicht entziehen. Liebe, Trauer und die ständige Hoffnung begleiten Doris und den Leser bis zum Ende der Geschichte. Ein emotionales Feuerwerk, sehr berührend und absolut warmherzig geschrieben und mit einer dramatischen Wirkung auf den Leser.


Man ist von der Protagonistin Doris schnell beeindruckt, sie hat in ihrem Leben Tapferkeit und persönliche Stärke entwickelt, ihr eigenes Überleben gesichert und dabei auch andere Menschen unterstützt. Leider ist sie nie in den Genuss einer eigenen Familie gekommen, ihre Liebe brach durch die Kriegswirren auseinander und sie konnte ihren geliebten Alan nie wiedersehen.

Die Autorin lässt uns tief in die Seele von Doris blicken und auch die anderen Figuren des Romans bekommen nach und nach ein deutliches Gesicht. Immer mehr Personen aus Doris Adressbuch werden als tot einfach gestrichen. Die Geschichte geht mir sehr nah.



Sofia Lundberg gelingt mit ihrem Debüt ein berührender und zu Herzen gehender Roman, ein emotionales Feuerwerk, das nachdenklich werden lässt über das Alter und ein menschliches Ende. Von mir eine volle Leseempfehlung!