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Veröffentlicht am 28.08.2018

Hervorragend recherchiert und fesselnd erzählt

Alte Feinde
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Gleich vorab: Dieser 8. Band lässt sich auch ohne vorherige Kenntnis der anderen Bände lesen.

Im Mittelpunkt dieser Krimireihe stehen die Zürcher Staatsanwältin Regina Flint und der Kriminalpolizist Bruno ...

Gleich vorab: Dieser 8. Band lässt sich auch ohne vorherige Kenntnis der anderen Bände lesen.

Im Mittelpunkt dieser Krimireihe stehen die Zürcher Staatsanwältin Regina Flint und der Kriminalpolizist Bruno Cavalli, der US-indianische Wurzeln hat. Beide hatten bereits eine gemeinsame Beziehung hinter sich, sie zerbrach an ihren unterschiedlichen Charakteren und weil Cavalli auch anderen Frauen nicht abgeneigt war.

Regina lebt mit ihrer kleinen Tochter und ihrem neuen Lebensgefährten, Cavalli ist zur Zeit in Amerika untergetaucht und untersucht eine Mordserie in einem Cherokee Reservat.


In diesem Band gibt es mehrere Handlungsstränge und einige Handlungsorte. Für mich war besonders die Reise in die Vergangenheit sehr interessant, denn sie gibt detailliert Aufschluß über den amerikanischen Bürgerkrieg und die Kriegsgräuel der damaligen Kämpfe.

Die Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart wird durch die alte Kriegswaffe hergestellt, die auch beim Tod von Albert Gradwohl in der Schweiz eingesetzt wurde. Dieser Revolver wanderte von Besitzer zu Besitzer und zeigt die schaurigen Kriegsgemetzel und das Elend in den erbärmlichen Gefangenenlagern der Südstaaten Amerikas. Der zuständige Lagerkommandant war der Schweizer Henry Wirz, der später unter Lincoln wegen Kriegsverbrechen angeklagt und zum Tode verurteilt wurde. Dieses Urteil ist umstritten, es sollte auf jeden Fall ein Exempel statuiert werden.

Petra Ivanov ist es trotz der Zeitsprünge und vielen Schauplatzwechsel geschickt gelungen, die verschiedenen Fäden der Handlung zu einem kompletten Bild zu verknüpfen, sodass man alles als ein großes Ganzes sehen kann und die Hintergründe versteht. Die amerikanischen Handlungsorte wechselten sehr häufig und ich konnte sie nicht immer genau zuordnen. Doch das ist mein einziger Kritikpunkt an dem Buch. Eine geografische Karte wäre hier von Vorteil gewesen.



Man kommt in diesem Buch auch Regina Flint und Bruno Cavalli persönlich näher. Cavalli besucht seine alte Heimat und dank ihm wandert man durch die urwüchsige Gegend der Smoky Mountains, erfährt wie er aufgewachsen ist und wie ihn seine indianischen Wurzeln geprägt haben.

Ihre Zusammenarbeit bringt beide an ihre Grenzen, ihre Gefühle füreinander erwachen wieder und man darf auf den nächsten Band sehr gespannt sein. Vielleicht passen sie ja trotz ihrer Gegensätze doch perfekt zueinander.


Die Autorin schreibt flüssig, sehr detailliert und bildhaft beschreibend und treibt die Handlung fesselnd voran. Dabei gibt es zwar Schusswechsel und Übergriffe, von blutigen Szenen wird man aber weitgehend verschont. Da berühren die unhygienischen und miserablen Zustände in den Gefangenenlagern schon viel mehr. Unter welch schlimmen Umständen die Menschen dort vor sich hinvegetierten, lässt sich nicht ohne Schaudern vorstellen. Diesem Krimi merkt man eine hervorragende Recherchearbeit an und der historische Hintergrund macht dabei den entscheidenden Punkt aus, dass man hier die zeitliche Verknüpfung gespannt verfolgt.


Der 8. Fall dieser Reihe ist ein einzigartiger und historisch interessanter Krimi. Wer intelligent aufgezogene Krimis mag, sich für amerikanische Geschichte interessiert, der sollte sich dieses Buch nicht entgehen lassen.

Veröffentlicht am 27.08.2018

Biotinte aus Blüten gewinnen

Zauberhafte Blütentinten
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In diesem bunt bebilderten Sachbuch lädt die Autorin dazu ein, mal selbst zu experimentieren und so die wunderbare Farbenvielfalt der Natur auf eine neue, sinnliche Weise zu erleben. Neben altbekannten ...


In diesem bunt bebilderten Sachbuch lädt die Autorin dazu ein, mal selbst zu experimentieren und so die wunderbare Farbenvielfalt der Natur auf eine neue, sinnliche Weise zu erleben. Neben altbekannten Färberpflanzen wie Malve und Rose werden auch neuere Züchtungen und Neophyten vorgestellt. So finden Sie hier unter anderem Rezepte mit den Blüten von bunten Stiefmütterchen, Indischem Springkraut und farbenprächtigen Gladiolen. Über die Herstellung der Tinten hinaus hat die Autorin zahlreiche Anregungen und Anwendungsbeispiele.


Wir alle kennen bunte Tintenpatronen und haben in unserer Kindheit viel Spaß mit der Farbvielfalt im Tuschkasten gehabt. Doch ist damit die Kreativität schon erreicht? Warum nicht mal Tinte selbst herstellen, die Natur bietet dazu eine unglaubliche Fülle von Farben. Das komplette Farbspektrum findet sich in Pflanzen, besonders farbenfroh natürlich in den Blüten. Diese Farben werden schon seit Jahrhunderten zum Färben von Ostereiern, Wolle und natürlich als Grundstoff für Farbpigmente genutzt. Dieses Sachbuch bietet Vorschläge zur Farbgewinnung von Tinten auf natürliche Weise.

Im Grunde unterscheidet man zwei verschiedene Möglichkeiten bei der Herstellung von Blütentinten: entweder kann die Farbe aus frischen und getrockneten Pflanzen durch kochen extrahiert werden oder aus frischen Pflanzenteilen z.B. durch Raspeln oder Pressen. Im Buch werden die verschiedenen Hilfsmittel wie Sieb, Mörser, Kochtopf etc. genau angegeben.


Mein Versuchsobjekt waren meine letzten Rosenblüten, die konnte ich zu etwas Tinte verarbeiten. Man kann mit der Tinte auch Schreibpapier in kreativer Weise verzieren, ein bunter Rand oder eine farbige Ecke bringen schöne Effekte.

Mit den vorgestellten Blumen erfahren wir auch ihre lateinischen Namen, das ist gleichzeitig ein toller Lerneffekt. Besonders erstaunlich ist auch zu sehen, wie unterschiedlich die Farben der entstehenden Tinten bei nur einer Sorte Blume doch sein können. Die Natur überrascht uns doch immer wieder mit besonderer Vielfalt.

Es macht einfach richtig Spaß mit Dingen aus der Natur zu arbeiten und die unglaubliche Farbvielfalt zu entdecken. Das ist auch für Kinder eine tolle Erfahrung. Warum also nicht mal für die nächste Geburtstagsfeier verschiedene Blüten sammeln und mit den Kindern die Tinten herstellen.


Die schönen Farbbeispiele und Anwendungsmöglichkeiten machen dieses Buch zu einem wunderschönen und farbenfrohen Sach- und Bastelbuch. Es lohnt sich, kreativ zu werden und ohne Chemie und Tuschkasten zu experimentieren. Die Natur selbst gibt uns die geeigneten Grundlagen in Form von Blüten.

Veröffentlicht am 26.08.2018

Packende sozialkritische Krimi-Unterhaltung aus der Schweiz

Fremde Hände
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Petra Ivanov führt ihre Leser tief in die dunkelsten Abgründe der Gesellschaft. In ihrem Debüt "Fremde Hände" thematisiert sie Frauenhandel und Mord und schickt ihre Ermittler mitten ins Rotlichtviertel ...

Petra Ivanov führt ihre Leser tief in die dunkelsten Abgründe der Gesellschaft. In ihrem Debüt "Fremde Hände" thematisiert sie Frauenhandel und Mord und schickt ihre Ermittler mitten ins Rotlichtviertel Zürichs.

Dieser Krimi dreht sich um einen spannend verschlungenes Netz von Kriminalität, die Handlungsstränge zeigen die Ermittlungen und die Drangsale der betroffenen Mädchen, die in der reichen Schweiz Opfer von Zwangsprostitution wurden. Häufig kommen die jungen Frauen aus den Armutsgebieten von Rumänien, Albanien oder Moldawien.

Gleichzeitig sorgt das Aufeinandertreffen zwischen Regina Flint und Bruno Cavalli für menschlich unterhaltsame Elemente. Vor einigen Jahren ging ihre Beziehung in die Brüche und Flint hat nun einen neuen Partner. Doch das Privatleben hat in Mordermittlungen nichts zu suchen, die Arbeit geht vor, es ist allerdings nicht so einfach, denn Flint ist die Vorgesetzte von Cavalli und der hat so seine Probleme mit Frauen in Führungspositionen.
Die Ermittlungen im Rotlicht-Milieu bringen die Auswirkung von mafiösen Strukturen, Gewalt und körperlicher Drangsal der ausgenutzten gutgläubigen Frauen ans Licht. Doch Regina stochert weiter in den dunklen Kanälen des Milieus und bringt sich damit selbst in Schwierigkeiten. Es wird ein Tatverdächtiger festgenommen, doch ehe man ihn befragen kann, wird er von Unbekannten erschossen. Die Ermittler fangen wieder von vorn an.

Während ihrer gefährlichen Aufklärungsarbeit begleitet man die Hauptcharaktere mit gespanntem Interesse und mit großer Aufmerksamkeit. Die toughe Bezirksanwältin Regina Flint und der Schweizer Bruno Cavalli, mit seinem exotischen Aussehen dank seiner indianischen Wurzeln, sind charismatische Figuren und sie sind wie besessen von ihrer Arbeit.

Schnell erkennt man, diese Horrorszenarien rund um Mädchenhandel und clanartiger Kriminalität sind längst in Europa an der Tagesordnung und so leicht kann man den Hintermännern nicht auf die Schliche kommen.

Petra Ivanov ist ein fesselnder Krimi gelungen, bei dem ich gerade die Ermittler beim Aufdecken der vorherrschenden kriminellen Strukturen gespannt beobachtet habe. Insgesamt gesehen werden die Nebenfiguren charakterlich nicht ganz so präzise ausgeführt, doch das hat mich nicht gestört.

Immerhin gelingt den Akteuren ein entscheidender Stich in diesen Sumpf krimineller Menschenhändler. Leider kommt für die verschiedenen Frauenschicksale als traurige Opfer dieser Machenschaften teilweise jede Hilfe zu spät.


"Fremde Hände" konnte mich als Auftakt dieser Krimireihe sehr überzeugen. Es wurde hier nicht nur spannend ermittelt, sondern auch gekonnt mit den Emotionen der Leser gespielt. Die Einblicke in verschiedene Frauenschicksale sind erschütternd und sorgen für das Interesse der Leser an einer umfassenden Aufklärung und Bestrafung der Täter.

Veröffentlicht am 22.08.2018

Bayrisch-komische Krimi-Hausmannskost

Dampfnudelblues
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Niederkaltenkirchen: Der Eberhofer Franz hat Stress mit der Susi, die sieht sich nämlich anderweitig um.
Dem Schulrektor Höpfl wird gedroht: in roter Farbe steht »Stirb, du Sau!« an seiner Hauswand. Kurz ...

Niederkaltenkirchen: Der Eberhofer Franz hat Stress mit der Susi, die sieht sich nämlich anderweitig um.
Dem Schulrektor Höpfl wird gedroht: in roter Farbe steht »Stirb, du Sau!« an seiner Hauswand. Kurz darauf liegt er auch schon tot auf den Bahngleisen. War das Selbstmord oder Mord? Der Stress geht weiter für Franz...

Wie man ihn so kennt, erzählt der Franz klipp und klar in seiner direkten, leicht derben Art von seinem Leben und dem neusten Fall. Als Dorfgendarm schiebt er eigentlich eine ruhige Kugel, doch im Moment hat er auch privat Stress mit der Susi. Denn Franz hat ihr unverblümt mitgeteilt, dass er keine Lust auf eine Ehe und Kinder hat. Da wars aus mit Susi. Das versteht er jetzt gar nicht, war doch so schön mit ihnen.
Grantelig und manchmal infantil muckt Franz so durchs Leben, dabei hat er eigentlich das Herz am rechten Fleck und ist durchaus ein guter Mensch. Auch wenn er seine Macht als Polizist gerne mal auf eigene Art und Weise auslegt und Gerechtigkeit neu interpretiert, so geht das doch nur zu Lasten der Bösen.

Seine kleine halbasiatische Nichte Uschi, von Franz immer Sushi genannt, kann niemand so gut beruhigen und zum Schlafen bringen wie Franz. Das nutzt seine Familie gern aus, aber solange ihm die Oma ihre köstlichen bayrischen Dampfnudeln zubereitet, macht er das gern.

Der Hauptaugenmerk dieses Krimis liegt auf dem unterhaltsamen Privatleben der Eberhofers, dabei sind die Ermittlungen gut durchdacht und spannend eingewoben. Diese skurrile Ausnahme-Familie ist mit der tauben Oma, dem kiffenden Vater und der Kleinfamilie seines Bruders wirklich lustig beschrieben. Damit man auch nach dem Krimi noch ein Bayrisches Schmankerl erleben kann, gibt es ein paar Rezepte von der Oma zum Nachkochen.


Einfach saukomisch geschrieben, der Krimi ist schmückendes Beiwerk und die Verpflegung ist pfundig! Diese Reihe ist immer eine lohnende humorvolle Lektüre und der Franz ist spitze!

Veröffentlicht am 22.08.2018

Unterhaltsamer Krimi mit Blick hinter die Kulissen der Pariser Oper!

Der tödliche Tanz des Monsieur Bernard
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Lucie Ferreira hilft beim Putzen in der Pariser Oper aus. Der Ballettdirektor Monsieur Bernard stirbt einen Tag nach seiner großen Geburtstagsgala bei einem Sturz von der großen Freitreppe der Oper. Wieder ...

Lucie Ferreira hilft beim Putzen in der Pariser Oper aus. Der Ballettdirektor Monsieur Bernard stirbt einen Tag nach seiner großen Geburtstagsgala bei einem Sturz von der großen Freitreppe der Oper. Wieder ist das Opfer ein Bewohner des Wohnhauses an der Place des Vosges 3, in dem Lucie seit 40 Jahren als Gardienne arbeitet. Lucie glaubt nicht an einen Unfall und informiert Commissar Legrand. Natürlich ermittelt sie selbst auch wieder fleissig mit und begibt sich damit in einige Schwierigkeiten.

In diesem Krimi spielt besonders die Kulturszene und das Leben in Paris eine große Rolle. Als Leser geniesst man die schönen Beschreibungen des Innenlebens der Oper, der kunstvoll geschilderten Ballettszenen und von Paris im Allgemeinen. Das macht den größten Reiz dieses Buches aus, denn man erlebt dieses französische Lebensgefühl und die Welt des Balletts intensiv mit.

Die Charaktere liegen der Autorin besonders am Herzen, sie schildert sie sehr einfühlsam und genau. So erlebt man die Gedanken, Ideen und Ängste von Lucie sehr glaubhaft mit und begibt sich gemeinsam mit ihr auf die Tätersuche. Das Lucie eher übertrieben eifrig recherchiert, gibt der Geschichte einen unterhaltsamen Touch.

Commissar Legrand wird in diesem Buch von der großen Liebe erwischt und agiert dadurch noch unkontrollierter und unfähiger in seinem Job als bisher. Nur seiner fähigen Mitarbeiterin und Lucie ist es zu verdanken, dass der Fall gelöst wird.
Dabei ist Legrand ein unterhaltsamer Charakter, dem man mit Kopfschütteln, aber auch mit ein wenig Nachsicht über seine lustigen Einsätze gegenüber steht.
Er wirkt wie ein dummer Junge, der vor lauter Wald die Bäume nicht sieht.

Was mir ebenfalls gut gefallen hat, sind die dargestellten Intrigen und der künstlerische Konkurrenzdruck, die das Leben der Tänzer erschweren. Es wurde dadurch zu einer fesselnden Lektüre, die mit Lucies geführten Ermittlungen immer wieder neu aufgeheizt wurde.
Hier gab es einige Tatverdächtige, die man aber nicht so richtig zu fassen bekam. Erst das Ende brachte dann eine überraschene Auflösung, mit der man nicht gerechnet hatte.

Mit einem Faible für Paris erzählt Marie Pellissier mit schönen Orts- oder Situationsbeschreibungen ihren Krimi um die rüstige Lucie. Als französische Miss Marple kann man sie durchaus betrachten und mir hat dieser Krimi sehr viel Spaß und beste Unterhaltung geliefert. Ich freue mich auf mögliche weitere Fälle.