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joker

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.08.2018

Auf dem Weg nach Hause

Blanca
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Die 15-jährige Blanca hat einen Traum: endlich ein Zuhause haben. Zeit ihres Lebens wurde Blanca von ihrer Mutter von einem Ort zum anderen geschleppt, ohne dass sie jemals Wurzeln schlagen konnte. Alltägliche ...

Die 15-jährige Blanca hat einen Traum: endlich ein Zuhause haben. Zeit ihres Lebens wurde Blanca von ihrer Mutter von einem Ort zum anderen geschleppt, ohne dass sie jemals Wurzeln schlagen konnte. Alltägliche Dinge wie Heimat und echte Freundschaften sind für Blanca ein Fremdwort.

Doch Blanca hat einen Plan: Nach einem Streit mit ihrer Mutter haut sie ab und will nach Italien - zurück an den einzigen Ort, an dem sie je glücklich war...

Nach Lesen dieses Buches kann ich der Geschichte insgesamt sehr viel abgewinnen. Ich mag es, wie dieses Buch mit Gegensätzen spielt. Im Speziellen wird Blancas Mutter zu Beginn des Buches als freiheitsliebende und mutige sowie unkonventionelle Frau dargestellt. Doch Blanca merkt nach und nach, dass sich hinter dieser Fassade nichts anderes als Angst und Feigheit verbirgt, wofür sie ihre Mutter verachtet.

Blanca stellt jedoch mit der Zeit fest, dass sie ihrer Mutter in dieser Hinsicht gar nicht so unähnlich ist. Schließlich schlägt Blanca nach der Enttäuschung mit Ambra sämtliche Gelegenheiten auf tiefere Beziehungen aus und beschränkt sich auf oberflächliche Kontakte mit wildfremden Personen. Es scheint, als ob sie ihrer Mutter, welche sie einerseits liebt und dennoch verachtet, trotz der zunehmenden Entfernung nicht ganz entfliehen kann.

Andererseits beeindruckt mich hier auch die Kompromisslosigkeit mit der Blanca ihr einziges Ziel, ein Wiedersehen mit Karl und Toni, verfolgt und sich durch nichts davon abbringen lässt. Es entsteht ein Wechselspiel zwischen Mut und Angst und auch der Leser stellt sich häufiger die Frage, wie er selbst in solchen Situationen handeln würde.

Das Ende bzw. der letzte Satz dreht die ganze Geschichte noch einmal völlig, da nicht klar daraus hervorgeht, ob die Geschichte nun als Happy-End oder als Alptraum für die Protagonistin endet. Hier spielt die Autorin den Ball an den Leser weiter, der sich seine eigene Meinung dazu bilden soll, was ich sehr interessant finde.

Kritisch anmerken muss ich, dass ich die Geschichte an manchen Stellen etwas arg konstruiert fand und auch dass ich mich mit dem Schreibstil nicht hundertprozentig anfreunden konnte. Es gab Phasen, wo ich gut in der Geschichte drin war, aber wiederum gab es auch Momente, wo kein rechter Lesefluss bei mir aufkommen wollte.

Im Grunde bleibt ein positiver Gesamteindruck, da mich die Botschaft dieser Geschichte absolut erreicht hat.

Veröffentlicht am 12.06.2018

Solider Coben-Thriller

Der Insider - Myron Bolitar ermittelt
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Ich lese mich gerade ziemlich quer durch diese Myron-Bolitar-Reihe und auch dieses Werk hat mir wiederum sehr gut gefallen. Mit einem starken Spannungsbogen und dem berühmten Coben-Wortwitz war es auch ...

Ich lese mich gerade ziemlich quer durch diese Myron-Bolitar-Reihe und auch dieses Werk hat mir wiederum sehr gut gefallen. Mit einem starken Spannungsbogen und dem berühmten Coben-Wortwitz war es auch hier wieder ein echtes Lesevergnügen.

Es war zwar nicht Cobens bestes Werk, da ich das Ende ein wenig voraussehbar fand und ich andere Bücher dieser Reihe spannender fand, aber als absoluter Coben-Fan jammere ich hier auf sehr hohem Niveau.

"Der Insider" ist auch eines jener Werke, welches sich mehr mit der Vergangenheit von Myron Bolitar beschäftigt, was bedeutet, dass man den Protagonisten hier etwas näher kennenlernt. Die Hintergründe dieser Figur zu erfahren war sehr interessant.

Wenn auch ein wenig voraussehbar am Ende - Coben-Anhänger machen nichts falsch mit diesem Werk.

Veröffentlicht am 28.11.2017

Zeitweise urkomische Götter-Satire mit derben Humor

Götter ohne Manieren
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Einst vom Olymp herabgestiegen, hausen Zeus, Aphrodite und Co. heute in einer Bruchbude im Norden Londons und halten sich mit Jobs über Wasser, die der Würde griechischer Götter nicht mal im Entferntesten ...

Einst vom Olymp herabgestiegen, hausen Zeus, Aphrodite und Co. heute in einer Bruchbude im Norden Londons und halten sich mit Jobs über Wasser, die der Würde griechischer Götter nicht mal im Entferntesten würdig sind. Auf den Kopf gestellt wird ihre Welt ausgerechnet von den beiden wohl langweiligsten Sterblichsten, die dieser Planet zu bieten hat.

Der Einstieg in dieses Buch ist geradezu köstlich. Mehr als einmal habe ich Tränen gelacht anhand der absurd komischen Situation, in welcher sich die griechischen Götter befinden. Auf die Spitze getrieben wird die Absurdität als Alice und Neill (die beiden verklemmtesten und langweiligsten Menschen, die auf Erden wandeln) in das Leben der Götter treten.

Ist der erste Teil an ironischer Komik kaum zu übertrieben, wird im zweiten Teil mehr die Geschichte vorangetreten, wodurch der teilweise derbe Humor mehr und mehr in den Hintergrund tritt. Es taucht die ein oder andere Länge auf, was für mich auch daran liegt, dass das Zugpferd dieser Geschichte (Apollo) in diesem Teil der Geschichte "verhindert" ist. Der Unterhaltungswert des Buches flacht zum Ende hin ziemlich ab.

Nichtsdestotrotz bleibt für mich am Ende ein positiver Gesamteindruck, da mich das Buch zumindest über weite Strecken glänzend unterhalten konnte.

Veröffentlicht am 25.08.2017

Solider Strobel-Thriller

Der Trakt
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In gewohnter Strobel-Manier wird dem Leser hier ein spannender und kurzweiliger Thriller serviert, der in hohem Tempo und mit zahlreichen Wendungen seine Geschichte erzählt.

Ich fühlte mich über den gesamten ...

In gewohnter Strobel-Manier wird dem Leser hier ein spannender und kurzweiliger Thriller serviert, der in hohem Tempo und mit zahlreichen Wendungen seine Geschichte erzählt.

Ich fühlte mich über den gesamten Lesezeitraum sehr gut unterhalten, auch wenn einige Wendungen sehr vorhersehbar waren und ich Arno Strobel schon spektakulärer erlebt habe, als in "Der Trakt". Der Autor schafft es dennoch, immer wieder das Interesse für die Geschichte zu wecken und den Leser im Ungewissen über den Ausgang zu lassen.

Unterm Strich bleibt ein solider Psychothriller, der zwar gut unterhält, dem aber die ganz großen Schockmomente fehlen.

Veröffentlicht am 14.08.2017

Tiefgehendes Psychoduell im Nirgendwo

Der verlorene Ort
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"Der verlorene Ort" ist ein Buch, das vor allem durch seine leise und karge Erzählweise auffällt.Es beschreibt den Konflikt zwischen den beiden Protagonisten, die aus verschiedenen Welten kommen. Einerseits: ...

"Der verlorene Ort" ist ein Buch, das vor allem durch seine leise und karge Erzählweise auffällt.Es beschreibt den Konflikt zwischen den beiden Protagonisten, die aus verschiedenen Welten kommen. Einerseits: die junge Maria, Restaurantbesitzerin und voller Liebe für ihr kleines Heimatdorf. Und auf der anderen Seite ein Fremder aus dem pulsierenden Buenos Aires, der nichts als Verachtung für die Eintönigkeit des Dorfes und seine Bewohner übrig hat. Auf über 200 Seiten entwickelt sich ein subtiles und hinterhältiges Psychoduell, welches sich zum Ende hin in Gewalt entlädt.
Die Kargheit dieses Romans ist nicht nur in der Geschichte, sondern auch im Schreibstil der Autorin zu spüren. Ausführlichste Landschaftsbeschreibungen und Sätze, die sich über halbe Seiten hinziehen sorgen dafür, dass der Leser die Einöde am eigenen Leibe spürt.

Wer sich für dieses Buch entscheidet, sollte auf jeden Fall etwas mehr Zeit mitbringen, da dies sicherlich kein Roman ist, den man in einem Zug verschlingt. Fans leiser Bücher werden von diesem Werk begeistert sein. Andersgepolte Leser könnten sich zunehmend langweilen