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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.02.2019

überzeugende Geschichte

Wer Strafe verdient
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Ich bin ein Fan von Elizabeth George und ihrer trockenen, sehr gut erzählenden Art. Dies ist der 20. Band um Inspector Lynley und Barbara Havers. Es ist immer auch ein weitere Baustein in deren privatem ...

Ich bin ein Fan von Elizabeth George und ihrer trockenen, sehr gut erzählenden Art. Dies ist der 20. Band um Inspector Lynley und Barbara Havers. Es ist immer auch ein weitere Baustein in deren privatem Leben, aber natürlich steht immer der aktuelle Fall im Vordergrund und jeder Band ist daher auch einzelnd zu lesen.

Diesmal geht es um einen toten Diakon, der sich, als er wegen Mißbrauchsvorwurf verhaftet worden ist, in der Polizeidienststelle erhängt hat. Doch dessen Vater glaubt weder an einen Selbstmord noch an die Wahrheit der Vorwürfe und setzt alle Hebel in Bewegung um seinen Sohn zu rehabitilieren. Daraufhin wird Barbara Havers zusammen mi Isabelle Ardery in das kleine Örtchen Ludlow geschickt. Havers steht nach ihrem letzten Fall unter besonderem Augenmerk von Ardery, denn durch ihre bekannte Art Anweisungen nicht zu befolgen und eigenmächtig zu handeln, ist ihr Job in Gefahr. Doch diesmal übersieht Ardery wichtige Einzelheiten, sie selbst steht mit ihrer Alkohlsucht, ihren privaten Problemen, kurz vorm endgültigen Absturz.

Die Romane von Elizabeth George sind keine blutrünstigen Thriller, sie sind im Gegenteil meist sehr detailliert, wenn es um menschliche Beziehungen, ausgefeilte und raffinierte Verwicklungen geht. Ihre Protagonisten, ob große oder kleine Rollen, werden sehr überzeugend mit Stärken und vor allem menschlichen Schwächen angelegt. Die Autorin überrascht am Ende, führt die Fäden aber überzeugend zusammen.

Auch dieser Roman ist mal wieder ein echter Wälzer, 856 Seiten, zwischendurch, gerade am Anfang hatte ich ein bisschen Ausdauer nötig, um weiter zu lesen, aber irgendwann, ab circa der Mitte, konnte ich es auch wiederum nicht aus der Hand legen.

Mich kann George jedesmal mit einer überzeugenden Story fesseln, mit all den Gedanken um menschliche Abgründe, aber vor allem mit den Beweggründen, die überhaupt dazu geführt haben, dass Menschen so und nicht anders gehandelt haben.

Veröffentlicht am 15.02.2019

Ein Blick in die Zukunft

Bienenkönigin
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Spannend, informativ, nachdenklich machend, ein bisschen Fantasie, ein bisschen Zukunftsblick, das Jugendbuch von Claudia Praxmayer ist eine gelungene Mischung aus allem.

Im Vordergrund steht Mel, die ...

Spannend, informativ, nachdenklich machend, ein bisschen Fantasie, ein bisschen Zukunftsblick, das Jugendbuch von Claudia Praxmayer ist eine gelungene Mischung aus allem.

Im Vordergrund steht Mel, die zusammen mit vier Freunden eine WG bewohnt. Mel hat eine ganz besondere Gabe, sie kann mit Bienen kommunizieren, ein besonderer Gesang, mit dem sie sich mit Bienen austauschen kann, eine Gabe, die sie von ihrer früh verstorbenen Großmutter geerbt hat. Mel zieht es zu Bienen, sie fühlt ihre Gefühlslage und daher trifft es sie besonders hart, dass immer mehr Bienenvölker auf rätselhafte Weise ausgerottet werden. Da muss mehr dahinter stecken, als nur natürliche Feinde oder Umwelteinflüsse. Was passiert mit der Menschheit, wenn auch noch die letzten Völker aussterben?
Als Mel im Garten der WG bei ihrem Bienenvolk eine künstliche Drohne findet, die so gebaut ist, dass sie einer Biene täuschend ähnlich sieht, ist nicht nur sie geschockt und aufgerüttelt. Auch ihre WG-Bewohner versuchen mehr darüber heraus zu finden und begeben sich dabei in Gefahr.

Das Buch fesselt, die Geschichte ist gut erzählt, vor allem aber macht sie bewusst, wie wichtig Bienen in unserem Ökosystem sind. Zudem ist es gar nicht abwegig, über was die Autorin schreibt, denn ich habe mich nach dem Lesen mal ein bisschen im Internet schlau gemacht und habe herausgefunden, dass es solche Bienendrohnen anscheinend schon gibt.

"Bienenkönigiin" ist für die Zielgruppe der Jugendlichen angelegt, dennoch ist es auch eine Geschichte, die älteren Lesern wie mir gefällt. Mich hat sie jedenfalls zum Nachdenken gebracht und mir spannende Lesestunden beschert.

Veröffentlicht am 27.09.2018

Kriminalroman mit Lokalkolorit

Helmut Jordan / 50
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Die Universität in Bochum wird 50 Jahre alt. Winfried Schmitt organisiert die Feier und hat sich -zum Leidwesen von manchen anderen- eine große Parade von 50 Ehemaligen (Professoren, Studenten, MItarbeitern) ...

Die Universität in Bochum wird 50 Jahre alt. Winfried Schmitt organisiert die Feier und hat sich -zum Leidwesen von manchen anderen- eine große Parade von 50 Ehemaligen (Professoren, Studenten, MItarbeitern) ausgedacht. So weit so gut - er hat auch die erforderlichen Ehemaligen ausfindig machen lassen und Zusagen erhalten. Doch kurz vor der Feier wird es brenzlig, denn unter ihnen gibt es Tote und manch andere bekommt eine zweite Einladung, die er eigentlich nicht ausschlagen kann. Wer will diese Parade verhindern und warum ?

Es ist der dritte Fall von Helmut Jordan, Kriminalhauptkommissar in Wolfenbüttel. Der erste Tote wird in Wolfenbüttel gefunden. Doch da alles nach einem Unglücksfall aussieht, laufen die Ermittlungen nicht auf Hochtouren. Anders sieht es in Bochum aus, denn hier muss der eigentliche Organisator, Schmitts Assistent Florian Gerber, zusätzliche Schichten einlegen, damit die ganze Parade nicht ins Wasser fällt und die Universität blamiert ist.

Ein lustig vorangestelltes Personenregister erleichtert den Einstieg in diese kriminelle Geschichte, die einerseits von Spannung, aber auch von einem trockenen Humor geprägt ist. Immer wieder gibt es neue Entwicklungen, Fährten und Spuren, schnell gibt es auch Verdächtigte, dennoch auch Überraschungen.
Arne Dessaul lässt uns hinter die Kulissen schauen, in die Köpfe der meist nicht symphatischen Opfer. Abgründe tun sich hinter Schicksalen und Lebensläufen auf. Auch der Erzählstil passt sich den jeweiligen Protagonisten an, die Kapitelweise in den Vordergrund gerückt werden.

Zusätzlich gibt es auch viele private Entwicklungen, aber auch Alltäglichkeiten bei den Hauptfiguren, dazu Nebenschauplätze, die (anscheinend) nichts mit dem Geschehen zu tun haben, die auf falsche Fährten locken, manches davon wird aber dennoch hinterher auch wieder wichtig werden.


"50" ist ein Kriminalroman, der gut unterhält, zum Mitraten einläd, bei dem man zwar schnell eine heiße Spur hat, dennoch aber noch überrascht wird. Wer Lokalkolorit, trockenen Humor und eine kräftige Brise Spannung mag und nicht alles so realistisch haben muss, dem empfehle ich das Buch gerne.

Veröffentlicht am 30.08.2018

Gegensätze wie Tag und Nacht

Uns gehört die Nacht
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Zwei junge Menschen treffen aufeinander.
Jamey ist ein Sproß aus der Oberschicht, reich, gutaussehend, mit bekanntem Namen, Elite-Univerisität, mit allem materiellen Dingen gesegnet, erfolgreichem Vater, ...

Zwei junge Menschen treffen aufeinander.
Jamey ist ein Sproß aus der Oberschicht, reich, gutaussehend, mit bekanntem Namen, Elite-Univerisität, mit allem materiellen Dingen gesegnet, erfolgreichem Vater, einer Schauspielerin als Mutter. Doch nur scheinbar ist es eine heile Welt.
Elise ist seine Nachbarin, sie kommt aus einer anderen Stadt, aus einem Problemviertel, mit Problem-Vergangenheit. Obwohl weiße Haut, hat sie doch viel von ihrem unbekannten puerto-ricanischem Vater geerbt, mit geflochtetetn Zöpfen und auffälliger, bunter, schräger Kleidung fällt sie auf.
Elise ist so ganz anders als Jameys normales Umfeld. Es beginnt mt einer heißen Affäre und eigentlich sollte es auch nur der Sex sein, der sie beide verbindet. Doch schnell wird mehr daraus. Gespräche, Verständnis, die gleiche Wellenlänge.

Das Buch polarisiert. Die Autorin hält mit ihren Beschreibungen nicht hinter dem Berg, nichts wird beschönt, alles wird ausgebreitet, genauestens und vielfältig beschrieben: vor allem der Sex zwischen den beiden. Aber es ist schnell auch mehr. Es ist vor allem die Charaktersierung der beiden Protagonisten, dies Figuren, die sie geschaffen hat, die sie mit Hintergrund, mit Erfahrungen, mit Wünschen und Hoffnungen, aber vor allem mit seelischen Qualen ausgestattet hat. Das hat mich vor allem fasziniert. Wie sie dies Annäherung, dieses Erkunden, diese Unterschiedlichkeit auch in Worte fassen konnte.

Die beiden sind extrem unterschiedlich. Aus verschiedenen Schichten auf der einen Seite. Jamey aus der begüterten Oberschicht, Ehekrieg der Eltern, Erwartungshaltung des Vaters und der Großeltern. Elise hat ihren Vater nie kennen gelernt, dafür aber die Probleme in ihrem Viertel, einen brutalen Stiefvater, Gewalt und mangelndes Geld, Hunger und finanzielle Nöte. Aber auch die Liebe einer Mutter und von Halbgeschwistern. Schon früh musste sie Verantwortung und Aufgaben übernehmen, zum Überleben auch eine ganz eigene Schlauheit entwickeln, die nicht aus Büchern stammt, sonern vom Leben.
Aber es gibt auch den Unterschiede zwischen den beiden was Reife und Stärke betrifft und schnell wird auch dem Leser klar, wer von beiden der Stärkere ist.

Die Autorin lässt beide Seiten erzählen, die Persepektiven wechseln ständig. Gleich am Anfang ein dramatischer Einstieg: Elise hält eine geladene Waffe auf Jamey und drückt ab. Was ist passiert, wie kam es dazu ? Das immer im HInterkopf liest sich die Geschichte spannend, auch wenn es eine Beziehungsgeschichte, eine Liebesgeschichte ist und kein Spannungsroman.

Mir hat vor allem die Entwicklung der beiden, ihr Überlebungskampf, dieser Halt, den sie sich beide gegeben haben fasziniert und gefesselt.
Ich konnte mir beide sehr gut vorstellen und das macht einen guten Roman aus, dass man sich denken könnte, dass ja, dass hätte auch eine wahre Geschichte sein können. Man fühlt mit, mal leidet man mit, mal ist man fasziniert, manchmal auch geschockt oder peinlich berührt, denn manchmal serviert die Autorin uns harten Tobak, ist extrem, offen und schonunglos in ihren Beschreibungen.

Ein gelungenes Buch, das man sicherlich noch länger im Hinterkopf behält.

Veröffentlicht am 08.07.2018

Wer hier durchhält wird belohnt

Die Frauen am Fluss
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England 1922,die junge Irene zieht als frisch Verheiratete zu ihrem Mann Alistair Hadleigh auf die Manor Farm. Es war ihrerseits keine Liebesheirat, mehr eine Flucht aus London vor einem Skandal. Sie ...

England 1922,die junge Irene zieht als frisch Verheiratete zu ihrem Mann Alistair Hadleigh auf die Manor Farm. Es war ihrerseits keine Liebesheirat, mehr eine Flucht aus London vor einem Skandal. Sie tut sich schwer mit dem Landleben und ihrem Ehemann und seiner Tante Nancy, die viel an ihr auszusetzen hat.
Dann geschieht das Unfassbare: Alistair, der bei allen beliebte wichtigste Arbeitgeber des Dorfes, wird in seiner Mühle ermordet. Schnell scheint mit dem kriegsverletztem und verwirrten Danny ein Täter gefunden worden zu sein, doch seine Familie und auch Irene können nicht an seine Schuld glauben. Dannys Schwester mit dem ungewöhnlichen Spitznamen Pudding, die als Stallgehilfin auf der Manor Farm arbeitet versucht den wahren Täter zu finden und beginnt mit Nachforschungen. Sie findet dabei Untertützung bei Irene.

Ein zweiter Erzählstrang erzählt von Clemmie, einem stummen Mädchen, dass sich in den jungen Arbeiter Eli verliebt. Doch darf es diese Liebe geben ? Ist doch Eli der Sohn des gefürchteten Isaac Tanners, wird doch dessen gesamte Familie vom Dorf gefürchtet und gehasst.

Das war mein erstes Buch von Kahterine Webb. Im nachhinein finde ich den Titel nicht sehr passend, das Cover ist aber wunderschön.
Es hat auch ein bisschen gedauert, bis mich der Erzählstrang richtig gefesselt hat. Es lag nicht am Erzählstil, vielmehr an der anfangs etwas fehlenden Spannung. Gleichwohl wird gleich am Anfang die Reaktionen auf den Mord beschrieben, die Neugier gelegt.
Die Autorin hat ihre Protagonisten sehr detailliert angelegt, vieles sehr genau beschrieben, manchmal etwas verwirrend und zu ausschweifend. Die Geschichte liest sich wie ein Fluss, der anfangs erst einer Quelle entspringt, sich hierhin und dorthin dreht, Schleifen dreht, langsam aber stetig wächst, immer mehr Fahrt aufnimmt um dann am Ende zu einer überraschenden Größe anzuwachsen.

Fasziniert hat mich allerdings dabei der gerade sehr gut historisch beschriebene Alltag, die so ganz andere Welt und ihre Bedingungen.
Überrascht hat mich das Ende, hier kann ich nichts verraten um nicht zu spoilern, aber es hat plötzlich eine Wendung gegeben, die nicht vorhersehbar war, aber dann doch so eindeutig ist, hätte man die Spuren, die die Autorin anfangs gelegt hat, vielleicht richtig gedeutet. Diese Wendung war für mich ein absoluter Knaller, eine gelungene Finte, die einfach genial ist.

Fazit:
Anfangs hat es lange gedauert, bis ich richtig gefesselt war, aber
am Ende konnte ich das Buch kaum noch aus der Hand legen, die Figuren haben sich zu faszinierenden und fesselenden Protagonisten entwickelt, der Spannungsbogen hat sich erhöht. Und die Auflösung hat es wirklich in sich - ein ganz besonders gut gelungener Kniff ist aufgegangen.
Wer hier also durchhält, der wird am Ende auch belohnt.