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Veröffentlicht am 07.09.2018

Rette die Welt, Wildkatze!

Cat & Cole 1: Die letzte Generation
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„Es ist wunderbar und schrecklich. Es ist das Meisterstück meines Vaters.“

In einer Zukunft, in der alle Krankheiten geheilt und alle Menschen körperliche Unversehrtheit und Perfektion durch technische ...

„Es ist wunderbar und schrecklich. Es ist das Meisterstück meines Vaters.“

In einer Zukunft, in der alle Krankheiten geheilt und alle Menschen körperliche Unversehrtheit und Perfektion durch technische Neuerungen erlangen können, geht man zunächst mal davon aus, dass es nie wieder zu Problemen kommen könnte. Doch es bricht eine gefährliche Seuche aus, mit der sich die Menschen in Rekordschnelle infizieren und die in allen Fällen den Tod bedeutet. Es gibt kein Heilmittel, zumindest noch nicht. Die einzige Hoffnung ist Catarina Agatta, die Tochter des weltweit besten Experten für Genveränderung. Mit Cole, einem jungen Mann, von dem man den Eindruck bekommen könnte, dass er mehr programmierte Maschine als Mensch sei, arbeitet sie fieberhaft an der Rettung der Menschheit, doch wird sie es rechtzeitig schaffen?

Das Cover macht zunächst einen fröhlichen, bunten Eindruck und erinnert etwas an die Holi-Festivals aus Indien, bis man dann im Nachhinein herausfindet, dass die rosa Wolken vermutlich keine Farbe, sondern ein explodierendes Opfer der Seuche darstellen, das dadurch gerade seine gefährlichen Viren verteilt. Im Original finde ich persönlich die Cover etwas besser gelungen, aber vielleicht interpretiere ich hier auch einfach zu viel rein.

Die Geschichte wird aus der Ich-Perspektive von Cat erzählt, meiner liebsten Erzählweise, da man dadurch, wie ich finde, immer am besten beim Geschehen dabei sein und auch die Gedanken der Protagonistin verfolgen kann. Cat berichtet mit viel Biss und Härte, sie ist definitiv eine Kämpfernatur und wären die ganzen technischen Begriffe und komplizierten Vorgänge und Begriffe nicht, ließe sich das Buch mühelos von der Hand weg lesen.

In der Zukunft, in der diese Geschichte spielt, gäbe es auf die heutzutage meist scherzhaft gestellte Frage „Gibt es da auch eine App für?“ zumindest im Bezug auf den menschlichen Körper immer die Antwort: „Ja.“ Mithilfe ungewöhnlicher Technik, die in den Unterarm eines Menschen gepflanzt wird, lässt sich unser Organismus bis zur Perfektion anpassen. Man kann jedoch auch groteske Mutationen hervorrufen, sich selbst eben bis zu einem gewissen Grad so formen, wie man gern würde, was ich zwar etwas verstörend, jedoch, wenn man die Grundidee der Vorgehensweise erst mal verstanden hat, auch spannend finde. Auf die Technik und ihre Funktion wird oft eingegangen, für einige vielleicht zu oft, doch ich habe die zahlreichen Wiederholungen und Erläuterungen gebraucht, um mich in die Materie hininzudenken.
Catarina ist allein bei ihrem Vater, einem berühmten Wissenschaftler der Genbearbeitung sozusagen aufgewachsen und hat ihm schon als kleines Mädchen beim programmieren von Apps und Codes geholfen, die den Menschen das Leben erleichtern sollen, jedoch ist sie auch eine begnadete Hackerin. Diese Fähigkeit stellt sich noch als sehr nützlich heraus, als es für das toughe Mädchen darum geht, nahezu im Alleingang die Welt zu retten, nur Cole steht ihr zur Seite. Das Leben in der Wildnis, immer mit der Gefahr der Infektion im Nacken, hat sie abgehärtet und zu einer zähen Kämpferin werden lassen, was mich sehr beeindruckt hat. Ich mag die starken Protagonistinnen, die sich von niemandem was sagen lassen und ihr eigenes Ding durchziehen, und Cole gefällt mir ebenfalls sehr gut. Im Allgemeinen kann man sagen, dass ich mich bis auf wenige Ausnahmen in diesem Buch mit den Charakteren wirklich gut angefreundet habe.

Die Idee, dass man mithilfe diverser Apps zum Beispiel Krankheiten ausradieren oder auch ganz simpel nur seine Haarfarbe verändern kann, indem die entsprechenden Gene beeinflusst werden, finde ich ganz erstaunlich. Wäre es wirklich so einfach, den menschlichen Körper einfach zu programmieren, gäbe es einige Probleme weniger, doch selbst im Buch wird gesagt, dass der grundlegende genetische Code der DNA nicht verändert wird. Die Basen (A, C, G, T), die die Informationen codieren, sind übrigens Grundlage für den Nachnamen von Cat und ihrem Vater, was vermutlich nochmal ihre Fähigkeiten in diesem Bereich unterstreichen soll.
Leider muss ich gestehen, dass die Technik, mit der in dieser Geschichte gearbeitet wird, mir an einigen Stellen etwas zu verworren war und ich nur mit Mühe verstanden habe, was nun passiert ist und, viel entscheidender, vorallem auch warum. Das mag aber auch an mir gelegen haben, sodass Leser, die technischer etwas fitter sind als ich, vielleicht einen größeren Sinn sehen und alles besser nachvollziehen können.

Das Ende lässt darauf schließen, dass dieses Buch entgegen meiner ersten Annahme kein Einzelband, sondern ein Auftakt zu einer kleinen Reihe wird, was die Recherche auf Amazon nach den Originaltiteln bestätigt hat.

Mein Fazit:
Ein wirklich spannendes und rasantes Jugendbuch mit sympathischen Charakteren und abwechslungsreichen Schauplätzen, wenn auch mit inhaltlicher Technologie, die für mich gelegentlich einen Hauch zu kompliziert war.
Meiner Meinung nach lesenswert, ich freue mich auf die Fortsetzung.

Veröffentlicht am 04.09.2018

Haare schwarz wie Ebenholz, Augen kalt wie Eis

Hazel Wood
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„Damals war ich bereits alt genug gewesen, um mir darüber im Klaren zu sein, dass Althea mich nicht wirklich beobachtete. Doch an diesem Punkt begann ich mich zu fragen, ob jemand anderes es tat.“ (S.71)

Alice ...

„Damals war ich bereits alt genug gewesen, um mir darüber im Klaren zu sein, dass Althea mich nicht wirklich beobachtete. Doch an diesem Punkt begann ich mich zu fragen, ob jemand anderes es tat.“ (S.71)

Alice und ihre Mutter Ella sind, seit das Mädchen denken kann, auf der Flucht vor dem Unglück. Überall, wo sie sich niederlassen, geschehen nach einiger Zeit komische Dinge, die Ella mit Alices Großmutter Althea Proserpine, einer berühmten Märchenerzählerin, in Verbindung bringt. Nachdem es durch einen Brief von Altheas Tod erfährt, wähnt sich das Mutter-Tochter-Gespann zunächst in Sicherheit, bis Ella verschwindet und Alice auf sich allein gestellt ist. Alle Spuren führen nach Hazel Wood, dem Anwesen von Althea, doch genau von dort soll Alice sich ihrer Mutter zufolge fern halten..

Das Cover ist natürlich der Blickfang schlechthin. Das glitzernde Blau, in dem die Blätter gefärbt sind, die den Titelschriftzug umspielen, wirkt kühl und eisig und insgesamt entsteht der Eindruck, dass dich dahinter etwas mysteriöses, düsteres verbirgt. Der Klappentext lässt ebenfalls auf märchenhafte Geheimnisse schließen, sodass allein die äußere Aufmachung des Buches schon um Kauf angebettelt hat.

Erzählt wird das Buch aus der Ich-Perspektive von Alice. Man nimmt so aus erster Hand am Geschehen teil und wird zum Teil der Geschichte, wortwörtlich. Der Schreibstil ist bestimmt nicht jedermanns Sache, man muss sich für das Buch auf jeden Fall Zeit nehmen, sonst empfindet man es eventuell als holprig geschrieben, denn durch die zahlreichen Metaphern und Vergleiche wird das Lesen manchmal etwas müßig und es entsteht das Gefühl, man käme nicht voran.
Doch eben jede Intensität der Erzählung sorgt für den ganz besonderen Gänsehautfaktor, den man an den düsteren Passagen nicht unterschätzen sollte.

Alice ist nicht die typische weibliche Protagonistin. Sie hat eine ungewöhnliche Kindheit hinter sich, war mit Ella nur auf der Flucht von Ort zu Ort. Außerdem hat sie einen Charakter, der sie relativ schnell zornig werden lässt, sodass ihre Mutter sie früher regelmäßig beruhigen musste, wenn sie kurz vor einem Wutausbruch stand. Im späteren Verlauf erfährt man auch den Grund dafür. Insgesamt strahlt Alice einen Ernst aus, den man von 17-Jährigen Hauptpersonen aus Büchern sonst eher nicht erwarten würde, sie hat rein gar nichts von einer unbeschwerten, aufgeweckten Highschool-Schülerin oder einem zarten, empfindlichen Mädchen von nebenan.
Zu ihrer Mutter Ella hat sie eher ein freundschaftliches Verhältnis, die beiden sind sich jeweils der wichtigste Mensch der Welt und nicht selten macht es den Eindruck, dass Alice sich mehr um ihre Mutter kümmert als anders herum. Denn Ella ist ein windiger Charakter, sie tut alles mit besten Absichten für sich und Alice, handelt aber oft zu impulsiv und bedenkt die Folgen nicht immer.

Die Geschichte und ich hatten einen etwas holprigen Start. Nach der Leseprobe wollte ich unbedingt weiterlesen, verlor jedoch zunehmend den Faden und war nicht mehr wirklich in der Geschichte drin. Es dauerte etwas, bis die Ereignisse mich wieder packen konnten und lange blieb das dann auch so. Doch als die Erzählung weiter und weiter ins märchenhafte abdriftete, tat ich mich schwer, allem einen Sinn zuzuordnen. Das fing sich jedoch schnell wieder und ich konnte den Rest des Buches wieder genießen, denn ich muss sagen, es hat sich wirklich zu lesen gelohnt. Die Idee mit den Märchen eines anderen Landes, des Hinterlandes, die Althea in ihrem Buch zusammengetragen hat, finde ich sehr gut gelungen. Leider erfährt man nicht den Inhalt aller, doch diejenigen, die man zu lesen bekommt, sind allesamt düster und grausam ohne jegliche Moral, was sich auch auf die Stimmung des Gesamtwerkes niederschlägt. Oft hatte ich beim Lesen das Gefühl, dass hinter jeder Ecke weiteres Unheil lauert, und so etwas mag ich normalerweise gar nicht haben, doch zu dieser Geschichte hat es gepasst wie die Faust aufs Auge.
Das Ende hatte ich persönlich mir im Vorfeld etwas anders erhofft, jedoch bin ich mit dem, wie es geendet hat, auch zufrieden.

Mein Fazit:
Spannend-finsterer Fantasyroman mit vielen märchenhaften Elementen, der wahrscheinlich die Gemüter spaltet, mir jedoch nach einigen Anlaufschwierigkeiten sehr gut gefallen hat.
Obwohl als Jugendliteratur deklariert, ist es definitiv nichts, was man zwischen Tür und Angel lesen kann, daher nicht zu empfehlen, wenn man nur leichte Kost sucht, sondern nur für Leser, die Zeit, Geduld und Durchhaltevermögen mitbringen. Für letztere allerdings kann dieses Buch eine wahre Freude sein, wenn man sich mit dem Thema Märchen und der intensiven Erwählweise anfreundet.

Veröffentlicht am 30.08.2018

Komplett neue Welt

Panterra Nova: Die Suche
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„'Weißt du, sobald ihr das siebzehnte Lebensjahr erreicht, ist es nur eine Frage der Zeit,
dass solche Dinge passieren.'
'Wer ist ihr?', will ich wissen.
'Wunschdenker wie du.'“

Um 2040 herum hat sich ...

„'Weißt du, sobald ihr das siebzehnte Lebensjahr erreicht, ist es nur eine Frage der Zeit,
dass solche Dinge passieren.'
'Wer ist ihr?', will ich wissen.
'Wunschdenker wie du.'“

Um 2040 herum hat sich die Erde bereits beträchtlich verändert. Technik gilt als verzichtbar, ja sogar unerwünscht, das hat die MEO, eine weltweite Organisation in Gange gebracht. Chris lebt währenddessen das Auf und Ab eines normalen 17-Jährigen Teenagers, bis er feststellt, dass er besondere Fähigkeiten hat, die nicht nur Vorteile mit sich bringen. Er gerät zwischen die Fronten aus Hütern, die Leute wie ihn beschützen, und Jägern, die seinesgleichen nach dem Leben trachten. Als er auch noch in den Händen eines fanatischen Aktivisten landet, der Chris' Besonderheit missbrauchen will, steht die Welt des Jungen endgültig Kopf. Platz für Mädchen sollte er in seinen Gedanken bei dem Durcheinander eigentlich nicht mehr haben.. oder doch?

Die Geschichte um Chris wird abwechselnd aus seiner Ich-Perspektive in der Gegenwart im Jahr 2041 erzählt und aus der Sicht auf Andreas Autenburg ab 2026, wo man die Anfänge von MEO miterlebt. Besonders, dass aus der Sicht von einem Jungen erzählt wird, gefällt mir, das sehe ich persönlich ziemlich selten und empfinde es jedes Mal als willkommene Abwechslung.
Der Schreibstil ist locker und jugendlich, wenn Chris beschreibt, was passiert, und man kann sich gut in seine Gedanken hineinversetzen und mit ihm mitfühlen. Es wird häufig Slang und Umgangssprache benutzt, nicht nur von Chris und seinen Freunden, sondern auch unter den Anhängern und Handlangern von Andreas Autenburg.

Autenburg wirkt anfangs noch wie ein engagierter junger Mann, der die Welt einfach ein bisschen besser machen will. Im Laufe der Zeit entwickelt er sich jedoch zu einem kalten, egoistischen, gewissenlosen Idealisten, der seine Ziele um jeden Preis durchsetzen will und dafür große Opfer in Kauf nimmt.
Chris trifft seine neue Fähigkeit wie ein Schlag. Erst später wird ihm klar, dass sie, wenn er nicht vorsichtig ist, auch eine akute Gefahr für ihn darstellt, und er begibt sich auf die Flucht, begleitet von seiner besten Freunden Jenna. Am Anfang mimt er noch den harten Kerl, doch im Laufe des Buches wird er mit immer neuen Geheimnissen konfrontiert, die ihm zunehmend zu schaffen machen und ihn in die Knie zwingen. Dazu kommt noch seine Freundschaft zu Jenna, die sich zunehmend schwieriger gestaltet, denn eigentlich ist er ja in eine andere verliebt..
Für meinen Geschmack waren die meisten Charaktere gut ausgearbeitet. Andreas Autenberg fasziniert mich am meisten, auch wenn er sozusagen der „Böse“ ist, Chris gibt sich zwar mutig, hat für einen so harten Typen allerdings einen sehr schwachen Magen, wenn es mal brenzlig wird.
Jenna ist mir mit ihrem vorlauten, frechen Mundwerk ebenfalls sympathisch, auch sie sich die Angewohnheit, nach ihrer Ponysträhne zu pusten, definitiv abgewöhnen sollte, wenn es sogar beim Lesen schon nervt.

Die Idee mit der Organisation, die solch drastische Ziele verfolgt, habe ich so noch nie gesehen. Natürlich gibt es in vielen Geschichten verrückte Wissenschaftler, die Menschen mit Besonderheiten für ihre Zwecke einspannen möchten, doch ein Ziel wie das von Andreas Autenburg, war neu für mich. Es ist faszinierend, wie MEO die Welt verändert hat, auch wenn ich das für unsere Zukunft für unwahrscheinlich halte. Bei einigen der Technologien bin ich mir nicht sicher, ob man sie in dem Maße tatsächlich bauen und einsetzen könnte, ich habe es während des Lesens einfach hingenommen. Im Nachhinein fragt man sich aber doch: „Ginge das tatsächlich oder ist das alles Fiktion?“
Die Liebesgeschichte spielt zu Beginn keine nennenswerte Rolle und das gefällt mir tatsächlich sehr gut. Es war nie kitschig, aber dass Chris später derart in Probleme verstrickt, hätte ich nicht erwartet, vor allem da ich seinen Charakter nicht mal für so begehrenswert halte.

Mein Fazit:
Faszinierende Idee einer Panterra Nova – komplett neuen Welt. Die Charaktere konnten mich nicht komplett überzeugen, doch die Technologie hat mich begeistert und nachdenklich gemacht. Wie wird unsere Welt wohl in Zukunft aussehen? Nun, hoffentlich nicht wie in diesem Roman, denn das könnte uns in Schwierigkeiten bringen.

Veröffentlicht am 27.08.2018

Geschick ist nicht alles, was zählt

Dark Palace – Zehn Jahre musst du opfern
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„Geschick war nicht nur der Sammelbegriff für mehrere belanglose Talente – es war ein Leuchten, das die Adern jedes Ebenbürtigen strahlen ließ.“

Seit vielen Jahren ist es in England nun üblich, dass fast ...

„Geschick war nicht nur der Sammelbegriff für mehrere belanglose Talente – es war ein Leuchten, das die Adern jedes Ebenbürtigen strahlen ließ.“

Seit vielen Jahren ist es in England nun üblich, dass fast jeder für 10 Jahre in seinem Leben Sklavenarbeit verrichten muss. Nur fast jeder, weil die oberste Elite, die sogenannten Ebenbürtigen, die über Geschick, magische Kräfte und Fähigkeiten, verfügen, diesen Dienst nicht nur nicht antreten müssen, sondern sich die Sklaven auch noch selbst halten dürfen.
Für Luke Hadley und seine gesamte Familie steht es eigentlich schon fest, dass sie ihr Jahrzehnt gemeinsam auf Kyneston, einem riesigen Anwesen einer mächtigen Familie verbringen sollen, doch Luke landet wider Erwarten getrennt von seinen Liebsten in der Sklavenstadt Millmoor und schuftet dort um sein Leben, während seine Eltern, seine große Schwester Abi und die jüngste Daisy den Launen der Jardines ausgesetzt sind.

Das Cover macht einen düsteren, geheimnisvollen Eindruck. Man kann erahnen, dass die zwei Gesichter, die zu Teilen sichtbar sind, einem Jungen und einem Mädchen gehören, vielleicht Luke und seiner Schwester Abigail. Allemal vermittelt es einem das schaurige Gefühl, dass die Geschichte etwas mystisches, finsteres bereithält, und ich würde mich im Buchhandel durchaus davon angezogen fühlen.

Es gibt in diesem Buch viele einzelne Handlungsstränge, die parallel zueinander an verschiedenen Orten verlaufen und gegen Ende zusammenführen. Es wird alles von einem personalen Erzähler berichtet, sodass man nicht von einer Ich-Perspektive in die nächste schlüpfen muss, sondern eine bessere Draufsicht auf die Geschehnisse hat und sich den Personen dennoch verbunden fühlt und mit ihnen mitfiebern kann.
Es gibt die Perspektive auf Luke, der die meiste Zeit in Millmoor verbringt, auf seine Schwester Abi und verschiedene Mitglieder ihrer Gebieterfamilie, die das Geschehen auf Kyneston und einigen Parlamentssitzungen festhalten. Die ständigen Wechsel bringen Schwung in die Geschichte und finden immer an der richtigen Stelle statt, sodass nie Langeweile aufkommt, auch wenn ich mich am Anfang etwas eingewöhnen musste. Der Schreibstil ist angenehm, nicht kompliziert, auch wenn einige Begriffe, die für mich einer Erklärung bedurften, erst später wirklich Beachtung gefunden haben.

Luke ist einer der bedeutendsten Protagonisten in diesem Buch. Zu Beginn als er ohne seine Familie nach Millmoor geliefert wird, ist er ganz der schüchterne, einsame kleine Junge, der sich nichts sehnlicher wünscht, als nach Kyneston hinterher geholt zu werden. Doch mit der Zeit entwickelt er sich zu einem starken, zähen Kerl, der seinen neu gefundenen Mut oft unter Beweis stellen kann. Ich finde es beeindruckend, wie er sich der Situation anpasst und nicht nur das Beste draus macht, sondern sogar über seine Grenzen hinausgeht.
Abi hingegen ist auf Kyneston als Büroangestellte beschäftigt und unterstützt den mittleren der drei Söhne des Jardine-Clans. Jenner scheint im Gegensatz zu seinen Brüdern Silyen und Gavar ein erträglicher Umgang zu sein, und bald ist es um Abis Herz geschehen. Doch vom Gesetz her ist sie nur eine Sklavin und es wäre unter der Würde eines Ebenbürtigen, eine Beziehung mit einer Gewöhnlichen, speziell einer im Sklavendienst, zu beginnen.
Die Charaktere in dieser Geschichte empfand ich allesamt als gut ausgearbeitet. Einige habe ich sofort ins Herz geschlossen, andere habe ich geradezu gehasst, das hat es sehr authentisch gemacht.

Die Idee, dass jeder Bürger einmal in seinem Leben Sklavenarbeit zu verrichten hat, war komplett neu für mich. Die geschichtlichen Ereignisse, die dahinter stecken, habe ich wegen der vielen ungewöhnlichen Namen nur grob nachvollziehen können, aber mit Geschichte habe ich es generell nicht so, sei es nun unsere deutsche Historie oder die fiktive in Büchern. Doch das hat meiner Faszination für die gegenwärtigen Ereignisse keinen Abbruch getan, ich habe nach anfänglichen Motivationsschwierigkeiten alles mit Spannung verfolgt.

Es gibt dennoch Kleinigkeiten, die mich stören. Zunächst einmal hatte ich mir die Sklavenarbeit etwas zehrender vorgestellt, wie es in Millmoor auch der Fall war. Aber von Kyneston war ich regelrecht enttäuscht, wurden die Mitglieder der Familie Hadley dort doch wie stinknormale Angestellte behandelt, von Sklaverei keine Spur. Selten wurde mal jemand zurechtgewiesen, vor allem nicht auf grobe, körperliche Art und Weise, wie man es bei staatlichem Eigentum ohne Rechte erwarten könnte. Wenn man seinen Dienst also nicht wie die Mehrheit in einer Sklavenstadt verrichtet sondern auf Privatgrund, gebärdet sich das eher als unbezahlte, normale Arbeitszeit.
Zweitens ging ich mit einigen Verständnisfragen in die erste Hälfte des Buches, die für meinen Geschmack teilweise etwas zu spät aufgeklärt wurden, wohingegen ich mit noch sehr viel mehr Fragen aus dem Buch wieder herausgehe, was mich zu drittens führt: Schon wieder eine Trilogie. Im Grunde genommen bin ich ein Fan von Reihen, doch da ich zuerst einen Einzelband erwartet/erhofft hatte, stand ich dann da wie ein Ochs' vorm Berg, als das Buch sich dem Ende entgegen neigte und keine Auflösung in Sicht kam.
Dennoch freue ich mich auf die folgenden Bände, denn dieses Buch hat zwei Dinge, die andere Bücher so nicht haben. Es ist es sowohl für männliche als auch für weibliche Jugendliche geeignet, denn es gibt durch die vielen Erzähler nicht „die eine“ typische Liebesgeschichte, die sich neben der Handlung weiterentwickelt, sodass der Fokus mehr auf der Sklavenpflicht liegt.
Zum anderen hat ein Autor es mit einer Wendung in seinem Buch seit langem tatsächlich geschafft, mich zu überraschen, da ich dies so absolut nicht vorausgesehen, geschweige denn auch nur geahnt hatte.

Mein Fazit:
Ein gelungener Auftakt einer Fantasy-/Scifi-Reihe, die es definitiv wert ist, gelesen zu werden. Für alle jungen Erwachsenen geeignet, die gern mal was neues entdecken und auch eine Portion Magie vertragen.

Veröffentlicht am 16.08.2018

Lasst die Spiele beginnen!

The Crown's Game
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„Hiermit schwöre ich dem Zaren ewige Treue
Und verspreche, die Regeln des Spiels zu befolgen,
Ein Duell der Magie, bis ein Sieger verkündet wird.
Diesen und allen Traditionen von alters her verpflichte ...

„Hiermit schwöre ich dem Zaren ewige Treue
Und verspreche, die Regeln des Spiels zu befolgen,
Ein Duell der Magie, bis ein Sieger verkündet wird.
Diesen und allen Traditionen von alters her verpflichte ich mich
Als Magier im Spiel der Krone.“

Im alten Russland leben die Menschen mit Magie, ohne es zu glauben. Sie verdrängen den Gedanken an alles Übernatürliche, sodass Vika und Nikolai in Vorsicht leben müssen, denn sie sind Russlands einzige richtige Magier. Es ist das Schicksal eines von ihnen, der zukünftige Magier des Zaren zu werden. Es kann aber nur einen Magier geben, der über alle Zauberkraft verfügt, und wer das sein wird, entscheidet sich im Spiel der Krone, ein Spiel auf Leben und Tod.
Jedoch rechnen die beiden jungen Magier nicht damit, dass sie Gefühle füreinander entwickeln würden..

Als erstes fällt einem das wunderschöne Cover auf, Blitze in blau und rosa, die die Dächer einer russischen Stadt erleuchten. Die beiden Blitze stehen vermutlich für die zwei Protagonisten, klassisches rosa für Vika als Mädchen und blau für Nikolai.

Das Buch ist in viele kleine Kapitel unterteilt, die immer über verschiedenen Personen erzählen. Die meisten Abschnitte begleiten Vika oder Nikolai, aber es gibt auch welche, die von Mitgliedern der Zarenfamilie oder den Familien der beiden Magier handeln. Die Sprache ist einfach gehalten, geprägt von vielen russischen Begriffen und Namen von Orten oder Personen. Die Geschichte liest sich leicht und flüssig, ich wurde direkt am Anfang gefangen genommen und mochte das Buch nicht mehr weglegen.

Vika und Nikolai sind die beiden Protagonisten. Das Mädchen ist auf einer Insel aufgewachsen, sie lebt mit ihrem Vater Sergej in einer Hütte im Wald, nahe eines Dorfes in der Nähe vom Hafen. Dort wurde sie auf ihre Pflicht als Magier des Zaren vorbreitet, denn bis zum Spiel der Krone nahmen die beiden an, Vika sei die einzige Magierin Russlands. Erst, als die Einladung zum Wettkampf kommt, wird der kleinen Familie klar, dass sie Konkurrenz bekommen und Vika bald um ihr Leben kämpfen muss. Sie ist aber ein taffes Mädchen und hat mächtige Kräfte, die sie auch einzusetzen weiß.
Nikolai war Waise, als seine Mentorin ihn fand, sie nahm ihn mit nach St. Petersburg und unterrichtete ihn dort. Er weiß von Vika und kann sich entsprechend auf einen Wettkampf einstellen, auch wenn er im Gegensatz zu ihr keine Naturgewalten beherrscht, sondern eher technische Dinge zaubern kann. Vom verwahrlosten Jungen aus der Steppe hat er sich schließlich zu einem höflichen, gut gekleideten jungen Mann entwickelt, der Vika im Spiel der Krone ebenbürtig ist.
Leider fehlte mir bei den beiden etwas die Tiefe, ich mochte sie zwar, jedoch hat mir der letzte Funke gefehlt, um richtig mit ihnen war zu werden. Vielleicht lag es auch daran, dass nicht aus der ich-Perspektive erzählt wurde, ohne die gehen immer etwas die Emotionen verloren, finde ich. Richtig einfühlen konnte ich mich in Nikolai und Vika also nicht, jedoch hat das dem Fluss der Geschichte keinen wirklichen Abbruch getan. Ihre verschiedenen Arten von Magie haben sich hervorragend ergänzt und etwas ganz (Vorsicht, schlechtes Wortspiel) zauberhaftes erschaffen.

Die Idee, zwei Magier gegeneinander antreten zu lassen, erinnert mich ein wenig an den „Nachtzirkus“ von Erin Morgenstern, nur dass dieses Buch hier ein wenig mehr für Teenager geeignet ist, meiner Meinung nach. Die Tatsache, dass nur einer gewinnen und vorallem auch überleben kann, hat etwas von „Die Tribute von Panem“. Eine sehr spannende und gut erdachte Kombination, die mich gleich überzeugt hatte, sodass dieses Buch schnell zum Must-Read wurde.
Ein richtige Beziehung entwickeln Vika und Nikolai nicht, auch die Anziehungskraft zwischen ihnen scheint nichts menschliches, sondern eher was magisches zu sein.
Das Ende hat mich persönlich etwas enttäuscht und auch verwirrt, ich perönlich hatte etwas anderes erwartet oder erhofft.

Mein Fazit:
Ein spannendes Romantasy-Buch, bei dem mich die Schauplätze mehr begeistert haben als die Charaktere. Aber dennoch lesenswert für alle, die etwas für dieses Genre übrig haben und eine Portion Magie vertragen.