Ich wünsche dir im Leben von Allem genug"
"Das rote Adressbuch" ist der Debütroman der schwedischen Autorin Sofia Lundberg.
Auch wenn der Tod hier allgegenwärtig erscheint, so ist die Quintessenz dieser Geschichte das Leben zu bejahen, zu lieben und das Beste daraus zu machen.
Doris wächst in den 1920er Jahren in Stockholm auf. In einfachen Verhältnissen aufgewachsen, erhält sie an ihrem 10. Geburtstag von ihrem Vater ein rotes Adressbuch. Hier, so sagt er, solle sie all die Namen verewigen, die ihr in ihrem leben begegnen und ihr Herz berühren. Das tut Doris. Und so entsteht ein Buch mit so vielen Namen.
Nun, mit über 90 Jahren ist Doris allein und anhand der Namen erzählt sie ihre Geschichte. Von Paris bis Amerika, New York nach England. Kriegsgebiete, Modelabels und dem Mann, den sie einst verlor, doch nie vergessen konnte....
Doris hat so viel erlebt und möchte diese Erinnerungen nicht mit sich tot wissen und möchte sie ihrer letzten Verwandten hinterlassen.
So reist der Hörer mit Doris noch einmal durch ihre Vergangenheit und erlebt alles an eigenem Leib mit. Ein unglaublich bewegender Roman. Die Protagonistin ist mir innerhalb der ersten CD durch ihren nüchternen Erzählstil, sowie den schwarzen Humor der Gegenwart, in der wir sie ebenfalls begleiten dürfen, ans Herz gewachsen. Ich habe mich im Laufe der Geschichte so sehr in Doris verliebt. Dies führte dazu, dass ich ob ihrer furchtbaren oder aber auch einfach Herzschmerzen bereitenden Erinnerungen Tränen verlor. Aber auch zum Lachen brachte sie mich und ich ärgerte mich mit ihr. Beate Himmelstoß du Susanne Schroeder sind wunderbare Sprecherinnen der gegenwärtigen und vergangenen Doris, die so klar, durchdringend, voll und sanft die Geschichte erzählen.
Die Autorin hat hier eine Geschichte geschaffen, die mich unverblümt in ein Leben mitgenommen hat, dass mir versprach, dass es auf und ab gehen würde. Die einzige Kritik, die ich äußern möchte ist, dass die Autorin scheinbar eine Gegnerin der KrankenpflegerInnen ist, da sie nicht ein gutes Haar an ihnen lässt, um die Verwandte von Doris noch heroischer wirken zu lassen. Das fand ich ziemlich unrealistisch.
Aber, dass ich Doris selbst jetzt, wo ich die CDs vor ein paar Stunden zu Ende gehört habe, immer noch begleiten würde, damit habe ich nicht gerechnet. Und wie jeder weiß, es gehört einiges dazu den Hörer so sehr zu berühren!
Wer also ein Hörbuch möchte, dass ein bestechend schönes Cover hat, absolut brillante Sprecher und eine Lebensgeschichte, die einem nah geht und einen noch Stunden später durch den Kopf wandert, der sollte sich "Das rote Adressbuch" kaufen und sich 7,5h Zeit, Taschentücher, Kekse und Tee nehmen und drauf los hören!
Mein Hörbuch-Highlight dieses Jahr neben "Der Zopf"