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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein Krimi mit vielen Täuschungsmanövern und einer brillanten Ermittlerin.

Eisenberg
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In München, in der Nähe des Flauchers, wird eine weibliche Leiche aufgefunden. Die Hände abgetrennt und seitlich am Kopf angenagelt, bietet sie einen Anblick, der gleichzeitig erschreckend und merkwürdig ...

In München, in der Nähe des Flauchers, wird eine weibliche Leiche aufgefunden. Die Hände abgetrennt und seitlich am Kopf angenagelt, bietet sie einen Anblick, der gleichzeitig erschreckend und merkwürdig ist. Die Fahndung nach dem Täter stellt sich als recht einfach heraus und schon bald steht als Mörder ein Obdachloser fest, der ins Stadelheimer Gefängnis verbracht worden ist. Dr. Rachel Eisenberg, die sich als Strafverteidigerin einen Namen gemacht hat, übernimmt den brisanten Fall, stellt aber bei der ersten Begegnung mit dem Angeklagten fest, dass sie ihn schon seit Langem gut kennt. Denn der einstige Physikprofessor, der sein Dasein auf der Straße fristet, spielte einst eine ganz besondere Rolle in ihrem Leben. Doch ist er wirklich der, für den ihn Rachel hält?

„Eisenberg“ ist der erste Fall der Anwältin Dr. Rachel Eisenberg, die gemeinsam mit ihrem getrennt lebenden Mann Sascha eine gut gehende Rechtsanwaltskanzlei in München betreibt. Als Mutter einer pubertierenden Tochter und engagierte Staranwältin fällt es ihr nicht immer leicht, das Privatleben und die umfangreiche Arbeit in der Kanzlei unter einen Hut zu bringen. Eine toughe Frau, die von Mandanten und Staatsanwälten gleichermaßen geliebt und gefürchtet wird und trotz resolutem Vorgehen manchmal auch ein Herz besitzt.

Kurze Kapitel, ein rasanter Schreibstil, mysteriöse Ereignisse und regelmäßig gesetzte Cliffhanger. Der Autor Andreas Föhr weiß, wie er seine Leser fesseln kann und das bis ganz zum Schluss. Denn immer wieder, wenn der Leser glaubt, dem verbrecherischen Geschehen auf den Grund gekommen zu sein, wendet sich das Blatt. Neue Indizien und wechselnde Verdächtige halten ihn in Schach, während es darüber hinaus auch noch unbekannte Figuren gibt, die eine Rolle spielen. Ein gut inszeniertes Spiel, das nicht nur die Wahrnehmung des Lesers ordentlich auf die Probe stellt, sondern auch die versierte Anwältin lange Zeit im Dunkeln agieren lässt.

Fazit:
Ein sehr spannender Krimi mit vielen Täuschungsmanövern und einer brillanten Ermittlerin.


Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein herzerwärmender, tiefgründiger und mitreißend geschriebener Familienroman

Für immer in deinem Herzen
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Alt zu werden ist nicht einfach. Eine Erfahrung, die Lolly machen muss, als sie aufgrund einer sich langsam entwickelnden Demenz immer mehr Probleme im Alltag bekommt. Mit Hilfe von unendlich vielen Zetteln ...

Alt zu werden ist nicht einfach. Eine Erfahrung, die Lolly machen muss, als sie aufgrund einer sich langsam entwickelnden Demenz immer mehr Probleme im Alltag bekommt. Mit Hilfe von unendlich vielen Zetteln versucht sie, die Begleiterscheinungen ihrer Krankheit in den Griff zu bekommen, scheitert aber immer häufiger. Zur gleichen Zeit fühlt sich ihre Tochter Arden von den täglich auf sie zukommenden Aufgaben völlig ausgelaugt. Ihr Job in einer Chicagoer Redaktion fordert einen enormen Tribut und nimmt der Mutter einer studierenden Tochter die Möglichkeit, sich ausreichend um sie oder vielleicht sogar ein Hobby zu kümmern. Drei Frauen, die viel im Leben erreicht haben und trotzdem nicht wirklich glücklich sind. Da kommen die Briefe mit zwei wunderschönen Armbandanhängern von Lolly gerade recht, um Arden und Lauren aus ihrem Alltagstrott zu reißen und mit einem Besuch bei Lolly ihre Beziehungen zueinander neu zu überdenken.

„Für immer in deinem Herzen“ ist das Debüt der US-Journalistin Viola Shipman, die durch ihre Großmutter dazu inspiriert wurde, den ergreifenden Familienroman aufs Papier zu bringen. Mit einer wunderschönen Sprache, unendlich vielen Lebensweisheiten und einer großen Palette an Gefühlen geht sie dabei vor und versteht es, ihre Leser zu berühren und mitzureißen. Jeder einzelne Anhänger eines prall gefüllten Bettelarmbandes besitzt in diesem Roman eine ganz besondere Bedeutung und lässt die am entfernten Lost Land Lake lebende Lolly von den erzählten Begegnungen ihrer Mutter, von eigenen Kindheitserinnerungen, von gemeinsamen Erlebnissen mit ihrer Tochter Arden und von Begebenheiten mit zufällig getroffenen Menschen berichten. Eine Fülle von Geschichten, die verbunden mit gemeinsamen Unternehmungen und vielen Gesprächen dazu führen, dass die drei Frauen ihre Beziehung zueinander und ihre zukünftigen Wünsche und Träume neu überdenken. Ein wundervoller Roman, der tief in die Herzen seiner Leser dringt und Mut für Veränderungen aufkommen lässt.

Fazit:
Ein herzerwärmender Roman und ein ganz besonderes Highlight, das mehr als nur ein ergreifendes Leseerlebnis ist.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein bewegender Thriller

Toter Himmel
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An einem schönen Herbstnachmittag macht sich Rachel gemeinsam mit ihrem Sohn Ben und seinem Hund Skittle auf den Weg, um im Wald spazieren zu gehen. Doch kaum sind sie in der Nähe eines kleinen Waldspielplatzes ...

An einem schönen Herbstnachmittag macht sich Rachel gemeinsam mit ihrem Sohn Ben und seinem Hund Skittle auf den Weg, um im Wald spazieren zu gehen. Doch kaum sind sie in der Nähe eines kleinen Waldspielplatzes angelangt, bettelt Ben darum, vorauslaufen zu dürfen. Eine Bitte, die Rachel ihrem Sohn nur schwer abschlagen kann. Schweren Herzens stimmt sie seinem Versuch selbstständig zu werden zu, ohne zu ahnen, dass dieser für immer hinter den Bäumen verschwinden wird. Denn kaum ist Rachel an der Lichtung angekommen, findet sie nur noch eine schwingende Seilschaukel vor. Von Ben allerdings fehlt jede Spur. Eine groß angelegte Suche bringt keinen Erfolg, und noch während die Polizei versucht, das Verschwinden des achtjährigen Jungen aufzuklären, steht für viele Menschen der wahre Schuldige schon fest. Ein wahrer Shitstorm bricht über Rachel herein, obwohl niemand weiß, was an dem verhängnisvollen Tag im Wald wirklich geschehen ist.

„Toter Himmel“ ist das Debüt der britischen Autorin Gilly Macmillan, das ein wahres Feuerwerk an Gefühlen in sich birgt. Angefangen mit Bens Mutter Rachel, die aufgrund eines Fehlers ein unglaubliches Martyrium durchleben muss, über ihren Ex-Mann John, der nach Bens Verschwinden sein neu geschaffenes Familienglück infrage stellt, bis hin zu dem ermittelnden Detective Jim, der nach Beendigung des Falls nicht mehr schlafen kann, sind eine Reihe von Menschen in die Ereignisse involviert, die mit ihren Emotionen zu kämpfen haben. Ein nervenaufreibender Fall, der sich über neun Tage erstreckt und das Leben aller Beteiligten durcheinanderbringt. Doch bis es so weit ist und Licht in das Dunkel der Ermittlungen kommt, weiß niemand wirklich, wem er glauben kann und wer sich hinter einem Berg an Lügen versteckt.

Die ergreifende Geschichte wird von Gilly MacMillan mit einem untrüglichen Gespür für menschliche Schwächen und gefühlsmäßige Zwischentöne erzählt und dermaßen ergreifend dargestellt, dass es den Leser förmlich mitreißt. Dabei erfährt er die wichtigen Details zum einen von Rachel selbst, die ihre Sicht der Dinge als Icherzählerin schildert, zum anderen von dem ermittelnden Detective Jim, der ebenfalls in der ersten Person erzählt und schließlich auch aus Gesprächsprotokollen von Jim und seiner Therapeutin Francesca Manelli, die ein Jahr nach den Ermittlungen entstanden sind. Darüber hinaus wird ein Einblick in diverse Beiträge auf Facebook und auf eine eigens für das Verschwinden von Ben ins Leben gerufene Internetseite gewährt, sowie in ausgewählte E-Mails der Ermittler und in zahlreiche Schlagzeilen der Presse. Dabei wird sehr anschaulich das ganze Ausmaß der Hetzkampagne dargestellt, dem Rachel seit dem Verschwinden ihres Sohnes ausgesetzt ist.

Fazit:
„Toter Himmel“ ist ein bewegender Thriller, der den Leser von der ersten Seite an in einen emotionalen Strudel reißt, dem er erst ganz zum Schluss wieder entkommen kann. Ein wirklich lesenswertes Buch für alle, die auf blutige Szenen und actionreiche Verfolgungsjagden verzichten können.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein wundervolles Buch

Die Zeitenbummlerin
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Die Journalistin Josefine Neidhard arbeitet an einer Reportage mit dem Titel „Glück der Langsamkeit“. Eine Thematik, die ihr wichtig erscheint, nachdem sie von ihrem langjährigen Lebenspartner verlassen ...

Die Journalistin Josefine Neidhard arbeitet an einer Reportage mit dem Titel „Glück der Langsamkeit“. Eine Thematik, die ihr wichtig erscheint, nachdem sie von ihrem langjährigen Lebenspartner verlassen worden ist. Denn schließlich hat sie bereits 52 Jahre ihres Lebens verbraucht und spürt nun mit voller Kraft, wie die Zeit durch ihre Finger rinnt. Die Idee ihre Interviewpartner mit dem Rad aufzusuchen kommt ganz spontan, wird aber von der zuständigen Redakteurin mit großer Begeisterung aufgenommen. Und so macht sich Josefine mit ihrem generalüberholten Bike, einer ordentlichen Ladung Gepäck und einem gut durchdachten Etappenplan auf den Weg, um von Berlin an die Ostsee zu radeln. Dabei findet sie nicht nur einen völlig neuen Zugang zu sich selbst, sondern wird auch mit überraschenden Erkenntnissen belohnt.

„Die Zeitenbummlerin“ ist ein tiefgründiger Roman, der sich mit dem Thema Entschleunigung beschäftigt und das mit einer Leichtigkeit, dass es Spaß macht, ihn zu lesen. Denn anstatt sich in Lebensweisheiten zu ergehen und mit einschlägigem Wissen zu punkten, schickt sie lieber eine frisch getrennte Mittfünfzigerin auf eine Radtour, die es in sich hat. Dabei ist die Lifestylejournalistin Josefine Neidhard weder daran gewöhnt, alleine zu reisen, noch von viel Ehrgeiz geplagt und schon gar nicht sportlich. Schon allein deshalb sind einige brisante Zwischenfälle, merkwürdige Begebenheiten und peinliche Momente vorprogrammiert. Aber auch die Einsicht, dass es sich weit ab von täglichen Terminen, sozialen Netzwerken und überquellenden Schreibtischen besser lebt.

Erzählt wird das Ganze in einer wunderschönen poetischen Sprache, die dafür sorgt, dass der Leser öfter einmal innehält und sich Gedanken über die Erlebnisse der immer mehr zu sich selbst findenden Mittfünfzigerin macht. Gewürzt mit vielen spaßigen Begebenheiten, mit Figuren, die einzigartig sind und mit einer Zeitenbummlerin, die nicht so entspannt auf ihrem Fahrrad sitzt, wie die Dame auf dem Cover, ist das Buch ein wahrer Genuss.

Fazit:
„Die Zeitenbummlerin“ ist ein Roman, der jedem gut tut, der sich im hektischen Alltagsgeschehen längst aufgegeben hat und der die Muße zur Entspannung findet. Denn entschleunigend wirkt das Buch allemal.


Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein ungewöhnlicher Fall, der superspannend in Szene gesetzt ist

Die Sandwitwe
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Es ist noch nicht lange her, dass in dem in dem beschaulichen Küstenort Valandsiel ein Serienmörder sein Unwesen trieb, der es auf junge Frauen abgesehen hat. Inzwischen nun ist Ruhe in der kleinen Gemeinde ...

Es ist noch nicht lange her, dass in dem in dem beschaulichen Küstenort Valandsiel ein Serienmörder sein Unwesen trieb, der es auf junge Frauen abgesehen hat. Inzwischen nun ist Ruhe in der kleinen Gemeinde eingekehrt und der junge Polizeichef Knut Jansen denkt während seiner täglichen Arbeit mit Wehmut an die aufregende Zeit zurück. Deshalb ist er auch gleich mit Feuereifer dabei, als in einem kleinen Holzhaus am Strand ein Mann tot aufgefunden wird, der mit einer Sandmischung erstickt worden ist. Doch es bleibt nicht bei dem einen Verbrechen. Und während weitere Bewohner dem Sandmörder zum Opfer fallen, haben der ortsansässige Kommissar Knut Jansen und die hinzugezogene Profilerin Helen Henning alle Hände voll zu tun, um den clever agierenden Serientäter zu stoppen..

„Die Sandwitwe“ ist nach „Der Jungfrauenmacherin“ der zweite Fall für Knut Jansen und Helen Henning, die mehr als nur ein gut funktionierendes Ermittlerduo sind. Denn bereits drei Monate zuvor hat es zwischen ihnen heftig geknistert und auch jetzt gelingt es den beiden nicht, sich dem besonderen Zauber zu entziehen. Doch bevor sie ihre Beziehung zueinander klären können, geschehen grausame Dinge, und während sie einem nach Rache sinnenden Mörder immer näherkommen, gerät Helen in höchste Gefahr. Ein Plot, der es in sich hat und mit einer ungewöhnlichen Mordmethode und einem verhängnisvollen Blick in die Vergangenheit überaus spannend in Erscheinung tritt. Allerdings ist es von Vorteil für den Leser, wenn er den ersten Fall des sympathischen Duos kennt, da vor allem in Hinblick auf die Entwicklung der Figuren Vorkenntnisse nötig sind, um Verhaltensweisen und Anspielungen besser verstehen zu können.

Fazit:
Temporeich, mit viel Atmosphäre und einem außergewöhnlichen Fall überzeugt „Die Sandwitwe“ auf der ganzen Linie und ist hinsichtlich des nicht abflauenden Spannungsbogens und der Entwicklung seiner Hauptfiguren noch um einiges besser als „Der Jungfrauenmacher“.