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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.09.2018

Roman mit Hintergrund

Ein unvergänglicher Sommer
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Richard hat in einer dunklen Winternacht in Brooklyn einen Auffahrunfall. Er macht sich keine großen Gedanken darüber, sorgt er sich doch mehr um seine Katze, die er gerade wegen einer Vergiftung zum Tierarzt ...

Richard hat in einer dunklen Winternacht in Brooklyn einen Auffahrunfall. Er macht sich keine großen Gedanken darüber, sorgt er sich doch mehr um seine Katze, die er gerade wegen einer Vergiftung zum Tierarzt gebracht hatte. Doch dann steht die Fahrerin des anderen Wagens vor seiner Tür. Evelyn ist ein guatemaltekisches Kindermädchen und illegal im Land. In ihrem Kofferraum befindet sich eine Leiche und sie braucht seine Hilfe. Zusammen mit Lucía, der chilenischen Untermieterin und Kollegin von Richard, machen sich die drei auf den Weg, die Leiche zu entsorgen.

Gleich zu Beginn des Buches herrscht eine ganz besondere Stimmung. Man sitzt mit Lucía im warmen Zimmer, draußen stürmt es, sie kocht eine Suppe, die sie an ihre Heimat erinnert. Ich kannte von Isabel Allende bisher nur ihre Jugendbücher und auch in diesen schafft sie immer eine ganz besondere Atmosphäre und Stimmung. Durch den Klappentext und das für mich wenig ansprechende Cover hatte ich etwas Angst, am Schluss eine belanglose Liebesgeschichte vorzufinden, doch dies war unbegründet. Man erfährt durch die drei Protagonisten sehr viel über die Geschichte Südamerikas, die Situation verschiedener Gesellschaftsschichten, Evelyns Flucht und die Hintergründe der Drei. Der Roman ist spannend, emotional, lehrreich und interessant.

Fazit: ein schöner Roman einer tollen Autorin

Veröffentlicht am 04.09.2018

Ein tolles Mädchen

Weit weg von Verona
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Dies ist das erste Buch, das ich von Jane Gardam gelesen habe und gleichzeitig ihr erstes Werk, das bereits 1971 erschienen ist. Deshalb möchte ich betonen, dass Sprache und Inhalt sehr modern und in keinster ...

Dies ist das erste Buch, das ich von Jane Gardam gelesen habe und gleichzeitig ihr erstes Werk, das bereits 1971 erschienen ist. Deshalb möchte ich betonen, dass Sprache und Inhalt sehr modern und in keinster Form altmodisch wirken und man sich davon auf keinen Fall abschrecken lassen sollte.

Jessica ist ein junges Mädchen, das in diesem Buch aus seinem Leben erzählt. Dieses findet in England gegen Ende des zweiten Weltkrieges statt und ist auch immer wieder dadurch geprägt. Jessica ist stark, unabhängig, sagt immer was sie denkt, will sich nicht anpassen oder reinreden lassen und macht sich damit das Leben nicht unbedingt leichter. Ihr großes Ziel ist es, Schriftstellerin zu werden. Ich mag diese Art von Protagonistin unheimlich gerne. Auch wenn viele Jahrzehnte zwischen den Mädchen und den Büchern liegen, erinnert sie mich ein bisschen an Suzy aus Ali Benjamins gerade erschienenem Roman „Die Wahrheit über Dinge, die einfach geschehen“. Der Schreibstil der Autorin und ihr besonderer Humor gefallen mir ebenfalls sehr gut, so dass ich das Buch gerne weiterempfehlen möchte.

Veröffentlicht am 04.09.2018

Emotionale Lebensgeschichte

Das rote Adressbuch
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Doris ist eine alte Dame, die alleine lebt und außer von ihrer Pflegerin keinerlei Besuch erhält. Der einzige Lichtblick sind die wöchentlichen Skype-Telefonate mit ihrer einzigen verbliebenen Verwandten ...

Doris ist eine alte Dame, die alleine lebt und außer von ihrer Pflegerin keinerlei Besuch erhält. Der einzige Lichtblick sind die wöchentlichen Skype-Telefonate mit ihrer einzigen verbliebenen Verwandten Jenny, die mit ihrer Familie in den USA lebt. Mit 96 Jahren ist Doris klar, dass sie nicht mehr all zu lange zu leben hat und so beschließt sie, dass sie Jenny etwas hinterlassen möchte – ihre Erinnerungen an ein bewegtes Leben, die sie anhand der Namen in einem alten roten Adressbuch Revue passieren lässt.

Zu Beginn fand ich das Buch schön, aber es hat mich nicht mitgerissen. Dies geschah erst in dem Moment, als Doris von ihrer großen Liebe Allan berichtet. Einer sehr tragischen Geschichte, die mich immer noch verfolgt, auch wenn es sich um einen fiktiven Roman handelt. Ich habe mit Doris mitgelitten, gehofft, gebangt und alles miterlebt. Der Roman zeigt sehr schön, wie Menschen in unser Leben kommen und auch wieder gehen. Manche bleiben in den Gedanken für immer. Auch der zweite Weltkrieg ist zwar nur am Rande, aber mit seinen Folgen doch sehr gut eingearbeitet.

Da ich komplett in das Buch eingetaucht bin, hat es mich hin und wieder gestört bzw. herausgerissen, wenn nur für wenige Seiten wieder in die Gegenwart zurückgesprungen wurde. Der Wechsel zwischen Vergangenheit und Gegenwart an sich ist gut gelungen. Manchmal kam er für mich einfach unnötig und an der falschen Stelle. Vor allem, da die Vergangenheit von Doris als Ich-Erzählerin geschildert, die Gegenwart dagegen sehr neutral von außen betrachtet wird.

Nichts desto trotz handelt es sich für mich bei diesem Roman um ein wunderschönes Buch, das ich gerne weiterempfehlen möchte.

Veröffentlicht am 31.07.2018

Genau mein Geschmack

Die Wahrheit über Dinge, die einfach passieren
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Suzy ist ein 12-jähriges Mädchen, das gerade seine beste Freundin Franny verloren hat. Sie ist ein kluges Mädchen, aber gerade deshalb kann sie es nicht akzeptieren, dass eine gute Schwimmerin wie Franny ...

Suzy ist ein 12-jähriges Mädchen, das gerade seine beste Freundin Franny verloren hat. Sie ist ein kluges Mädchen, aber gerade deshalb kann sie es nicht akzeptieren, dass eine gute Schwimmerin wie Franny einfach ertrinkt. Zudem sind die Beiden im Streit auseinander gegangen und Suzy möchte etwas gut machen, indem sie den wirklichen Grund für Frannys Tod findet.

Dieses Buch hat mich von der ersten Seite an begeistert, obwohl ich vom Alter her sicher nicht mehr ganz dem Zielpublikum entspreche. Suzy ist einfach wunderbar. Speziell, wissbegierig, stark, eigenständig, aber auch stur, wenn sie zum Beispiel beschließt, nicht mehr zu reden. Nichts zu sagen ist aus ihrer Sicht besser als Small Talk zu machen. Als Leser erlebt man alles aus Sicht von Suzy, der Ich-Erzählerin. Gegenwart und Vergangenheit sind dabei durch unterschiedliche Schriftarten gut voneinander getrennt, da immer wieder Kapitel eingestreut sind, die die Freundschaft der beiden Mädchen beschreiben. Franny wirkt in manchen Dingen wie ein Gegenpol zu Suzy. Die Sichtweise einer 12-jährigen ist für mein Gefühl gut dargestellt. So findet sie es beispielsweise völlig unnötig, dass sie zu einer Psychologin gebracht wird, nur weil sie nicht mehr spricht. Ganz nebenbei erfährt man sehr viel über Quallen.

Ein Zitat, das mir gut gefällt und Suzys Klugheit verdeutlicht, ist: „Da begriff ich: Jeder hat seine eigene Geschichte, immerzu, und keine zwei Geschichten sind gleich. Man ist nie wirklich beieinander.“

Fazit: Ein tolles und intensives Buch, das sich für Jugendliche, aber auch für Erwachsene, die sich einen offenen Blick bewahrt haben, gut eignet.

Veröffentlicht am 28.07.2018

Zum Genießen und Mitfühlen

Helle Tage, helle Nächte
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Anna ist todkrank. Sie hat Krebs und ihr bleibt nicht mehr viel Zeit, eine Lüge, die sie seit Jahrzehnten begleitet, aufklären zu können. So schreibt sie einen Brief, den ihre Nichte Frederike für sie ...

Anna ist todkrank. Sie hat Krebs und ihr bleibt nicht mehr viel Zeit, eine Lüge, die sie seit Jahrzehnten begleitet, aufklären zu können. So schreibt sie einen Brief, den ihre Nichte Frederike für sie nach Lappland bringen soll. Frederike steht gerade selbst an einem Scheideweg in ihrem Leben, macht sich aber trotzdem auf, den Wunsch ihrer Tante zu erfüllen. Doch auch sie selbst erhält einen Brief von ihr.

Hiltrud Baiers Schreibstil ist sehr angenehm und nimmt den Leser direkt mit in die Geschichte hinein. Man sitzt oder steht unmittelbar bei Anna und Frederike, teilt ihre Gefühle und blickt durch ihre Augen. Ich habe das Gefühl, beide persönlich zu kennen.

Die Gegend, in der Anna lebt, ist mir bekannt, da ich selbst auf der Schwäbischen Alb lebe. Ich kann es nicht begründen, aber Anna repräsentiert die Menschen dieser Gegend für mich vollkommen und spiegelt einen ganz typischen Charakter wider. Dies zeigt für mich die Verbundenheit der Autorin zu ihrer Heimat. Es hat mich ganz persönlich gefreut, dass ein Teil des Romans hier angesiedelt ist. Gleichzeitig hat es die Autorin geschafft, mir Lappland näher zu bringen, zu dem ich bisher keinerlei Bezug hatte.

Dieser Roman ist einfach wunderschön. Er kommt eher mit ruhigen, leisen Tönen aus, ist aber auf keiner Seite langweilig, da man als Leser mitleidet, nachdenkt und sich einfühlen kann.