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Veröffentlicht am 18.02.2019

Die Mauer in unserem Kopf

Die Mauer
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„Die Mauer“ von John Lanchester kommt nur auf den ersten Blick als Science Fiktion daher. Ja, wir befinden uns in einer nicht näher datierten Zukunft. Durch einen von Menschenhand herbeigeführten radikalen ...

„Die Mauer“ von John Lanchester kommt nur auf den ersten Blick als Science Fiktion daher. Ja, wir befinden uns in einer nicht näher datierten Zukunft. Durch einen von Menschenhand herbeigeführten radikalen Klimawandel sind die Meeresspiegel stark gestiegen und um zu verhindern, dass alle „Anderen“ das Land überschwemmen, wurde eine hohe Mauer um Rest-Großbritannien errichtet. Auf dieser Mauer muss jeder einen zweijährigen Pflichtdienst absolvieren. Joseph Kavanagh tritt also am Anfang der Geschichte seinen Dienst an.

Schon bald merkt man am Erzähltempo und an der Art, wie hier Joseph und sein Leben auf der Mauer im Zentrum der Handlung stehen, dass es viel mehr eine Art Parabel ist, die Lanchester mit kühler Brillanz erzählt. Kavanaghs Befindlichkeiten, seine Gefühle und Gedanken über das tägliche Einerlei des Wachdienstes, das Verhältnis zu seinen Kameraden, die Furcht vor den Anderen, darum kreisen weite Teile der Geschichte.

Die Mauer ist nicht nur ein Wall aus Beton gegen Flüchtlinge, sie ist auch eine Metapher dafür wie kleingeistig und hilflos der Mensch gegenüber den Veränderungen agiert, die er einst selbst hervorgerufen hat. Sicherlich haben Brexit und Trumps Mauerpläne die Idee zu diesem Buch befeuert. Aber man sollte es nicht als eins zu eins umgesetzt erwarten, denn für mich wollte der Autor im Kern mehr sagen, mehr andeuten und mehr hinterfragen. Ist es nicht vielmehr eine Mauer im Kopf, die die Menschen errichtet haben?

Lanchester lässt vieles in seiner Geschichte offen. Dies hat mich im Laufe der Handlung ziemlich gestört. Vielleicht wollte er nicht Stellung beziehen. Ich denke aber, es war ihm einfach nicht wichtig und er wollte genau dieses leicht verschwommene Bild der Welt hinter dieser Mauer geben. Ich hätte mir dennoch ein bisschen Futter für meine Phantasie gewünscht, wie die Welt nun genauer ausschaut, was die Anderen über die Mauer treibt, wie die Strukturen der inneren Mauerwelt sind. Das fehlte mir auch wenn ich das Buch interessant und toll geschrieben finde.

Veröffentlicht am 04.02.2019

gefühlvoll

All In - Zwei Versprechen
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All In – Zwei Versprechen ist der zweite Band einer Liebesgeschichte von Emma Scott. Man muss den ersten Band nicht unbedingt gelesen haben, denn vieles wird hier nochmal erklärt aber um die Beziehungen ...

All In – Zwei Versprechen ist der zweite Band einer Liebesgeschichte von Emma Scott. Man muss den ersten Band nicht unbedingt gelesen haben, denn vieles wird hier nochmal erklärt aber um die Beziehungen der Protagonisten ganz nachzuempfinden ist es sicher von Vorteil, wenn man weiß, was im Vorgängerbuch passiert ist.

Kaceys Freund Jonah stirbt zu Beginn des Buches an einer Krankheit. Und diese Tragödie beutelt auch seinen Bruder sehr. Er verspricht auf dem Sterbebett, sich um die trauernde Freundin zu kümmern. Aber die verschwindet schon bald und erst Monate später meldet sich ein Unbekannter bei Theo und bittet ihn, sich um Kacey zu kümmern, die zu viel trinkt und den Verlust scheinbar nicht alleine auf die Reihe bekommt. Theo ist der Retter in der Not. Er versucht sein Versprechen einzulösen und es fällt ihm leicht, denn er liebt diese Frau vom ersten Tag an.

Wenn man Emma Scotts Erzählstil beschreiben sollte, dann ist gefühlvoll wohl er treffendste Ausdruck dafür. Die Gefühle und Sehnsüchte ihrer Hauptdarsteller nehmen einen großen Platz in ihrer Geschichte ein. Die Verzweiflung der Hinterbliebenen nach Jonahs Tod aber auch der Wunsch nach einem neuen Glück bestimmen die Handlungen. Das Buch liest sich leicht und angenehm, man freut sich über die ersten zarten Liebesbande zwischen den Hauptdarstellern. Im letzten Drittel der Geschichte passieren sehr viele teils sehr dramatische Dinge. Man kommt kaum zum Luft holen. Für meinen Geschmack war an einigen Stellen etwas dick aufgetragen und das Finale war nicht frei von Kitsch. So etwas ist ja immer eine Gratwanderung. Mich hat der Plot hier nicht ganz abgeholt, deshalb ziehe ich einen kleinen Stern ab.

Ein schönes Buch aber Teil 1 hat mir besser gefallen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Handlung
  • Charaktere
  • Erzählstil
  • Gefühl
Veröffentlicht am 28.01.2019

guter Krimi

Doggerland. Fehltritt (Ein Doggerland-Krimi 1)
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Endlich mal wieder ein nordischer Krimi, der mir gefallen hat. Von einer Autorin, die ich noch nicht kannte, mit der Aussicht auf zwei weitere Teile. Mir gefiel der fast gemächliche und ausführliche Erzählstil ...

Endlich mal wieder ein nordischer Krimi, der mir gefallen hat. Von einer Autorin, die ich noch nicht kannte, mit der Aussicht auf zwei weitere Teile. Mir gefiel der fast gemächliche und ausführliche Erzählstil von Maria Adolfsson. Ähnlich Atlantis erfindet sie eine Inselgruppe im Atlantik, die Doggerlands. Dort ermittelt die Kommissarin Karen Eiken Hornby. Eine Frau, die privat einen schweren Verlust zu verkraften hat, der sie zu einer übervorsichtigen Einzelgängerin gemacht hat. Ausgerechnet sie leistet sich eine wilde Liebesnacht mit dem Chef und ausgerechnet dessen Ex-Frau ist die Tote, die sie am morgen danach zu sehen bekommt. Der Chef wird beurlaubt und Karen bekommt seinen Posten, um den Mord zu klären.

Es dauert eine Weile, bis dem Leser klar wird, dass der Mord Gründe hat, die weit in die Vergangenheit des Opfers zurück gehen. Rückblenden blättern Stück für Stück das Motiv des Mörder auf. Es dauert lange, bis man den ersten Verdacht hat. Das fand ich gut, denn dadurch wird die Spannung nach und nach erhöht.

Der Krimi startete also gemächlich, fast beschaulich und wird auch erst ganz am Schluss aufgelöst. Ein guter erster Band.

Veröffentlicht am 07.09.2018

Deutsch-"Land im Sturm"

Land im Sturm
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Deutsch-"Land im Sturm" der Jahrhunderte, so könnte man das neue Buch von Ulf Schiewe vielleicht zusammenfassen.

In fünf Abschnitten werden fünf wichtige politische Ereigenisse erzählt. Über den Einfall ...

Deutsch-"Land im Sturm" der Jahrhunderte, so könnte man das neue Buch von Ulf Schiewe vielleicht zusammenfassen.

In fünf Abschnitten werden fünf wichtige politische Ereigenisse erzählt. Über den Einfall der Ungarn, über Napoleon bis zur Revolution passiert so einiges. Mehrere Generationen von Hauptdarstellern wandern durch die einzelnen Geschichten. Wie im Zeitraffer erscheint die Storyline mit dem Fokus ´meist auf wenigen Wochen oder Montaten im Leben der Protagonisten. Die Familie eines Schmiedes lernen wir im ersten Abschnitt kennen und immer wieder tauchen dessen Nachfahren in den nächsten Episoden auf. Das verbindet die einzelnen Teile auf interessante aber unaufdringliche Art.

Ulf versteht es, mit wenigen Worten Charaktere und Situationen zu beschreiben. Tatsächlich gelingt es ihm immer wieder, dass man aufs Neue Emphatie entwickelt und immer wieder ein weiteres Puzzlestück mit Vergnügen liest.

Ich will ehrlich sein. Eine durchgängige Geschichte hätte mir noch besser gefallen. Aber dafür erfährt man eine Menge historische Fakten und Zusammenhänge und es wird nie langweilig oder langatmig.

Ein schönes Buch auch für solche, die in deutsche Geschichte auf unterhaltsame Art und Weise mal reinschnuppern wollen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Abenteuer
  • Geschichte
  • Spannungsbogen
  • Thema
Veröffentlicht am 27.08.2018

eine Reise

Tel Aviv by Neni. Food. People. Stories.
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Das neue Kochbuch von Haya Molcho ist eine Reise, die sie mit ihren Söhnen, ihrer Familie, ihren Freunden unternommen hat. Sie führt den Leser und Koch nach Tel Aviv.

Das Buch ist eine Mischung aus Geschichten ...

Das neue Kochbuch von Haya Molcho ist eine Reise, die sie mit ihren Söhnen, ihrer Familie, ihren Freunden unternommen hat. Sie führt den Leser und Koch nach Tel Aviv.

Das Buch ist eine Mischung aus Geschichten über das Land Israel, die Stadt Tel Aviv und die Menschen, die dort leben und kochen. Die Aufmachung ist hochwertig und sehr schön. Tolle BIlder, die nicht nur die Gerichte sondern vor allem Orte und Plätze zeigen und ein Feeling für die Herkunft der Rezepte geben.

Die Rezepte selber sind sehr landestypisch und es gibt auf der Zutatenliste immer mindestens ein oder zwei dem Europäer exotisch anmutende Gewürze und Zutaten. Darauf muss man sich einlassen und vielleicht auch mal etwas zusätzlichen Aufwand betreiben, um sie zu bekommen. Manchmal kann man sie sicher auch weglassen odker adäquat ersetzen.

Mir hat vor allem gefallen, dass sehr viel Gemüse verwendet wurde, welches ich liebe und auch die Gewürze waren ganz mein Geschmack. Die Geschichten zu den Rezepten sind unterschiedlich und interessant. Man kann sie zur EInstimmung und in kleinen Häppchen genießen.

EIn schönes Kochbuch zum Verweilen und tatsächlich nicht nur zum Kochen sondern auch zum Lesen.