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Veröffentlicht am 09.09.2018

Der Schritt zum Glück

Unter dem Abendstern
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Als ihre alte Freundin Carola sie zu einem Urlaub über die Weihnachtsfeiertage in ein Ferienhaus einlädt, sagt Lehrerin Katja spontan zu, zumal noch andere Kollegen von Carola dabei sein werden. Der Gedanke, ...

Als ihre alte Freundin Carola sie zu einem Urlaub über die Weihnachtsfeiertage in ein Ferienhaus einlädt, sagt Lehrerin Katja spontan zu, zumal noch andere Kollegen von Carola dabei sein werden. Der Gedanke, die Festtage mit ihren Eltern verbringen zu müssen und zu denen ein recht gespanntes Verhältnis herrscht, verursacht ihr Unbehagen. Kaum im eisigen Dänemark angekommen muss Katja feststellen, dass mit Nick auch ein alter Freund aus Schultagen in das Ferienhaus eingezogen ist. Katja war damals schwer in den attraktiven Mann verliebt, doch mehr als Plänkeleien und Frotzeleien ist zwischen den beiden nie gewesen. Aber auch heute noch bringt Nick ihr Herz ins Stolpern, inzwischen ist Katja allerdings schlagfertiger geworden und lässt sich nicht mehr so schnell aus der Bahn werfen. Während die Weihnachtstage näher rücken und die Tage immer eisiger werden, rückt die zufällige Wohngemeinschaft immer enger zusammen. Nick versucht krampfhaft, sein gutgehütetes Geheimnis zu verbergen, doch je öfter er und Katja aufeinander treffen, umso schwieriger wird es für beide, ihre Gefühle zu unterdrücken…
Elisabeth Büchle hat mit ihrem Buch „Unter dem Abendstern“ einen wunderschönen, winterlich-angehauchten gefühlvollen Roman vorgelegt, der schon jetzt auf die kommende dunkle Jahreszeit einstimmt. Der Schreibstil ist herrlich flüssig und warmherzig, der oftmals ein kleines humorvolles Augenzwinkern enthält. So kann der Leser sich mit der ersten Zeile an Katjas Fersen heften und sie auf eine Achterbahn der Gefühle begleiten, während sie unverhofft ein abenteuerliches und einzigartiges Weihnachtsfest erlebt. Die Dialoge sind spritzig und lassen den Leser immer wieder mal schmunzeln. Die ernsthaften Passagen über das Gefühlsleben der Protagonisten und ihre Erinnerungen an die Vergangenheit geben Raum für eigene Reflexionen. Kernthemen der Autorin sind schwierige Familienverhältnisse, Einsamkeit, das Bilden von Vertrauen, auch in sich selbst und das Lernen aus der Vergangenheit, um die Zukunft besser und schöner in die Hand zu nehmen und zu gestalten. Die Landschaftsbeschreibungen sind bildgewaltig und vermitteln durch das Schnee- und Eistreiben an der See ein Gefühl von Kälte, aber auch von Gemütlichkeit mit Punsch, Apfel-Zimt-Geruch und einem klaren Himmel, an dem man die Nordlichter gut erkennen kann.
Die Charaktere sind sehr liebevoll und lebendig ausgearbeitet. Mit ihren Eigenschaften wirken sie natürlich und authentisch, so dass der Leser sich gleich mit ihnen wohlfühlt und sich zudem gut in sie hineinversetzen kann, was eine gute Voraussetzung ist für das Hineinfühlen, Mitfiebern und Hoffen. Katja ist eine sympathische Frau, die offen auf die Menschen zugeht. Aufgrund ihres schwierigen Verhältnisses mit ihren Eltern musste sie sich Selbstvertrauen und das Recht auf eigene Entscheidungen hart erkämpfen. Das Gefühl, wertlos zu sein, hat sie über die Jahre hinter sich gelassen, denn sie fühlt sich in ihrem Beruf wohl und ausgefüllt, was sie auch Selbstbewusstsein ausstrahlen lässt. Nick ist ein erfolgreicher Unternehmer, der selbst aus einem schwierigen Elternhaus kommt und nie wirklich Liebe erfahren hat. Er hat Angst, selbst so wie seine Eltern zu werden. Er versteckt sich gekonnt hinter einer flapsigen Art, die sowohl verletzend sein kann, als auch zum Lachen verführt. Er möchte seine Gefühle niemandem offen legen, doch irgendwann muss er über seinen Schatten springen. Jeremy ist ein Unikum und Nicks Freund. Bei Menschen, die er mag, kann er sich die Namen nicht merken, dabei ist er feinfühlig, obwohl er wie ein Elefant im Porzellanladen wirkt. Er besitzt eine Weisheit, die nur Menschen vorbehalten ist, die außen stehen und gibt seine Anmerkungen in einer warmherzigen und doch witzigen Art von sich, dass man ihn einfach lieben muss. Auch die übrigen Protagonisten wie Carola oder Forster und seine Frau sorgen für schöne Momente innerhalb der Geschichte.
„Unter dem Abendstern“ ist nicht nur eine romantische Geschichte, sondern geht tiefsinnig an Themen wie Vergangenheitsbewältigung, Vertrauen und Freundschaft heran. Ein Neuanfang ist immer möglich, nur muss man den Mut dafür aufbringen und sich selbst vertrauen. Absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 08.09.2018

"Was man in der Jugend wünscht, hat man im Alter die Fülle" (J.W. v. Goethe)

Tee mit Mrs Dallimore
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Lizzie hat ihren Job als Rechercheurin bei einem Londoner Radiosender verloren, weil sie sich auf ein Verhältnis mit ihrem Chef eingelassen hat, der auch noch verheiratet und Vater ist – ein absolutes ...

Lizzie hat ihren Job als Rechercheurin bei einem Londoner Radiosender verloren, weil sie sich auf ein Verhältnis mit ihrem Chef eingelassen hat, der auch noch verheiratet und Vater ist – ein absolutes No-Go! Durch die fehlende Einnahmequelle kann sie sich London nicht mehr leisten und kriecht bei ihren Eltern in ihr altes Kinderzimmer auf dem Land unter, um dort ihr Mütchen zu kühlen und sich von ihrer Pechsträhne zu erholen. Über ihre Mutter, die ehrenamtlich in einem Seniorenheim arbeitet, findet sie einen Aushilfsjob und lernt dort Mrs. Clarissa Dallimore kennen. Die alte Dame hatte ein bewegtes Leben und immer, wenn Lizzie Pause hat, erzählt Mrs. Dallimore ihr von ihren Erlebnissen, die so spannend wie einschneidend sind, dass Lizzie ihre eigenen Probleme bald hinter sich lässt und den Mut aufbringt, ihrem Leben einen neuen Sinn zu geben…
Erica James hat mit ihrem Buch „Tee mit Mrs. Dallimore“ einen wunderschönen gefühlvollen Roman vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig, mitreißend und emotional, der Leser wird direkt in die Geschichte hineinkatapultiert und darf mal an der Seite von Lizzie, mal an der von Clarissa stehen, um mehr über ihr Leben, ihre Gedanken und Gefühle zu erfahren und die Beziehung der beiden zueinander zu erleben. Die Handlung wird auf zwei Zeitebenen erzählt, die eine behandelt die Gegenwart von Lizzie und Clarissa, während die zweite die Vergangenheit von Clarissa beleuchtet und der Leser so von einem sehr bewegten Leben erfährt mit vielen Schicksalsschlägen, aber auch einer tiefen Verbundenheit zu guten Freunden. Die Autorin weiß sehr geschickt ein Leben auf dem Land während des Zweiten Weltkriegs in England zu schildern, hält die Lebensmittelknappheit sowie die schlimmen Verluste von Angehörigen wieder vor Augen, aber auch den Zusammenhalt der Menschen auf dem Land sowie die Aufnahme von entsandten Kindern, um diese mit durch die schwere Zeit zu bringen und ihnen ein Zuhause zu geben. Durch die Perspektivwechsel wird nicht nur die Spannung auf einem guten Niveau gehalten, sondern zeigt auch Parallelen auf zwischen verschiedenen Familienverhältnissen, die jedoch alle füreinander da sind und sich gegenseitig stützen.
Die Charaktere sind sehr liebevoll ausgestaltet und mit individuellen Eigenschaften versehen worden. Sie wirken sehr lebendig, glaubhaft und authentisch, was es dem Leser leicht macht, mit ihnen zu fühlen, zu leiden und zu hoffen. Lizzie ist eine junge Frau, die sich von einem Fettnäpfchen ins andere rettet. Sie suhlt sich eine Weile in ihrem Selbstmitleid, doch durch ihre Freundschaft zu Clarissa sowie die Arbeit im Seniorenheim wird ihr Blick für die Dinge um sie herum wieder frei und offen. Lizzie ist eine sympathische Protagonistin, die ehrlich und hilfsbereit ist. Sie trägt das Herz auf der Zunge, ist impulsiv und stolpert mehr durchs Leben, anstatt auf festem Fuß zu stehen. Je mehr Kontakt sie zu Clarissa hat und den Rückhalt ihrer Familie spürt, umso stärker wirkt sie und packt endlich ihr Leben an. Clarissa ist einfach eine Frau, die man lieben muss. Sie besitzt einen guten Humor, ist trotz vieler Schicksalsschläge nicht mutlos und hat einiges an Weisheit parat, was zu Lizzie durchdringt und ihr so ermöglicht, neue Wege zu gehen. Auch die übrigen Protagonisten wie Mr. Sheridan, Luke, Lizzies Eltern, Simon oder auch Ingrid tragen dazu bei, dass dem Leser eine sehr schöne und in sich geschlossene Handlung präsentiert wird.
„Tee mit Mrs. Dallimore“ ist ein Roman, der sich in zwei Handlungen aufteilt, die aber ineinandergreifen und so eine tolle Lektüre ergeben. Eine Geschichte über eine ungewöhnliche Freundschaft und dass man von alten Menschen doch sehr viel lernen kann. Eine echte Entdeckung und eine mehr als verdiente Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 08.09.2018

Abschied von Maxton Hall

Save Us
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Als Ruby Bell von Direktor Lexington persönlich von Maxton Hall College verwiesen wird, glaubt sie erst an einen bösen Alptraum. Das kann doch nicht wahr sein! Aber je mehr sie klar denken kann, kommt ...

Als Ruby Bell von Direktor Lexington persönlich von Maxton Hall College verwiesen wird, glaubt sie erst an einen bösen Alptraum. Das kann doch nicht wahr sein! Aber je mehr sie klar denken kann, kommt für sie nur einer in Frage, der ihr das eingebrockt hat; James Beaufort! Dabei war er doch so nah und sie haben so viel geteilt. Doch das alles scheint ihm nicht so viel wert zu sein wie Ruby. Sie krempelt die Ärmel hoch und kämpft mit allen Mitteln, die Situation aufzuklären und vor allem darum, ihr Studium doch noch zuende zu bringen. Währenddessen muss sich James gemeinsam mit seiner Schwester Lydia mit aller Kraft gegen ihren Vater wehren, um eine eigene Zukunft zu haben. Wird es ihnen gelingen? Und werden James und Ruby sich doch noch zusammenraufen und eine gemeinsame Zukunft haben?
Mona Kasten hat mit ihrem Buch „Save Us“ den dritten Band ihrer Maxton-Hall-Trilogie vorgelegt, der den krönenden Abschluss bildet. Die Trilogie sollte allerdings der Reihe nach gelesen werden, um die Entwicklung der Protagonisten von Beginn an mitverfolgen zu können. Der Schreibstil ist flüssig und gefühlvoll, der Leser wird direkt mit ins Geschehen hineingenommen und begleitet im Wechsel die beiden Hauptprotagonisten Ruby und James bei all ihren Erlebnissen, Gedanken und Gefühlen. Durch verschiedene Perspektivwechsel, in denen auch andere Protagonisten zu Wort kommen, erhält der Leser ein rundum gelungenes Bild, wobei auch jede Menge Emotionen im Spiel sind – ein Auf und Ab der Gefühle. Gleichzeitig wird die Spannung gesteigert bis zum finalen Schluss, der nicht so ist, wie man ihn erwartet, aber doch zufriedenstellend, da der Leser sich eigene Gedanken machen kann. Die Handlung ist zu keinem Zeitpunkt vorhersehbar und überrascht den Leser immer wieder.
Die Charaktere sind liebevoll und detailliert ausgearbeitet. Sie besitzen individuelle Ecken und Kanten, die sie real und authentisch wirken lassen. Betrachtet man die Entwicklung von Ruby seit dem ersten Band, war sie von Beginn an eine starke Persönlichkeit, hilfsbereit und gleichzeitig unheimlich fleißig und ehrgeizig. Nun kann man sie auch mal verunsichert erleben, doch dann erhebt sie sich wie Phönix aus der Asche und kämpft um ihr Leben für ihren Traum. Ruby hat auch eine nachdenkliche Seite gewonnen, die sie manches besser durchdenken und sich nicht so impulsiv aus dem Bauch raus handeln lässt. James hat mehr und mehr an Selbstvertrauen und Persönlichkeit gewonnen. Er steht für die Dinge ein, die ihm wichtig sind und will seine Zukunft selbst gestalten. James hat ein enges Verhältnis zu seiner Schwester und auch Ruby hat einen sehr wichtigen Platz in seinem Herzen. Auch die weiteren Protagonisten wie Wren, Ember, Ophelia oder Alistair gestalten die Geschichte durch ihr Erscheinen sehr unterhaltsam und abwechslungsreich.
Mit „Save us“ ist Mona Kasten ein gelungener Abschluss ihrer Trilogie gelungen. Die Spannung hält sich bis zum Schluss, das Buch kann den Leser am Ende sogar überraschen. So geht gute Unterhaltung mit jeder Menge Gefühl. Absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 02.09.2018

Toller Auftakt - Liebe in Kriegszeiten

Das Weingut. In stürmischen Zeiten
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1866 Weißenburg/Elsass. Die 15-jährige Irene Weber lebt schon jahrelang in einem Waisenhaus in Speyer, als ihr die Chance geboten wird, als Dienstmädchen eine Anstellung im Haus des Weinhändlers Wilhelm ...

1866 Weißenburg/Elsass. Die 15-jährige Irene Weber lebt schon jahrelang in einem Waisenhaus in Speyer, als ihr die Chance geboten wird, als Dienstmädchen eine Anstellung im Haus des Weinhändlers Wilhelm Gerban anzunehmen, der dort zusammen mit seiner Frau Pauline und seinen Kindern Mathilde und Franz lebt. Franz ist auf einem bayerischen Internat, doch muss er diese verlassen, da er ein Freund der französischen Revolution ist und dies dort nicht geduldet wird. Als sich Irene und Franz begegnen, verlieben sich die beiden Hals über Kopf ineinander. Aber das Glück steht nicht auf ihrer Seite, denn sie haben nicht nur gegen Standesdünkel zu kämpfen, sondern auch familiäre Machtspielchen und Intrigen machen ihnen das Leben schwer. Als der Deutsch-Französische Krieg ausbricht, werden die beiden getrennt und sowohl Irene als auch Franz müssen sich allein durchschlagen…
Marie Lacrosse alias Marita Spang hat mit ihrem Buch „Das Weingut-In stürmischen Zeiten“ den ersten Teil ihrer wundervollen großen Familiensaga vor historischer Kulisse vorgelegt. Der Schreibstil ist herrlich flüssig, packend und bildgewaltig, der Leser wird schon mit dem Prolog in die Geschichte hineingesogen. Durch wechselnde Perspektiven lässt die Autorin den Leser mal an der Seite von Irene mal an der von Franz stehen und deren Erfahrungen und Gefühle kennenlernen. Ebenso wird dadurch die Spannung der Handlung immer weiter in die Höhe geschraubt und der Leser fragt sich immer wieder, was ihn als nächstes erwarten wird. Der historische Hintergrund wurde von der Autorin akribisch recherchiert und mit der Geschichte verwoben. Sie versteht es auf eindrucksvolle Weise, Realität mit Fiktion zu verbinden und daraus eine spannende Handlung zu stricken. Sehr bildhaft und detailliert hat der Leser die Schlachtfeldszenen des Deutsch-Französischen Krieges 1870-1871 vor Augen ebenso wie die Behandlungen im Lazarett oder die Arbeit der Sanitäter auf dem Kriegsboden. Hautnah erlebt man die Verzweiflung und den Hunger der Bevölkerung mit, aber auch die Stellung der Frau zur damaligen Zeit und die gesellschaftlichen Unterschiede werden hier wunderbar skizziert. Auch die farbenfrohen Landschaftsbeschreibungen müssen erwähnt werden, die Bilder vor dem inneren Auge des Lesers während der Lektüre hervorrufen. Mit geschickten Wendungen lässt die Autorin den Leser wie bei einem Puzzle Stück für Stück Geheimnisse der Geschichte entdecken, um dann im nächsten Absatz mit der nächsten Überraschung aufzuwarten. Die liebevolle Ausgestaltung des Buches mit Nachwort, Personenverzeichnis, Landkarte und Glossar muss ebenfalls erwähnt werden, denn sie bereichern das Lesevergnügen ungemein und geben zusätzliche Hintergrundinformationen.
Die Charaktere sind sehr facettenreich und liebevoll ausgearbeitet worden, ihnen allen wurde Leben eingehaucht. Durch ihre individuellen Ecke und Kanten wirken sie durchweg authentisch und sehr realitätsnah. Der Leser kann seine Sympathien gerecht verteilen, mit den Protagonisten leiden, hoffen und bangen. So wird er selbst zu einem Teil der Handlung. Irene hat bereits als junges Mädchen einige Schicksalsschläge erfahren müssen, doch sie ist daran gewachsen und besitzt eine innere Stärke, die einem Respekt abverlangt. Irene ist fleißig und freundlich, was ihr die Herzen so mancher Mitmenschen öffnet. Franz ist ein aufrichtiger junger Mann, der oftmals etwas zurückhaltend wirkt. Er setzt sich für die Schwachen ein und kämpft für eine gerechtere Welt, was ihn oftmals bei seinem Vater in Ungnade bringt. Gleichzeitig kümmert er sich geradezu rührend um Verletzte und Bedürftige, während der Krieg um ihn herum tobt. Wilhelm Gerban ist ein Mann, der die Macht liebt und diese auch in jeder Form ausübt. Franz‘ Schwester Mathilda ist eine intrigante Person, die ihren Mund nicht halten kann und jedes Gespräch belauscht. Damit richtet sie so manches Unheil an. Pauline Gerban ist Wilhelms Ehefrau, die zuerst nur eine untergeordnete Rolle spielt, sich dann aber immer mehr zu einer so kraftvollen Erscheinung mausert, dass sie anderen gefährlich wird. Auch Minna und Marianne tragen mit ihrem Erscheinen einen großen Anteil an der spannenden Handlung.
Mit „Das Weingut-In stürmischen Zeiten“ ist Marie Lacrosse alias Marita Spang ein wunderbarer Auftakt ihrer Familiensaga gelungen, der den Leser neben akribisch recherchierten historischen Fakten mit Spannung, Liebe, Intrigen und Machtspielchen wundervoll zu unterhalten weiß. Ein Gesellschaftsroman der Extraklasse, der schon jetzt zum Besten gehört, was 2018 als Lesejahr zu bieten hatte. Absolute Leseempfehlung!!!

Veröffentlicht am 02.09.2018

"Thank you for the music..." (ABBA)

Mein wunderbarer Küstenchor
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Die 48-jährige Britta lebt als Single im mecklenburgischen Klütz an der Ostsee und leitet das Hotel Bernstein. Dieses schließt für eine Komplettrenovierung für einige Monate die Pforten nach einer ausgebuchten ...

Die 48-jährige Britta lebt als Single im mecklenburgischen Klütz an der Ostsee und leitet das Hotel Bernstein. Dieses schließt für eine Komplettrenovierung für einige Monate die Pforten nach einer ausgebuchten Saison. So kann sich Britta zum einen erholen und zum anderen ihrer liebsten Leidenschaft frönen: dem kleinen Klützer Laienchor, dem sie schon 20 Jahre angehört und den ihre Großtante Sybille mit ins Leben gerufen hat. Schon lange ist die Teilnahme an einem Wettbewerb im finnischen Tampere geplant, doch nur wenige Wochen vor der Abreise kündigt Chorleiter Dustin, da er ein Jobangebot in Süddeutschland angenommen hat. Was wird nun aus dem Chor ohne Leitung? Ein Leben ohne Chor ist kein Leben! Britta krempelt die Ärmel hoch und lässt sich mit Hilfe aller Mitglieder so einiges einfallen, damit der Chor die Reise antreten kann. Nicht nur einige zusätzliche Männerstimmen werden benötigt, sondern vor allem eine neue Leitung. Als sie in der Musikhochschule in Lübeck einen Aushang anbringen will, läuft ihr der Musiker Jasper über den Weg. Wird Britta fündig, und die Reise nach Tampere kann wie geplant über die Bühne gehen?
Janne Mommsen hat mit seinem Buch „Mein wunderbarer Küstenchor“ einen sehr unterhaltsamen Wohlfühlroman vorgelegt, der genau in die kommende Jahreszeit hineinpasst. Der Schreibstil ist flüssig und gefühlvoll, der Leser wird vom Autor direkt in die Geschichte hineindirigiert, um dort an Brittas Seite sein musikalisches Wunder zu erleben. Dabei darf er nicht nur eine wunderbar eingeschworene Dorfgemeinschaft erleben, die alle füreinander einstehen, sondern sich auch mit der Chorwelt und mit den dazugehörigen Aufgaben vertraut machen. Dabei schwingt im Hintergrund immer wieder die Melodie von Abbas „Thank you for the music“, Bobby McFerrins „Don’t worry be happy“ oder auch Charles Trenets „La Mer“ und lässt den Leser leise mitsummen. Die Landschaftsbeschreibungen sind so malerisch und bildgewaltig, dass man sich als Leser schnell in Klütz zuhause fühlt, das Schloss Bothmer nahezu greifbar vor Augen hat und die salzige Luft der Ostsee immer in der Nase hat.
Die Charaktere sind liebevoll ausgestaltet und mit Leben versehen worden. Sie alle bestechen durch individuelle Eigenschaften, die sie liebenswert und sehr authentisch wirken lassen. Sie machen es dem Leser leicht, sich sofort wohl mit ihnen zu fühlen und seine Sympathien gleichmäßig unter ihnen aufteilen zu können. Britta ist eine Frau, die mitten im Leben steht. Sie ist selbstbewusst, packt überall mit an und kümmert sich um alle, die ihr am Herzen liegen. Britta liebt die Gemeinschaft, die ihr nicht nur der Ort Klütz, sondern vor allem die Chormitglieder vermitteln. Dafür tut sie alles. Großtante Sybille mit über 80 ist das Herz des Chores und wird von allen nur die Fürstin genannt. Jasper ist ein Musiker mit Herz und viel Talent, der mit seiner offenen und ehrlichen Art schnell viele Herzen gewinnt. Aber auch Rainer, Harry, Olli, Ludmilla, Wendy und die übrigen Protagonisten machen die Handlung durch ihre eigenen Episoden heimelig und wunderschön.
„Mein wunderbarer Küstenchor“ ist ein Unterhaltungsroman über Freundschaft, Liebe und jeder Menge Musik, die den Leser während der Lektüre immer wieder im Kopf rumschwirrt, bis man selber beim Lesen leise mit summt und dabei gute Laune bekommt. Absolute Leseempfehlung!