Profilbild von Hilou

Hilou

Lesejury Star
offline

Hilou ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Hilou über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.05.2019

Zauberhafte neue Welt

Witchmark. World Fantasy Award für den besten Fantasy-Roman des Jahres 2019
0

Zum Inhalt:
Miles Singer arbeitet als Arzt in einem Krankenhaus, in dem aus dem Krieg zurück gekehrte Soldaten behandelt werden. Miles selbst hat magische Fähigkeiten, die er jedoch verstecken muss und ...

Zum Inhalt:
Miles Singer arbeitet als Arzt in einem Krankenhaus, in dem aus dem Krieg zurück gekehrte Soldaten behandelt werden. Miles selbst hat magische Fähigkeiten, die er jedoch verstecken muss und daher nur bedingt zur Heilung der Verletzten einsetzen kann, um nicht entlarvt zu werden. Eines Tages wird ein Mann eingeliefert, der Miles anvertraut, er sei vergiftet worden. An ihm erkennt Miles auch das Hexenmal. Bevor er ihn jedoch genauer ausfragen kann, verstirbt er und lässt viele offene Fragen zurück. Gemeinsam mit dem geheimnisvollen Tristan Hunter setzt Miles sich daran, den Mörder zu finden und begibt sich damit auf eine gefährliche Spur zwischen Magie, Politik und Intrigen...


Meine Leseerfahrung:
Das Buchcover mit der fluoreszierenden Leuchtschrift, das im Dunkeln schon ein toller Hingucker ist, steigert immens die Neugier auf den Inhalt.

Das Buch hat zudem durchweg einen klaren angenehmen Schreibstil und lässt sich daher flüssig und schnell lesen. Die Autorin schafft es auch, die anfängliche Spannung größtenteils über die gesamte Geschichte hinweg aufrecht zu erhalten. Dabei schafft sie eine Welt wie aus einem Paralleluniversum, in der magische Menschen die Geschicke auf politischer Ebene leiten.

Der Protagonist Miles ist eine sympathische mitfühlende Figur, die den Leser völlig in seine Gedanken- und Gefühlswelt eintreten lässt. So nimmt man auch während der gespannten Verfolgung seiner Detektivarbeit auch an seiner allmählich aufkeimenden Zuneigung zu der zweiten Hauptfigur teil. C.L.Polk schafft es geschickt und ohne übertrieben zu wirken, eine gleichgeschlechtliche zarte Romanze in den mysteriösen Fantasykrimi hinein zu weben.

Was mich allerdings etwas gestört hat, waren die vielen Einzelheiten dieser Welt, die auch am Ende der Geschichte mehrheitlich ungeklärt blieben. So wird man als Leser in eine historische Fantasywelt mit verschiedenen magischen Personen und Hierarchien geworfen und muss sich selbst durch all die unbekannten Begriffe kämpfen und zuordnen, was mir allerdings erst ab etwa Mitte des Buches mehr oder weniger gelungen ist. Einerseits finde ich es zwar spannend, wenn eine Geschichte viele Geheimnisse birgt, die man nach und nach entlüftet. Andererseits ist es aber bei phantastischen Geschichten wiederum mühselig, sich durch völlig unbekannte Welten ohne vereinzelte greifbare Hinweise zurecht zu finden.

In Anbetracht dessen wurde bei einigen Abschnitten zu schnell erzählt, so dass man noch mal zurück blättern musste, um Begrifflichkeiten nachzulesen und die Umstände richtig zu begreifen. Allem Anschein nach ist der Debütroman von C.L.Polk noch nicht völlig ausgereift und lässt auf ein zweites Band mit einer umfangreicheren Einführung in die Welt der Protagonisten hoffen, die auch all die offenen Fragen des ersten Bandes beantwortet. 


Fazit:
Ein geheimnisvoller Mord, politische Intrigen und Verstrickungen und eine dezente Liebesgeschichte in einer interessanten historischen Welt mit Hexen und Magiern...ein guter Anfang für einen Serienbestseller, der viel Potenzial hat und steigerungsfähig ist.

Veröffentlicht am 07.05.2019

Wenn Wunden zu Wort kommen

Das Haus aus Stein
0

Zum Inhalt:

Aslı Erdoğan erzählt eine Geschichte über das menschliche Dasein in einem Gefängnis und die Zeit danach im vergeblichen Kampf um Normalität. Die namenlosen Figuren zeigen mit ungebrochener ...

Zum Inhalt:

Aslı Erdoğan erzählt eine Geschichte über das menschliche Dasein in einem Gefängnis und die Zeit danach im vergeblichen Kampf um Normalität. Die namenlosen Figuren zeigen mit ungebrochener Vehemenz die Verzweiflung und die pure Hoffnungslosigkeit in all ihren Facetten und lassen autobiographische Einblicke vermuten, wobei die Autorin tatsächlich jedoch erst Jahre später nach Erscheinen dieses Romans selbst Erfahrungen in monatelanger Haft machen musste. Für diese deutsche Erstausgabe hat die Autorin zusätzlich ein Vorwort verfasst, das bereits den düsteren Klang der nachfolgenden Geschichten erahnen lässt.


Meine Leseerfahrung:

Ich habe mich bei diesem Buch ausnahmsweise mal nicht auf die Originalsprache gestürzt, bevor ich die deutsche Ausgabe in Händen hielt. Und ich kann nur sagen, wenn diese Geschichte auf Deutsch schon so auf poetischer Ebene beeindruckt - wenn da auch an einigen Stellen auf Grund vereinzelter Ungereimtheiten womöglich die Übersetzung nicht wirklich gelungen sein mag -, dann muss die türkische Version Einen auf Grund der bildhaften Sprache völlig umhauen. Daher werde ich dieses Buch auch unbedingt in der Originalfassung lesen.


So viel Leid, Qualen und Hoffnunglosigkeit kann man als Leser wirklich nur bei völliger eigener seelischer Gesundheit ertragen. Die Sprache ist zwar nicht immer flüssig oder einwandfrei verständlich, aber ich habe einige schöne Stellen aus diesem Buch mitgenommen, die mir vor Augen führen, wie wundervoll man mit Worten zaubern kann. Sätze wie "Die Finger des wandernden Mondscheins fahren mir fiebrig über die Lippen." oder "...der Knochen hält das aus, dieser bleiche Mitwisser der Zeit."


Trotz der schönen Sprache ist die geschaffene Atmosphäre durchgehend beklemmend und lässt den Leser tief betrübt zurück mit dem Gedanken, wie grausam und unbarmherzig doch das Leben für manch Anderen sein kann.  


Fazit:

Ein beeindruckendes poetisches Werk von Aslı Erdoğan, das einen durchweg verstörenden Einblick in den menschlichen Geist gewährt, was man nur mit gesundem Verstand zu ertragen und begreifen im Stande ist. 

Veröffentlicht am 02.03.2019

Leichter Lesegenuss im eher untypischen Grisham-Stil

Das Original
0

Zum Inhalt:
Die handschriftlich verfassten Originalmanuskripte von F. Scott Fitzgerald werden mittels eines spektakulären Coups aus der Bibliothek der Princeton University gestohlen. Die ersten Verdächtigen ...

Zum Inhalt:
Die handschriftlich verfassten Originalmanuskripte von F. Scott Fitzgerald werden mittels eines spektakulären Coups aus der Bibliothek der Princeton University gestohlen. Die ersten Verdächtigen werden festgenommen, die millionenschweren Manuskripte bleiben jedoch zunächst verschollen. Das FBI und die Versicherung der Universität nehmen die Ermittlungen auf und finden eine heiße Spur, die nach Camino Island zu Bruce Cable, einem Buchhändler und Sammler von bedeutenden Erstausgaben, führt. Die junge und hübsche Autorin Mercer  wird rekrutiert und auf ihn angesetzt. Sie soll Beweise liefern, dass sich die kostbaren Manuskripte in Cables Besitz befinden. So nehmen die Dinge ihren Lauf und Mercer kommt Bruce in jeder Hinsicht näher... 


Meine Leseerfahrung:
Als Fan seiner anfänglichen Bücher war ich zunächst irritiert über den rasanten Erzählstil von Grisham. Der Leser wird ohne Umschweife in die Geschichte eingeführt und erfährt ebenso zügig, aber kompakt, die Vorgeschichten der Hauptfiguren. Grisham schafft es dabei, mit wenigen aber völlig ausreichenden Sätzen sowohl die Protagonisten als auch die Nebenfiguren derart gut zu vorzustellen, dass man sie alle absolut problemlos vor dem geistigen Auge lebendig werden lassen kann. 

Besonders gefiel mir, dass die Geschichte auch völlig ohne einen Spannungsbogen, wie man es bei seinen Thrillern von Grisham gewohnt war, zurecht kommt und dennoch nicht langweilig wird. Die Szenerien am Strand und die sommerliche Atmosphäre erzeugen kombiniert mit der Literaturwelt insgesamt einen sehr ansprechenden Plot. Trotzdem kommt dieser Roman im Gesamtbild nicht an die früheren Werke von Grisham heran, weswegen ich insbesondere Erstlesern raten würde, sich unbedingt die anfänglichen Justizthriller von Grisham vorzunehmen. 

Fazit:
Ein leichter Lesegenuss für zwischendurch, was man von Grisham nicht gewohnt ist. Aber dennoch ein köstliches Buch über die Bücherwelt und ein durchaus unterhaltender Krimi im untypischen und doch lesenswerten Grisham-Stil.

Veröffentlicht am 11.11.2018

Zwischen Wahn und Wirklichkeit

Der Vogelgott
0

Zum Inhalt:
Die Geschichte beginnt mit einem fesselnden Prolog über den Hobbyornithologen Konrad Weyde, der auf der Suche nach einem ungewöhnlichem Greifvogel fernab der Zivilisation in einem nicht näher ...

Zum Inhalt:
Die Geschichte beginnt mit einem fesselnden Prolog über den Hobbyornithologen Konrad Weyde, der auf der Suche nach einem ungewöhnlichem Greifvogel fernab der Zivilisation in einem nicht näher bezeichneten Dorf auf irgendeinem fremden Kontinent landet. Danach folgen Jahrzehnte später die Erzählperspektiven seiner drei Kinder, die alle mit ihren eigenen ganz persönlichen Problemen zu kämpfen haben und jeder auf seine Art und Weise mit der mystischen Figur in Vogelgestalt, die eine bedrohlich böse Aura umgibt, in Berührung kommt. 

Zunächst erzählt der Jüngste, Thedor, von seiner Erfahrung in einem unbekannten fernen Land (mit den dortigen Einheimischen, einem seltsamen Vogelkult und Kannibalismus), die ihn letztendlich in einer Psychiatrie enden lässt. Dann schildert seine Schwester Dora ihre Begegnung mit der Vogelgestalt während ihrer wissenschaftlichen Recherchen im Rahmen ihrer Dissertation über religiöse Kunst. Schließlich kommt auch der älteste Bruder Lorenz mit der Vogelfigur in Kontakt, wenn auch eher auf rationaler realer Ebene. Alle kommen der Wahrheit ein Stück näher und sind der Auflösung dennoch so fern... 


Meine Leseerfahrung:
Susanne Röckel hat eine schillernde Erzählweise und schafft es mit ihrer sehr veranschaulichenden Art zu Erzählen, eine mysteriöse, kaum greifbare Spannung zu erzeugen, die den Leser unmerkbar fesselt und in ihren Bann zieht. Dabei kommt der Roman völlig ohne viele Dialoge aus und verfällt dennoch nicht in eine langweilige Langatmigkeit. 

Es liegt von Anfang bis Ende etwas unterschwellig Unheimliches und Beklemmendes in der Luft, was viellecht daran liegen mag, das eine zwielichtige Nebenfigur, von dem das Böse auszugehen scheint, bei jeder Erzählperspektive der einzelnen Geschwister auftaucht und mehr oder weniger manipulierend Einfluss auf deren Leben nimmt. 

Trotz der unterschiedlichen Charaktere und Lebensläufe der Erzähler ist dennoch ihre Gemeinsamkeit besonders auffällig. Sie alle streben nach dem Sinn ihres Lebens, lechzen nach Selbstverwirklichung und bedauern ihre nicht realisierten Träume. Als Leser leidet man mit ihnen und versucht vergeblich der Geschichte etwas Handfestes zu entnehmen. Leider liefern alle Handlungsstränge auch im Gesamtbild keine befriedigende Lösung des mysteriösen Rätsels, so dass der Leser auch nach dem Beenden des Buches innerlich mit der Story nicht völlig abgeschlossen hat und das Gelesene gedanklich zu ordnen versucht. Es ist völlig der Phantasie des Lesers überlassen, wie er die einzelnen Fakten über den Vogelgottkult und die Verwebungen in den einzelnen Geschichten der drei Geschwister interpretiert. Wer kein Freund von derart offenen Enden ist, sollte Abstand von dieser Story halten, zumal sie an einigen Stellen sehr verstörend und grotesk ist. Die Grenze zwischen Wahn und Wirklichkeit wird gewollt nicht gezogen, so dass man sich als Leser oft fragen muss, was man da denn nun gerade gelesen hat. 


Fazit:
"Der Vogelgott" ist sprachlich ein kleines Meisterwerk und völlig zu Recht für den Buchpreis 2018 nominiert. Allerdings ist die Story nichts für "schwache" Gemüter oder Freunde der realitätsnahen Erzählungen. Nach einem befriedigendem Abschluss sucht man hier vergebens. 

Veröffentlicht am 12.09.2018

Helden aus dem Leben

Elbspiel
0


Zum Inhalt:
Ein einst gefeierter Star, Arno Metzinger, möchte in der fiktiven norddeutschen Kleinstadt Kophusen den "Jedermann" aufführen. Die Rollen sollen an Laiendarsteller aus dem Ort verteilt werden. ...


Zum Inhalt:
Ein einst gefeierter Star, Arno Metzinger, möchte in der fiktiven norddeutschen Kleinstadt Kophusen den "Jedermann" aufführen. Die Rollen sollen an Laiendarsteller aus dem Ort verteilt werden. Die ganze Stadt ist in heller Aufregung. Doch plötzlich tauchen bedrohlich wirkende Marionetten und eine mumifizierte Frauenleiche auf. Will jemand die Aufführung sabotieren?
Der Kommissar Philip Goldberg nimmt die Ermittlungen auf, während seine Kollegen Peter und Hauke mit ihren privaten Problemen beschäftigt sind. Dabei muss Philip eigentlich auch mit eigenen Dämonen aus der Vergangenheit fertig werden.

Meine Leseerfahrung:
Der Schreibstil der Autorin ist sehr gradlinig und nüchtern, was den Roman äußerst flüssig lesen lässt. Nicole Wollschlaeger präsentiert einen spannungsgeladenen Prolog, kommt ohne Umschweifungen zu den Geschehnissen und liefert eine präzise und sachliche Ermittlungsarbeit ab. Schließlich kommt es am Ende zu einer befriedigenden Auflösung, wobei man als Leser in Bezug auf die Täterperson völlig überrascht wird.

Sofern man die ersten Bände nicht gelesen hat, braucht man ersteinmal Zeit, um alle Charaktere zu verinnerlichen und zu ordnen. Der Protagonist und seine Polizistencrew sind von Anfang an sympathisch und echt. Die Autorin schafft es, das Gefühlsleben jedes Einzelnen des Ermittlertrios dem Leser nahe zu bringen, so dass man mit ihnen leidet, mit ihnen lacht und auch mit ihnen ermittelt.

Mir persönlich war die "Liebesbeziehung" des Kollegen Hauke zu Sophie an manchen Stellen zu viel. Dagegen hätte ich mir einen ausgeprägteren Handlungsstrang hinsichtlich Goldberg und Magda gewünscht. Zudem ist mir die Rolle des Leon Kaiser in der gesamten Geschichte nicht wirklich begreiflich geworden.

Dennoch ist die Kriminalgeschichte insgesamt spannend und witzig zugleich, und kommt völlig ohne blutige Szenen oder einen klassischen Mord aus.

Fazit:
Sowohl die Hauptfiguren als auch die Nebenfiguren von Elbspiel wachsen dem Leser allmählich ans Herz und lassen ihn bei Auflösung des Falles aufgeregt mitfiebern. Die vorherigen Bände muss man nicht unbedingt gelesen haben, um in die Story rein zu kommen. Allerdings lässt das Elbfieber nicht los und macht Lust auf mehr. Wie gut, dass es bereits 2 Bände zu lesen gibt, während man sehnsüchtig auf Teil 4 der Reihe wartet. Ein Krimi mit lebensechten Helden!