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Veröffentlicht am 24.06.2019

Langatmig im Mittelteil, sonst spannend

The Other Couple – Böses Erwachen
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Der Plot ist wirklich interessant und versprach eine aufregende Geschichte.
Die Autorin springt in den Zeiten sehr viel hin und her, so dass wir uns mal vor und mal während der Hochzeit sowie in den Flitterwochen ...

Der Plot ist wirklich interessant und versprach eine aufregende Geschichte.
Die Autorin springt in den Zeiten sehr viel hin und her, so dass wir uns mal vor und mal während der Hochzeit sowie in den Flitterwochen und auch danach wiederfinden.
Gerade am Anfang drehen sich die Probleme von Asha hauptsächlich um den Sexentzug und wie sie Ollis Verstimmung empfindet . Sie wurde daher für mich zu einer sehr oberflächlichen und unsympathischen Figur.

Zitat Position 551
Wenn sie nicht bald Sex kriegt, wird sie bei jedem, der auch nur einen Puls hat, ins Sabbern kommen. Den Mann mit den Baumwollshorts ausgenommen. Der hat sich jetzt umgedreht und starrt unverhohlen auf Ollies Rücken. Asha verspürt einen Anflug von Abscheu vor seinem geröteten Gesicht, das an ein Stück rohes Fleisch erinnert: gierige Schweinsäuglein, strähnige sandfarbene Haare und ein tiefes Kinngrübchen. Wieso in aller Welt soll das attraktiv sein?

Obwohl eigentlich Ollie der Vermögende ist und Asha aus eher ärmlichen Verhältnissen stammt, verhält sie sich teilweise von oben herab. Erst später sieht sie die wichtigen Dinge im Leben und wandelt sich. Das wirkt zu konstruiert.

Die Geschichte plätschert so vor sich hin. Es gibt vereinzelte Spannungsbögen, die aber danach auch gleich wieder abebben. Meines Erachtens nach wurde durch die vielen Längen die Spannung und der Lesefluss erheblich beeinträchtigt. Ich fühlte mich quasi hingehalten und verlor teilweise das Interesse weiterzulesen, obwohl die Autorin immer wieder Spannung einbrachte, schaffte sie es leider nicht diese beizubehalten.

Zitat Position 1633
Ein Schauer rinnt ihr über den Rücken. Sie ist hier draußen, ganz allein , und jemand, der nicht gesehen werden wollte , weiß, dass sie ihn beobachtet hat.

Erst zum Ende des Buches hin nimmt die Geschichte durch den Plottwist nochmal an Fahrt auf und hat mir dann auch gut gefallen. Das Potenzial für einen guten Thriller war da, wurde aber meiner Meinung nach nicht ganz ausgeschöpft.

Persönliches Fazit: Eine spannende Geschichte, die mich mit 100 Seiten weniger im mittleren Teil besser unterhalten hätte.

© Recensio Online, 2019, Daniela

Veröffentlicht am 13.09.2018

Solider Thriller mit kleineren Schwächen

One Perfect Lie
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Lisa Scottoline ist eine preisgekrönte Autorin und bereits mehr als 30 Bücher veröffentlicht, die irgendwie alle an mir vorbeigegangen sind.

Erst einmal: Puh! Was für ein Plot! Ein Mann kommt neu in ...

Lisa Scottoline ist eine preisgekrönte Autorin und bereits mehr als 30 Bücher veröffentlicht, die irgendwie alle an mir vorbeigegangen sind.

Erst einmal: Puh! Was für ein Plot! Ein Mann kommt neu in die Stadt, wird als Lehrer eingestellt, jeder mag ihn und dann? Dann stellt sich heraus, dass alles an ihm eine einzige Lüge ist. Und nicht nur das. Er hat Waffen bei sich. Man geht direkt vom Schlimmsten aus und ist sofort mittendrin. Natürlich denkt man auch unwillkürlich an die ganzen Meldungen aus den Nachrichten, wo es um Amokläufe an Schulen ging. Dort waren zwar Schüler selbst die Täter, aber das macht es ja nicht weniger tragisch. Hier soll es nun also ein Lehrer sein.

Central Valley, ein kleines Kabuff in der Nähe der Ostküste, dient als Handlungsort dieses Buches. Chris Brennan beginnt einen neuen Job - als Lehrer und Coach des örtlichen Baseballteams. Schnell gewinnt er das Vertrauen der Schüler und Kollegen, beginnt diese zu manipulieren. Als Leser erfährt man zunächst nur, dass er dafür eine Woche Zeit hat. Wofür das Ganze dient, bleibt noch verborgen. Irgendwie mochte ich nicht glauben, dass er tatsächlich böse ist. Ich habe bis zum Ende gehofft, dass er das tat, um etwas Schlimmes zu verhindern oder so.

Der Autorin ist es super gelungen mich in die Irre zu führen. Mehrmals! Es wird abwechselnd aus der Sicht von Chris, Raz, Jordan oder Evan geschrieben. Auch deren Müttern kommen zu Wort. Dieses Hin und Her ließ etwas Spannung auf der Strecke und zog sich auch gern mal in die Länge. Der Schreibstil von Lisa Scottoline ist flüssig und leicht verständlich und entspricht somit den durchschnittlichen Erwartungen.

Das Ende war in sich stimmung, nachvollziehbar und spannend! Offene Fragen blieben nicht zurück.

Eine Empfehlung an Leserinnen und Leser, die gern etwas miträtseln und dafür kleinere Schwächen in Kauf nehmen. Insgesamt ein moderner Thriller mit einem aktuellen Thema.

Veröffentlicht am 10.04.2024

Kurzweilige Unterhaltung

Das Resort
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Mila und ihr Mann Ethan wollen zwar kein einsames Liebeswochenende verbringen, als sie sich auf den Weg in die bayerischen Alpen machen, stranden aber trotzdem in einem Bergdorf, das seit Jahrzehnten nicht ...

Mila und ihr Mann Ethan wollen zwar kein einsames Liebeswochenende verbringen, als sie sich auf den Weg in die bayerischen Alpen machen, stranden aber trotzdem in einem Bergdorf, das seit Jahrzehnten nicht mehr bewohnt zu sein scheint. Eigentlich sind die beiden geladene Gäste auf der Hochzeit von Milas Schwester. Doch pünktlich zur Hochzeit zu erscheinen, wird bald das geringste Problem der beiden sein.

Ungefähr die ersten zwei Drittel der Story drehen sich in erster Linie um Mila, die wir bei ihrem verzweifelten Kampf ums Überleben begleiten. Familiäre Verstrickungen und Vorfälle aus der Vergangenheit kommen hauptsächlich dank Milas Gedankenwelt ans Tageslicht, fügen sich aber trotzdem nach und nach zu einem Bild, welches erst am Schluss ganz klar werden wird. Dazwischen stolpert sie, quasi im wahrsten Sinne des Wortes, über Leichen, die niemand jemals finden sollte, und ahnt nicht, dass ihr Leben längst in Gefahr ist.

Erst im letzten Drittel spielen dann besonders die engen Familienmitglieder eine größer Rolle, dennoch kommt dieser Thriller mit wenigen Charakteren aus, die allesamt detailliert und doch undurchsichtig gezeichnet sind. Und das ist richtig cool!

Goodwin versteht es, spannend zu erzählen und ihre Leserschaft bei der Stange zu halten. Dabei setzt sie auf nur wenige Twists. Diese deuten sich erst in letzter Sekunde an, waren dann aber, zumindest für mich, leider ziemlich vorhersehbar. Mich konnte die finale Lösung des „Falls“ nicht hundertprozentig überzeugen. Für sich genommen hatten die einzelnen Handlungsstränge enormes Potential. Die Verstrickung dieser war mir dann aber doch zu unrealistisch.

Fazit: „Das Resort“ unterhält aufgrund seiner spannungsgeladenen Kurzweiligkeit. Auch wenn es mich gänsehauttechnisch nicht vom Hocker gehoben hat, ist die Lektüre doch ein guter Zeitvertreib für zwischendurch und deshalb eine kleine Empfehlung wert.

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Veröffentlicht am 06.01.2024

Spannend, aber stellenweise anstrengend

Die Vermisste
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Das Thema Mutterschaft zieht sich wie ein roter Faden durch die Bücher von Caroline Corcoran. Dieses Mal geht es um eine Mutter, die aus unerklärlichen Gründen ihr Neugeborenes zurücklässt und spurlos ...

Das Thema Mutterschaft zieht sich wie ein roter Faden durch die Bücher von Caroline Corcoran. Dieses Mal geht es um eine Mutter, die aus unerklärlichen Gründen ihr Neugeborenes zurücklässt und spurlos verschwindet. Was veranlasst die junge Frau dazu?

Hierzu gibt es viele Gedanken aus den unterschiedlichsten Perspektiven. Unerwarteterweise gehört die von Romilly dazu – nach dem Lesen des Klappentextes bin ich davon ausgegangen, dass ihre Sicht der Dinge maximal spärlich einfließt. Auch ihr Ehemann kommt zur Sprache, und die Dritte im Bunde ist Romillys Freundin. Diese Abwechslung macht einiges an Spannung aus, denn nicht nur Freunde und Familie fragen sich, warum die frischgebackene Mutter einfach gegangen ist, sondern auch der Leser. Wie wir eingangs erfahren, ist Romilly auf der Suche nach einer Frau. Sie denkt immerhin an ihre kleine Familie, die sie zurückgelassen hat. Malt sich verschiedene Szenarien aus, zerdenkt jeden Gedanken. Ihre Sicht auf die Ereignisse fand ich sehr zermürbend.

Marcs Perspektive hingegen fand ich zunehmend spannender. Bei ihm stieg die anfängliche Verzweiflung zwischen den Seiten hervor wie ein feiner Nebel, wurde schwer und drückend, als sie sich in Panik und Angst verwandelte. Auch Wut schwingt mit, allerdings eher unterschwellig, denn Marcs Befürchtung, das Romilly an postpartaler Depression leidet, erhebt sie in seinen Augen fast zu einer Unschuldigen, die im Hormonrausch ihre Fähigkeit zum rationalen Handeln verloren hat. Das kommt natürlich vor, erschien mir in diesem Ausmaß allerdings unrealistisch. So kam es, dass ich Marcs Figur auch am meisten abgewinnen konnte, während Romilly immer blass blieb.

Fazit: Einerseits ein spannender Thriller, andererseits fand ich die oftmals kleinschrittig beschriebenen Gedankengänge der Charaktere anstrengend. Nichtsdestotrotz hat mich das Buch gut unterhalten und miträtseln lassen!

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Veröffentlicht am 19.11.2023

Der Elan einer neuen Idee fehlt

Aus Sternen und Staub
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Dieses Buch führt uns zurück in die 90er. Nate Cartwright ist ein ausgebrannter Reporter, der seine Stelle bei einer namhaften Zeitung verloren hat. Er nutzt den Tod seiner Eltern, von denen er einen alten ...

Dieses Buch führt uns zurück in die 90er. Nate Cartwright ist ein ausgebrannter Reporter, der seine Stelle bei einer namhaften Zeitung verloren hat. Er nutzt den Tod seiner Eltern, von denen er einen alten Truck und die Familienhütte in den Bergen geerbt hat, um sich zu erholen und wieder zu sich selbst zu finden. Nate hofft, seine Vergangenheit emotional aufarbeiten und bewältigen zu können, denn aufgrund seiner Homosexualität hatte die Familie bereits vor vielen Jahren mit ihm gebrochen.

Doch es kommt anders als geplant und Nate sieht sich mit einer Waffe an seinem Kopf wieder. Die Hütte wird bereits von einem Mann in seinen Mitvierzigern und einem jungen Mädchen namens Art(emis) belagert, das neben einem ausgesprochen seltsamen Namen auch eine eigenwillige Art zu denken, sich auszudrücken und eine enorme Auffassungsgabe hat. Ist sie vielleicht über viele Jahre von dem Mann festgehalten und von der Außenwelt ferngehalten worden? Ist sie ein langjähriges Entführungsopfer? Und warum ist sogar eine Spezialeinheit des Militärs den beiden auf den Fersen?

Das Buch beginnt recht langsam mit nachdenklichen, frustrierten Tönen über die Medienpolitik, Benachteiligung von Minderheiten, Korruptionsbereitschaft von Machthabenden, aber auch – greifbarer – damit, welche Wunden Familien reißen können. Etwas Fahrt nimmt die Geschichte erst auf, als sich Nate den beiden anschließt und eine Mischung aus Roadtrip und actionreicher Flucht entsteht. Hierbei bekommt nun auch Alex, von dem wir bisher kaum etwas wissen, seine Hintergrundgeschichte und Tiefgang.

Zuvor konnte sich der Leser über die Eigenarten, die Ausdruckskraft, aber auch die Betrachtungsweisen von Art erheitern, die die Welt mit ganz anderen Augen sieht; die einerseits Gefühle erlernen muss, andererseits sich aber auch über solche kleinen Wunder der Natur wie eine blumenreiche Wiese oder einfach nur Speck („Wie genial muss die Person gewesen sein, die aus einem Schwein einfach all die wunderbaren Gerichte zubereitet hat.“) außerordentlich erfreuen kann. Sie nimmt Schwingungen und Verbindungen wahr, mit denen die meisten Menschen erst kollidieren müssen, bevor sie registriert werden, und umlässt es auch nicht, die beiden Erwachsenen in die eine oder andere Verlegenheit zu manövrieren.

Sprachlich ist das Werk eine Mischung aus den typisch klun'schen poetischen Tönen, aber dieses Mal teilweise auch sehr simpel genutzten Sprache. Wenn Art beispielsweise etwas Neues lernt, redet sie fast nur in kurzen Hauptsätzen, was teilweise sehr gehäuft auftritt. Mich persönlich hatte dies auf Dauer genervt - und insgesamt betrachtet finde ich es aufgrund ihrer hohen Intelligenz und Auffassungsgabe auch unrealistisch bzw. unpassend.

Die Enthüllung, was hinter der Auffassungsgabe und Andersartigkeit des Mädchens steckt, ist anhand des deutschen Buchtitels (engl. The Bones Beneath My Skin = Die Knochen unter meiner Haut – was meines Erachtens nach viel besser angesichts der Wahrnehmungsart von Art passt) keine sonderliche Überraschung. Auch thematisch wurde diese Geschichte schon in vielen ähnlichen Varianten erzählt. Warum man es dennoch lesen sollte? Dieses Buch setzt so viele Denkanreize, was in welchen Bereichen alles verquer läuft, ohne das eigene Urteil in eine gewünschte Richtung zu lenken. Der Plot ist emotional intensiv, birgt aber auch Leichtigkeit, und besonders Artemis mit ihrer direkten Art, ihren Ansichten, ihren Redewendungen und ihren Vorlieben sorgt für die eine oder andere neue Lachfalte.

Fazit: Das Buch hat aus meiner Sicht ein paar (sprachliche) Schwächen und der Elan einer neuen Idee fehlt. Doch es regt über eine Vielzahl von Themen zum Nachdenken und natürlich auch zum Mitfühlen an. Wer sich an Hauptsatzakkumulationen nicht stört, wird hier eine (ent-)spannende intergalaktische Geschichte vorfinden.

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