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Veröffentlicht am 22.09.2018

Die Legende lebt weiter

Der Spielmann (Faustus-Serie 1)
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Knittlingen/Kraichgau 1486. Johann Faustus ist ein 8-jähriger Junge, der von seiner Mutter sehr verwöhnt wird, während er unter seinen Brüdern und seinem Vater allerlei einstecken muss. Als die Gaukler ...

Knittlingen/Kraichgau 1486. Johann Faustus ist ein 8-jähriger Junge, der von seiner Mutter sehr verwöhnt wird, während er unter seinen Brüdern und seinem Vater allerlei einstecken muss. Als die Gaukler in die Stadt kommen, ist Johann fasziniert von deren Darstellungen und Darbietungen, hat er doch so etwas noch nie gesehen. Vor allem der Magier und Astrologe Tonio del Moravia hat es Johann angetan. Während die Spielleute die Stadt unterhalten, verschwinden mehrere Kinder, darunter auch Johanns jüngerer Bruder. Viele Jahre später, als seine Freundin Margarethe nicht ihn, sondern einen anderen heiraten muss und auch seine Mutter inzwischen verstorben ist, trifft Johann wieder auf den Magier und schließt sich ihm auf seiner Reise durchs Land an. Das Umherziehen zeigt Johann eine andere Welt, aber die Gesellschaft mit Tonio del Moravia verursacht ihm auch ein unheimliches Gefühlt. Welches Geheimnis hütet der Magier?
Oliver Pötzsch hat mit seinem Buch „Der Spielmann“ einen sehr unterhaltsamen, spannenden und farbenprächtigen historischen Roman vorgelegt, in dessen Mittelpunkt Johann Georg Faustus steht, der Johann Wolfgang von Goethe als Vorlage für seinen „Dr. Faust“ Pate stand. Der Schreibstil ist wunderbar flüssig, bildgewaltig und farbenfroh, der Leser findet sich mit der ersten Seite in einer anderen Zeitepoche wieder und darf an der Seite von Johann einige Abenteuer erleben sowie das Leben in der damaligen Zeit kennenlernen. Der Autor vermischt Fiktion mit Fakten so gekonnt, dass der Leser gleichsam fasziniert wie begeistert ist. Die Legende von Faust wird hier regelrecht wieder lebendig. Dazu tragen auch die gekonnt platzierten Zitate von Goethe bei. Der historische Hintergrund sowie die damaligen Lebensumstände werden wunderbar mit der Handlung verwoben, so dass man ein gutes Bild des täglichen Treibens bekommt. Es gibt neuzeitliche Erfindungen und die Macht der Kirche ist überall zu spüren. Der Spannungsbogen wurde zu Beginn recht gemächlich angelegt, steigert sich aber im Verlauf der Handlung immer weiter in die Höhe und sorgt für so manche Gänsehaut.
Die Charaktere sind sehr detailliert und liebevoll ausgestaltet und mit Leben versehen worden. Aufgrund ihrer Eigenheiten wirken sie authentisch und sehr lebensecht. Der Leser kann sich in sie hineinversetzen und mit ihnen fühlen, hoffen und bangen. Johann Faustus wird von seiner Mutter der „Glückliche“ tituliert, doch ist er das auch? Er ist intelligent, neugierig und besitzt den Mut, Neues zu wagen und sich auf unsichere Wege zu begeben, deren Ausgang offen ist. Allerdings ist er auch von Zweifeln geplagt und hadert oftmals. Doch er besitzt Geduld und Charisma, so dass ihm die Menschen schnell vertrauen und er sie um den Finger wickeln kann. Tonio del Moravia ist ein unheimlich anmutender Mann, der einen mit seinen stechenden fast schwarzen Augen durchschauen kann. Er hütet ein Geheimnis und wirkt wie der Teufel in Person. Auch die weiteren Protagonisten wie Margarethe oder Karl Wagner haben einen berechtigten Platz in der Geschichte und machen sie rundum gelungen.
„Der Spielmann“ ist ein sehr unterhaltsamer und spannender historischer Roman, der den Leser auf eine fantastische Gedankenreise mitnimmt und ihn bis zur letzten Seite nicht mehr loslässt. Absolute Leseempfehlung für Kurzweil, Erzählkunst und Handlung!

Veröffentlicht am 22.09.2018

Goldene Adele

Die Dame in Gold
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Gerade mal 18-jährig heiratet Adele Bauer den um 17 Jahre älteren Fabrikanten Ferdinand Bloch. Das Paar lebt in Wien und führt alsbald ein relativ offenes Haus, wo sich Künstler, Musiker und Schauspieler ...

Gerade mal 18-jährig heiratet Adele Bauer den um 17 Jahre älteren Fabrikanten Ferdinand Bloch. Das Paar lebt in Wien und führt alsbald ein relativ offenes Haus, wo sich Künstler, Musiker und Schauspieler die Klinke in die Hand geben. Unter ihnen ist auch der Maler Gustav Klimt, der von Ferdinand Bloch den Auftrag erhält, ein Portrait seiner Frau Adele zu malen. Adele ist dagegen gar nicht so angetan von der Idee, denn Klimts Privatleben eilt ein gewisser Ruf voraus. Doch Adele ist mutig und steht dem Künstler nicht nur in seinem Atelier Modell, sondern trifft in Klimt eine verwandte Seele, durch die sich ihr eine neue Welt eröffnet…
Valérie Trierweiler hat mit ihrem Buch „Dame in Gold“ einen wunderschönen historischen und spannenden Gesellschaftsroman vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig und gefühlvoll, er lässt den Leser schnell in die vergangene Zeit eintauchen, um Adele und Gustav Klimt eine Weile zu begleiten und sie gut kennenzulernen. Die Autorin hat sehr akribisch recherchiert, um dem Leser sowohl das Leben von Klimt als auch das von Adele möglichst genau wiedergeben zu können, wobei sie fehlende Details mit fiktiven Elementen aufgefüllt hat. Der historische Hintergrund wurde sehr schön mit der Handlung verwebt und gibt ein gutes Abbild der damaligen Zeit wieder, sowohl in gesellschaftlicher als auch in kultureller und künstlerischer Hinsicht. Besonders hervorzuheben ist die feinfühlige Darstellung von Adele, deren Gefühle und Gedanken jederzeit offen liegen und deren Entwicklung der Leser wunderbar mitverfolgen kann. Auch die Darstellung der Künstlerszene und der Wiener Gesellschaft ist sehr gelungen und vermittelt dem Leser ein gutes Bild der damaligen Lebensumstände.
Die Charaktere sind liebevoll ausgestaltet, Trierweiler lässt sie durch ihr Agieren regelrecht wieder zum Leben erwachen. Der Leser darf sich in eine andere Epoche zurückversetzt fühlen und aktiv teilnehmen. Adele ist eine junge Frau mit großen Träumen und Wünschen. Die Heirat mit einem doppelt so alten vermögenden Ehemann bringt ihr zwar einige finanzielle Freiheiten, allerdings träumt sie von Freiheit und ein Leben nach ihren Vorstellungen führen. Adele ist einerseits zurückhalten, dann wieder mutig und stark. Doch sie hat auch eine sehr zerbrechliche Seite, die sie fast verzweifeln lässt. Ferdinand ist ein reicher Mann, der seiner Frau völlig ergeben ist und ihr jeden Wunsch von den Lippen abliest. Er will sie glücklich machen, doch gleichzeitig macht er sie zu seiner Gefangenen, denn er lebt die gesellschaftlichen Konventionen, die Adele am liebsten sprengen würde. Gustav Klimt ist ein begnadeter Maler mit einer starken Ausstrahlung, gegen die nur wenige immun sind. Er genießt einen zweifelhaften Ruf, da er sein Charisma gut für sich zu nutzen weiß.
„Die Dame in Gold“ ist ein gelungenes Portrait der damaligen Wiener Künstlerszene rund um den Maler Gustav Klimt und gleichzeitig die Geschichte einer Liebe, die an ihrer Zeit zerbricht. Die autobiografischen Züge sowie der gefühlvolle Erzählstil der Autorin machen das Buch spannend und unwiderstehlich. Absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 16.09.2018

Das 20-jährige Klassentreffen

Die Welt war so groß
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1977. 20 Jahre sind inzwischen ins Land gegangen, seit Annabel, Emily, Chris und Daphne am Radcliffe College in Boston ihr Studium begannen. Viel ist in diesen zwei Jahrzehnten passiert und nun steht das ...

1977. 20 Jahre sind inzwischen ins Land gegangen, seit Annabel, Emily, Chris und Daphne am Radcliffe College in Boston ihr Studium begannen. Viel ist in diesen zwei Jahrzehnten passiert und nun steht das 20-jährige Klassentreffen an, wo die vier Frauen wieder aufeinander treffen, die damals nicht nur Zimmernachbarinnen, sondern auch enge Freundinnen waren. 1957 begegneten sie sich am ersten Collegetag und wuchsen schnell als ein Kleeblatt zusammen, teilten Freud und Leid, Träume und Hoffnungen. Das Klassentreffen der vier so unterschiedlichen Frauen lässt die vergangenen Jahrzehnte Revue passieren und legt offen, welche ihrer Träume und Wünsche sich erfüllt haben oder auch nicht, wie es ihnen nun geht und welche Erfahrungen sie gemacht haben. Manche Freundschaft hatte all die Jahre Bestand, manche Wege trennten sich. Haben sich die vier Frauen noch etwas zu sagen nach dieser langen Zeit und welche Geheimnisse hüten sie?
Rona Jaffe hat mit ihrem Buch „Die Welt war so groß“ einen sehr schönen Roman vorgelegt, der nicht nur eine Reise durch die Zeit unternimmt, sondern den Leser auch am Schicksal von vier interessanten Frauen teilhaben lässt. Der Schreibstil ist flüssig, anrührend und pragmatisch detailliert, der Leser hat die Chance, vier aus unterschiedlichen Gesellschaftsschichten stammende Frauen kennenzulernen und über einen Zeitraum von 20 Jahren an ihrem (Seelen-)Leben teilzuhaben. Die Handlung wird aus der Sicht von Annabel, Emily, Daphne und Chris erzählt und lässt Rückblenden in verschiedene Phasen ihres Lebens zu, die sie über die Jahre geprägt haben. Gleichzeitig lässt die Autorin dem Leser viele Hintergrundinformationen über die damalige Gesellschaftsstruktur sowie deren Ansichten zukommen. Frauen waren damals dazu bestimmt, die Ehe anzustreben und sich einen Mann zu suchen, um mit ihm eine Familie zu gründen. Die Autorin lässt ihre Protagonistinnen allerdings auch gegen dieses Bild aufbegehren. Insgesamt vermittelt sie dem Leser mit der Entwicklung ihrer unterschiedlichen Charaktere ein sehr authentisches Bild, wie sich nicht nur über die Zeit die Träume und Wünsche verändern, sondern wie diese Veränderungen sich auf ihre Charaktere auswirken und sie zu dem machen, die sie heute sind. Sowohl die 50er, als auch die 60er und 70er Jahre werden im Hintergrund wunderbar skizziert und zeigen den Lauf der gesellschaftlichen Entwicklung an.
Die Charaktere sind so detailliert, facettiert und individuell angelegt, dass der Leser sich gut mit ihnen identifizieren kann und ihnen ganz nah kommt, nur so ist Verständnis und Mitfühlen möglich. Der Leser verwächst mit den Protagonistinnen regelrecht. Daphne ist eine hübsche Frau, die unter Epilepsie leidet und diese Krankheit geheim hält, nicht einmal ihr Ehemann hat eine Ahnung. Sie will es immer allen recht machen, was sie unter Druck setzt. Annabelle wirkt immer etwas geheimnisvoll, hat eine romantische Ader und ist fast dauerhaft verliebt. Leider bekommt sie durch ihr Verhalten auch einen gewissen Stempel aufgedrückt, da sie bei den Männern recht beliebt ist. Chris ist die Intellektuelle ohne Selbstbewusstsein. Ihre Mutter ist Alkoholikerin, deshalb stürzt sie sich geradezu in ihr Studium und interessiert sich mehr für Literatur und Geschichte, während sie anscheinend Männern gar nichts abgewinnen kann. Emily ist Jüdin und sehr schüchtern und zurückhalten. Sie stammt aus einer reichen Familie und träumte immer davon, Ärztin zu werden. Die weiteren Protagonisten ergänzen mit ihrem Erscheinen die wunderbare Handlung und machen sie rundum perfekt.
Mit „Die Welt war so groß“ lässt Rona Jaffe den Leser an vier unterschiedlichen Leben teilhaben und gleichzeitig drei Jahrzehnte des vergangenen Jahrhunderts wieder auferstehen. Die dargestellten Lebensläufe lassen einen selbst reflektieren, was sich im eigenen Verlauf alles erfüllt hat oder verworfen wurde. Ein Buch, das nicht nur unterhält, sondern auch zum Nachdenken anregt mit einer verdienten Leseempfehlung. Einfach toll!

Veröffentlicht am 16.09.2018

In Tenby auf der Suche nach den Wurzeln

Die Sonnenschwestern
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Die 40-jährige Nora arbeitet seit 9 Jahren als Büroleiterin der Historischen Fakultät in London. Seit einiger Zeit leidet sie unter Angstzuständen und fühlt sich ausgebrannt, der Job erfüllt sie nichtmehr. ...

Die 40-jährige Nora arbeitet seit 9 Jahren als Büroleiterin der Historischen Fakultät in London. Seit einiger Zeit leidet sie unter Angstzuständen und fühlt sich ausgebrannt, der Job erfüllt sie nichtmehr. Deshalb kündigt sie ihre Anstellung. Auch die Beziehung zu ihrem Freund Simon ist ihr egal geworden, so dass sie die Trennung herbeiführt. Die Beziehung zu ihrer Mutter Jasmin war jahrelang innig, aber auch diese leidet sehr unter Noras schlechter Stimmung. Um Abstand zu gewinnen, reist Nora nach Südwales in den kleinen Ort Tenby, der Heimat ihrer Vorfahren. Über ihre Familie weiß Nora so gut wie nichts, aber in Tenby gehen die Uhren anders. Hier findet Nora nicht nur langsam wieder zu sich selbst, sondern macht sich auch auf die Suche nach ihren Wurzeln. Dabei lernt sie nicht nur ihre Mutter neu kennen, sie stößt auch auf ein altes Familiengeheimnis…
Tracy Rees hat mit ihrem Buch „Die Sonnenschwestern“ einen wunderschönen historischen Familienroman vorgelegt, der eine regelrechte Sogwirkung entwickelt. Der Schreibstil ist flüssig, gefühlvoll, bildhaft und atmosphärisch dicht; der Leser versinkt ab der ersten Seite in der Geschichte und findet sich mal an der Seite von Nora, mal an der Seite von Chloe wieder, um sie auf ihrem Weg zu begleiten und sie gleichzeitig sehr gut kennenzulernen. Die Handlung wird auf zwei Zeitebenen erzählt, wobei die eine die Zeit von Nora und ihre Suche wiedergibt, während die andere den Leser in die 50er Jahre des vergangenen Jahrhunderts bringt und das Leben von Chloe wiederspiegelt. Durch die wechselnden Zeiten und Perspektiven wird nicht nur die Spannung innerhalb der stetig Handlung erhöht, der Leser enthüllt nach und nach die von der Autorin eingeflochtenen Rätsel wie bei einem gereinigten Gemälde, wo man endlich alle Feinheiten und die einzelnen Pinselstriche genau erkennen kann – nichts bleibt dem Auge mehr verborgen. Auch die Landschaftsbeschreibungen sind der Autorin gut gelungen, die farbenfrohen Schilderungen lassen die Seelandschaft und den kleinen Ort Tenby mit seinem Strand vor dem inneren Auge des Leser auferstehen und sich sofort wohlfühlen.
Die Charaktere sind sehr liebevoll sowie vielschichtig ausgearbeitet und mit Leben versehen worden. Ihnen wurden individuelle Eigenschaften mit auf den Weg gegeben, die sie realistisch und authentisch erscheinen lassen, was es dem Leser leicht macht, sich in sie hineinzuversetzen und sich ihnen verbunden zu fühlen. Nora ist eine müde und überarbeitete Frau, die sich selbst irgendwann verloren hat. Sie zweifelt an sich und ihrem bisherigen Leben und sehnt sich nach etwas Neuem. Ihr Aufbruch ins Ungewisse zeigt Mut und Stärke, denn der Ausgang ist ungewiss, sie weiß nicht, was sie finden wird. Ihre Entwicklung während der laufenden Handlung ist sehr schön zu beobachten. Chloe ist eine junge Frau, die immer wieder von ihrer Cousine Megan malträtiert wird und unter ihr zu leiden hat. Sie erlebt die erste Liebe, die in einem Drama endet. Leonard „Llew“ ist ein netter junger Mann, der alles immer wieder optimistisch sieht und Chloe treu und ergeben ist. Auch die weiteren Protagonisten wie Noras Mutter Jasmin beleben die Handlung und geben ihr zusätzliches Input.
„Die Sonnenschwestern“ kann mit einer wunderbar gefühlvollen Familiengeschichte überzeugen, die sich über zwei Zeitebenen erstreckt und ineinandergreift, wobei nicht nur ein Geheimnis aufgedeckt wird, sondern auch der Grundstein für einen Neuanfang gelegt wird. Einfach zauberhaft, absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 15.09.2018

Geht tief unter die Haut!

Liebe und Verderben
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Der Kriegsveteran Ernt Allbright kann sich in keinem Job halten. Als er erneut eine Anstellung verliert, kommt die unverhoffte Erbschaft von einem Haus in Alaska gerade recht, denn Ernt kommt in einer ...

Der Kriegsveteran Ernt Allbright kann sich in keinem Job halten. Als er erneut eine Anstellung verliert, kommt die unverhoffte Erbschaft von einem Haus in Alaska gerade recht, denn Ernt kommt in einer lebendigen Umfeld nicht zurecht, zu viel Leid hat er im Krieg ertragen müssen, die ihn in seinen Träumen ständig wieder und wieder aufsuchen. Da scheint ihm die Einöde Alaskas geradezu wie der Himmel. Für seine Teenagertochter Lenora ist der Umzug ein Alptraum, denn sie möchte ihre gewohnte Umgebung und ihre Freunde nicht verlassen. Was soll sie in einem kleinen verschlafenen Ort in Alaska anfangen? Ernts Ehefrau Cora geht mit ihrem Mann überall hin, so sehr liebt sie ihn und möchte vor allem, dass es ihm wieder etwas besser geht. In Alaska angekommen, wird die Familie schnell in die Gemeinschaft aufgenommen, auch Leni lebt sich schnell ein, denn in Schulkamerad Matthew hat sie schnell einen Freund gefunden. Aber die sommerliche Idylle Alaskas weicht einem strengen und dunklen Winter, in dem die Dämonen Ernt wieder heimsuchen…
Kristin Hannah hat mit ihrem Buch „Liebe und Verderben“ einen wunderbaren tiefgründigen und emotionalen Roman vorgelegt, den man – einmal begonnen – kaum aus der Hand legen kann, so sehr fesselt die Autorin mit ihrem flüssigen und gefühlvollen Erzählstil. Dramatik und Leichtigkeit werden hier so gekonnt im Wechsel dargestellt, dass der Leser Teil der Familie Allbright wird und den Protagonisten in Herz und Seele blicken kann, während sie sich ein neues Leben aufbauen und mit Altlasten und Schwierigkeiten kämpfen. Die Handlung erstreckt sich über einen Zeitraum von ca. 10 Jahren und lässt die 1970er Jahre wieder aufleben, als das Leben noch einfacher zu sein schien. Die Autorin bringt in ihrem Roman einige schwierige Themen auf. Da geht es um Traumabewältigung, Gewalt in der Familie, Überleben in der Wildnis, Vertrauen, Liebe und Abhängigkeiten. Sehr schön sind all diese Thematiken in der Geschichte verpackt und entblättern sich nach und nach zu einer spannenden und herzergreifenden Handlung. Der Spannungsbogen wird gemächlich aufgebaut und steigert sich langsam immer weiter bis zum finalen Schluss. Die Landschaftsbeschreibungen der Einöde Alaskas und das einfache Leben dort werden farbenprächtig beschrieben und geben gleichzeitig das Gefühl von Einsamkeit sowie den Zusammenhalt der Bewohner wieder.
Die Charaktere sind sehr liebevoll ausgearbeitet und in Szene gesetzt worden. Sie besitzen Ecken und Kanten und wirken gerade deshalb sehr individuell und authentisch. Der Leser kann sich mit ihnen authentifizieren und fühlt, bangt und hofft mit ihnen. Ernt ist ein gezeichneter Mann. Seine Zeit in Vietnam verfolgt ihn bis in seine Träume und lässt ihn nicht zur Ruhe kommen. Durch seine traumatischen Erfahrungen ist er so gestört, was sich auf seine ganze Familie auswirkt, so dass sich Ehefrau und Tochter mehr oder weniger auf leisen Sohlen durchs Leben wagen aus Angst vor den gewalttätigen Ausbrüchen des Vaters. Cora liebt ihren Mann abgöttisch und würde alles für ihn tun. Gleichzeitig ist sie ständig in Angst und eine eher schwache Frau, die sich gegenüber ihrem Mann nicht durchsetzen kann, bis man sie näher kennen- und verstehen lernt. Lenora ist erst ein typischer Teenager, rebellisch und voller Vorbehalte. Als Leser darf man ihre Verwandlung zu einer jungen Frau miterleben und alles mit ihr teilen. Matthew ist Lenoras bester Freund und wird ihre große Liebe. Er ist freundlich, verlässlich und steht Lenora in allem bei. Ebenso tragen die anderen Protagonisten zur rundum gelungenen Handlung bei, die man so schnell nicht vergißt.
Mit „Liebe und Verderben“ hat Kristin Hannah ein Meisterwerk um Liebe, Familienleben und Hass geschaffen, das den Leser von Beginn an fesselt und mitten ins Herz trifft. Die Geschichte lässt einen nicht los, auch wenn die letzte Seite bereits gelesen ist. Absolute Leseempfehlung für ein echtes Highlight!