Profilbild von TheCoon

TheCoon

Lesejury Profi
offline

TheCoon ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit TheCoon über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.09.2018

Die Liebe von ihrer besten und schlechtesten Seite

Liebe und Verderben
0

Leni ist zu Beginn der Geschichte 14 Jahre alt und hat alles andere als eine gewöhnliche Kindheit. Durch die posttraumatische Belastungsstörung ihres Vaters Ernt, der einst im Vietnamkrieg gekämpft hat, ...

Leni ist zu Beginn der Geschichte 14 Jahre alt und hat alles andere als eine gewöhnliche Kindheit. Durch die posttraumatische Belastungsstörung ihres Vaters Ernt, der einst im Vietnamkrieg gekämpft hat, zieht die Familie rastlos von einer Stadt in die nächste, in der Hoffnung, dass die Gewaltausbrüche und Verschwörungsfantasien langsam abnehmen. Ein Hoffnungsschimmer taucht plötzlich per Brief auf, in dem die Familie erfährt, dass Bo, ein Freund von Ernt, der während des Krieges gefallen ist, ihm ein Stück Land in Alaska hinterlassen hat. Also ein erneuter Umzug, ein neuer Start.

Und tatsächlich scheint das Experiment zunächst zu glücken. Die besondere Dynamik der Einwohner Alaskas und die ständige Arbeit, die überall wartet geben der Familie zunächst Zusammenhalt und Ausgleich. Aber die langen dunklen Winter machen Ernt dann doch wieder zu schaffen und es beginnt eine Zeit der Anfeindungen und des Misstrauens. Alles spitzt sich mehr und mehr zu, doch Lenis Mutter Cora kommt nicht aus ihrer Abhängigkeit zu Ernt heraus. Ernt beginnt seine Familie mehr und mehr aus der Dorfgemeinschaft zu isolieren. Leni, die sich gut eingelebt hat und bereits ein Knistern zwischen sich und ihrem Freund Matthew spürt bringt sich damit mehr und mehr in Gefahr.

Der Schreibstil von Kristin Hannah ist wie gewohnt großartig. Sie beschreibt die Umgebung und die Menschen mit einer Intensität und Liebe zum Detail, die einem das Gefühl gibt mitten im Geschehen zu sein. Darüber hinaus schafft sie es konstant die Spannung hoch zu halten und den Leser im Geschehen versinken zu lassen. Man merkt gar nicht wie man eben mal 200 Seiten weggelesen hat, gefühlt ohne überhaupt Luft geholt zu haben.

Man wird von einem Gefühlszustand in den nächsten geschleudert, von Spannung über Dramatik zu Wut oder Glück. Dabei wird es jedoch nie zu kitschig oder unrealistisch.

Auch Alaska als Schauplatz des Geschehens hat mir großartig gefallen. Ich hatte zuvor noch kein Buch gelesen, dass in Alaska spielt und fand dass die Besonderheiten der Natur und des Klimas einen schönen Rahmen für die Handlung gebildet haben. Die Bewohner Alaskas sind alle für sich einzigartig, jedoch jeder mit dem Herz am rechten Fleck. Die Dynamik und der Zusammenhalt der Gemeinschaft hat der Geschichte noch mehr Würze und Herz verliehen.

Ein wirklich wundervoller Roman über Liebe von ihrer guten wie auch schlechten Seite mit einer traumhaften Kulisse und tollen Protagonisten.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Geschichte
  • Erzähstil
  • Charaktere
  • Gefühl
Veröffentlicht am 30.07.2018

Der Gefangene des Himmels

Der Gefangene des Himmels
0

Der dritte Teil in der Reihe um den Friedhof der verlorenen Bücher beleuchtet nun vor allem das Leben von Fermin und das Erwachsenenleben von Daniel.
Endlich wird Fermins Vergangenheit, die er beinahe ...

Der dritte Teil in der Reihe um den Friedhof der verlorenen Bücher beleuchtet nun vor allem das Leben von Fermin und das Erwachsenenleben von Daniel.
Endlich wird Fermins Vergangenheit, die er beinahe täglich neu erfindet, aufgedeckt. Daniel und seine Familie helfen ihm durch die schwere Zeit durch die er gehen muss um diese aufzuarbeiten und mit sich auf sein Schicksal einzulassen.

Mit hat sehr gut gefallen, wie dieses Buch den Kreis aus den Geschehnissen der beiden ersten Bände schließt und zeigt wie eng verflochten die Leben von Fermin und Daniel von Anfang an war.

Die Sprache und der Schreibstil von Carlos Ruiz Zafon sind wie gewohnt melodisch und einzigartig mitreisend. Ich konnte von der Geschichte aber auch vor allem von der Erzählweise nicht genug bekommen. Zusätzlich zum Buch habe ich mir deshalb auch noch das Hörbuch gekauft, das auch wunderschön vertont ist und der gedruckten Fassung in nichts nachsteht.

Eine wunderschöne Fortsetzung einer großartigen Reihe!

Veröffentlicht am 30.07.2018

Die Dramatik des Krieges

Alles Licht, das wir nicht sehen
0

Der zweite Weltkrieg bricht aus und entwurzelt das blinde Mädchen Marie-Laure und ihren Vater aus Paris nach Saint-Malo. Während sie versuchen ihr Leben zu ordnen und unauffällig zu bleiben, wird der deutsche ...

Der zweite Weltkrieg bricht aus und entwurzelt das blinde Mädchen Marie-Laure und ihren Vater aus Paris nach Saint-Malo. Während sie versuchen ihr Leben zu ordnen und unauffällig zu bleiben, wird der deutsche Junge Werner ausgebildet um Sender des Wiederstandes ausfindig zu machen. Die Beiden stehen also auf unterschiedlichen Seiten des Krieges, ihre Schicksale sind jedoch miteinander verstrickt. Nach und nach nähern sich ihre Geschichten aneinander an.

Die sehr kurzen Kapitel, die teilweise nur zwei Seiten lang sind machen den Einstieg nicht ganz leicht, sorgen aber auch für viel Abwechslung. Mir hat es dabei geholfen, das Buch teilweise als Hörbuch zu hören, das auch großartig vertont ist. Die Sprache des Autors ist wunderschön und macht den Unterschied zwischen einem guten und einem großartigen Roman aus. Die Geschehnisse werden sehr bildlich und ausführlich beschrieben, so dass man sich gut in die Geschichte „hineinträumen“ kann.

Mir hat gut gefallen, wie vielseitig die Geschichte ist, die Schicksale der Protagonisten sind dramatisch, spannend und gehen sehr ans Herz.
Ein absolut lesenswerter Roman!

Veröffentlicht am 10.06.2018

Beeindruckend und mitreisend

Mercy Seat
0

Was geschieht am Tag der Hinrichtung eines jungen Mannes, der für ein äußerst zweifelhaftes Verbrechen verurteilt wurde? Besonders wenn dieser Mann schwarz ist und die Hinrichtung in den Südstaaten der ...

Was geschieht am Tag der Hinrichtung eines jungen Mannes, der für ein äußerst zweifelhaftes Verbrechen verurteilt wurde? Besonders wenn dieser Mann schwarz ist und die Hinrichtung in den Südstaaten der USA im Jahr 1942 stattfinden soll.
Viele Leben sind von diesem Tod betroffen und sie werden hier beleuchtet. Die Kapitel sind dabei jeweils kurz und wechseln sich zwischen den einzelnen Erzählern ab. Dabei ist es am Anfang etwas schwer den Überblick zu behalten, da es viele Charaktere sind und nicht jeder auf den ersten Blick mit dem Geschehnis zu tun hat. Nach und nach verknüpfen sich aber die Stränge und was dabei herauskommt ist mitreisend, aufwühlend und erschütternd.

Viele Themen werden hier intensiv beleuchtet, nicht nur Rassismus und die Frage um die Todesstrafe, auch Hilfsbereitschaft, Familienzugehörigkeit und Ethik. Diskutiert werden diese Themen alle subtil und mit sehr viel Feingefühl.

Diese Mischung und die abwechslungsreichen Kapitel führen zu einer mitreisenden Geschichte, die man bis zur letzten Seite nicht aus der Hand legen möchte.

Veröffentlicht am 21.05.2018

Ein Meisterwerk

Ein wenig Leben
0

Diese Geschichte ist so sehr in meinen Kopf eingedrungen wie noch keine andere zuvor. Gerade gegen Ende hatte ich nachts teilweise Probleme einzuschlafen, weil die Geschichte noch so präsent in meinem ...

Diese Geschichte ist so sehr in meinen Kopf eingedrungen wie noch keine andere zuvor. Gerade gegen Ende hatte ich nachts teilweise Probleme einzuschlafen, weil die Geschichte noch so präsent in meinem Kopf war.

Die Freundschaft von Jude, Willem, JB und Malcom ist durch und durch eine besondere. Sie lernen sich auf dem College kennen und werden Freunde fürs Leben, mit allem was dazugehört und an Aufrichtigkeit kaum zu übertreffen.

Wir lernen sie alle kennen, mitsamt ihrem Charakter und ihrer Vergangenheit bis man das Gefühl hat diese Menschen wirklich zu kennen. Sie und alle Personen, an die sich Jude im Laufe seiner Geschichte annähern wirken so echt, dass man meinen könnte sie wären real. Und es ist ein wahnsinniges Glück für Jude, dass er sie hat, denn auf Grund seiner Vergangenheit, über die er sich strickt weigert zu reden, ist sein Leben von Schwierigkeiten und Abgründen gezeichnet. Doch diese Begleiter sind die herzlichsten und liebenswertesten die man sich Wünschen kann. Sie begleiten ihn um die Vergangenheit zu verarbeiten, die von Dramen und Tragödien geprägt sind.

So zeigt Hanya Yanagihara, wie Menschen zerbrechen und aufgefangen werden, was für Abgründe sich auftun können und warum es aus vielen Situationen keinen Ausweg gibt.

Dieses Buch behandelt so viele schwierige Thematiken in unglaublicher Tiefgründigkeit. Ich muss ganz klar sagen, dass man für das Lesen dieses Buches auf jeden Fall in der richtigen Stimmung sein sollte, denn ein Buch, das man eben mal nebenher lesen kann ist dieses hier sicher nicht! Es gab einige Momente, in denen ich es weglegen musste, nicht weil ich nicht gespannt auf die Handlung oder neugierig und lesefreudig war, sondern weil es einfach zu viel war. Die Geschichte geht nahe wie kaum eine zweite, was auch am unvergleichlichen Schreibstil von Hanya Yanagihara liegt. Lange verschachtelte Sätze, die trotzdem klar und deutlich sind und fast schon poetisch wirken. Ich konnte nicht genug kriegen davon. Ein sprachliches Meisterwerk!

Trotz der erschütternden Geschehnisse und der teilweise deprimierenden Stimmung ist es ein Buch, das jeder gelesen haben sollte. Denn es ziehen sich auch unglaublich schöne Stränge durch die Geschichte. Wahre und ehrliche Freundschaften, Menschen, die immer füreinander da sind, Wege aus Abgründen, die sich auftun, wenn man tatsächlich mal Hilfe annimmt und Liebe zulässt. Ich glaube aus dieser Geschichte kann jeder etwas für sich ziehen!