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silvia1981

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Veröffentlicht am 28.09.2018

Interessant, erschreckend und gefühlvoll

Ein Winter in Paris
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Der Roman „Ein Winter in Paris“ von Jean-Philippe Blondel hatte mich seines Covers wegen angesprochen. Ich finde es sehr schön gestaltet und wollte wissen, wer hinter dem jungen Mann steckt. Zudem hat ...

Der Roman „Ein Winter in Paris“ von Jean-Philippe Blondel hatte mich seines Covers wegen angesprochen. Ich finde es sehr schön gestaltet und wollte wissen, wer hinter dem jungen Mann steckt. Zudem hat weiteres Interesse das Thema Einsamkeit bzw. Unsichtbarkeit für die Mitmenschen geweckt und ich war sehr neugierig, inwiefern sich der Selbstmord Matthieus auf den davor unsichtbaren Victor auswirkt, was es aus ihm macht und wie er damit umgeht. Wie erst vermutet ist Victor keiner der grundsätzlich zurückgezogen lebt, sondern durchaus schlagfertig und gekonnt agieren kann und Nähe sucht und vermisst. Die Lycee hat aus ihm gemacht, was er anfangs war...

Victor, ein junger Student, der aus der Provinz nach Paris gekommen ist, ist für mich ein gut gelungener Protagonist, mit dem ich gut mitfühlen konnte. Sehr erschreckend fand ich die Lehrerschaft bzw. den Umgang mit den Studenten in seinem Lycee. Victor ist anders als alle anderen und dadurch für sie unsichtbar bzw. er macht sich schließlich selbst zu dem, was er ist, und hat dadurch immerhin die Chance, im ersten Jahr von den Leistungen her mithalten zu können. Nicht nur in Paris hat er kaum ein soziales Leben, auch von seinen Eltern versucht er sich abzunabeln, die wenig mit seinem Studium anfangen können. Im zweiten Jahr lernt er Matthieu kennen, dem es im ersten Jahr wie ihm selbst ergeht, bis Matthieu kurze Zeit nach ihrem Kennenlernen Selbstmord begeht. Victor wird dadurch sichtbar - er war der Freund des Opfers. Plötzlich wird er beliebt, bei den Mädchen interessant, wird zu Partys eingeladen und trifft sich häufig mit Matthieus Vater, was nicht gerne gesehen wird und alles zusammen seine Leistungen sinken lässt. Ihm gefällt diese plötzliche Aufmerksamkeit, dass seine Einsamkeit ein Ende hat und er weiß dies zu nutzen. Ihm gefällt auch diese Art Vater-Sohn-Beziehung zu Matthieus Vater, der so ganz anders ist als sein eigener Vater. Aber will er das alles auch sein? Wo ist sein richtiger Platz im Leben? Victor befindet sich in einer Phase, in der er noch nicht angekommen ist, nicht weiß, was ihm die Zukunft bringen soll, und freut sich über angebotene Möglichkeiten, aus seiner aktuellen Situation auszubrechen. Schön fand ich, dass der Leser zu Beginn und Ende des Romans erfährt, was aus Victor schließlich geworden ist.

Ich fand das Buch interessant, aufschlussreich und erschreckend, gefühlvoll, teilweise auch spannend. Wie mit dem Thema Selbstmord an der Lycee umgegangen wird, welche Methoden dort allgemein vorherrschen, hat mich erschüttert. Im Grunde handelt das Buch davon, was ein Selbstmord bei den Mitmenschen bewirkt, wie sie sich fühlen, welche möglichen Vorteile sie sogar daraus ziehen können, was man in dieser Geschichte bei verschiedenen Personen mitverfolgen kann. Der Schreibstil ist flüssig und gut lesbar, man muss aber doch mit einem gewissen Maß an Konzentration dabei sein. Der Hauptteil der Geschichte ist eine Erinnerung an die Zeit in den 80er Jahren, in der noch vieles anders lief und Studenten in den Bibliotheken zu Hause waren. Ich den Umfang etwas zu knapp gewählt und hätte mir in manchen Szenen mehr Ausführlichkeit gewünscht. Trotzdem zeigt dieser Roman, dass ein gutes Buch auch in kleinerem Umfang sehr viel Aussagekraft haben kann! Auf alle Fälle ist der Roman gehobene Literatur und definitiv lesenswert! Ich vergebe sehr gerne vier glänzende Sterne hierfür.

Veröffentlicht am 18.03.2018

Amüsante Erlebnisse zweier großartiger Schwestern

Ziemlich beste Schwestern – Quatsch mit Soße (Ziemlich beste Schwestern 1)
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Über das Buch "Ziemlich beste Schwestern - Quatsch mit Soße" von Sarah Welk habe ich mich sehr gefreut. Das Cover finde ich sehr gelungen und schon in der Leseprobe hat es mich sehr angesprochen. Zudem ...

Über das Buch "Ziemlich beste Schwestern - Quatsch mit Soße" von Sarah Welk habe ich mich sehr gefreut. Das Cover finde ich sehr gelungen und schon in der Leseprobe hat es mich sehr angesprochen. Zudem hat es mich an meine Kindheit mit meiner Schwester erinnert und auch ich habe zwei Mädels, die hoffentlich noch viele schöne Geschichten zusammen erleben werden - wenn auch so manches Erlebnis für die Eltern nicht ganz so erfreulich sein wird wie hier im Buch . Aber das gehört zum Kind sein einfach dazu und so erfreue nicht nur ich mich, sondern wie erwartet auch meine Kinder an den tollen Geschichten von Flo und Mimi und fast jeden Tag muss eine davon vorgelesen werden.

Die Geschichten bauen teilweise aufeinander auf und können trotzdem einzeln auch gut gelesen werden, weil manche Grundfakten zur besseren Verständnis immer wieder wiederholt werden. Am wenigsten überzeugen kann mich Geschichte eins über einen langweiligen Sonntag, weil mir darin einfach zu viele Schimpfwörter vorkommen, auch wenn immer wieder klar gestellt wird, dass man so etwas nicht sagt. Deutlich besser sind Geschichte zwei bis vier um ein paar Mäuse, bei der ich mich köstlich amüsieren konnte und sie immer wieder gerne lese. Ebenso Geschichte fünf um den Riesen-Vulkan-Kuchen hat es uns sehr angetan. Geschichte sechs hingegen finde ich ziemlich überzogen, dass sie jedoch im ebenfalls erschienen Buch "Ziemlich beste Schwestern - So ein Affentheater!", das zeitgleich erschienen ist, ihre Fortsetzung findet, ist ein geschickter Zug der Autorin. Wir haben die beiden Schwestern so sehr lieben gelernt, dass wir unbedingt auch dieses Buch noch kaufen werden!

Die Schriftgröße finde ich für Leseanfänger angenehm. Die Geschichten haben eine angenehme Länge und sind kindgerecht verständlich geschrieben. Die Illustrationen gefallen uns sehr gut, wenngleich auch manchmal die eine oder andere Illustration mehr schön gewesen wäre, denn teilweise hat der junge Leser hier schon eine Durststrecke zu überwältigen, wo über drei Doppelseiten nur Text zu finden ist. Alles in allem ist es für uns ein sehr gelungenes Kinderbuch, woran wir sicher noch lange Freude finden werden!

Veröffentlicht am 21.10.2017

Tolles Kochbuch, aber leider momentan nichts für uns

Easy. Überraschend. Low Carb.
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Nachdem ich mir fürs neue Jahr vorgenommen hatte, unseren Speiseplan zu überdenken und gesünder zu gestalten, habe ich mich die letzten Tag mit dem Buch "Easy. Überraschend. Low Carb." von Bettina Matthaei ...

Nachdem ich mir fürs neue Jahr vorgenommen hatte, unseren Speiseplan zu überdenken und gesünder zu gestalten, habe ich mich die letzten Tag mit dem Buch "Easy. Überraschend. Low Carb." von Bettina Matthaei auseinandergesetzt, weil ich von dieser Ernährungsform schon positives gehört habe und mir selbst ein Bild davon machen wollte.

- Meinung zum Buch:
Das Buch hat eine sehr hochwertige Aufmachung. Nicht nur das Äußere, d.h. Größe und Stabilität sowie zusätzlicher Schutzumschlag, auch das Innere überzeugt voll und ganz mit vielen großformatigen Fotos, die die Gerichte optimal präsentieren. Zu Beginn informiert ein knapper Theorieteil über das Thema Low Carb und auch speziell die in diesem Buch gewählte Variante des Low Carb High Fat. Im Anschluss findet der Leser in mehreren Kapiteln viele Rezepte, die alle Tagesmahlzeiten abdecken. Zu jedem Rezept gibt es genaue Nährwertangaben, dies nicht nur für das gesamte Gericht sondern sogar für jede Komponente einzeln. Bei den Beilagen wird erwähnt, zu welchem Gericht diese als Austausch variiert werden können und so bietet das Kochbuch mit Sicherheit viel Abwechslung. Gerade auf das Thema Brot backen wurde großen Wert gelegt und hier finden sich zahlreiche Rezeptideen. Inwiefern die vorgestellten Rezepte tatsächlich neu sind, kann ich als Low-Carb-Anfängerin nicht beurteilen, ich empfinde sie aber als sehr umfangreich und abwechslungsreich.

- Persönliche Meinung zum Thema Low Carb und persönlicher Nutzen:
Erstmal war ich sehr überrascht, wie viele extravagante Zutaten es vor allem im Bereich Brot backen gibt bzw. wie viele verschiedene Zutaten nötig sind, um ein solches Brot zu backen. Selbst die in der Einleitung genannten drei Brote für Anfänger benötigen verschiedene Zutaten, die mir völlig unbekannt sind und die ich, wohnhaft in einem kleinen Ort, nicht einfach kaufen kann. Zudem ist nach Recherche im Internet der Preis der Zutaten sehr hoch, was mich als Anfänger abschreckt, überhaupt einen Testversuch zu wagen. Dies zieht sich leider Großteils auch durch die weiteren Rezepte hindurch. Da ich nicht komplett die Ernährung umstellen möchte und dies im Sinne meiner Familie auch nicht möglich wäre, habe ich mich entschlossen, den Test nicht einzugehen, weil diese Zutaten in meiner normalen Küche schlichtweg keine Verwendung mehr finden können. Ein paar wenige Rezepte, wie den Eiersalat oder die Omelettvarianten z.B., die uns wirklich gut geschmeckt haben, werde ich gerne weiterverwenden, aber einiges anderes ist für uns leider im Moment nicht umsetzbar. Es war trotzdem interessant, einen Einblick in das Thema zu bekommen, und womöglich werde ich es zu einem späteren Zeitpunkt doch noch versuchen, mehr davon in meine Küche zu übernehmen.

Nachdem ich das Buch an sich als sehr gelungen empfinde und es Anhängern der Low-Carb-Ernährung, vor allem durch die vielen Brotrezepte, vermutlichen Nutzen bringt, möchte ich hierfür vier Sterne vergeben.

Veröffentlicht am 21.10.2017

Über Trauer und neues Lebensglück, gepaart mit viel Marmelade

Das Brombeerzimmer
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Ich koche selber sehr gerne Marmelade ein und lese gerne von Familiengeheimnissen, weswegen mich das Buch "Das Brombeerzimmer" von Anne Töpfer sofort sehr angesprochen hat. Das Cover finde ich sehr gelungen ...

Ich koche selber sehr gerne Marmelade ein und lese gerne von Familiengeheimnissen, weswegen mich das Buch "Das Brombeerzimmer" von Anne Töpfer sofort sehr angesprochen hat. Das Cover finde ich sehr gelungen gestaltet, den Titel am Ende aber nicht ganz stimmig, dafür spielte sich für mich zu wenig in diesem Zimmer ab...

Im ersten Teil des Buches lernt man die junge Protagonistin Nora kennen, die ein Jahr nach dem Tod ihres Mannes Julian noch immer sehr trauert. Sie tröstet sich damit, ihm jeden Sonntag sieben Gläser Marmelade zu kochen, welche wie ein Marmeladenschrein in seinem Arbeitszimmer aufgetürmt sind. Ich fand diesen Teil sehr emotional und musste so manche Träne mit Nora weinen, konnte mich sehr gut mit ihr identifizieren und mich in ihrer Person wiederfinden. Sie hätte für mich nicht besser getroffen werden können. Nicht nur sehr emotional, auch sehr bildlich und wunderschön beschreibt die Autorin Nora, ihre Marmeladen, ihre Heimat und ihre Freundschaft zu Katharina, welche sich jede Frau als beste Freundin nur wünschen kann.

Durch Zufall stößt Nora auf das Geschenk, das Julian ihr zum Hochzeitstag schenken wollte, aber nicht mehr dazu kam. Ein Brief mit Rezept und zwei Gläsern Brombeermarmelade von Julians Großtante Klara. Um Klara wird in Julians Familie ein großes Geheimnis gemacht, ein unbekannter Vorfall aus der Vergangenheit liegt schwer über der Familie. Nora möchte sich trotzdem bei Klara bedanken, versucht Kontakt aufzunehmen und reist schließlich in die Vorpommersche Boddenlandschaft, um sie kennenzulernen. Auf ihrer für sie in mehrerer Hinsicht ungewissen Reise lernt sie nicht nur eine nette alte Dame, sondern auch eine neue Freundin und eine wunderschöne Landschaft kennen, lernt Neues im Bereich Marmelade einkochen und kann durch ihre Reise positiver in die Zukunft blicken, indem sie plötzlich das Gefühl hat, auch ohne Julian ihr Leben in den Griff zu bekommen.

Sehr gefallen hat mir Noras Person, die Freundschaften zu Katharina und Mandy und die beschriebene Trauer, aber auch der langsam positive Blick in die Zukunft. Dass einen so eine Reise auf andere Gedanken bringt, damit stimme ich voll überein. Trotzdem überzeugt mich Noras Wandlung nicht ganz, denn schließlich wartet der Alltag danach wieder auf sie, selbst wenn sie in Alex eine mögliche neue Liebe erahnt, die sie zwar ängstlich, aber auch zuversichtlich stimmt. Hier fehlt mir ein Kapitel am Ende des Buches, das einige Monate später beschreibt, wie sich Noras Leben weiter entwickelt hat. Aber nicht nur Noras Leben, auch Katharina hat eine neue Liebe in Aussicht, ebenso wie Mandy, der auch beruflich Neues vorschwebt und auch Klara und Nora hatten mit ihren Marmeladen Pläne, von denen man leider nichts mehr liest. Klara ging mir in der Geschichte auch zu sehr unter, ich hätte mir von ihrer Person mehr Präsenz und mehr Anziehung versprochen, das Geheimnis um ihre Person hätte für mich für mehr Spannung sorgen müssen und nicht nur in wenigen Sätzen am Ende der Geschichte nebenbei sehr verwirrend aufgeklärt werden sollen. Ich fand die Geschichte grundsätzlich sehr gut, es ist ein Buch zum weinen und glücklich sein, aber für mich hat etwas gefehlt um es vollkommen zu machen. Ich vergebe deswegen vier glänzende Sterne dafür.


Im ersten Teil des Buches lernt man die junge Protagonistin Nora kennen, die ein Jahr nach dem Tod ihres Mannes Julian noch immer sehr trauert. Sie tröstet sich damit, ihm jeden Sonntag sieben Gläser Marmelade zu kochen, welche wie ein Marmeladenschrein in seinem Arbeitszimmer aufgetürmt sind. Ich fand diesen Teil sehr emotional und musste so manche Träne mit Nora weinen, konnte mich sehr gut mit ihr identifizieren und mich in ihrer Person wiederfinden. Sie hätte für mich nicht besser getroffen werden können. Nicht nur sehr emotional, auch sehr bildlich und wunderschön beschreibt die Autorin Nora, ihre Marmeladen, ihre Heimat und ihre Freundschaft zu Katharina, welche sich jede Frau als beste Freundin nur wünschen kann.

Durch Zufall stößt Nora auf das Geschenk, das Julian ihr zum Hochzeitstag schenken wollte, aber nicht mehr dazu kam. Ein Brief mit Rezept und zwei Gläsern Brombeermarmelade von Julians Großtante Klara. Um Klara wird in Julians Familie ein großes Geheimnis gemacht, ein unbekannter Vorfall aus der Vergangenheit liegt schwer über der Familie. Nora möchte sich trotzdem bei Klara bedanken, versucht Kontakt aufzunehmen und reist schließlich in die Vorpommersche Boddenlandschaft, um sie kennenzulernen. Auf ihrer für sie in mehrerer Hinsicht ungewissen Reise lernt sie nicht nur eine nette alte Dame, sondern auch eine neue Freundin und eine wunderschöne Landschaft kennen, lernt Neues im Bereich Marmelade einkochen und kann durch ihre Reise positiver in die Zukunft blicken, indem sie plötzlich das Gefühl hat, auch ohne Julian ihr Leben in den Griff zu bekommen.

Sehr gefallen hat mir Noras Person, die Freundschaften zu Katharina und Mandy und die beschriebene Trauer, aber auch der langsam positive Blick in die Zukunft. Dass einen so eine Reise auf andere Gedanken bringt, damit stimme ich voll überein. Trotzdem überzeugt mich Noras Wandlung nicht ganz, denn schließlich wartet der Alltag danach wieder auf sie, selbst wenn sie in Alex eine mögliche neue Liebe erahnt, die sie zwar ängstlich, aber auch zuversichtlich stimmt. Hier fehlt mir ein Kapitel am Ende des Buches, das einige Monate später beschreibt, wie sich Noras Leben weiter entwickelt hat. Aber nicht nur Noras Leben, auch in den Leben der anderen Personen gibt es starke Wandlungen und man kann nur vermuten, wie alles weiter gehen wird. Von mir gibt`s vier glänzende Sterne dafür.

Veröffentlicht am 21.10.2017

Beas Befreiung im wunderschönen Baskenland

Bea macht blau
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Ich kenne alle bisherigen Bücher der Autorin Tessa Hennig und habe mich sehr auf ihren neuen Roman "Bea macht blau" gefreut. Leider muss ich aber hier auch gleich anmerken, dass mir das Coverbild im Vergleich ...

Ich kenne alle bisherigen Bücher der Autorin Tessa Hennig und habe mich sehr auf ihren neuen Roman "Bea macht blau" gefreut. Leider muss ich aber hier auch gleich anmerken, dass mir das Coverbild im Vergleich zu den bisherigen Covern nicht zusagt. Auch finde ich, dass der Titel und der Klappentext der Geschichte nicht gerecht werden, denn es geht nicht wie hieraus hervorgeht vordergründig um das schlechte Verhältnis bzw. einem Besuch bei der Schwester, vielmehr reist die Protagonistin Bea nach San Sebastiàn, weil sie dort Maria und deren Gästehaus nach vielen Jahren wiedersehen möchte. Zudem kamen mir sofort gewisse Parallelen zu vor allem dem Roman "Emma verduftet" in den Sinn, denn nicht zum ersten Mal geht`s um das Thema Frau um die fünfzig, Mann kein Interesse mehr an der Ehe und Tochter verlässt das Elternhaus bzw. hat plötzlich eigene Ansichten was ihre Zukunft betrifft, was die Vollblut-Mama in eine Krise stürzt.

Trotzdem wollte ich auch diesem Buch auf alle Fälle wieder eine Chance geben und habe auch dieses Mal wieder in Bea eine Protagonistin kennen gelernt, die mir sofort ans Herz gewachsen ist. Ich konnte mich sehr gut in Bea hinein versetzen und mit ihr fühlen, wie sie Caros Auszug vom Haus am Tegernsee verkraften musste, und das nicht nur ins nahe München in die WG einer Freundin, sondern mit einem Bea nicht sympathischen jungen Mann nach Passau und damit viel weiter entfernt als gedacht. Gerade zu diesem Zeitpunkt muss Bea auch noch erfahren, dass ihr Mann eine Affäre mit einer anderen Frau hat und auch von Caro gibt es nochmals Neuigkeiten, die ihr sehr zusetzen und ihr keine Wahl lassen, als sich eine Auszeit im Baskenland zu nehmen. In ihrer Kindheit war sie dort oft mit ihren Eltern und ihrer Schwester Karin im Urlaub und hoffte, bei Maria auf andere Gedanken zu kommen. Aber dort erwartete sie nur deren Schwester Alba mit schlechten Neuigkeiten und auch ansonsten erlebt Bea dort eine sehr turbulente Zeit, die ihr Leben jedoch für immer positiv verändern und ihren Kindheitstraum wahr werden lassen soll...

Außerordentlich gut hat mir neben der Protagonistin, der Beschreibung ihrer Gefühle und ihres Lebenswandels der Aufenthalt in San Sebastiàn gefallen, an dem die Autorin den Leser mit ihrer Geschichte teilhaben lässt. Ich habe ein genaues Bild vor Augen, wie es dort aussehen könnte, und würde selber am Liebsten sofort meinen Koffer packen und dorthin reisen. Nicht nur die Landschaft und die im Buch genannten Orte stelle ich mir zauberhaft vor. Auch bei der Beschreibung der Tapas kann man nur ins Schwärmen kommen und selbst in Angels Bar in den Genuss davon kommen wollen. Sehr gut dargestellt fand ich auch das Näherkommen der beiden Schwestern, die sich lange nichts mehr zu sagen hatten, und im Gästehaus mit Erinnerungen an die Urlaube ihrer Kindheit wieder zueinander finden. Auch den Grund ihrer jahrelangen Funkstille fand ich am Ende plausibel dargestellt. Toll fand ich ebenso die beiden Erkenntnisse aus dem Buch: "Scheiß auf das "man"!" und loszulassen und sich vom Wind treiben zu lassen, nichts mehr zu wollen, und dann kommen die Dinge irgendwann von selbst. Die Geschichte war für mich sehr kurzweilig und flüssig in einem Rutsch zu lesen.

Alles in allem war mir der Trubel in der Geschichte fast zu viel des Guten. Die Trennung, die Reise ins Baskenland und die Versöhnung mit Karin hätten als Grundbausteine ausgereicht. Alles andere - Caros ausufernde Situation, die kurze Affäre mit Javier und das am Ende total unerwartete Geheimnis um Maria - hat sich zwar gut eingefügt, hätte es für mich aber nicht gebraucht und hat mir die anfängliche tolle Stimmung im Baskenland zu unruhig werden lassen. Trotz meiner Kritik möchte ich dem Buch vier glänzende Sterne vergeben, weil ich die Bücher von Tessa Hennig einfach unglaublich gerne lese und mich jetzt schon auf einen hoffentlich bald wieder neuen Roman freue!