Profilbild von bookloving

bookloving

Lesejury Star
offline

bookloving ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit bookloving über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.09.2018

Ein ganz besonderes Leseerlebnis

Mexikoring
0

INHALT
In Hamburg brennen die Autos. Jede Nacht, wahllos angezündet. Aber in dieser einen Nacht am Mexikoring, einem Bürohochhäuserghetto im Norden der Stadt, sitzt noch jemand in seinem Fiat, als der ...

INHALT
In Hamburg brennen die Autos. Jede Nacht, wahllos angezündet. Aber in dieser einen Nacht am Mexikoring, einem Bürohochhäuserghetto im Norden der Stadt, sitzt noch jemand in seinem Fiat, als der anfängt zu brennen: Nouri Saroukhan, der verlorene Sohn eines Clans aus Bremen. War er es leid, vor seiner Familie davonzulaufen? Hat die ihn in Brand setzen lassen? Und was ist da los, wenn die Gangsterkinder von der Weser neuerdings an der Alster sterben?
(Quelle: Klappentext Suhrkamp Nova)


MEINE MEINUNG
„Mexikoring“ von der deutschen Krimiautorin Simone Buchholz ist bereits der achte Band der in Hamburg angesiedelten Krimireihe, in der die in jeglicher Hinsicht außergewöhnliche und sehr unkonventionelle Staatsanwältin Chastity Riley ermittelt. Zum Verständnis dieses Bands sind jedoch Vorkenntnisse aus der vorherigen Reihe nicht notwendig und der Fall wird vollständig aufgeklärt.
Schon der rätselhafte Einstieg mit einem knappen, umgangssprachlichen Dialog enthüllt den spannenden und zugleich beklemmenden Hintergrund des Falls - eine tragische Liebesgeschichte zwischen Nouri und Aliza, zwei Menschen, die nicht zusammen sein durften.
Der neue Kriminalfall für die Staatsanwältin und ihr bunt gemischtes, skurilles Ermittlerteam kommt ziemlich spektakulär daher und hat viele Komponenten, die einen fesselnden Krimi ausmachen. Ein mysteriöser Auto-Brand am berühmt-berüchtigten Mexikoring in Hamburg, ein namentlich bekannter Schwerverletzter, der bald darauf seinen Verletzungen erliegt und abtrünniges Mitglied eines gefürchteten kurdisch-libanesischen Clans aus Bremen mit weitverzweigten Kontakten zur organisierten Kriminalität ist. Die Autorin bietet dem Leser mit ihrem komplexen Fall eine gut recherchierte, realitätsnahe Milieustudie zu den recht archaisch anmutenden Mhallamiye Familienclans und ihren Traditionen aus dem Nahen Osten.
Wer hier jedoch einen Krimi nach dem üblichem Muster erwartet, wird sicherlich enttäuscht werden, denn bei dieser ziemlich derben, kettenrauchenden Krimiheldin mit ihren Abstürzen muss man sich auf etwas völlig Neues einlassen. Die Autorin hat sich für ihre interessante Hauptfigur einen wirklich ungewöhnlichen Charakter mit vielen Ecken und Kanten einfallen lassen. Sie wirkt irgendwie gebrochen und verletzlich, hat offenbar mit ihren inneren Dämonen zu kämpfen, gibt sich aber nach außen sehr taff und zynisch. Erzählt wird die Geschichte sehr plastisch aus ihrer Perspektive und mit ihrer drastischen, nüchternen Sichtweise bringt die Hauptfigur die Dinge sehr treffsicher auf den Punkt.
Der fesselnde Schreibstil der Autorin ist unverwechselbar und einzigartig – kurz, knackig, derb und mit genialen, oft sehr poetischen Sprachbildern, die hervorragend die oft düstere, melancholische Stimmung einfangen. Dieser Schreibstil konnte mich sehr begeistern, denn er passt hervorragend zur Persönlichkeit der Hauptfigur, dem ganzen Milieu und macht das besondere Flair des Romans aus. Die atmosphärisch unglaublich dichten Beschreibungen lassen zudem sofort das Kopfkino anspringen.
Auch wenn man über die Glaubwürdigkeit einer permanent vor Ort ermittelnden Staatsanwältin sicher streiten kann, für mich war dieser Kriminalroman ein ganz besonderes Leseerlebnis, das mich auf weitere Fälle mit Chastity Riley und ihrem eigenwilligen Team neugierig gemacht hat.

FAZIT
Ein spannender, unterhaltsamer und sprachlich einzigartiger Krimi – für mich ein ganz besonderes Leseerlebnis!

Veröffentlicht am 29.09.2018

Viel mehr als ein Kochbuch

Tel Aviv by Neni. Food. People. Stories.
0

NENI –steht für Haya Molchos Söhne Nuriel, Elior, Nadiv und Ilan und verkörpert zugleich ein einzigartiges, innovatives Erfolgskonzept mit eigener Produktlinie, Kochschule und NENI-Restaurants in zahlreichen ...

NENI –steht für Haya Molchos Söhne Nuriel, Elior, Nadiv und Ilan und verkörpert zugleich ein einzigartiges, innovatives Erfolgskonzept mit eigener Produktlinie, Kochschule und NENI-Restaurants in zahlreichen Städten Europas. NENI ist ein echter Familienbetrieb. bei dem sich alles um die mediterrane und levantinische Esskultur dreht.
Dieses ganz besondere Kochbuch nimmt uns mit auf eine aufregende kulturelle und kulinarische Entdeckungsreise nach Tel Aviv – einer modernen, vielfältigen und weltoffenen Stadt voller Kontraste.
Mit dem Buch „Tel Aviv. Food. People. Stories.“ stellt uns Haya Molcho gemeinsam mit ihrer Familie und Freunden die Küche ihres Heimatlandes vor. Es bietet eine gelungene vielfältige Auswahl an traditionellen Gerichten und interessanten neuen Ideen. Die faszinierende Melange aus den Küchen Europas, Nordafrikas und des Nahen Ostens sorgt für ein buntes Feuerwerk an exotischen Aromen und betörenden Düften. Es macht Lust darauf, sofort mit Nachkochen loszulegen, um die charakteristische Zutaten aus der Region sowie völlig neue Geschmacksrichtungen kennen zu lernen.
Zudem erfährt man nebenbei so einiges über den Schmelztiegel Tel Aviv und seinen einzigartigen Bewohnern.
Eindrucksvolle, außergewöhnlich ansprechende Bilder von Land und Leuten sowie eingestreute Portraits von lokalen Gastronomen und faszinierenden Genießern mit ihren Geschichten sowie spannende Hintergrundinformationen zu den exotischen Gerichten lassen ein authentisches Porträt der vielfältigen, quirligen Metropole entstehen.
Rund 60 köstliche Rezepte spiegeln Tel Avivs Multikulturalität wider! Von Lauch-Buns über Israelische Meeresfrüchte-Paella bis zum Orangen-Olivenöl-Kuchen – hier dürfte für jeden Geschmack etwas Leckeres zu finden sein.
Wer die von Neni präsentierte Küche ausprobieren möchte, findet hier eine breite Palette von Gerichten - von einfachen, schnellen Speisen bis hin zu aufwändigeren, die in der Zubereitung ziemlich anspruchsvoll und deren exotische Zutaten bei uns sicherlich nicht so leicht zu erhalten sind.
Ein Glossar am Ende des Buchs erläutert etwas ausgefallenere Zutaten, in einigen Fällen wird auch einen gleichwertiger Ersatz vorgeschlagen.
Unterteilt werden die Rezepte in folgende Rubriken:
- Gemüse, Getreide und Hülsenfrüchte (Sabich, Sarma und mehr)
- NENIS Grundbaukasten (Was wir immer zuhause haben)
- Fisch (Aus dem Mittelmeer auf den Tisch)
- Fleisch (Von Shawarma bis Curry)
- Süßes (Früchte, Eis und zuckriges Gebäck)
Den Rezepten ist meist eine Doppelseite gewidmet. Neben dem ganzseitigen, appetitanregenden Foto findet sich neben der Zutatenliste eine gut verständliche Arbeitsanleitung mit den einzelnen Arbeitsschritten. Zu jedem Rezept sind auch noch kleine Erläuterungen eingefügt, in denen man etwas über Land und Leute, die Geschichte des Gerichts oder sonstiges Wissenswertes erfährt. Manchmal gibt Haya uns auch ein paar zusätzliche Tipps zur Zubereitung oder den Zutaten.
Die stimmungsvolle, farbenfrohe Food-Fotografie, die außergewöhnlich ansprechenden Fotos und das peppig-moderne Layout machen das Buch zu einer wundervollen Augenweide! Die hochwertige Ausstattung des Buchs wie sehr dicke Karton des Hardcovers und das feste, matte Papier runden meinen hervorragenden Eindruck ab.
FAZIT
„Tel Aviv. Food. People. Stories.“ – Ein ganz besonderes Kochbuch und zugleich eine aufregende kulturelle und kulinarische Entdeckungsreise. Hier steckt viel Leidenschaft zum Kochen und viel Liebe zu Land und Leuten drin!
Es hat das Potential, eines meiner Lieblingskochbücher zu werden.

Veröffentlicht am 19.08.2018

Überzeugender Krimi mit tollem Zeitkolorit

Die Tote im Wannsee
0

INHALT
Wolf Heller interessiert sich eigentlich nicht für Politik, doch plötzlich ist alles politisch. Ohne es zu wollen, gerät er zwischen die Fronten. Die Polizei gilt als reaktionärer Haufen, Studenten ...

INHALT
Wolf Heller interessiert sich eigentlich nicht für Politik, doch plötzlich ist alles politisch. Ohne es zu wollen, gerät er zwischen die Fronten. Die Polizei gilt als reaktionärer Haufen, Studenten demonstrieren lautstark in den Straßen, und seine Freundin Louise zieht in eine Kommune. Da wird eine junge Frau tot am Ufer des Wannsees gefunden. Nur die roten Schlangenlederschuhe geben einen brauchbaren Hinweis auf ihre Identität. Als der Kommissar ein Bild der Schuhe in einer Berliner Zeitung veröffentlichen lässt, meldet sich eine Kollegin der Toten: Heidi Gent arbeitete in Horst Mahlers Anwaltskanzlei. Heller soll den Fall schnell abschließen. Auf der Polizei liegt noch der Schatten der Ermordung von Benno Ohnesorg, der Druck aus dem Schöneberger Rathaus ist enorm. Doch als er zufällig mitbekommt, dass sein Chef lautstark mit einem Unbekannten über die Tote streitet, lässt er nicht mehr locker.
(Quelle Klappentext Ullstein Verlag)
MEINE MEINUNG
Der fesselnde Kriminalroman »Die Tote im Wannsee« ist das äußerst gelungene Debüt des deutschen Autorentrios Martin Lutz, Uwe Wilhelm und Sven Felix Kellerhoff – kurz auch Lutz Wilhelm Kellerhoff. Der Krimi entführt uns ins West-Berlin der bewegten 1968er Jahre, eine geteilte Metropole quasi an vorderster Frontlinie des Kalten Krieges, in Aufruhr und voller gesellschaftlicher Kontraste. Gekonnt nimmt der Krimi uns mit auf eine kleine Zeitreise mitten hinein in Studenten-Proteste gegen Vietnamkrieg und Springerkonzern sowie zu radikalen Demonstrationen mit gewalttätigen Auseinandersetzungen während „Establishment“ und normales Bürgertum fassungslos zuschaut.
Geschickt verwoben mit dem komplexen Kriminalfall und portraitieren die Autoren den Alltag in der Stadt und vermitteln ein sehr stimmiges, authentisches Bild von der damaligen Zeit und dem politisch-gesellschaftlichen Spannungsfeld. So erhalten wir als Leser interessante Einblicke in die Studentenbewegung, Frauen-Emanzipation, Einstellung zur Homosexualität, Generationenkonflikte, dem Verdrängen der Nazi-Vergangenheit und verdeckten Wirken der „reingewaschenen“ Altnazis in vielen Positionen sowie den undurchsichtigen Machenschaften der Stasi, um die Machtstrukturen in West-Berlin zu verändern. Aber auch etliche historische Persönlichkeiten wurden gekonnt in die Handlung eingebaut und verleihen dem Fall mehr Authentizität. Am gut getroffenen Zeitkolorit und an vielen in die Geschichte eingestreuten historischen Details spürt man, wie akribisch die Autoren die damalige Zeit in Westberlin recherchiert haben.
Sehr angenehm ist auch der flotte Erzählstil mit gelungenen Dialogen und einer der recht einfachen, authentisch wirkenden Sprache. Beim Lesen merkt man nicht, dass an diesem Werk „aus einem Guß“ drei verschiedene Autoren beteiligt waren.
Sehr abwechslungsreich und packend haben die Autoren den komplexen Fall mit verschiedenen Handlungssträngen gestaltet. Vor allem die Perspektivwechsel, die uns auch an der Sicht des Opfers und Täters teilhaben lassen, sind sehr eindringlichen geschrieben und sorgen für enorme Spannung.
Der Krimi lebt neben den lebendig geschilderten Schauplätzen und interessanten Milieustudien vor allem von seinen lebensnahen, vielschichtig angelegten Figuren. Äußerst aufschlussreich und teilweise amüsant fand ich insbesondere die Einblicke in den inneren Kreis der studentischen Rebellen, ihren Wandel zum Revolutionsrausch und ihre trotz propagierter Fortschrittlichkeit doch eher rückständigen Auffassungen zu Rollenverteilung und Gleichberechtigung der Frauen. Hervorragend gefallen hat mir der recht eigenwillige, aber sympathische Kommissar Heller als Protagonist, der sehr bodenständig und aufrichtig wirkt, manchmal aber mit den finsteren Schatten der Vergangenheit eingeholt wird und mit dem ungeklärten Tod seiner Mutter zu kämpfen hat. Sehr faszinierend ist es, den erfahrenen Kommissar bei seiner hartnäckig Ermittlungsarbeit zu dem komplizierten Mordfall, bei dem sich immer Ungereimtheiten und Hürden auftun, zu begleiten und natürlich mitzurätseln. Als seine Nachforschungen auch aus eigenen Reihen ganz offensichtlich sabotiert und selbst von seinem Vorgesetzten unterbunden werden, setzt er alles daran, den Hintergründen auf die Spur zu kommen und den Mordfall zu lösen. Die Aufklärung war insgesamt sehr glaubwürdig, schlüssig und zufriedenstellend.
Ich würde mich sehr freuen, wenn es bald einen neuen Fall für den routinierten, sehr sympathischen Kommissar Heller im geteilten Berlin gäbe und ich wieder die spannend und lehrreich erzählte Zeitgeschichte abtauchen könnte.
FAZIT
Ein fesselnder, atmosphärisch dichter historischer Kriminalroman mit tollem Zeitkolorit und interessanten Charakteren, der uns gekonnt ins geteilte Berlin der bewegten 1968er Jahre abtauchen lässt. Sehr lesenswert!

Veröffentlicht am 28.07.2018

Wunderbar poetisch

Die Schönheit der Nacht
0

INHALT
„Wie viele Geheimnisse verschweigt jede Frau?“
Die angesehene Pariser Verhaltensbiologin Claire sehnt sich immer rastloser danach, zu spüren, dass sie lebt und nicht nur funktioniert. Die junge ...

INHALT
„Wie viele Geheimnisse verschweigt jede Frau?“
Die angesehene Pariser Verhaltensbiologin Claire sehnt sich immer rastloser danach, zu spüren, dass sie lebt und nicht nur funktioniert. Die junge Julie wartet auf etwas, das sie innerlich in Brand steckt – auf des Lebens Rausch, auf Farben, Mut und Leidenschaft. In der glühenden Sommerhitze der Bretagne entdecken die beiden unterschiedlichen Frauen, welche Geheimnisse sie so sorgfältig vor sich selbst gehütet haben. Und was sie wagen müssen, um die zu werden, die sie sein können.
(Quelle Klappentext Knaur Verlag)
MEINE MEINUNG
Mit ihrem neusten Werk „Die Schönheit der Nacht“ ist der deutschen Autorin Nina George erneut ein äußerst beeindruckender Roman gelungen, der mich sehr bewegt hat. Es ist eine unglaublich intensive, tiefgründige und sinnliche Geschichte über das Leben in all seinen Facetten, über unausgelebte Sehnsüchte und tief verborgene Geheimnisse. Zwei faszinierende Frauen stehen im Mittelpunkt der Handlung, die sich zunehmend zueinander hingezogen fühlen – beide auf der sehnsüchtigen Suche nach sich selbst, nach unstillbarer Leidenschaft und neuer Lebenslust. Clair, die selbstbewusste, lebenserfahrene, aber unglückliche Verhaltensbiologin, die sehr unnahbar wirkt und die Menschen wie keine andere zu lesen vermag. Julie auf der anderen Seite, die Freundin von Claires Sohn Nico, ein cleveres, aber recht unsicheren junges Mädchen und zugleich voller ungeduldiger Erwartungen. Wir erleben einen gemeinsamen Sommer an der bretonischen Küste, der mit großer, ungeahnter Wucht alles unwiderruflich in Gang setzt, und danach alle Beteiligten nie mehr dieselben sein lässt.
In geschickt gesetzten Rückblicken erfahren wir nach und nach viele Hintergründe zu Claires Lebensgeschichte, die ihre Unzufriedenheit mit ihrem derzeitigen, festgefahrenen Leben verdeutlichen und uns ihre Persönlichkeit und Motive schrittweise näher bringen. Auf eine sehr sinnliche Weise fließen Gedanken, Emotionen und Betrachtungen ineinander und entfalten vor unserem inneren Auge ein bewegendes, schillerndes Gesamtbild. Nina George versteht es meisterlich, Stimmungen und Bilder einfühlsam und mit viel Feingespür einzufangen und eine unnachahmlich dichte, zuweilen melancholische Stimmung heraufzubeschwören. Ihre äußerst bildhafte, poetische Sprache konnte mich rasch gefangen nehmen und mich begeistern. Mit emotionaler Eindringlichkeit und Leidenschaft schickt sie uns Leser auf eine wahre Achterbahnfahrt der Gefühle.
Einzigartig sind auch die sehr gelungenen, atmosphärisch dichten Beschreibungen des bretonischen Finistères, die das herbe Flair einfangen, die dort angesiedelte Handlung wundervoll treffend in Szene setzen und zudem neugierig auf diese einzigartige, ursprüngliche Küstenregion machen. Sehr gut gefallen hat mir auch das Spiel der Autorin mit dem Motiv des Meeres mit seiner Unendlichkeit, das immer wieder in den Mittelpunkt rückt und sehr schön die gewaltigen, aufwogenden Emotionen im Wandel der Geschichte widerspiegelt.
FAZIT
Ein außergewöhnlicher, aufwühlender und nachdenklich stimmender Roman mit einer wundervoll poetischen Sprache! Sehr lesenswert!

Veröffentlicht am 16.07.2018

Ein sehr außergewöhnlicher, bewegender Roman

Hyde
0

INHALT
Seit sie denken kann, ist Hyde Katrinas Zuhause gewesen. Hier ist sie aufgewachsen, mit ihrer Schwester Zoe und ihrem Vater. Jetzt ist Hyde verschwunden – und Katrina auf sich allein gestellt. Von ...

INHALT
Seit sie denken kann, ist Hyde Katrinas Zuhause gewesen. Hier ist sie aufgewachsen, mit ihrer Schwester Zoe und ihrem Vater. Jetzt ist Hyde verschwunden – und Katrina auf sich allein gestellt. Von dem, was geschehen ist, weiß sie nur noch Bruchstücke. Als sie beginnt, ein verfallenes Haus zu renovieren, mit dem sie sich auf seltsame Weise verbunden fühlt, führt sie dies auf die Spur eines ungeheuren Geheimnisses. Ist sie überhaupt diejenige, die sie glaubt zu sein?
(Quelle Klappentext Beltz Verlag)
MEINE MEINUNG
Mit „Hyde” hat die deutsche Autorin Antje Wagner einen außergewöhnlichen, fesselnden und bewegenden Roman geschrieben, der sich nicht so einfach einem bestimmten Genre zuordnen lässt. Die gelungene Mischung aus mitreißender Coming of age-Geschichte, abenteuerlichem Jugendroman und düsteren Mystery-Elementen macht den besonderen Reiz aus – ein äußerst vielschichtiger Roman mit sehr anschaulich und realistisch umgesetzten Themen, der durchaus auch ältere Leser zu begeistern weiß. Schon bald entspinnt sich um die faszinierende, sehr mysteriöse Protagonistin Katrina eine unheilvolle, sehr tiefgründige und teilweise emotional aufwühlende Geschichte, die man noch lange Zeit in Gedanken mit sich trägt.
Sehr gelungen ist der lebendige, einfühlsame Schreibstil der Autorin. Die sehr eindringlich erzählte, sehr komplexe Geschichte bietet dem Leser zudem zwischen den Zeilen viel Stoff zum Rätseln und Spekulieren über Katrinas Schicksal und kann oftmals mit sehr unerwarteten Wendungen überraschen. Darüber hinaus versteht es die Autorin, mit die aufgebaute Spannung immer weiter zu steigern und eine wundervoll düstere, unheilvolle Grundstimmung in die Handlung einzuweben. Sehr fesselnd ist der stetige Perspektivwechsel zwischen gegenwärtigen Ereignissen und Katrinas Rückblicken in die Vergangenheit, denn erst nach und nach enthüllen sich dem Leser ihre Motive, die dunklen Geheimnisse ihrer Kindheit und Jugend und erklären die rätselhaften Hintergründe für ihr mysteriöses Verhalten. Wir erleben die gesamte Handlung aus Sicht der anfangs sehr rätselhaften Ich-Erzählerin und einsamen Einzelgängerin Katrina. Je mehr man über sie und die Hintergründe der Schicksalsschläge in ihrem Leben erfährt, desto besser kann man sich in ihr Innenleben und ihre Handlungen hineinversetzen. Die vielschichtige Charakterisierung von Katrinas interessanter Persönlichkeit mit all ihrer Verletzlichkeit, ihren Selbstzweifeln und ihrem Gefühlschaos durch die tragischen, schmerzlichen Erlebnisse ist der Autorin hervorragend gelungen und sehr authentisch. Sehr bewegend ist es, ihre charakterliche Reifung und ihren Aufarbeitungsprozess mit zu verfolgen und zu erleben, wie sie sich ihren Ängsten stellt, um schließlich ihren eigenen Weg in die Zukunft zu beschreiten.
Gekonnt fügen sich allmählich immer mehr Puzzlestückchen zusammen. So erfährt der Leser erst zum Ende hin die verschiedenen Facetten von Katrinas tragischer und sehr berührender Lebensgeschichte. Das sehr faszinierende Gesamtbild ist in sich stimmig und klingt noch lange nach, auch wenn sich nicht alle Geschehnisse rational erklären lassen.
FAZIT
„Hyde“ ein wundervoll geschriebener, tiefgründiger und äußerst bewegender Roman mit tollen Mystery-Elementen und einer interessanten Protagonistin, der mich sehr fasziniert und gefesselt hat. Nicht nur für Jugendliche sehr empfehlenswert!