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Gisel

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.10.2018

Rasanter Thriller

Bösland
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1987 wird der 13jährige Ben verhaftet, weil er seine Freundin mit einem Golfschläger totgeschlagen hat. 30 Jahre später hat er sich ein neues Leben aufgebaut. Mit seiner Therapeutin hat er vieles aufgearbeitet, ...

1987 wird der 13jährige Ben verhaftet, weil er seine Freundin mit einem Golfschläger totgeschlagen hat. 30 Jahre später hat er sich ein neues Leben aufgebaut. Mit seiner Therapeutin hat er vieles aufgearbeitet, sie ermutigt ihn, sich seinen Erinnerungen zu stellen. Denn er kann sich nicht daran erinnern, wie er seine Freundin ermordet haben soll. Doch dann wird seine Therapeutin mit einem Golfschläger erschlagen, genau zu dem Zeitpunkt, als Ben einen Termin bei ihr hatte…

Mit viel Spannung erzählt der Autor Bernhard Aichner die Geschichte von Ben, dem es nach 30 Jahren gelingt, seine Erinnerungen wieder zu finden, was sein Leben völlig auf den Kopf stellt. Dabei gerät er in größte Gefahr, immer wieder und scheinbar ohne etwas dazuzulernen. Das steigert die Dramatik ungemein, während der Leser sich sehr gut mit ihm identifizieren kann. Die kurzen Kapitel und die unerwarteten Wendungen bringen zusätzliche Hektik in die Erzählung. Die Einblicke in Bens Seelenleben wie auch in seine Erkenntnisse lassen den Leser mit ihm mitfiebern und sich mit ihm solidarisieren. Auch wenn man bald ahnt, was damals geschehen ist, bleibt die Spannung durch den Gefahrenmoment wie auch die rasante Erzählweise bis zum Schluss erhalten. Und „Bösland“, dieser Raum auf dem Dachboden, in dem sein Vater ihn wiederholt misshandelt hat, bleibt bis zum Schluss voller Gefahren für Ben, auch wenn er schon längst erwachsen ist.

„Bösland“ ist ein faszinierender Thriller, der seinen Protagonisten durch eine harte Schule schickt. Das ist mega-spannend zu lesen, die Geschichte entwickelt ihren eigenen Sog, der einen nicht mehr loslässt. Deshalb eine unbedingte Leseempfehlung von mir!

Veröffentlicht am 27.09.2018

Ein äußerst fabelhaftes Kinderbuch

Karlas ziemlich fabelhafter Glücksplan
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Karla weiß genau, dass sie im Notfall zaubern kann. Denn ihr Papa hat bei ihrer Geburt gesagt, dass das ein magischer Moment gewesen sei. Leider lebt ihr Papa nicht mehr, aber er gibt ihr Zeichen, indem ...

Karla weiß genau, dass sie im Notfall zaubern kann. Denn ihr Papa hat bei ihrer Geburt gesagt, dass das ein magischer Moment gewesen sei. Leider lebt ihr Papa nicht mehr, aber er gibt ihr Zeichen, indem er ihr Hasen erscheinen lässt. Und zaubern muss Karla ganz dringend. Sie muss ihrem Bruder Lukas helfen, der von drei Jungs bedroht wird. Auch ihrer Mutter muss sie helfen, denn die muss mehr arbeiten als ihr Arbeitsvertrag vorschreibgt. Und dann müssen sie alle auch noch aus ihrer Wohnung ausziehen, weil der Hausmeister keine Kinder mag. Aber Karla sieht immer wieder Hasen, und dann muss doch alles gut gehen, oder?

Die Autorin Alexandra Maxeiner erzählt die Geschichte aus Karlas Perspektive. So kann der junge Leser sich sehr schnell in ihre Gedankenwelt einfinden und ihre Ideen nachvollziehen. Beim Vorlesen erfüllt das gleich zwei weitere Funktionen: Der Erwachsene findet sich unversehens in der kindlichen Gedankenwelt wieder, die uns doch manchmal so schwer fällt nachzuvollziehen. Und es ergibt sich eine gute Gelegenheit, um über Karlas Ideen und Erlebnisse ins Gespräch mit den Kindern zu kommen. Die Themen Mobbing, Verlust eines Elternteils, überhaupt Schwierigkeiten im Alltag werden kindgerecht angesprochen, es werden adäquate Lösungsmöglichkeiten aufgezeigt. Sehr viel Spaß macht das Spiel mit der Sprache, wenn Wörter auf witzige Weise verändert werden. Schon der Einstieg mit Karlas sieben Namen (Karla, Achkarla, Karlakind, Heykarla, Ohkarla, Karla-jetzt-nicht, Karlotta Karlotti) ist gut gelungen und lädt sofort zum Weiterlesen ein.

Das Buch ist sehr humorvoll geschrieben, man kann über die Missgeschicke trotz allem gut lachen. Es spricht den Leser sehr schnell an und zeigt ganz nebenbei, wie wichtig Familie und Freundschaften im Leben sind. Ein gelungenes Kinderbuch zum unbedingt Weiterempfehlen!

Veröffentlicht am 22.09.2018

Das dunkle Geheimnis ihrer Mutter

Ein Teil von ihr
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Unversehens geraten Andrea Oliver und ihre Mutter Laura in Lebensgefahr: Ein Amokläufer erschießt im Café zwei Frauen; während Laura ihre Tochter vor ihm beschützt, drängt sie ihre Tochter zur Flucht. ...

Unversehens geraten Andrea Oliver und ihre Mutter Laura in Lebensgefahr: Ein Amokläufer erschießt im Café zwei Frauen; während Laura ihre Tochter vor ihm beschützt, drängt sie ihre Tochter zur Flucht. Von jetzt auf gleich findet Andrea sich auf einer Fahrt mit unbekanntem Ziel wieder – und muss sich Gedanken über ihre Mutter machen, die plötzlich so überraschend anders wirkt. Laura versucht Andrea zu schützen – doch wovor? Und was ist in Lauras Vergangenheit vorgefallen, dass die Gewalt nun plötzlich in ihr Leben einbricht?

Die Autorin Karin Slaughter lässt den Leser zusammen mit ihrer Protagonistin erkunden, wieso Laura plötzlich so verändert ist. In zwei Zeitschienen erzählt sie Lauras Geschichte und enthüllt nach und nach, wie die Vergangenheit in die Gegenwart hineinstrahlt. Anfangs noch etwas unübersichtlich, wird schnell klar, wie die beiden Zeitebenen ineinander greifen – und genauso schnell ist der Leser voll im Sog der Erzählung. Die Seiten fliegen dahin, denn mit Andrea will man diese unbekannte Seite ihrer Mutter kennenlernen. Dabei spart die Autorin auch nicht an der einen oder anderen überraschenden Wendung. Und siehe da, was am Anfang überhaupt nicht möglich erscheint, nämlich die Motive der einzelnen Handelnden zu verstehen, gelingt zum Schluss ohne Probleme…

Mich hat das Buch bestens unterhalten, auch ohne übermäßig blutrünstig zu sein. Der Fokus liegt eher auf dem Verstehen der Gegebenheiten, auf dem Sortieren, wer jetzt zu den Guten gehört und warum. Deshalb vergebe ich sehr gerne eine Leseempfehlung und alle fünf möglichen Sterne.

Veröffentlicht am 21.09.2018

Ein alltäglicher Konflikt und seine sehr originelle Lösung

Mein Freund Otto, das wilde Leben und ich
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Matti und Otto sind beste Freunde schon so gut wie ihr ganzes Leben lang. Für ein Schulprojekt sollen sie einen Rap entwerfen und der Klasse vorführen. Doch Otto meint, sie seien viel zu brav, sie müssten ...

Matti und Otto sind beste Freunde schon so gut wie ihr ganzes Leben lang. Für ein Schulprojekt sollen sie einen Rap entwerfen und der Klasse vorführen. Doch Otto meint, sie seien viel zu brav, sie müssten erst etwas wilder werden, wenn das mit dem Rap überhaupt was werden kann. Doch wie macht man das, dass man plötzlich wilder ist und trotzdem niemand richtig weh tut? Otto und Matti finden tatsächlich ein gutes Thema dazu, aber dann kommt doch alles ganz anders…

Mit den beiden Freunden hat die Autorin Silke Lambeck zwei sympathische Jungs entworfen, die sehr neugierig und aufgeweckt sind und gleichzeitig auch Verantwortung übernehmen. Sie schlagen mal über die Stränge, aber so richtig nur in Ausnahme- und Notfällen. Die Geschichte kommt sehr unterhaltsam herüber, auch wenn sie ernste Untertöne zeigt. Der Text wird gut ergänzt von den Illustrationen, die in schwarz-weiß über das Buch verteilt sind. Das Buch ist kindgerecht geschrieben, es regt ganz nebenbei zum Nachdenken auf, während man sich beim Lesen köstlich amüsieren kann, weil Matti frei von der Leber weg seine Sicht der Dinge schildert. Die Auflösung des Konflikts ist äußerst originell gelöst, die Idee dazu wird bei den jungen Lesern auf jeden Fall gut aufgenommen werden.

Ein richtig gutes Kinderbuch mit einem alltäglichen Konflikt und einer sehr originellen Lösung, die sowohl den Eltern beim Vorlesen wie auch den Kindern beim Selberlesen viel Spaß machen wird. Unbedingt zum Weiterempfehlen!

Veröffentlicht am 21.09.2018

Der Zauber der Pinguine

Unverfrorene Freunde
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Seit dreißig Jahren erforscht Klemens Pütz das Leben von Pinguinen. Dafür reist er regelmäßig für mehrere Monate in die Antarktis und in andere Regionen, in denen Pinguine leben. In diesem Buch erzählt ...

Seit dreißig Jahren erforscht Klemens Pütz das Leben von Pinguinen. Dafür reist er regelmäßig für mehrere Monate in die Antarktis und in andere Regionen, in denen Pinguine leben. In diesem Buch erzählt er einiges aus seinen Forschungen, über das Leben der Tiere an Land und im Wasser wie auch über Veränderungen in deren Populationen über die Jahre hinweg.

Dabei plaudert der Autor Anekdoten aus seinem Forscherleben aus, über die Neugier der Tiere, über die Anstrengungen, die sie für das Überleben der Küken in Kauf nehmen, über den Alltag in der Forschung über die Tiere. Das gelingt ihm so überzeugend, dass der Leser sich schnell in den Zauber der Pinguine einfangen lässt und die Seiten einfach so dahinfliegen. Sämtliche Informationen kann er dabei so nonchalant und kompetent verpacken, dass der Leser einen sehr guten Einblick in die Materie erhält. Bilder und Karten runden die Informationen des Buches ab.

In seine Arbeit steckt der Autor eine Menge Herzblut, und das merkt man dem Buch an. Bei der Beschreibung des Alltags der Pinguine erzählt er eher humorvoll und versucht dabei immer wieder, die Tiere nicht zu vermenschlichen. Eindrücklich wird er, wenn es um die menschengemachten Gefahren geht, die den Tieren drohen, wie z.B. Plastikmüll in den Meeren oder das Verschwinden der Lebensräume mancher Pinguinarten.

Dieses Buch ist so überzeugend geschrieben und so leicht zu lesen, dass ich es unbedingt weiter empfehlen möchte.