Platzhalter für Profilbild

fredhel

Lesejury Star
offline

fredhel ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit fredhel über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.10.2018

keine Wahl

Cassia & Ky -- Die Auswahl
0

"Die Auswahl" von Ally Condie spielt in einer nicht näher definierten Zukunft, in der jeder und alles egalisiert wurde, damit kein Neid entsteht. Krankheiten sind weitestgehend ausgerottet. Das Leben der ...

"Die Auswahl" von Ally Condie spielt in einer nicht näher definierten Zukunft, in der jeder und alles egalisiert wurde, damit kein Neid entsteht. Krankheiten sind weitestgehend ausgerottet. Das Leben der Menschen findet in Einheitshäusern und in Einheitskleidung statt, Beruf und Sexualpartner werden von der Gesellschaft bestimmt. 
In dieser Welt ist die siebzehnjährige Cassia groß geworden und steht nun vor dem wichtigsten Schritt in ihrem Leben, der Verpaarung. Sie hat Glück und wird ihrem attraktiven Jugendfreund zugeteilt, doch ihre Leidenschaft entbrennt immer stärker für einen Aussenseiter der Gesellschaft. 
Obwohl sie sich bislang dem System angepasst hat, nichts in Frage stellte, werden in ihrem inneren aufrührerische Fragen immer lauter. Es scheinen sich zudem Fehler im System zu häufen...
Dieser Blickwinkel auf ein Leben ohne materielle Sorgen, ohne Krankheit und Neid, ohne Gefahr und ohne Verbrechen hat mich fasziniert. Es ist so langweilig. Wenn einem dazu noch jede Entscheidungsmöglichkeit abgesprochen wird, ist das schlimmer als ein goldener Käfig. Cassie ist ein tolles Mädchen mit einem grossen Verantwortungsbewußtsein. Auch ihr Freund und ihre gesamte Familie sind einfach sehr sympathisch. Man wünscht sich, dass es für alle gut ausgeht. Das ist meinen Augen auch das einzige Manko an diesem Roman, einfach das die Protagonisten viel zu glatt, schön und edel sind.
Trotzdem eine mitreissende Story, die zwar in sich abgeschlossen ist, aber süchtig macht auf den Folgeband.

Veröffentlicht am 02.10.2018

Kriegslust

Wolfsthron
0

Viel zu früh gelangt Roper auf den Wolfsthron und wird somit Herrscher über ein unwirtliches Königreich, dessen Bewohner wilde, furchtlose Krieger sind. Dieses Nordland befindet sich im Kriegszustand mit ...

Viel zu früh gelangt Roper auf den Wolfsthron und wird somit Herrscher über ein unwirtliches Königreich, dessen Bewohner wilde, furchtlose Krieger sind. Dieses Nordland befindet sich im Kriegszustand mit seinem südlichen Nachbarn, der durch Überrumpelung und Hinterlist einen beachtlichen Schlachtsieg gewonnen hat. Roper muss sich nicht nur mit den Feinden von aussen befassen, auch im Inneren droht Gefahr durch Intrigen und Machtspiele.
Leo Carew führt den Leser in eine Welt, die fremdartig und vertraut zugleich ist. Es werden wilde Schlachten geschlagen, aber nicht Mut und Kraft allein führen zum Sieg, sondern auch ein schnell erwachsen werdender Roper, der zunehmend an Erfahrung und Menschenkenntnis gewinnt, um seine Position zu festigen.
Carew versteht es, alle Personen lebendig werden zu lassen. Er arbeitet die Unterschiede zwischen den verfeindeten Volksstämmen so gut heraus, dass man versteht, dass es um mehr geht als um Sieg oder Untergang. Hier prallen Ideologien aufeinander. Die Kämpfe nehmen einen Großteil des Geschehens ein, aber mindestens genauso spannend sind die politischen Winkelzüge des jungen Thronerbes, der durch eine harte Schule gehen muss. Am Ende des Romans steht Roper als mutiger Krieger vor seinem Volk. Er wird allseits geachtet, aber das Ende weist auch schon auf zukünftige Schwierigkeiten hin, die die Spannung auf Band 2 erhöhen.

Veröffentlicht am 27.09.2018

Späte Rache

Maulbeerbaum
0

Der Krimi spielt hauptsächlich im Jahr 2004. In der Gegend um das ostpreußische Olsztyn (früher Allenstein) werden schreckliche Morde begangen. Der Schmetterling, so wird der Täter schnell genannt, nachdem ...

Der Krimi spielt hauptsächlich im Jahr 2004. In der Gegend um das ostpreußische Olsztyn (früher Allenstein) werden schreckliche Morde begangen. Der Schmetterling, so wird der Täter schnell genannt, nachdem sein Markenzeichen ein in dem Opfer zurückgelassener Schmetterling ist. Pawel Werens soll die Story recherchieren, doch nur ungern verlässt er Warschau, um in seiner alten Heimat auf Spurensuche zu gehen. Dass er bei seinem Onkel wohnen kann, erweist sich als Glücksgriff, denn der rüstige Rentner kennt sich als ehemaliger Priester bestens in der katholischen Legendenwelt aus, auf die der Mörder sich ständig bezieht.
Werens erkennt, dass viele Jahre zuvor schreckliche Verbrechen begangen wurden. Die Täter leben noch, die alten Seilschaften funktionieren....
Es ist sehr interessant einen Krimi aus dem ehemaligen Ostblock zu lesen. 2004 sind die Nachwirkungen für den Journalisten immer noch zu spüren, überall Misstrauen und wenig Verlass auf wahrheitsgemäße Auskünfte. Die Handlung selbst wird spannend erzählt, Rückblicke in die Jahre 1976 bis 1978 zeigen die Wurzel allen Übels. Die Morde sind brutal und nichts für zarte Gemüter. Sehr interessant sind auch die Querverbindungen zu altkirchlichen Erzählungen und Legenden. Für meinen Geschmack ist "Maulbeerbaum" ein Buch, dass sich gut lesen lässt und dabei auch eine Spur anderes ist als der übliche Krimi-Mainstream.

Veröffentlicht am 27.09.2018

Armes reiches Kind

Wie ich fälschte, log und Gutes tat
0

Thomas Klupp versetzt den Leser in den Schüler Benedikt Jäger, und läßt ihn in der Ich-Perspektive einige Monate am Schulleben teilnehmen. Benedikt ist zwar oberflächlich betrachtet ein Junge aus gutem ...

Thomas Klupp versetzt den Leser in den Schüler Benedikt Jäger, und läßt ihn in der Ich-Perspektive einige Monate am Schulleben teilnehmen. Benedikt ist zwar oberflächlich betrachtet ein Junge aus gutem Hause: Vater Arzt, Mutter Societylady, aber genau genommen möchte man so ein Kind nicht im Freundeskreis der eigenen Kinder wissen. Benedikts ganzes Dasein ist auf Lug und Trug aufgebaut. Noten und Unterschriften werden gefälscht, um die Eltern über den wahren Leistungsstand zu täuschen. In der Freizeit wird viel dummes Zeug gemacht, vor allem aber getrunken, geraucht und gekifft. Die Schlinge um Benedikts Hals zieht sich immer weiter zu, das Lügengebäude droht einzustürzen und das war bei mir der Moment, in dem ich den Jungen plötzlich gerne mochte. Nicht Leichtfertigkeit hat ihn in diese vertrackte Situation gebracht, sondern im Prinzip sein gutes Herz, sein Nicht-Neinsagen-Können. Er will seinen Eltern um jeden Preis gefallen, doch die stellen sich selbst ein Armutszeugnis aus, denn sie wollen nur mit ihren perfekten Kindern nach aussen hin angeben. Für Benedikt als Menschen interessieren sie sich nicht. Emotionale Bindung ersetzen sie lieber durch materielle Zuwendung. Auch wenn mir der Erzählstil an einigen Seiten nicht so gut gefällt, weil er allzu sehr auf jugendlich getrimmt ist oder auch manche Gedankengänge zu breit getreten werden, so wird die Handlung gegen Ende hin immer spannender und der junge Mann wächst einem richtiggehend ans Herz.

Veröffentlicht am 11.09.2018

Meisterdetektiv?

Escape Room
0

Morgan Shepard ist berühmt durch seine Crime-TV-Show. Von klein auf war Berühmtwerden sein eigentliches Lebensziel, der Weg dahin war ihm fast egal. Schon mit 11 Jahren sieht er seine große Chance: er ...

Morgan Shepard ist berühmt durch seine Crime-TV-Show. Von klein auf war Berühmtwerden sein eigentliches Lebensziel, der Weg dahin war ihm fast egal. Schon mit 11 Jahren sieht er seine große Chance: er verrät den Vater seines allerbesten Freundes an die Polizei, was das Leben des anderen Jungen komplett aus der Bahn wirft. Der frühe Ruhm ist Shepard zu Kopf gestiegen. Er führt ein seelenloses Luxusleben, ein Getriebener, der immer nach dem größeren Kick greifen will, doch dabei seinen Körper mit Alkohol und Drogen zerstört und seine Empathie längst dem Kommerz geopfert hat. Nach einem wilden Alkoholexzess wacht er nicht wie erwartet neben einer attraktiven Blondine auf, sondern ist angekettet an ein Hotelbett, umgeben von 5 weiteren vorerst bewusstlosen Personen plus einer Leiche. Das Hotelzimmer entpuppt sich als tödliche Falle, wenn es Morgan Shepard nicht gelingen sollte, unter seinen Mitbewohnern den Mörder zu entlarven. Der Plot ist spannend, weil der Einstieg schon so beklemmend wirkt. Gefesselt aufzuwachen ist einfach ein Alptraum und für Morgan ist es erst der Anfang von den schrecklichsten 3 Stunden seines bisherigen Lebens. Durch Befragen versucht er hinter das Geflecht der Beziehungen zu kommen, aber da bei allen die Nerven blank liegen und eine der Frauen sogar unter Wahnvorstellungen leidet, läuft die ganze Situation mehr und mehr aus dem Ruder. Es ist spannend die ganzen Interaktionen wie unter einer Lupe betrachten zu können, aber ungefähr in der Mitte des Buches hätte es für meinen Geschmack deutlich straffer dargestellt werden können. Die Auflösung fällt nicht vom Himmel. Irgendwie konnte man sich schon darauf einstellen, aber das Ende ist rund und stimmig. Der Nervenkitzel ist gross genug, um 4 gute Lesesterne zu vergeben.