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Veröffentlicht am 15.09.2016

Brisantes Thema

Drei Brüder
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Marc Anderson ist ein deutscher Elitesoldat, der zusammen mit seinen Kommandobrüdern Thomas und Tim zum KSK (Kommando Spezialkräfte) gehört. Diese Gruppe wird in besonders heiklen Missionen eingesetzt, ...

Marc Anderson ist ein deutscher Elitesoldat, der zusammen mit seinen Kommandobrüdern Thomas und Tim zum KSK (Kommando Spezialkräfte) gehört. Diese Gruppe wird in besonders heiklen Missionen eingesetzt, z.B. bei der Rettung der Crew eines abgestürzten Kampfflugzeuges in Afghanistan oder der Rettung zweier deutscher Geiseln des IS im Irak. Doch letztere Aktion misslingt, nur mit Glück kommen die drei lebend davon, für andere endet das Manöver tödlich. Und was sehr schwer wiegt ist die Tatsache, dass dieser Einsatz wohl verraten wurde, und die Frage im Raum steht, wer von den Eingeweihten ein Verräter ist. Die drei Brüder verlassen nach dem Debakel ihre Einheit und arbeiten fortan als Sicherheitsbegleiter der Unternehmerfanilie Ericson. Doch auch hier kommt es zu einer Entführung. Hat auch hier der IS die Hand im Spiel?
Jörg H. Trauboth hat mit "Drei Brüder" einen leider sehr aktuellen Thriller geschrieben, der an die jüngsten Terroranschläge, z.B. in Brüssel erinnert. Der Autor , selber Pilot und Ex-Oberst, arbeitete u.a. im Krisenmanagement und in der Krisenprävention, er ist also ein absoluter Experte auf diesem Gebiet. Und das schlägt sich auch im Buch nieder: Der Leser hat fast den Eindruck, ein Buch zu lesen, dass auf realen Ereignissen basiert. Hier wurde Realität und Fiktion zu einem gelungenen Ganzen zusammen gefügt. Der Schreibstil ist sachlich und schnörkellos, wie ich finde, sehr passend zum Inhalt. Als Leser erhält man einen Einblick in das Krisenmanagement Deutschlands, was ich persönlich sehr interessant finde. An einigen Stellen geht die Informationsmasse etwas zu Lasten des Leseflusses, aber im Großen und Ganzen wird der Spannungsbogen gehalten. Sehr informativ ist der Anhang mit einem Glossar und Anmerkungen des Autors zum Buch.
Das Cover zeigt treffend die drei Brüder im Einsatz, durch die rote Grundfarbe ist es recht auffällig. Der Titel passt.
Ich möchte das Buch gerne weiter empfehlen, vor Allem an Leser, die auch an politischen Fakten interessiert sind.

Veröffentlicht am 29.05.2019

Verwirrspiel

Hinterhaus
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Carolin ist „Die Stimme des Ostens“, Radiojournalistin in Berlin ohne besonderen Ehrgeiz. Ihr Freund, mit dem sie zusammenlebt, ist ein angesehener Arzt in der Charité. Von einem Tag auf den anderen ist ...

Carolin ist „Die Stimme des Ostens“, Radiojournalistin in Berlin ohne besonderen Ehrgeiz. Ihr Freund, mit dem sie zusammenlebt, ist ein angesehener Arzt in der Charité. Von einem Tag auf den anderen ist dieser Freund plötzlich weg und hinterlässt ihr nur sieben mit ihren Habseligkeiten gepackte Umzugskisten. Carolin steht vor den Trümmern ihres bisherigen Lebens und hat Glück, dass die seltsame Hausbewohnerin Mandy sie zu sich ins Hinterhaus nimmt. Hier findet Carolin nun erstmal Obdach. Doch dieses Hinterhaus birgt Geheimnisse: Carolin findet in einem Kabuff die Leiche von Hans, Mandys Bruder, der seit zwanzig Jahren vermisst wurde. Nun überstürzen sich die Ereignisse, Carolin gerät in einen Strudel aus Lügen, Verbrechen und Betrug.
„Hinterhaus“ ist Lioba Werrelmanns erster Krimi, davor hat sie ein Sachbuch geschrieben. Der Autorin gelingt es sehr gut, den Leser durch einen flüssigen Schreibstil zu fesseln. Die relativ kurzen Kapitel tun ihr Übriges zum Spannungsaufbau, der sehr gut gelingt. Es gab nur wenige Stellen, die sich etwas zogen, nur dann, wenn es hin und wieder zu Wiederholungen kam. Die Protagonisten lassen sich nicht in Schubladen „sympathisch – nicht sympathisch“ einordnen, wie im richtigen Leben gibt es auch hier sehr viele Nuancen dazwischen. Carolin ist etwas naiv und weltfremd, was sie recht blauäugig in das Geschehen stolpern lässt. Auch ihr Kollege Adrian ist ein bisschen naiv, was das Private angeht, beruflich ist er ein knallharter Rechercheur. Die Geschichte ist stellenweise etwas unrealistisch, da hat sich die Autorin einige literarische Freiheiten genommen, was ja auch legitim ist. An manchen Stellen gibt es Ansätze von Situationskomik, das passte für mein Gefühl nicht so gut in diesen ansonsten eher düsteren Krimi.
Das Cover mit dem dunklen Hinterhof passt perfekt zum Buch, ebenso wie der kurze und knappe Titel. Beides fällt dem Krimileser auf.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Geschichte
  • Atmosphäre
  • Figuren
Veröffentlicht am 10.02.2019

Vielschichtig

Stella
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Der junge Schweizer Friedrich kommt 1942 nach Berlin. Hier trifft er in einer Kunstschule auf die geheimnisvolle Kristin. Sie zeigt ihm ihre Stadt – mit Jazzclubs und Alkoholexzessen. Der vermögende Friedrich ...

Der junge Schweizer Friedrich kommt 1942 nach Berlin. Hier trifft er in einer Kunstschule auf die geheimnisvolle Kristin. Sie zeigt ihm ihre Stadt – mit Jazzclubs und Alkoholexzessen. Der vermögende Friedrich kann es sich leisten, mit ihr in diese Berliner Nächte einzutauchen. Vom tobenden Weltkrieg scheint er hier weit entfernt zu sein. Doch eines Tages steht Kristin verletzt vor seiner Tür und von diesem Moment an ist alles anders…
Der Berliner Autor Takis Würger erzählt in seinem zweiten Buch nach dem preisgekrönten Roman „Der Club“ die verstörende Geschichte von Stella, die auf wahren Begebenheiten beruht. Der Spannungsbogen wird nur langsam aufgebaut, anfangs kann man nur schwer erahnen, wie in den einzelnen Kapiteln der Haupthandlungsstrang mit der Aufzählung der historischen Begebenheiten und den archivierten Zeugenaussagen zusammenhängt. Monatlich von Januar bis Dezember 1942 erfährt der Leser, was Interessantes geschah, von Kriegsschauplätzen über Geburtstage bekannter Persönlichkeiten bis zu Einschränkungen für die Bevölkerung – ungewöhnlich für einen Roman, aber durchaus interessant. Die Zeugenaussagen, die sich kursiv vom restlichen Text abheben, machen betroffen und passen anfangs noch nicht zum lockeren Berliner Nachtleben. Je weiter man liest, desto schockierter ist man über das Drama, das sich dort abspielt. Die Charaktere sind vielschichtig, Friedrich ist eher naiv und liebt Kristin fast schon bedingungslos. Von Kristin hingegen lernt man immer neue Seiten kennen, das macht sie interessant. Der Autor hat einen besonderen Schreibstil, er erzählt seine Geschichte nüchtern und relativ sachlich.
Das Cover ist für mich ein absolutes Highlight: sehr schlicht in schwarz gehalten, strahlt den Leser ein attraktives Frauengesicht aus dem Dunkel an. Die Silhouette ist nur zu erahnen, da ebenfalls schwarz gekleidet. Der Buchrücken und die Schrift sind goldfarben, das wirkt sehr edel. Auf jeden Fall ein sehr auffälliges Cover! Der Titel „Stella“ ist kurz und knapp und erschließt sich dem Leser während der Lektüre.

Veröffentlicht am 02.07.2018

Fiona auf dem Kriegspfad

Fiona: Den Toten verpflichtet
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Die junge Polizistin Fiona Griffiths ermittelt in einem schrecklichen Verbrechen: Eine junge Frau wird in einer völlig verwahrlosten Wohnung tot aufgefunden, neben ihr ihre brutal ermordete kleine Tochter. ...

Die junge Polizistin Fiona Griffiths ermittelt in einem schrecklichen Verbrechen: Eine junge Frau wird in einer völlig verwahrlosten Wohnung tot aufgefunden, neben ihr ihre brutal ermordete kleine Tochter. Ein Indiz, das gefunden wird, ist die Kreditkarte eines lange zuvor bei einem Flugzeugabsturz getöteten Mannes, dessen Leiche nie gefunden wurde. Fiona versucht alles, um dieses furchtbare Verbrechen aufzuklären, oft wandelt sie dabei auf einem schmalen Grat am Rande der Legalität, sehr zum Verdruss ihres Chefs. Doch Fiona ist eine außergewöhnliche Polizistin mit einer geheimnisvollen Vergangenheit, die sie scheinbar nicht loslässt.
„Fiona Den Toten verpflichtet“ ist der erste Teil einer Thriller Trilogie vom britischen Autor Harry Bingham. Mit Fiona hat der Verfasser eine außergewöhnliche und geheimnisvolle Figur geschaffen. Sie ist liebenswert, ehrlich und verfolgt ihr Ziel unbeirrt. Manchmal allerdings möchte man ihr zurufen:“Fiona, mach das nicht!“ Doch das würde sie nicht von ihrem Weg abbringen. Dadurch, dass dieses Buch aus Fionas Sicht geschrieben ist, lernt der Leser sie außerordentlich gut kennen. Der Schreibstil ist flüssig und mit einer guten Portion trockenem und manchmal makabrem Humor gewürzt. Der Spannungsbogen wird leider nicht konstant gehalten, ein paar wenige Längen schleichen sich dann doch ein, gerade dann, wenn Fionas Verhalten thematisiert wird.
Das Cover wirkt recht nüchtern und klar, das gefällt mir ganz gut. Besonders gelungen finde ich die Frauenfigur, die das „i“ im Titel darstellt. Der Titel und auch das Cover passen gut zum Buch und auch zu den anderen beiden Bänden der Trilogie.
Im Großen und Ganzen ist dieses Buch ein gelungener Start in die Reihe „Fiona“.

Veröffentlicht am 12.05.2018

"Nein" sagen!

Am Arsch vorbei geht auch ein Weg
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Fühlen Sie sich manchmal ausgenutzt, können Sie nur schlecht „nein“ sagen? Rollen Sie nur innerlich mit den Augen, wenn der Chef, die Freundin oder der Nachbar mal wieder ein unaufschiebbares Anliegen ...

Fühlen Sie sich manchmal ausgenutzt, können Sie nur schlecht „nein“ sagen? Rollen Sie nur innerlich mit den Augen, wenn der Chef, die Freundin oder der Nachbar mal wieder ein unaufschiebbares Anliegen hat? Wie wäre es, einfach mal abzusagen, wenn sich die immer gleichen Leute mit Hilferufen an Sie wenden. Das fällt natürlich nicht leicht, denn die Angst, mit einer Absage alle Sympathien zu verscherzen, ist groß. Und doch gibt es Menschen, die nur das tun, was sie wirklich wollen und sie sind trotzdem beliebt. Das muss doch irgendwie für jedermann machbar sein…
Alexandra Reinwarth erklärt uns in ihrem Ratgeber „Am Arsch vorbei geht auch ein Weg“, dass man viele Sachen, die einem nicht gut tun, einfach sein lassen kann. In einem flüssigen Schreibstil und mit viel Humor zeigt sie Alternativen auf, bzw. erklärt, dass man penetrante Nervensägen auch mal links liegen lassen kann. Unterteilt ist das Buch in sechs Kapitel: Die eigene Person, Freunde, Bekannte und Unbekannte, Familie, Im Beruf, Eltern & Kinder und Liebe. Man sieht also, es gibt viele Gelegenheiten, sich etwas am Arsch vorbei gehen zu lassen. Auch wenn sich das alles recht lustig anhört, steckt doch viel Wahres in diesem Buch, was zum Nachdenken anregt. Es hat mir sehr gut gefallen, gerade weil es so kurzweilig geschrieben ist, also es ist absolut kein trockener Ratgeber! Das erahnt man auch schon bei der Betrachtung des Covers. Ein in sich ruhender Buddha zeigt den Stinkefinger, ihm geht scheinbar auch Einiges „am Arsch vorbei“. Sehr schön gemacht!