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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.10.2018

Unterhaltsamer Einstiegsthriller für Jugendliche

Der Erdbeerpflücker
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Dieser Thriller ist genau das Richtige für Jugendliche, denn die Thematik mit Wohngemeinschaft, Liebe und Mädchenfreundschaft ist sehr passend ausgesucht.

Mir hat das Buch gefallen, es war allerdings ...

Dieser Thriller ist genau das Richtige für Jugendliche, denn die Thematik mit Wohngemeinschaft, Liebe und Mädchenfreundschaft ist sehr passend ausgesucht.

Mir hat das Buch gefallen, es war allerdings etwas seicht geschrieben, phasenweise langatmig und richtige Spannung kam erst am Ende auf. Ich würde es auch eher als Kriminalroman einordnen, denn der Thrill der Geschichte fehlte.

Doch die Beschreibung der Freundschaft der Mädchen, die verschiedenen Erzähl-Perspektiven aus Jettes und aus der Sicht des Mörders finde ich sehr gelungen. Allerdings war der Leser den Ermittelnden im Buch durch das Täterwissen immer mehrere Schritte voraus. Das hat die Spannung gedrosselt. Die Tatsache, dass Jette und Merle auf eigene Faust ermitteln, hat mich insofern beunruhigt, weil sie sich dadurch selbst in Gefahr brachten.
Besonders eines wird in diesem Buch deutlich: hinter jedem Menschen kann hinter der Fassade jemand ganz anderes stecken. Man kann sich nie sicher sein, wie es in einem Menschen wirklich aussieht. Daher finde ich dieses Buch für junge Menschen sehr empfehlenswert.

"Der Erdbeerpflücker" hat mich gut unterhalten und ich finde das Buch gerade für Leser geeignet, die einen Einstieg ins das Thriller-Genre suchen. Auch für Jugendlich ab circa 14 Jahren kann ich das Buch empfehlen.

Veröffentlicht am 07.10.2018

Liebenswert geschriebener Roman über Menschen in Kriegszeiten

Liebe Mrs. Bird
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"Liebe Mrs. Bird" ist der Debütroman von AJ Pearce, er erscheint im September 2018 bei Rowohlt Kindler.


Emmeline Lake, Emmy, ist 22 Jahre alt und möchte Kriegsreporterin werden. Sie nimmt eine Stelle ...

"Liebe Mrs. Bird" ist der Debütroman von AJ Pearce, er erscheint im September 2018 bei Rowohlt Kindler.


Emmeline Lake, Emmy, ist 22 Jahre alt und möchte Kriegsreporterin werden. Sie nimmt eine Stelle an, die sie vermeintlich als Journalistin beim "London Evening Chronicle" beschäftigen soll, es ist aber ein Job als Sekretärin bei der Kummerkastentante einer Frauenzeitschrift, der resoluten älteren Henrietta Bird. Diese hat ziemlich veraltete Ansichten was Frauen anbelangt, anstößige Briefe ihrer Leserinnen, die auf Fragen zur Ehe, Geschlechtlichkeit oder Politik abzielen, werden aussortiert und landen im Papierkorb. Die Aufgabe des Aussortieren der anstößigen Briefe soll Emmy übernehmen, doch das bringt sie nicht übers Herz. Ihr tun die Frauen leid und sie beantwortet einzelne Briefe.


"Mrs. Bird hing in einem anderen Zeitalter fest. Ihre Ansichten mochten vor dreißig Jahren vertretbar gewesen sein, aber nun waren sie veraltet. Es war nicht nur ihr Krieg." Zitat Seite 95

In "Liebe Mrs. Bird" erzählt die Autorin eine Geschichte, die ins London von 1940/41 führt, eine Zeit der nächtlichen Bombenangriffe durch deutsche Flieger und eine Zeit der Einschränkungen, Angst und der Unsicherheit mit Zerstörung und Verlust von zahlreichen Menschenleben. Die Menschen führen auch ein Alltagsleben, so erfahren wir von Mut und Verzweiflung, von Freundschaften und Liebe, die in dieser Zeit so viel schwieriger erscheint. Man lebt mehr im Jetzt.

Die Leserbriefe an Mrs. Bird werden nach schicklich und unschicklich sortiert, letztere sollen laut Mrs. Bird als unerwünschte Post in dem Müll landen. Doch die Meinung dieser alten Frau teilt Emmy überhaupt nicht, schliesslich sind die Sorgen der Leserinnen nicht so anstößig, sondern verlangen eine Antwort auf ihre Fragen. Emmy beantwortet die Briefe und gibt einzelne in Druck. Die Auflage steigt, diese Veränderung wird von Mrs. Birds Assistentin Kathleen bemerkt.

Der Roman zeigt durch bildhafte Schilderungen die erschreckenden Zustände während des Bombenhagels durch Fliegerangriffe, die mich sehr bewegt haben. Doch die Menschen lassen sich nicht unterkriegen und setzen ihre Kräfte ein, um wieder aufzubauen, zu retten und zu helfen. Emmy hilft nach Feierabend bei der Freiwilligen Feuerwehr und nimmt Notrufe entgegen. Sie muss etwas tun, ihren Mitmenschen helfen. Doch sie ist eine junge Frau und möchte auch gern ein wenig Normalität erleben, sie besucht mit ihrer besten Freundin Bunty einige Bars und Tanzlokale.

Bunty ist mit Bill verlobt, Emmy wird von ihrem Freund Edmund für eine Krankenschwester verlassen und verliebt sich später in Charles. Sie ist eine herzensgute Person, kann sich den Sorgen der Menschen nicht verschliessen und hat stets Mitleid. Mit ihr erleben wir die Einschränkungen der Bevölkerung Londons während der Luftangriffe während des Zweiten Weltkrieges und erleben, wie der Krieg geliebte Menschen tötet und die Freundschaft der Freundinnen eine Zerreißprobe wird.

Die Geschichte beginnt ein wenig trivial und etwas altmodisch anmutend mit den Sorgen der Frauen der damaligen Zeit, doch sie entwickelt sich zu einer tieferen Geschichte vor den historischen Hintergründen Londons zur Zeit des Krieges. Sie legt offen was die Menschen erlebten und wie sie unter der Kriegssituation litten und so entwickwelt sich der Roman in ein Drama über Liebe und Vertrauen in einer schwierigen Zeit.


Der Roman ist liebenswert und leicht geschrieben. Die Leserbriefe sind vom Zeitgeist durchdrungen, die Frauen haben Fragen bezüglich Schwangerschaft, Beziehungsproblemen und wie man eine Scheiden durchführt. Auf die Dauer konnte mich das aber nicht fesseln, die Ratschläge von Emmy sind auch nicht immer richtungsweisend und daher war für mich die Entwicklung von Emmy und ihren Freunden das eigentliche Thema des Buches. Wie sie sich entwickeln und was alles geschieht wird sehr bewegend dargestellt.


Wer warmherzige Figuren mag und erfahren möchte, wie Freundschaften vor dramatischen Kriegshintergründen in Gefahr gebracht werden, der sollte sich dieses Buch näher ansehen.

Veröffentlicht am 06.10.2018

Der gelebte Traum des jungen Paulo Coelho

Hippie
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"Nur ein gelebter Traum hat die Kraft, die Grenzen dieser Welt zu überwinden."

In diesem Buch blickt Paulo Coelho zurück auf seine Jugend, er zeigt Einblicke in seine erlebte Flower-Power-Zeit. Musik, ...

"Nur ein gelebter Traum hat die Kraft, die Grenzen dieser Welt zu überwinden."

In diesem Buch blickt Paulo Coelho zurück auf seine Jugend, er zeigt Einblicke in seine erlebte Flower-Power-Zeit. Musik, lange Haare und bunte Kleidung zeigten die neu entdeckte Lebenslust, Drogen, Friedensbewegung und freie Liebe gehörten zum bestimmenden Zeitgeist der Hippiebewegung.


Paulo erinnert sich in diesem Buch an seine Reise in den siebziger Jahren in Europa, die offen und anschaulich seine persönliche Sinnsuche nach dem wahren Grund seines Daseins widerspiegelt. Es geht um seine Liebe zu Karla und seine abenteuerlich klingende Reise mit dem Magic Bus. Die Hippie-Zeit führte ihn auf die Suche nach dem Sinn des Lebens und er versuchte, selbst erlebte Gewalt zu verarbeiten und sich gedanklich über das Erlebte hinaus zu finden.

Der Roman beginnt am Dam in Amsterdam. Von hier starten junge Menschen auf ihrem Weg auf den Hippie-Trail. Das Buch liest sich abwechslungsreich, voll bildhafter Darstellungen, besonders in der Türkei, und man kann sich die Zeit gut vorstellen. Die Reisegefährten im Bus lernt man nach und nach kennen, das Ziel Kathmandu steht in weiter Ferne, Paulo erreicht es nie.

Es ist die Zeit, als freie Liebe, Friedensbewegung und gesellschaftliche Auflehnung die jungen Menschen zu einem Überdenken ihres auf einen besonderen Weg brachte. Viele suchten in Esoterik, Spiritualität und anderen Denkstrukturen neue Wege.


Paulo Coelho schreibt brillant, sein Stil ist sein Markenzeichen. Stets bringt er Botschaften in seine Texte ein, die man mehrfach lesen möchte. In diesem Buch geht es viel um die Liebe.


"Wer aus Liebe handelt, der wird auf allen seinen Wegen einen unsichtbaren, wohlwollenden Schutz genießen und in schwierigen Augeblicken Ruhe bewahren können. Wer wirklich liebt, wird alles geben, ohne eine Gegenleistung zu erwarten,..." Zitat Seite 264

Es sind genau diese Stellen, weshalb ich das Buch gern gelesen habe. Sicherlich hat diese Reise den jungen Paulo zu einer anderen Sichtweise, einer von gesellschaftlichen Normen losgelösten Lebenseinstellung bewegt. Als Schriftsteller wird ihn diese Zeit maßgeblich geprägt haben.


Sie hat eine Erweiterung seines Daseins bewirkt, er erlebte die Welt der Derwische, tauchte ab in spirituelle Welten, was anderen Zeitgenossen nur durch die Einnahme bewußtseinserweiternder Drogen gelang und erlebte eine Zeit voller Freundschaft, Freiheit und Liebe.

Eigentlich ist "Hippie" eine Liebesgeschichte von Paulo und Karla. Langsam entwickelt sich ihre Beziehung, doch sie ist nicht von Bestand. Vielleicht zeigt das den Zeitgeist der Hippies, Freiheit über alles zu stellen, selbst über Beziehungen.


Fast nebenher schildert Coelho aktuelle politische Ereignisse, gibt philosophische Denkanstösse zum Besten, doch das hat mich bei diesem Buch nicht so beeindruckt. Vielmehr sind es die persönlichen Erfahrungen, die Aufenthalte in psychiatrischen Einrichtungen, die mich interessieren.


Von den Mitreisenden erfährt man Lebenseinblicke, die sie offen und ohne Scheu zeigen. Doch weder mit ihnen noch mit Karla hat mich etwas verbunden. Ich blieb ihnen fern, war nicht Teil der Bustruppe. Ich hätte gern noch von Paulos weiterer Reise erfahren, wie ist es ihm danach ergangen?


Dieser gelebte Hippie-Traum Coelhos führt uns mit persönlichen Eindrücken des Autors in diese besondere Zeit. Er wurde geprägt von diesem Freiheitsgedanken und wurde so zu dem, der er heute ist.

Veröffentlicht am 03.10.2018

Gelungener Alpenkrimi mit ausgezeichnetem Erzählstil, könnte noch spannender sein!

Oberwasser
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Dieser mittlerweile vierte Fall Jennerweins ist eine gelungene Mischung von schrägen Personen, intelligentem Wortwitz und alpenländischem Flair.

Wortfindungsprobleme hat Jörg Maurer ganz sicher nicht, ...

Dieser mittlerweile vierte Fall Jennerweins ist eine gelungene Mischung von schrägen Personen, intelligentem Wortwitz und alpenländischem Flair.

Wortfindungsprobleme hat Jörg Maurer ganz sicher nicht, so wie er formulieren kann, schafft er eher neue Worverbindungen und erstaunt mit vielen humorvollen Details seiner Wortspielereien.

Die Handlung stützt sich auf die Darstellung mehrerer Stränge, die Jennerwein, seine Kollegen, ein paar Abiturienten im Urlaub in Marokko, eine Gaunerbande, ein Ganovenpaar und einen bessessenen Kajakfahrer in Szene setzen. Durch die Fülle an Handlungsorten und Informationen gerät der eigentliche Fall manchmal ins Abseits, doch es bildet sich allmählich ein Gesamtbild, die Teile fügen sich schliesslich harmonisch ineinander.

Mir hat besonders die Darstellung der menschlichen Reaktionen, der Wortwitz und die bayrische Mundart gefallen. Nebenbei erfährt man als Leser auch noch Interessantes über die Höllentalklamm und die sogenannten Reynolds-Strudel.


Ein spannender Alpenkrimi mit schrägen Figuren und allerlei Wortwitz, dessen skurrile Art und Weise für ausgezeichnete Unterhaltung sorgt.

Veröffentlicht am 03.10.2018

Poetisch beschrieben, wie junge Menschen ihren Lebensweg gehen und sich verändern wollen.

Die Nacht der Zugvögel
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Wir lernen Viola und Leo kennen, beide sind Ende 20 und sie begegnen sich zufällig, verlieren sich nach einer Nacht wieder aus den Augen. Wir begleiten sie ein Stück ihres jeweiligen Lebensweges. Sie besuchen ...

Wir lernen Viola und Leo kennen, beide sind Ende 20 und sie begegnen sich zufällig, verlieren sich nach einer Nacht wieder aus den Augen. Wir begleiten sie ein Stück ihres jeweiligen Lebensweges. Sie besuchen nach langer Zeit ihre Eltern, es gibt Wiedersehen mit alten Freunden und wir erleben ihren jeweiligen Roadtrip mit.

Dabei lassen uns besonders Leo und Viola an ihrer Gedankenwelt teilhaben. Ihre Träume und Pläne werden genau gezeichnet, sie haben mich berührt und dennoch blieben mir die Personen eigenartig fremd. Vielleicht ist mir ihre Art zu leben, so als Zugvogel durchs Leben zu ziehen, doch zu unbekannt. Alle Personen sind im Wandel, stecken in alten Gewohnheiten fest, suchen neue Ziele und Wege um sich zu finden und zu entwickeln. Diese Probleme kenne ich aus meiner Generation nicht so intensiv und eher um das 20. Lebensjahr und kann es daher durch die Vielfalt der Personen auch nur bedingt nachvollziehen. Hier scheint niemand seinen klaren Weg vor Augen zu haben und sie gehen als Einzelgänger durch ihr Leben.

Der Erzählstil dieses Entwicklungsromans ist sehr poetisch und gefällt mir sehr gut. Hier werden mit Metaphern Bilder gemalt, die Sprache wirkt sehr ansprechend und unterhaltsam. Das hat mir sehr gefallen, wobei die Grundstimmung des Romans mir ziemlich grau und trübsinnig vorkommt.
Das passt allerdings auch zu der Aufbruchstimmung der jungen Menschen, die allesamt Ende 20 nicht wirklich fest im Leben stehen, sondern immer noch auf der Suche sind.

Was mir leider nicht so gut gefallen hat, ist die personelle Zuordnung, denn hier erzählen Leo und Viola nebeneinander her. Auch gibt es zum Ende noch offenen Fragen, die in Andeutungen verlaufen, aber nicht endgültige Klarheit bringen.

Dennoch ist diese Geschichte so feinfühlig erzählt, dass mir das Lesen Spaß gemacht hat. Von dieser Autorin möchte ich noch mehr lesen.
Wahrscheinlich bin ich auch nicht die Zielgruppe, die sie mit ihrem Entwicklungsroman ansprechen will.

Dieser Gegenwartsroman hat einen einzigartigen Erzählstil und ist mit berührenden Worten geschrieben. Die Phase des Umbruchs kommt deutlich zur Sprache, mich hat das inhaltlich aber nicht angesprochen. Doch auf weitere Werke der Autorin bin ich sehr gespannt.