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Julia_Matos

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.10.2018

Verantwortungsbewusste Frauen im Wandel der Zeit

Funkenflug
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Cover mit Titel (hübsch und auf vielfältige Weise passend gewählt), viele aussagekräftige positive Rezensionen und die Leseprobe haben mich auf den Geschmack gebracht.
Der Roman besteht aus zwei Geschichten ...

Cover mit Titel (hübsch und auf vielfältige Weise passend gewählt), viele aussagekräftige positive Rezensionen und die Leseprobe haben mich auf den Geschmack gebracht.
Der Roman besteht aus zwei Geschichten um zwei verantwortungsbewusste Frauen:
Wir begleiten Faye im Jahr 2010/11, erfrischenderweise nicht das jungfräuliche dumme Supermodel (wie in so vielen Liebesromanen, die ich bewusst meide), sondern Mutter zweier Kinder, verwitwet, hart arbeitend als Schäferin und freie Journalistin für eine Provinzzeitung, die in Constantin ihr zweites Liebesglück gefunden hat und sich für ein gemeinsames selbstbestimmtes Leben stark macht.
Außerdem begleiten wir über die Dauer von zwei Jahrzehnten die junge Clara, adelig, zunächst fröhlich, unbedarft und naiv, Constantins Urgroßmutter, die im Jahr 1851 ihre Jugendliebe heiraten möchte.
In beiden Fällen treten Widerstände und Konflikte auf. Mehr möchte ich bewusst nicht verraten.
Was ich weitergeben möchte: Man lernt beide Frauen in ihrem Gefühls- und Stimmungskarussel kennen. Dabei bedient sich Izabelle Jardin manchmal bildmalerischer Sprache. Zitat: „Stumm und verzweifelt. Kalt und verwundet fühlte sich ihr Körper an. Verstört ihre Seele.“ Das habe ich als intensiv und ziemlich authentisch empfunden. Auch schmerzhaft, weil eben nicht Romantik, Tanzgesellschaften, etc. im Mittelpunkt stehen, sondern Tücken des Alltags und was diese aus einem Menschen machen. Mal traurig, mal hoffnungsfroh und aufbauend. Schnell habe ich für beide Sympathien entwickelt und die Entwicklungen mit Spannung verfolgt. Dabei wurde ich auch des Öfteren überrascht. Besonders in Faye konnte ich mich gut hineinversetzen, da heutzutage viele Frauen ihrer oder einer ähnlichen Lage ausgesetzt sind. Auflockernd und aufbauend wirken die intelligenten und schlagfertigen Töne, insbesondere von Faye.
Nebenfiguren, z. B. Beatrice, die eine politische Note einbringt, sich für die Interessen des arbeitenden Volkes und die Gleichberechtigung der Frau stark macht, sind auch einprägsam und interessant gestaltet.
Die zwei Geschichten sind stilistisch und inhaltlich gelungen miteinander verknüpft. Da es immer mal wieder Zeitsprünge gibt, gilt es allerdings, konzentriert zu lesen.
Indem Lebensart, Gepflogenheiten und Geschlechterrollen bei Adel und Landvolk im Deutschland und England des 19. Jahrhunderts wiedergegeben werden, kommt Atmosphäre auf und ein kleiner Lerneffekt entsteht.
Das Ende hallt nach. Auch wenn’s nicht mein bevorzugtes Genre darstellt: Fayes Schicksal lässt Potenzial für eine Fortsetzung, die ich gern lesen würde. Der für Ende Oktober 2018 angekündigte Roman „Goldfields“ scheint die Geschichte einer tollen Nebenfigur aus „Funkenflug“ weiterzuerzählen. Da werde ich auf jeden Fall reinlesen.

Veröffentlicht am 06.10.2018

Toller Mix aus kurzweiliger Unterhaltung und wissenschaftlichem Input

The Hole
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Neuerdings interessiere ich mich für das Genre Hard Science Fiction, weil ich es toll finde, nicht nur unterhalten zu werden, sondern eine Geschichte zu lesen, die so tatsächlich passieren könnte und nebenher ...

Neuerdings interessiere ich mich für das Genre Hard Science Fiction, weil ich es toll finde, nicht nur unterhalten zu werden, sondern eine Geschichte zu lesen, die so tatsächlich passieren könnte und nebenher auch noch meine Kenntnisse in Physik, Raumfahrt und Astronomie auszubauen.

Die Handlung ist in sich geschlossen. Es gibt Bezüge zur Enceladus-Expedition. Das werden Fans bestimmt mögen. Ich habe bisher nur Proxima Rising gelesen und kann für mich festhalten, dass ich nichts vermisst habe, was zum Verständnis erforderlich wäre. Ich habe seichte Spoiler wahrgenommen, die ich aber nicht schlimm finde, die stattdessen meine Neugierde auf die Eismond-Reihe noch steigern.

Kenntnisse zur Astrophysik sind in guter Dosierung in die sehr spannende und unterhaltsame Handlung eingebettet. Da werden wissenschaftliche Phänomene auch mal mithilfe von Eiern und Erdbeeren erklärt, sehr anschaulich und einprägsam und ohne deplatziert zu wirken.

Man schlüpft im Jahr 2072 in den Bewusstseinshorizont von drei Crewmitgliedern auf einer privaten Asteroiden-Bergbau-Basis mit Raumschiffchen. Obendrein gibt’s faszinierende Innenansichten einer KI. Und man begleitet eine junge Astrophysikerin auf der Erde. Die angenehme Abwechslung ließ mich das Buch schnell und begierig lesen.
Die Hauptfiguren haben Ecken und Kanten, eine authentische Intelligenz, eine Vergangenheit mit zu ergründenden Geheimnissen, Ziele für ihre Zukunft. Sie sind alle auf ihre eigene Art interessant, teils kurios und absolut liebenswert. Zum Beispiel schaffen die Stellen, in denen Italiener Sebastiano am Kochen in der Schwerelosigkeit verzweifelt und in denen sich die Spanierin Maribel über ihren grässlichen deutschen Chef Dieter ärgert, sowohl Entertainment als auch Identifikationspotenzial.
Ich habe es auch genossen, über Motivlagen von Haupt- und Nebenfiguren zu spekulieren und dabei überrascht zu werden. Einige Figuren begleitet man nur für ein oder zwei Kapitel. Den zusätzlichen Input habe ich als bereichernd empfunden.
Nebenschauplätze und -figuren sind rar. Der Fokus auf dem unmittelbaren Umfeld der Hauptfiguren bleibt gewahrt. Ich bin hin- und hergerissen, wie ich das finde. Was sich politisch und gesellschaftlich abspielt, wird zumindest geschickt angerissen und reicht aus, um zum Nachdenken anzuregen. Kennt man ähnliche Szenarien aus Filmen, erledigt das Kopfkino den Rest. Ein Epos wäre möglich gewesen. Aber es ist anzunehmen, dass es dann nicht bei einem abgeschlossenen Band geblieben wäre. Das werte ich als faires Marketing. Obendrein sorgt der gestraffte Erzählstil dafür, dass es immer spannend bleibt.

Die Beschreibungen haben meine Vorstellungskraft gut unterstützt.
Die Kapiteleinteilung ist sehr praktisch, um den Überblick über Zeiträume zu behalten.
Ob es eine Liebesgeschichte braucht, ist Geschmackssache. Mir hat's gefallen. Und dieses Element hat den Roman für meinen Geschmack auch nicht überladen.
Dass die Auflösung des wissenschaftlichen Phänomens per Titel und Anhang-Titel vorweggenommen wird, tut der Faszination zumindest bei mir keinen Abbruch. Ab da geht’s ja auch erst so richtig ab!
Der Anhang von 90 % bis 98 % ist sehr eingängig, da findet man das Wissenswerteste in komprimierter Form, ohne dass es sich wie ein anstrengendes Fachbuch liest. Trägt man sich über einen Link am Ende des Buches hierfür ein, erhält man den Anhang als pdf mit vielen Grafiken und Bildern. Top!

Yeah, ich hatte großen Spaß und habe gleichzeitig meinen Horizont ein bisschen erweitert. Gern mehr davon!

Veröffentlicht am 25.04.2018

Innovativ, vielschichtig, mysteriös, brutal, düster

DAEMON
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Eindrücke in Kürze: Komplexes, schwer durchschaubares Katz- und Maus-Spiel: Verstorbenes Technik-Genie mit seinen Schergen gegen hochrangigste Sicherheitsbehörden und Wirtschaftsmagnaten. Viele Mysterien ...

Eindrücke in Kürze: Komplexes, schwer durchschaubares Katz- und Maus-Spiel: Verstorbenes Technik-Genie mit seinen Schergen gegen hochrangigste Sicherheitsbehörden und Wirtschaftsmagnaten. Viele Mysterien und Wendungen. Viel IT-Fachjargon, selbst für einen Cyber-Thriller. Action durch abenteuerliche Gemetzel mit kreativen Waffen. Sympathieträger sucht man vergeblich. Bedrohliche Atmosphäre. Gesellschaftskritisch. Unterhaltsam und nachdenklich machend, man sollte aber nicht zartbesaitet sein.

Ausführliche Einschätzungen (ohne schlimme Spoiler):

Meine Motivation:
Ich habe Nahe-Zukunft- und Cyber-Thriller für mich entdeckt, und dieses gilt als das Werk, an dem sich in diesem Genre alle anderen messen lassen müssen. Dass mir mein erster Suarez-Roman Bios gut gefiel, war ein weiteres Argument, mich hieran zu versuchen.

Wirkung der Figuren:
Es werden hintereinander sehr viele Figuren vorgestellt, die sich in unterschiedliche Richtungen entwickeln und deren Handlungsstränge sich erst später verknüpfen. Ortswechsel und zeitliche Lücken von mehreren Monaten in der Handlung machen’s nicht einfacher, es ist also konzentriertes Lesen angesagt. Ich habe die X-Ray-Funktion als Erinnerungsstütze verwendet.
Man sollte als Leser nicht depressiv oder zarbesaitet sein, denn es sind fast ausschließlich Antagonisten unterwegs. Sie sind lethargisch oder anderweitig psychisch am Ende (mitleiderregend) oder skrupellos (abgründige Innenansichten) oder je nach Entwicklung auch beides. Produkte ihrer Umwelt, am Rande der Gesellschaft existierend, die es offensichtlich gibt, sodass man den Charakterzeichnungen Realismus zusprechen muss, auch wenn’s schmerzt.
Es ist schwierig, aufheiternde oder herzerwärmende Momente zu finden. Das bisschen Humor ist extrem zynisch, und wenn sich z. B. eine Figur eine bessere Zukunft für ihr Kind wünscht, hat das in sich schon wieder etwas Tragisches. Es waren also Emotionen bei mir im Spiel, die spüren lassen, dass hier eine düstere Weltanschauung propagiert wird. Ein echter Protagonist, um deren Zukunft ich hätte bangen können, hätte die Geschichte für mich persönlich aufgewertet.
Ich empfand die Perspektive von Gragg als besonders bildhaft, verstörend und faszinierend.

Wirkung der Handlung:
Actionlastig. Absolut Popcorn-Kino-tauglich, allerdings zum Ende hin so überdimensioniert, dass es nicht mehr realistisch wirkt, was das intelligent erdachte Konstrukt ein bisschen stört. Bildhaft beschrieben, sodass es gut vorstellbar ist. Die Kampfhandlungen mögen innovativ und kreativ erdacht sein (wohlgemerkt 2006 geschrieben), aber ich persönlich brauche Darstellungen von Körpern, die zermetzelt werden, nicht in allen grausigen Details. Wenn ich keine emotionale Bindung zu den involvierten Figuren habe, ist der Verlauf zwar interessant, aber ich kann nicht so richtig mitfiebern und die Todesfälle vermögen nicht zu berühren.
Mir persönlich haben die leisen Töne, in denen eine einzelne Figur kritisch sich selbst und ihre Umwelt reflektiert, viel besser gefallen. Begierig aufgesogen habe ich nebenbei angeführte soziologische und ökonomische Folgen. Faszinierend die Nachrichten des Urhebers Sobol, die Rätsel über seine weiteren Vorkehrungen und vor allem seine Motivation aufwerfen. Ein weiteres Highlight ist für mich die Gesellschaftskritik, sei es durch krasse Gleichnisse wie im besonders eindrucksvollen Kapitel 31, sei es ganz plakativ, z. B. beim Outsourcing sicherheitsrelevanter Aufgaben, oder sei es die subtile Betrachtung der gesamten Szenerie und der sie prägenden Akteure.

Meine Gesamteinschätzung:
Ich schätze mich als technikaffin ein, habe aber weder eine technische Ausbildung noch zocke ich Onlinegames. Insofern habe ich technisch nicht alles durchdrungen und eventuell auch so manche Anspielung schichtweg nicht wahrgenommen.
Ich empfinde es als gerechtfertigt, dass DAEMON als Mutter der Cyber-Thriller gilt. Die gefühlte Schwerpunktsetzung auf Technik, brutaler Action und Weltuntergangsstimmung ohne wirkliche Lichtblicke entspricht nicht ganz meinem Geschmack, aber in Summe ist es allein schon aufgrund der Neugierde auf die Rätselauflösungen megaspannend und ich habe das Werk nur ungern weggelegt.
Band 1 ist unabgeschlossen, es muss also DARKNET, Band 2 der Dilogie, her. Ich erwarte gespannt die Auflösung des großen „Warum“ und würde mich freuen, diesmal tiefere Einblicke in sozioökonomische Konsequenzen und Gefühlslagen zu bekommen.
Mein Lieblings-Nahe-Zukunft-Technik-Thriller (mit fiktiven Elementen) ist übrigens Ich.Lebe. (Hamburg Sequence 1).

Veröffentlicht am 28.01.2018

Schonungslos offengelegte Gedankenwelt, bildhaft und skurril, faszinierend

Die Stunde zwischen Frau und Gitarre
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Die ganze Geschichte wird aus Sicht der 21-jährigen Natalie wiedergegeben, die im Behindertenwohnheim psychisch langzeitkranke Patienten betreut, selbst aber auch psychisch auffällig ist.
Der Roman wird ...

Die ganze Geschichte wird aus Sicht der 21-jährigen Natalie wiedergegeben, die im Behindertenwohnheim psychisch langzeitkranke Patienten betreut, selbst aber auch psychisch auffällig ist.
Der Roman wird nicht primär von der eigentlichen Rahmenhandlung getragen, denn die Entwicklungen rund um Natalies Begegnungen mit und Entdeckungen rund um Alexander Dorm und Chris Hollberg ziehen sich lange hin.
Schwerer wiegen die unkonventionelle Sprache, Erzählweise und Konzeption. Die Sprache ist sehr kreativ und bildreich, gespickt mit teils absurden Wortschöpfungen, Vergleichen und Assoziationen, doch gleichzeitig leicht zugänglich - irgendwie schwer zu beschreiben.
Natalies außergewöhnliche, provokative, schonungslos offene und damit teils verstörende Gedanken und Fantasien sowie bisweilen groteske Handlungsszenen bieten für mich wenig Identifikationspotenzial, vermögen aber - sofern man sich darauf einlassen will und kann - zu faszinieren.

Wenig geeignet für Leser, die
- stringente Handlungen mit steilen Spannungskurven suchen,
- Berührungsängste mit psychischen Abnormitäten haben,
- am Ende alle Rätsel aufgelöst und alle Handlungsfäden geschlossen haben wollen.

Für mich ein Leseerlebnis der besonderen Art, das lange im Gedächtnis nachhallt.

Veröffentlicht am 28.01.2018

Berührend und mit wertvollen Botschaften; unglücklich, dass Abwandlungen zur Realität nicht offengelegt werden

Dem Horizont so nah
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Eine Erzählung, die mich unerwartet und auf vielfältige Weise emotional erreicht hat und lange nachwirkt.
Zwar hatte ich etwas Seichteres erwartet, bin aber letztendlich froh, mich dem geschilderten Drama, ...

Eine Erzählung, die mich unerwartet und auf vielfältige Weise emotional erreicht hat und lange nachwirkt.
Zwar hatte ich etwas Seichteres erwartet, bin aber letztendlich froh, mich dem geschilderten Drama, das nichts für schwache Nerven ist, ausgesetzt zu haben, denn wäre der Klappentext gnadenlos deutlich gewesen, hätte ich mich vielleicht nicht hierauf einlassen wollen und viel verpasst. Auf schmerzliche Weise werden viele positive Botschaften vermittelt, die heutzutage besonders wichtig sind: empathisch und tolerant sein, über Oberflächliches hinwegsehen, Vorurteile ablegen und Menschen eine Chance geben, dankbar sein für Schönes im Leben, das man viel zu oft als selbstverständlich ansieht.

Sprachlich und erzählerisch sehr einfach gehalten. Eigentlich mag ich es anspruchsvoller. Hier aber passend, nah am Menschen und eingängig.

Bei einer fiktiven Erzählung ließe sich über so manche Handlung meckern, z. B.: Jessicas Verhalten bei Dannys Mutter. Warum wurde zur Selbstjustiz gegriffen anstatt polizeiliche Hilfe zu rufen? Wieso angesichts von Geschehnissen um Tina ausgerechnet Heroin? Letztendlich ist bei solcher Kritik aber zu berücksichtigen, dass es eine Darstellung tatsächlicher Erlebnisse ist. Und da handelt man eben nicht immer rational und korrekt, gerade in jungen Jahren und bei teils ohnehin labilem psychischem Zustand.
An einigen solcher Stellen hätte ich die Beweggründe für das jeweilige Handeln gern noch besser verstanden. Bei objektiver Betrachtungsweise fragwürdige Gedankengänge hätten mich persönlich nicht gestört, weil es dann eben authentisch das gewesen wäre, was Kopf, Bauch und/oder Herz in dem Moment äußerten. Allerdings kann ich angesichts der ohnehin lauten Kritik auch verstehen, dass bei so heiklen Fragestellungen nicht näher darauf eingegangen wird.

Die Wiedergabe von Gedankengängen fremder Personen hätte aus meiner Sicht nicht sein müssen, da diese doch sehr fiktiv sind. Mein Favorit wären Eindrücke von Jessica aus der Ich-Perspektive gewesen, aber das ist eben Geschmackssache. Andere Leser werden den Perspektivwechsel, aus dem heraus Jessica und Danny eingeschätzt werden, spannend finden und sich selbst oder andere hierin wiederfinden, was durchaus einen zusätzlichen Beitrag zur Sensibilisierung leisten kann.

Ich vertraue Jessica Koch, dass ihre Geschichte echt ist. Unglücklich finde ich, dass undurchsichtig geblieben ist, was gegenüber der Realität verändert wurde. Dass z. B. Zweit- und Nachname von Danny und wahrscheinlich die Namen weiterer Personen zum Schutz von deren Persönlichkeitsrechten geändert wurden, Danny ggf. Juniorweltweister in einer anderen Kampfsportart, Gewichtsklasse, Jahr oder was auch immer gewesen ist, ist nachvollziehbar; eine Erwähnung solcher aus gutem Grund eingebauten Differenzen in einem extra Nachwort würde die Glaubwürdigkeit noch stärken. Zum einen bliebe so machem Leser eine tiefergehende Analyse in dieser Richtung erspart - denn Fakt ist, dass in der heutigen Gesellschaft (Politik, mediale Berichterstattung) mit vielen Wahrheiten und deren persönlicher Einschätzung umgegangen werden muss. Zum anderen würde sich die Autorin damit vor ungerechtfertigter Kritik schützen.

Ich danke Jessica Koch dafür, mutig so viel von sich selbst öffentlich preisgegeben zu haben, um ein breites Publikum zu sensibilisieren.