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Veröffentlicht am 15.09.2016

Köln entdecken - Altbekanntes und Unbekanntes

DuMont Reise-Taschenbuch Reiseführer Köln
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Weil ich nur ungefähr 60 km von Köln entfernt wohne, war ich schon einige Male in Köln, auch mit Freunden und Bekannten. Kölner Dom, römisch-germanisches Museum, Museum Ludwig und Deutzer Brücke sind dabei ...

Weil ich nur ungefähr 60 km von Köln entfernt wohne, war ich schon einige Male in Köln, auch mit Freunden und Bekannten. Kölner Dom, römisch-germanisches Museum, Museum Ludwig und Deutzer Brücke sind dabei die von uns am häufigsten besuchten Orte in der Stadt. Und im Anschluss daran in der Altstadt ein Kölsch trinken ist ein schöner Abschluss jeden Besuchs. Mit dem Dumont Reise-Taschenbuch Köln wollte ich gern die Stadt noch etwas besser kennenlernen.

Das Buchcover zeigt die abendliche Kulisse von Dom und Deutzer Brücke von der „Schäl Sick“, also von der schielenden oder auch falschen Seite, in diesem Fall rechts vom Rhein, aus gesehen. Dieses Panorama ist mir gut von meinen Besuchen in Köln her bekannt. Auf der Innenseite der vorderen Klappe findet sich ein Übersichtsplan von Köln auf dem die 10 Highlights der Autoren aufgezeichnet sind. Alle drei Autoren leben seit ihrem Studium in der Stadt beziehungsweise im nahen Bonn. Auf den ersten Seiten gibt es eine übersichtliche Auflistung der verschiedenen Stadtteile mit Unterkapiteln und den Seiten, auf denen die ausführliche Beschreibung hierzu zu finden ist.

Die Autoren bieten auf fünf Seiten die Antworten zu den wichtigsten Fragen, die Kölnbesucher vermutlich haben wie beispielsweise wo man am besten shoppen kann, welche Museen es sich lohnt anzusehen und wo es das beste Kölsch der Stadt gibt. Hier kann man sich auf wenigen Seiten einen sehr guten Überblick verschaffen. Im Anschluss daran nennen die Autoren ihre acht Lieblingsorte in Köln. Davon kenne ich tatsächlich erst die Hälfte, darum habe ich mir vorgenommen, auch die anderen in der nächsten Zeit aufzusuchen, denn die Orte, die mir bereits davon bekannt sind finde ich persönlich auch sehr schön. Im Folgenden findet sich im Buch ein Schnellüberblick, wo welcher beschriebene Stadtteil auf einer Karte liegt. Die nächsten Seiten beschäftigen sich mit Informationen zu Themen wie zum Beispiel Wetter, Buchtipps, Verkehrsmittel, Hotels und Restaurants, Einkaufsgelegenheiten, Ausgehmöglichkeiten und Ausstellungen sowie Reisetipps, die jeder Tourist benötigt. Das Buch beschreibt auf den weiteren knapp 50 Seiten die Historie der Stadt und die rheinische Lebensart.

Die Beschreibungen der jeweiligen Stadtteile werden eingeleitet von einem zweiseitigen übersichtlichen Blick auf „das Beste“ mit beigeordneten Seitenzahlen, so dass der interessierte Leser direkt zu einem bestimmten Ort das nachlesen kann, was ihn am Meisten interessiert. Die Ausführungen zu den Kapiteln werden immer wieder mit farblich unterlegten Infos, Tipps und Karten unterbrochen. Auch die Bilder zu den Beschreibungen wirken einladend. Etwas Besonderes gibt es zwischendurch noch mit der zweiseitigen „Entdeckungstour“, die zu einer oder mehreren Sehenswürdigkeiten führt. Ein Register von A bis Z bildet den Abschluss des Buchs.

Mein Buch ist auf dem Stand von 2014. Damit ich mancherorts nicht vor verschlossenen Türen stehe, weil es die Lokalität längst nicht mehr gibt, hat der Verlag auf Seite 1 einen QR-Code eingefügt, der den Leser zu einer Seite mit Updates im Internet führt. Diese Seite wird ständig aktualisiert und ist nach den Seiten im Reiseführer sortiert, so dass eine schnelle Zuordnung möglich ist. Dazu gibt es weitere Tipps der Autoren zu Köln und Hinweise zu aktuellen Ausstellungen. Sollten darüber hinaus noch Fragen bestehen, erhält der Interessierte die Möglichkeit sich mittels E-Mail an den Verlag oder einen der Autoren zu wenden.

Orte, die ich bereits kenne, werden im Buch meiner Meinung nach korrekt beschrieben, oft um ein Foto ergänzt. Zu Sehenswürdigkeiten findet sich, wenn vorhanden, die Internetseite, Öffnungszeiten und eventuelle Eintrittspreise.

Sehr hilfreich war mir die beiliegende Karte zum Herausnehmen, die nicht nur einen Stadtplan mit Straßenverzeichnis bietet, sondern auf der Rückseite das Zentrum Kölns in einer größeren Perspektive, einen Übersichtsplan über den Großraum Köln sowie einen Plan vom Schienennetz Kölns. Die U-Bahn-Stationen sind ebenfalls auf den Stadtplänen eingezeichnet.

An einem leider nicht ganz so sonnigen Tag bin ich in die Westliche Neustadt gefahren. Der ununterbrochen anhaltende Regen hat dann meinen Besuch auch stark abgekürzt. Aber dennoch habe ich es mir nicht nehmen lassen, den Friedhof Melaten zu erkundigen, den ich vorher noch nie besucht hatte. Ein kleiner Plan im Buch zeigt einen Wegeplan, der Begleittext nennt einige Gräber bekannter Persönlichkeiten, die ich aufgrund dessen auch gefunden habe. Der Friedhof ist ein beschaulicher Ort und einen Spaziergang wert, wenn man sich mit der speziellen hier vorzufindenden Kultur auseinander setzen möchte.

Doch nicht nur für diesen Besuch konnte mir der Reiseführer weiterhelfen, sondern ich habe auch noch einige Tipps für zukünftige Ausflüge gefunden. Beispielsweise möchte ich bei gutem Wetter ein bestimmtes Strandbad besuchen oder auch einmal die „Goldene Kammer“.
Der Reiseführer wiegt kaum mehr als 400 Gramm und ist daher gut mitzuführen. Das Format von 11,8 cm x 18,5 cm x 1,7 cm passt in eine Handtasche. Die herausnehmbare Karte ist auch unterwegs leicht auszuklappen und stört auch in der U-Bahn beim Studieren nicht den Sitznachbarn. Die Schrift auf dem Plan ist ziemlich klein, auf der Zentrumskarte aber etwas größer und daher besser lesbar.

Ich finde den Reiseführer sehr hilfreich und werde ihn sicher noch häufiger benutzen. Allen, die demnächst einen Besuch in die Domstadt machen werden, ob für längere Zeit oder zu einem Tagesausflug, kann ich diesen Reiseführer empfehlen. Er ist aber auch dazu geeignet, sich mit der Geschichte Kölns bekannt zu machen und lesend die Kultur der Stadt kennenzulernen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Durchgehend spannend

Die Betrogene
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Im Buch „Die Betrogene“ von Charlotte Link ist dem Klappentext zufolge Kate Linville, Ende 30 und Beamtin der Metropolitan Police, die Titelfigur. Wie sich im Verlauf der Handlung herausstellt, ist sie ...

Im Buch „Die Betrogene“ von Charlotte Link ist dem Klappentext zufolge Kate Linville, Ende 30 und Beamtin der Metropolitan Police, die Titelfigur. Wie sich im Verlauf der Handlung herausstellt, ist sie jedoch nicht die einzige. Kate ist die Protagonistin des ersten Handlungsstrangs dieses Thrillers. Das Cover des Buchs führt zu einer parallelen Handlung. Auf der Vorderseite ist ein abgelegenes Gehöft mit Haus und Scheune zu sehen. Dunkle Wolken am Himmel künden Unheil an. In eine solch abgelegene Gegend zieht sich der Drehbuchautor Jonas Crane mit seiner Familie zurück, um Abstand zu seinem stressigen Alltag zu gewinnen. Die Autorin verbindet beide Erzähllinien zu einer komplexen, anhaltend spannenden Story.

Kate Linvilles Vater, ein ehemaliger DCI, wurde auf grausame Weise ermordet. Einige Wochen später kommt Kate wieder nach Scalby um den Nachlass zu regeln. Der Täter wurde bisher nicht gefunden. Es besteht eine Vermutung jemand, den Kates Vater in früheren Zeiten des Mordes überführt hat, die Tat begangen hat. Wenig später wird die Sekretärin einer Grundschule im nahen Hull, ebenso grausam ermordet, von Kate aufgefunden kurz nachdem sie das Gespräch mit ihr gesucht hat. Kate kann es nicht glauben, aber ihr Vater hatte vor einigen Jahren eine Affäre mit ihr, während ihre Mutter eine schwere Zeit aufgrund ihrer Krebserkrankung hatte. Der zuständige Ermittler ordnet die sofortige öffentliche Fahndung nach dem Tatverdächtigen mit Veröffentlichung seines Fotos an. Dieser ist nach der Entlassung aus dem Gefängnis vor einigen Monaten untergetaucht. Doch nun befürchtet er von seiner Umgebung erkannt zu werden und sucht nach einem abgelegenen Versteck.

Die Autorin schafft in ihrem Thriller durchgehend interessante Charaktere, die eingewoben sind in eine von Beginn an spannende Handlung. Im Prolog geht es um eine fünfjährigen Jungen, der sich auf einer ins Weite laufenden Landstraße auf seinem neuen Fahrrad als Rennfahrer fühlt. Doch dann geschieht etwas. Diese Episode sollte der Leser nicht aus seinen Gedanken lassen, denn hierin liegt der Schlüssel für die Morde. Und dieser Schlüssel heißt Rache.

Die Charaktere, die die Autorin hier schafft, sind abwechslungsreich und interessant gestaltet. Kate Linville ist eher unauffällig, Single ohne Kinder, keine festen Freunde. Sie wundert sich selbst, warum sie es bis nach Scotland Yard geschafft hat. Sie fühlt sich vom Leben betrogen. Ihr Vater war ihr einziger Halt im Leben. Bei der Aufklärung seines Tods stellt sie ihr eigenes Anliegen vor jeden offiziellen Vorgang zur Ermittlung und handelt wiederholt auf eigene Faust. Sie muss sich ordentlich anstrengen, um den Leser von ihren Qualitäten zu überzeugen. Die im landläufigen Sinne Betrogene ist Kates Mutter. In ihrer Hintergrundstory verarbeitet die Autorin anscheinend den Krebstod ihrer Schwester.
DCI Caleb Hale aus Scalby, ehemaliger Alkoholiker, ist mit der Aufklärung des Mords an Kates Vater beauftragt. Mit ihm bangt der Leser um einen Rückfall in die Abhängigkeit, weil die Fallermittlungen nicht schnell genug zum gewünschten Ergebnis führen. Mit viel Engagement dabei ist DC Jane Scapin, die sich auch im Fall der verschwundenen Familie Crane hervortut. Allerdings ist ihre Arbeitszeit eingeschränkt, da sie geschieden ist und ein pflegebedürftiges Kind zu Hause auf sie wartet.

Parallel zu den Mordermittlungen erzählt Charlotte Link von der Familie Crane, die nach Jahren der Kinderlosigkeit einen Jungen zur Adoption erhalten hat. Fünf Jahre danach erscheint die leibliche Mutter bei ihnen, um ihr Kind zu sehen. Wird sie Ansprüche an das Ehepaar stellen und wären diese haltbar? Der geplante Urlaub auf dem einsam gelegenen Gehöft scheint eine gute Idee. Bis die Familie unerwünschten Besuch erhält, weil der Tatverdächtige im Mordfall Linville sich vor der Öffentlichkeit verbergen möchte.

An vielen Stellen in diesem Thriller bangt und hofft der Leser mit den Figuren der Geschichte. Obwohl es einige scheinbar brauchbare Ansatzpunkte und auch immer wieder frische Ideen gibt, laufen die Ermittlungen anfangs ins Leere. Der Schauplatz wechselt in unregelmäßiger Reihenfolge zwischen den beiden Handlungssträngen. Einige Kapitel enden mit einem Cliffhanger, der zum schnellen Weiterlesen bewegt. Die Autorin schafft es, den Spannungsbogen durchgehend hoch zu halten und sorgt am Ende für eine überraschende Lösung des Falls.

Das Buch ist feinste Meisterarbeit. Mich konnte es von Beginn an überzeugen. Ein Muss für Krimifans! Gerne vergebe ich hierzu eine Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 15.09.2016

11 Erzählungen mit losen Verbindungspunkten

Dass man durch Belgien muss auf dem Weg zum Glück
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In elf unterschiedlich langen Erzählungen führt Judith Kuckart den Leser nach Stuttgart, Berlin, Dresden, nach Sylt und ja, auch nach Belgien. Denn hier hat einer der Protagonisten sein Glück in der Kindheit ...

In elf unterschiedlich langen Erzählungen führt Judith Kuckart den Leser nach Stuttgart, Berlin, Dresden, nach Sylt und ja, auch nach Belgien. Denn hier hat einer der Protagonisten sein Glück in der Kindheit gefunden, auf einem Kettenkarussel. So wie er sich dort im Kreis gedreht hat, so drehen sich die Geschichten in diesem Buch, das Rad des Lebens dreht sich immer weiter. Dass es denn doch am Ende stehen bleibt, erfahren einige der Mitwirkenden selbst oder aber im Verlust einer bekannten, manchmal nahestehenden Person. Doch nicht nur der Tod ist Thema im Buch. 'Jeder ist seines Glückes Schmid' könnte auch für einige Charaktere gelten. Liebe, Schuld, Zufall und Absicht gehen Hand in Hand.

Die Erzählungen stehen lose nebeneinander, scheinbar ohne Zusammenhang. Aber der achtsame Leser wird immer wieder auf bekannte Namen stoßen. Es sind Nachbarn, Verwandte, Freunde, Bekanntschaften, über die die handelnden Personen in den verschiedenen Schilderungen nachdenken, reden oder die sich begegnen. Die Geschichten sind chronologisch, überschneiden sich oder gehen in der Zeit einen Schritt zurück. Sie sind wie die Rauten auf dem Cover des Buchs und fordern die Aufmerksamkeit vom Leser, denn alle Verbindungen wollen gefunden werden, auch in kleinen Andeutungen und flüchtigen Gedanken.

Der Schreibstil der Autorin ist distanziert, ihre Charaktere zeichnet sie mit wenigen Strichen. Es sind Menschen wie jedermann, Mittelschichtbürger. Obwohl einige Mitwirkende noch nach ihrem Platz im Leben suchen, sind andere dort bereits angekommen. Und immer wieder überrascht Judith Kuckart mit einem unerwarteten Ereignis. Sie schreibt beispielsweise über den gerade erst Studenten Leonhard, der morgens überraschenderweise eine schlafende Frau im Flur des Elternhauses vorfindet und nach diesem Erlebnis auszieht in seine eigene Wohnung. Eine nicht vorhergesehene Trennung im Urlaub, eine plötzliche schwere Krankheit und ein Unfall sind weitere Geschehnisse die den Protagonisten der Geschichten zustoßen. Heitere Momente erleben die Beschriebenen meist nur in Erinnerungen.

Das Buch ist keine locker leichte Kost. Einige Szenen wirken verstörend. Dennoch hat es mir Freude gemacht, die einzelnen Erzählungen in Gedanken in eine Reihenfolge zu bringen und Querverbindungen zu ziehen, bis die lockeren Verknüpfungspunkte der elf Erzählungen gefunden waren.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein (Lese-) Geschmackserlebnis ganz eigener Art

Kräuter der Provinz
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In ihrem Roman 'Kräuter der Provinz' serviert Petra Durst-Benning ein (Lese-) Geschmackserlebnis der ganz eigenen Art. Der Roman spielt in der Gegenwart. Aus dem beschaulichen Ort Maierhofen im schwäbischen ...

In ihrem Roman 'Kräuter der Provinz' serviert Petra Durst-Benning ein (Lese-) Geschmackserlebnis der ganz eigenen Art. Der Roman spielt in der Gegenwart. Aus dem beschaulichen Ort Maierhofen im schwäbischen Allgäu sind schon viele junge Leute weggezogen. Einige sind geblieben, wenn auch meist dadurch, dass sie sich ihren Eltern gegenüber verpflichtet fühlen. Im Ort gibt es immer weniger florierende Geschäfte. 'Wo soll das nur hinführen?' fragt sich Therese, die Bürgermeisterin und Inhaberin des Gasthofs 'Zur Goldenen Rose'. Gerade hat sie von ihrer schweren Krankheit erfahren, eine Operation ist unumgänglich. Gerne würde sie dem Ort eine Zukunft geben, ob mit oder auch ohne sie selbst. Durch Zufall erfährt sie, dass ihre in Frankfurt lebende Cousine Greta einen Werbepreis erhalten hat. Therese glaubt, dass Greta das Image des Orts mit ihrem Know How verbessern und damit mehr Touristen anlocken könnte. Leider fehlt ihr das Geld, um ihre Cousine zu engagieren. Doch sie hat weder mit den Maierhofenern gerechnet noch mit Greta, die dem Charme des Orts ihrer Kindheit bis heute nachhängt. Und da ist plötzlich die zündende Idee: Maierhofen soll ein Genießerdorf werden!

Schon das Buch in der Hand zu halten gibt ein gutes Gefühl, denn der Kartonumschlag hat eine Rippenstruktur. Der farbliche Hintergrund des Covers steht synonym für das sonnige Gemüt der Maierhofener und strahlt ein Gefühl der Hoffnung aus. Diejenigen die den Roman lesen, werden wissen, was alles erreicht werden kann, wenn man zusammenhält und gemeinsam etwas aufbaut. Dadurch erhält jeder der Dorfbewohner einen kleinen Teil der erreichten Aufmerksamkeit und ein wenig Selbstbestätigung, für viele ist das existenziell. Die Charaktere in diesem Roman dürfen ihre Träume leben. Die Autorin vergisst aber auch nicht die Schattenseiten von öffentlicher Bekanntheit und Ruhm zu beleuchten und einzubauen. Das gerade macht die Geschichte so realistisch. Bei allem Überschwang für eine Idee bringt sie auch Bedenken ein, dass der Erfolg ausbleiben kann. Und ebenso wird nicht verschwiegen, dass Erfolg mit Mühen verbunden ist. Auch dieser Fakt kann zur Stolperfalle werden.

Wer die facebook oder Webseite der Autorin besucht und in ihren Posts liest wird feststellen, wie viel Herzblut die Autorin in Themen gelegt hat die ihr am Herzen liegen wie zum Beispiel regional einkaufen oder vegane Produkte. Obwohl sie wie oben erwähnt in ihrem Buch auch die Ängste auf dem Weg der Verwirklichung der eigenen Träume sieht, besticht die Erzählung durch einen durchgehend locker beschwingten Schreibstil. Sie versteht es die Gegend so zu beschreiben, dass man glaubt, sie vor sich zu sehen und die entsprechenden feinen Gerüche der regionalen Produkte wahrzunehmen. Auch die Chance, die unsere heutigen Kommunikationsmöglichkeiten zum Marketing bieten, bindet Petra Durst-Benning in ihren Roman ein.

Das Buch bietet beste Unterhaltung, während es ganz nebenbei ein wenig nachdenklich stimmt. Mir hat das Buch sehr gut gefallen und ich wünsche ihm noch viele weitere Leser.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Durchgehend spannend und gelungen konstruiert

Das böse Kind
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„Das böse Kind“ von Sabine Kornbichler ist der dritte Band der Kristina Mahlo-Reihe. Die ersten beiden Bände habe ich nicht gelesen, dennoch hat es die Autorin verstanden, mir die fehlenden Informationen ...

„Das böse Kind“ von Sabine Kornbichler ist der dritte Band der Kristina Mahlo-Reihe. Die ersten beiden Bände habe ich nicht gelesen, dennoch hat es die Autorin verstanden, mir die fehlenden Informationen zu früheren Geschehnissen an entsprechender Stelle zu vermitteln. Gleichzeitig bleibt aber genug Anreiz bestehen, den ersten und zweiten Band noch nachträglich zu lesen.

Die Nachlassverwalterin Kristina Mahlo, kurz Kris genannt, hat mit dem Detektiv Martin eine Beziehung angefangen, nachdem ihr Freund Simon eine Auszeit gefordert hat. Während sie sich über ihre Gefühle zu beiden Männern erst noch klar werden muss, erhält sie vom Gericht die Anfrage, den Nachlass einer jungen Frau zu verwalten. Michaela Breuer hat sich im Laufe eines Gesprächs mit ihrem WG-Mitbewohner auf dem Fuß umgedreht, ist auf die Straße gerannt und dort tödlich verunglückt. Durch eine Freundin von Michaela erfährt Kris, dass diese sich verfolgt fühlte und eine bestimmte Sache sie in Panik versetzen konnte. Aufgrund ihrer Schilderung erinnert Kris sich an einen Nachlass, den sie vor längerer Zeit bearbeitet hat. Die Verstorbene führte Tagebuch. Kris erkennt Parallelen in den Aufzeichnungen, die sie unberechtigter Weise aufgehoben hat, zum aktuellen Fall. Die Verbindungen lassen ihr keine Ruhe, sie muss der Sache auf den Grund gehen, auch wenn alle Freunde und Bekannte sie aufgrund der zurückliegenden Erfahrungen davon abhalten wollen ….

Wer die ersten beiden Bände der Reihe gelesen hat, wird auch in diesem Buch wieder auf viele alte Bekannte treffen. Ich habe mich gefreut, diese rundum interessanten Charaktere kennenzulernen, denn jeder von ihnen hat seine eigenen Sorgen und Probleme, die realistisch und verständlich sind. Kris ist eine Person mit Ecken und Kanten und wurde mir im Laufe der Geschichte zunehmend sympathisch. Entgegen des Ratschlags ihrer Freunde vertieft sie sich immer mehr in die Hintergründe des Falls.

Gleichzeitig beschäftigt sie aber auch ihr Privatleben. In ihrer eigenen Beziehung steht eine Entscheidung aus und im Verhältnis ihrer Eltern zueinander und bei ihren besten Freunden gibt es Veränderungen. Hier wird das Feingefühl von Kris gefordert, die sich ein harmonisches Miteinander wünscht. Im Umfeld der Ermittlungen in dem ihr vorliegenden Fall trifft sie dagegen auf Unverständnis im Verhältnis der Familienmitglieder füreinander.

Der Krimi ist in der Ich-Form von Kris erzählt, so dass ihre Gedankengänge dem Leser offensichtlich werden. Der anhaltend spannende Krimi profitiert von der Erzählperspektive vor allem in beklemmenden Situationen in die Kris sich begibt und die dadurch hervorgerufen werden, dass nicht jeder ihr Vorgehen gutheißt. Das unterschwellig gefühlte Unbehagen der Protagonistin kann der Leser leicht nachspüren.

Der Krimi lässt sich leicht und flüssig lesen. Die Zusammenhänge sind schlüssig, die Handlung gelungen konstruiert. Sabine Kornbichler baut verschiedene Charaktere als Täter auf, die endgültige Fallklärung zeigt sich spät und wartet zum Ende nochmals mit einer Überraschung auf. Die Betitelung des Buchs lässt sich erst am Schluss richtig einordnen.