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Veröffentlicht am 09.10.2018

Eine ganz besondere Zeitreise über die Gestalt der Erde

Seit wann ist die Erde rund?
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Heutzutage kennen schon unsere Kinder die Form der Erde. Dieses Wissen war vor Menschengedenken aber noch lange nicht selbstverständlich. Eskimos stellten sich die Erde als eine Insel aus Eis vor, für ...

Heutzutage kennen schon unsere Kinder die Form der Erde. Dieses Wissen war vor Menschengedenken aber noch lange nicht selbstverständlich. Eskimos stellten sich die Erde als eine Insel aus Eis vor, für Christoph Columbus war die Welt wie eine Birne geformt und zahlreiche Kulturen hatten ihre eigenen Vorstellungen über die Gestalt unseres Planeten.

Guillaume Duprat vereint in diesem kunstvoll gestalteten Kinderbuch die verschiedenen Vorstellungen der Menschheit von unserem Planeten. Anhand von erklärenden und gut verständlichen Texten und zahlreichen ausdrucksvollen Bildern und Klapptafeln bekommt man einen umfassenden Eindruck und befindet sich auf einer einzigartigen Zeitreise von der Frühzeit bis heute.


Die Erde liegt uns Menschen am Herzen, wir fragen uns nach dem Aufbau, dem Inhalt und der äußeren Form unseres Heimatplaneten. Wenn ihr Kind sich für die Erde interessiert, wird auch die Frage nach ihrer Form und Gestalt aufkommen. Diese Frage beschäftigte die Menschen seit Menschengedenken und Jahrtausenden, jede Epoche oder Kultur hatte früher ihre eigenen Ansichten.

Mal war die Erde in der Vorstellung dreieckig wie bei den Indern und Indianern, rechteckig, quadratisch oder auch mal eine Scheibe. Herakles, Odysseus und Jason lebten im 8. Jhr. v. Chr. und waren von der Scheibe überzeugt. Doch es gibt auch Menschen, die sich in einer Wasserwelt, Gebirgswelt oder in einer Luftwelt wähnten.

Lange vor Christi Geburt glaubten die Perser, dass im Mittelpunkt der Erde ein Berg stünde. Die Wikinger gingen lange später im 11. Jahrhundert davon aus, dass ein Weltenbaum den Mittelpunkt der Erde bildet.

Die jeweiligen Weltbilder geben Aufschluss über die Denkweisen und werden in einen Zusammenhang mit der jeweiligen Kultur gebracht. So gilt für die Moslems Mekka als Mittelpunkt der Welt und für die Christen Jerusalem. Mit dieser Vorstellung hat jede Religion ihre eigene Sichtweise entwickelt.

Durch die unterschiedlichen Anschauungen lernen wir im Buch auch die verschiedenen Kulturen zu entdecken. Die Klapptafeln ermöglichen einen Blick ins Erdinnere, dass die Vorstellungen damals noch mehr änstigte als heutzutage.

Erwähnt werden auch Philosophen, Gelehrte und Astrologen, die mit ihren Forschungen die Wissenschaft immer weiter trieben.
Wir lernen Gelehrte aller Zeitalter kennen und erfahren und sehen ihre Ansichten, so wie von Isidoro von Sevilla (6. Jhr.), Ibn Haukal (Syrien 10. Jhr.) oder dem Benediktinermönch Ranulf Higden (England 14. Jhr.).

Dieses Buch ist aufwändig und kunstvoll gestaltet und man kann es spielerisch erleben wie die Ansichten über die Form der Erde sich im Laufe der Menschheit geändert haben.
Als Altersklasse empfehle ich dieses Buch Kindern ab 8 Jahren.


Für Eltern und Kinder eine erstaunliche und wissenswerte Entdeckungsreise über die Form unseres Planeten. Dabei wird auch Interesse für alte Kulturen, Entdecker, Gelehrte und Seefahrer geweckt. Dieses kunstvoll bebilderte Buch sorgt für einige Überraschungen durch die vielen Klappseiten. Es eignet sich als Geschenk ganz wunderbar.

Veröffentlicht am 07.10.2018

Diese kulinarische Reise macht richtig Appetit und Lust auf einen Urlaub.

Provenzalischer Genuss
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In Sophie Bonnets Provence-Krimis lernt man durch den Ermittler Pierre Durand, wie sehr die Esskultur das Leben der Franzosen bestimmt. Sie kam der Bitte ihrer Leser nach, schrieb ein Kochbuch mit den ...

In Sophie Bonnets Provence-Krimis lernt man durch den Ermittler Pierre Durand, wie sehr die Esskultur das Leben der Franzosen bestimmt. Sie kam der Bitte ihrer Leser nach, schrieb ein Kochbuch mit den Gerichten der Provence und zeigt auf ihrer kulinarischen Reise in fünf Kapiteln die jeweiligen Landschaften und Schauplätze ihrer Krimis. Mit wunderschönen Bildern und kleinen Anekdoten über die Region und deren kulinarischen Spezialitäten wird das Buch nicht nur zum Rezeptbuch, sondern auch zu einem ganz besonderen Reiseführer durch die Provence.


Dieses großformatige Buch bietet eine Auswahl von 75 Rezepten, die man so landestypisch in der Provence genießen kann, die aber auch hierzulande für perfektes Essen sorgen.

Es ist eine gelungene Mischung von Kochrezepten, Esskultur der Franzosen und einem Einblick in die jeweilige Region dieser wunderschönen Gegend in Südfrankreich.

Schon allein die Bilder sind ein Traum. Diese kulinarische Reise macht richtig Appetit und Lust auf einen Urlaub.

Die Informationen zu den Landschaften und die Besonderheiten zu Kultur, Geschichte und Geografie machen dieses Buch zu einem wunderbaren Geschenk für Francophile Menschen.


Die Autorin gibt kleine Einführungen zu den jeweiligen Regionen, erklärt die typischen Besonderheiten und die speziellen Einflüsse der Zutaten. Man lernt gleichzeitig über die Provence hinzu und bekommt mit hübschen Naturaufnahmen und Ansichten von Stadtbildern einen näheren Eindruck und kann einfach nur staunen und von Land und Leuten träumen.

Gleichzeitig kann man Pierre Durands Krimis von Region zu Region verfolgen, denn seine Krimis spielen genau hier.

Nehmen wir zum Beispiel die Hochprovence. Von dort kennt man die einzigartigen Anblicke der berühmten Lavendel- und Sonnenblumenfelder, wohin das Auge schaut. Ziegenkäse ist eine Spezialität dieser Region. Tomatentartar, Aioli mit Gemüse und Fisch oder doch lieber Lammkeule, grüne Bohnen und Apfelauflauf? Die Auswahl fällt schwer.

Hier noch ein paar Appetitmacher:

Auberginencreme und Taboulé

Zitronenhähnchen und Safranreis mit Garnelen

Hack-Kartoffelbrei-Auflauf

Ratatouille und Zitronentarte

Bouillabaisse und Dorade

Ein übersichtliches Rezeptregister auf Deutsch und auf Französisch und Vorschläge für komplette Menüs runden das Buch perfekt ab.


"Ein Provenzalischer Genuss par excellence", so hätte das Buch von Sophie Bonnet auch heißen können. Man lernt die Region mit ihren entsprechenden Spezialtäten kennen und bekommt beim Anblick der toll in Szene gesetzten Gerichte sofort Appetit und Fernweh. Eine hervorragende Werbung für die Provence, aber auch für die wunderbaren Krimis der Autorin.

Veröffentlicht am 03.10.2018

Lustige Ruhrpottkrimödie mit Slang, Originalen und viel Aktion!

Tote Hippe an der Strippe
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Diese heitere Krimödie ist Lotte Minck wieder sehr gelungen und mit einem Gang ins Milieu zieht zwar ein etwas billiges Flair in die Handlung ein, aber es geht trotzdem sehr lustig zu. Gerade der lockere ...

Diese heitere Krimödie ist Lotte Minck wieder sehr gelungen und mit einem Gang ins Milieu zieht zwar ein etwas billiges Flair in die Handlung ein, aber es geht trotzdem sehr lustig zu. Gerade der lockere Jargon, der teilweise ein wenig an Halbstarke mit Ruhrgebietsslang erinnert, macht das besondere Etwas aus. Denn Loretta ermittelt sozusagen undercover im Puff und um nicht erkannt zu werden verkleidet sie sich wie eine gewöhnliche Bordsteinschwalbe. Schon allein die Beschreibung ihres Outfits und das ihrer Freundin Bärbel lädt den Leser zu einem Schmunzeln ein. Man kann die bunten Charaktere in ihrer halbseidenen schrillen Unterweltklamotte förmlich vor sich sehen. Das macht Spaß und Loretta und ihre Truppe sorgen mal wieder für viel Trubel und beste Unterhaltung.

Dabei geht es in der Geschichte eigentlich um eine ernste Erpressung durch einen Zuhälter und später geschieht auch noch ein Mordfall, bei dem Loretta Augenzeugin wird. Doch die lebendig geschilderten Charaktere agieren mit so viel Ernsthaftigkeit in ihrer verkleideten Unterweltrolle, dass man fast die ganze Zeit grinsend liest. Auch ein sensationell romantisch geplanter Heiratsantrag sorgt für Lachanfälle beim Leser, denn Okkos Plan gelingt leider nicht wie gewollt.

Sicher ist die Handlung nicht sehr realistisch und es ist auch kein ernster Krimi, aber diese irrwitzige Idee, Loretta mal im Puff als Edelnutte verkleidet ermitteln zu sehen, ist ein großer Spaß.

Ich habe mich köstlich amüsiert und fand die Dialoge von Frank alias Frankie und die Kostümierung Lorettas und Bärbels wirklich toll geschildert.
Loretta hat mal wieder ihren Freunden geholfen und am Ende werden die Bösen bestraft.

Eine amüsante Krimödie, die dieses Mal in die Puffszene entführt und das Milieu auf lustigste Art und Weise darstellt. Nicht nur für Loretta Fans ein Muss.

Veröffentlicht am 03.10.2018

Unglaublich humorvoller Krimi mit einer jungen Frau in Flensburg! Ein echtes Leseerlebnis!

Küss mich, Schatz!
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"Aber Dodo war wie ein Achtzehntonner auf abschüssiger Strecke, dem man die Bremsflüssigkeit entfernt hat: Nichts konnte sie mehr aufhalten." Zitat S. 187

Dieses Buch hat mich begeistert. Der typische ...

"Aber Dodo war wie ein Achtzehntonner auf abschüssiger Strecke, dem man die Bremsflüssigkeit entfernt hat: Nichts konnte sie mehr aufhalten." Zitat S. 187

Dieses Buch hat mich begeistert. Der typische trockene Humor Tatjana Kruses sorgt auf jeder Seite für lustige Episoden aus dem Leben Dodos und damit folgt ein Lachknaller dem nächsten.

Dodo ist eine sympathische junge Frau, die sich schnell an die trinkfesten Norddeutschen gewöhnt und neue Freunde findet. In ihrer Unterkunft findet sie ein Kästchen mit einem alten Rosenkranz aus Bernstein. Hinter der beiliegenden mysteriösen Nachricht vermutet Dodo einen Schatz. Sie macht sich auf die Suche und entdeckt dabei die vielen historischen Bauten Flensburgs, die sie dem Leser vorstellt.
So erfährt man gleich ein wenig Stadtgeschichte, die wirklich amüsant verpackt ist. Dodos Leben ist unterhaltsam erzählt, sie erlebt eine aufregende Zeit in Flensburg, lernt umwerfende Männer kennen und löst ungeklärte Todesfälle. Dabei wird sie von ihrem treuesten Freund Bill begleitet, der ein Mischling zwischen Bernhardiner und Faultier zu sein scheint. Auch dieser Hund sorgt für heitere Erlebnisse und rundet die Geschichte toll ab.


Die Autorin stellt die Stadtgeschichte Flensburgs vor, erwähnt Kirchen und die dänische Minderheit mt ihrer Sonderrolle und erklärt nordische Trinkgewohnheiten. Dieses Buch sprüht nur so vor Witz und macht richtig Spaß.

Veröffentlicht am 03.10.2018

Warmherzig, honigsüß und manchmal bitter

Die Bienenhüterin
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Lilys Mutter ist vor zehn Jahren gestorben. Ihr Vater ist ein herrschsüchtiger Mensch, der Lily keine Liebe zu Zuneigung entgegen bringt. Als 14-Jährige flieht Lily vor ihrem Vater und der bedrückenden ...

Lilys Mutter ist vor zehn Jahren gestorben. Ihr Vater ist ein herrschsüchtiger Mensch, der Lily keine Liebe zu Zuneigung entgegen bringt. Als 14-Jährige flieht Lily vor ihrem Vater und der bedrückenden Atmosphäre der Südstaaten, auch um ihr schwarzes Kindermädchen vor der Gewalt weißer Männer zu retten. Sie finden bei drei schwarzen Frauen Unterschlupf, die in friedlicher Eintracht zusammenwohnen und von der Imkerei leben. Die drei Schwestern vermitteln Lily Liebe, Halt, und Geborgenheit, sie geben ihr ein Zuhause und bringen Lily alles über die Bienenzucht bei. Auch über ihre Mutter erfährt sie Näheres.

Diese Seelenreise Lilys hat mich tief berührt und ein Umfeld aufgezeigt, indem Rassenhass und Gewalt herrschen. Demgegenüber stellt sich das harmonische Zusammenleben der drei schwarzen Frauen genau wie die Harmonie innerhalb eines Bienenstockes dar. Es ist der Ruhepol für Lily. Hier darf sie ein Kind sein und zu einer Frau reifen, erfährt Nähe und Zuneigung und bekommt eine wunderbare Aufgabe, die sie erfüllt.

Die Imkerinnen sind schrullig, gläubig und sehr liebevoll miteinander. Hier lernt Lily, was es heißt, eine Familie zu sein, die füreinander da ist. Ihren gewalttätigen Vater möchte sie am liebsten nie wieder sehen.

Lily hofft immer noch auf ein Zeichen ihrer verstorbenen Mutter, auf die Bestätigung einer mütterlichen Liebe. Bis sie die grausame Wahrheit erfährt. Doch die familiäre Aufnahme bei den Schwestern lässt sie ihren Kummer verarbeiten und erkennen, dass genau bei den Imkerinnen ihre Geborgenheit und Zukunft liegt.

Der Roman bedient sich einer zeitlosen, manchmal kindlichen Sprache und entfaltet damit die Ausdrucksstärke von Lebendigkeit und besonderen Eindringlichkeit kindlichen Wunschdenkens und Erlebens.
Lily ist in ihren Gefühlen gefangen, einerseits möchte sie von ihrem Vater Zuneigung spüren, andererseits fürchtet sie ihn. Das wird so deutlich beschrieben, dass es fast schon weh tut, das Kind so leiden zu sehen.
Doch so bitter auch die familiäre Situation Lilys ist, so zuckersüß wird das Leben der Bienen beschrieben. Hier bietet sich Lilys Chance, etwas Sinnvolles zu machen, sich zu beschäftigen und ihren Teil in ihrer Imkerfamilie beizutragen. Ganz nebenbei geben die Überschriften der Kapitel Informationen über die Bienenvölker an die Leser und vermitteln die Vergleichbarkeit zwischen Bienenstock und Familie als Kernzelle von Zuneigung, Zusammenhalt und gemeinsamer Entwicklung.

Dieses Buch ist sehr eindringlich, herzergreifend und emotional geschrieben, man kann nur versinken in die bildhafte Erzählung und Traumwelt eines Kindes. Trotz aller beschriebenen Bitterkeit durch Rassismus, Gewalt und schlimmer Realität macht sich in diesem Buch Hoffnung breit und ein Gefühl von Wärme umfliesst den Leser wie süßer Honig. So ist das Leben: manchmal bitter, aber auch zuckersüß.