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Veröffentlicht am 30.12.2016

Emotional, wortgewaltig, schonungslos ehrlich.

Wir können alles sein, Baby
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Das erste Hörbuch von Julia Engelmann überzeugte mich durch tolle, ehrliche Texte über Normen, Selbstfindung, Arbeit, Freundschaft und Co. Daraufhin war ich natürlich sehr neugierig auf die zweite Hörbuchausgabe ...

Das erste Hörbuch von Julia Engelmann überzeugte mich durch tolle, ehrliche Texte über Normen, Selbstfindung, Arbeit, Freundschaft und Co. Daraufhin war ich natürlich sehr neugierig auf die zweite Hörbuchausgabe ihrer Poetry Slam-Texte. Und auch diese konnte mich mitreißen, überzeugen und langfristig zum Nachdenken bringen.

„Gerade lebe ich zwei Leben. Eins ist echt, eins Fantasie.“ [Erster Satz]

Schon der Einstieg versprach die literarische Außeinandersetzung mit dem Leben und dessen Anforderungen sowie eventuelle Wünsche und Ideale.
Auch geht es diesmal um die Liebe, Hoffnung, und gleichzeitig Enttäuschung. Um die eigene Stärke und das Selbstbewusstsein, ebenso um Verzweiflung.

„Sag mir, dass du Kopf stehst, um für mich die Welt zu tragen.“

„Denn außer meiner Sprache protzt und schillert hier sonst gar nichts.“

Teilweise übertrugen sich Emotionen durch Julias wortgewaltige Sprache auf mich, sodass ich mit ihr wütend, traurig und enttäuscht war, aber auch wieder Hoffnung schöpfte. Ich gewann gemeinsam mit ihr Klarheit und Willensstärke.
Ich konnte mich gut in sie hineinversetzen, auch, wenn ich nicht über die genauen Hintergründe der angedeuteten Inhalte bescheid wusste.

„Schluss mit dem Elend, der Haufen kommt weg. […]
ist das Ende vom Ende auch immer ein Start.
Ab jetzt geht’s bergauf. Weiter geht’s nicht bergab.“

Besonders gelungen fand ich, dass manche Passagen refrainartig wiederholt wurden, und zum Teil einen Rahmen bildeten, indem Julia sie am Anfang sowie am Ende erwähnte.
Schmunzeln, aber auch grübeln musste ich vor allem während des 7. Titels Neue Bestandsaufahme, in der Julia darüber berichtete, was sie nicht kann, darüber was sie kann, und darüber was sie kann, aber nicht will.
Einerseits wurde deutlich, dass es einiges gibt, was sie nicht kann. Trotzdem wirkte dies auf mich persönlich nicht ausschließlich negativ (keinen Ball fangen können), sondern auch positiv und ressourcenstark (nicht verbergen können, was man denkt; nicht verstehen können, warum jemand gemein ist oder angibt; Lügen nicht ertragen können).
Julia reflektierte sich selbst, mit Blick auf die Vergangenheit und Auswirkungen auf die Zukunft. Dies wirkte melancholisch und träumerisch, teilweise auch sehnsüchtig.
Sie war schonungslos ehrlich, wodurch eine angenehme Atmosphäre entstand, die dafür sorgte, dass ich das Gefühl hatte, mit einer Freundin zusammenzusitzen, die über sich und das Leben philosophierte. Gedanklich habe ich ziemlich oft geantwortet und zugestimmt.

„Mir reicht kein kleines Müsli, davon werde ich nicht satt.
Manchmal wäre ich gerne schöner, aber das hat keinen Zweck.
Ich bin kein Modelmädchen, ich bin anders, unperfekt.“

Der Titel Familie hat mich mit den mir zwar fremden, aber trotzdem schönen Insidern und den hervorragend rübergebrachten Emotionen sehr beeindruckt und gerührt. Ich denke, fast jeder kann nachvollziehen, was das System Familie bedeutet oder bedeuten könnte und fühlt sich dadurch „heimisch“ beim Hören des Titels. Auch löste es ein Gefühl der Geborgenheit aus sowie die Intention, engen Familienmitgliedern eine nette Nachricht zu schicken, um ihnen ebenfalls zu sagen:

„Hab ich euch heute schon gesagt wie gerne ich euch mag?
Ihr seid der Freundeskreis, den ich am allerlängsten hab.
Ihr seid mein Zuhause, ihr seid meine große Liebe […].“

Ich könnte ewig so weitermachen und beschreiben, was die einzelnen Titel in mir ausgelöst haben. Jedoch möchte ich natürlich nicht zuviel vorweg nehmen.
Lasst ihre Texte lieber selber auf euch wirken! Es lohnt sich…

Fazit:
Auch Wir können alles sein, Baby hat mich gänzlich überzeugt. Es war ein Genuss und eine Freude, Julia beim Vorlesen ihrer Texte zu lauschen und mit ihr auf die Reise zu gehen. Eine Reise durch Bereiche des Lebens mit vielen, verschiedenen Facetten und Aspekten. Emotional, wortgewaltig, schonungslos ehrlich.

Veröffentlicht am 30.12.2016

Eine wirklich schöne, emotionale Geschichte einer sarkastischen Protagonistin

Alles, was ich sehe
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Bereits zu Beginn stellte ich fest, dass mich eine spannende Geschichte von Maggie, der äußerst sarkastischen Protagonistin, erwartete..
Der Einstieg gelang mir gut, ich erfuhr etwas über Maggie und ihren ...

Bereits zu Beginn stellte ich fest, dass mich eine spannende Geschichte von Maggie, der äußerst sarkastischen Protagonistin, erwartete..
Der Einstieg gelang mir gut, ich erfuhr etwas über Maggie und ihren Alltag, jedoch noch nichts genaues über die Hintergründe. Dies zog sich durch die weiteren Kapitel, die erst nach und nach alles aufklärten wodurch es umso spannender war.
Der angenehme Schreibstil, der anregte, zwischen den Zeilen zu lesen, tat sein Übriges. Die vielen, relativ kurzen Kapitel endeten fast immer mit einem kleinen Cliffhanger. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen.

Maggie wirkte nicht nur sarkastisch, sondern in manchen Situationen auch verzweifelt und melancholisch. Zunächst hatte ich Mitleid mit ihr, fragte mich, wie es wohl ist blind zu sein. Und dann kam Ben.
Ben war mir mit seiner frechen, liebenswürdigen Art auf Anhieb total sympathisch. Im Gegensatz zu mir hatte er kein Mitleid mit Maggie, was nicht zuletzt daran lag, dass sie ihn ja sehen konnte. Durch zahlreiche lebensfrohe Kommentare machte er ihr Mut und gab ihr einen Teil ihrer Hoffnung zurück. Er nannte sie Thera, nach einer Figur in einem Computerspiel, der sie ähnelte.

„Du liest also keine Bücher über Drachen?“
Ich schüttelte den Kopf.
„Zauberer?“
Ich verdrehte die Augen.
„Mystiker? Astronauten?“
Ich knurrte.
„Mann, Thera. Das ist doch kein Leben“, sagte er. Er lächelte dabei.

Sein Bruder Mason war mir anfangs suspekt, jedoch wurden seine Beweggründe später deutlich. Er distanzierte sich zum eigenen Schutz von Maggie.
Später fand ich ihn toll. Verständnisvoll, hilfsbereit und Ben gegenüber sehr loyal.
Die Eltern der Protagonistin spielten ebenfalls eine große Rolle und hatten stets einen immensen Einfluss auf sie und ihre Entwicklung.
Man erfuhr immer mehr darüber, wie es früher war und warum es heute ist, wie es ist.
Besonders ergriffen war ich von den dargestellten Mutter-Tochter-Situationen. Ich wollte die Mutter in vielen Situationen gerne schütteln. Und Maggie dazu ermutigen, ehrlich zu sein. Auch den Vater hätte ich gerne dazu ermutigt, alte Traditionen und Rituale wieder aufleben zu lassen, unabhängig von aktuellen Hindernissen.
Ein sehr interessanter und wichtiger Nebencharakter war Clarissa. Eine stets treue und aufbauende Freundin von Maggie, ob sie wollte, oder nicht.

Ein wichtiger Aspekt in der Geschichte war Fußball, der immer wieder einen Bezug zur (familiären) Vergangenheit stellte und in manchen beschriebenen Situationen im Jetzt einen fahlen Beigeschmack hatte.
Auch Musik spielte eine große Rolle und zog sich durch die gesamte Geschichte. Sie hatte in vielen Richtungen einen großen Einfluss und schaffte eine Verbindung zwischen mancher Charaktere, die es vermutlich zunächst selbst nicht angenommen hätten.

Maggie machte im Verlauf eine starke Entwicklung durch, wurde autonom und selbstbewusst. Sie begegnete Menschen endlich auf „Augenhöhe“ und fand nach und nach ins Leben – und vor allem zu sich selbst zurück, wobei sie Unterstützung von wirklich großartigen Menschen erhielt, von denen sie es zunächst nicht angenommen hätte. Ich übrigens auch nicht.

Fazit:
Eine wirklich schöne, emotionale Geschichte von einer sarkastischen Protagonistin die aus ihrer Verzweiflung nach und nach zurück ins Leben, aber in erster Linie zu sich selbst findet. Dabei unterstützen sie großartige Charaktere, allen voran Ben, ein wirklich sympathischer, lebensfroher Junge.

Veröffentlicht am 21.10.2017

Eine fantasievolle Geschichte über die Magie der Träume und Wünsche, über Freundschaft und über das Vertrauen in sich selbst

Herz aus Nacht und Scherben
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„Ein bisschen Wahnsinn hat noch niemandem geschadet. Dasselbe gilt für die Sehnsucht, denn selbst wenn wir manchmal gar nicht wissen, woher sie kommt oder wohin sie uns führt, ist sie doch die einzige ...

„Ein bisschen Wahnsinn hat noch niemandem geschadet. Dasselbe gilt für die Sehnsucht, denn selbst wenn wir manchmal gar nicht wissen, woher sie kommt oder wohin sie uns führt, ist sie doch die einzige Kraft, die uns über uns selbst hinauswachsen lässt, die Veränderung bringt und Mauern einreißt, seien es nun äußere Grenzen oder Barrikaden in unserem Kopf.“
[Herz aus Nacht und Scherben, Gesa Schwartz, S. 32]

Schon die Leseprobe sorgte bei mir für Gänsehaut, ich wurde neugierig auf die Geschichte von Milou, die in Venedig spielt. Unmittelbar nach dem Lesen habe ich versucht, meine Gedanken auf einen Notizzettel zu bringen, was mir gar nicht so leicht gefallen ist. Es handelte sich um ein sehr besonderes Buch mit einer fantasievollen Geschichte und einem abstrakten, teilweise poetischen Schreibstil.

Das erste Drittel und auch der Beginn gefiel mir richtig gut, ich wurde mit beiden Welten bekanntgemacht, wobei mir die Paralellwelt der Scherben, das Reich der verlorenen Gedanken, Wünsche und Träume, natürlich besonders gut gefiel. Sie wirkte sehr düster und magisch, womit sie eine ganz spezielle Atmosphäre besaß, was durch den abstrakten Schreibstil zusätzlich genährt wurde. Auch war mir Nív, der in der Welt als Rabendwandler lebt, sehr sympathisch, wenn ich ihn zunächst auch nicht greifen konnte. Die „normale“ Welt spielt sich im beeindruckenden Venedig ab, was Gesa Schwartz ebenfalls gelungen beschrieben und in die Geschichte integriert hat. Das Wechselspiel der beiden Welten gefiel mir insbesondere durch die gekonnt geschaffenen Vergleiche richtig gut. Es wurde stets benannt, um welche Gebäude es sich in der normalen Welt handeln würde und wie sie nun, in der Scherbenwelt, dargestellt werden. Einzelne Situationen wirkten traumhaft, oft auch wie Alpträume. Sie wirkten abstrakt und manchmal skurril, der Schein trog mich nicht selten. Es gab manche Situationen, die einen Schauer durch meinen Körper jagten.

Die Charaktere waren allesamt sehr gut gezeichnet, ich hatte sie bildlich vor Augen und musste oft über die gekonnten Beschreibungen schmunzeln. Mein Highlight war der tierische Begleiter des Pala’Dheys. Die Protagonistin Milou wurde mir vor allem zum Ende hin sympathisch, sie durchlebte eine grandiose Entwicklung, indem sie die Rollen umkehrte und endlich an Mut und Leidenschaft gewann. Sie begab sich gemeinsam mit Nív, der zunächst durch manche Aussagen und Handlungen nicht greifbar wirkte, auf eine abenteuerliche Suche nach dem Pala’Dhey, einem mächtigen Magier in der Scherbenwelt. Wer dieser in Wirklichkeit ist müsst ihr selbst herausfinden, für mich stellte diese Tatsache einen gelungenen Plott-Twist dar. Auch Asra fand ich großartig, über sie hätte ich gerne noch mehr erfahren. Jede der Personen besaß seine eigene besondere Vergangenheit, die in den Verlauf einfloss.

Das zweite Drittel des Buches zog sich etwas hin, sodass ich es zwischendurch aus der Hand legte und zu anderen Büchern griff, was mich später etwas raus gebracht hat. Das letzte Drittel konnte aber wirklich alles, was mir zuvor negativ aufgefallen ist, wett machen. Die Spannung wurde nochmal richtig angehoben und ich verliebte mich in die Idee der Geschichte. Vielleicht sollte ich es irgendwann erneut lesen, dann aber in einem Stück, ohne Unterbrechungen. Das Ende war abgeschlossen und traumhaft umgesetzt, im wahrsten Sinne des Wortes… Eine kleine Überraschung, die meine Sympathie und Begeisterung für Milou gesteigert hat. Die Aussage der Geschichte empfand ich als sehr gelungen.

Verliere nie den Glauben an deine Träume und Wünsche. Jeder besitzt ein Herz, das die Welt verändern kann. Und sei es nur die eigene kleine Welt.

„Die Menschen haben das Reich der Scherben vergessen. Aber der Pala’Dhey hat mich daran erinnert, dass wir alle eine solche Welt in uns tragen: ein zerbrochenes, schmerzendes, wunderschönes Herz aus Scherben, das von Sehnsucht regiert wird und nicht von Furcht, Hass oder Zorn – ein Herz, das die Welt verändern kann.“
[Herz aus Nacht und Scherben, Gesa Schwartz, S. 477]

Herz aus Nacht und Scherben gefiel mir trotz seiner Längen insgesamt richtig gut. Ich empfehle es allen, die sich nicht durch abstrakte Schreibstile abschrecken lassen und Lust auf eine fantasievolle Geschichte über die Magie der Träume und Wünsche, über Freundschaft und über das Vertrauen in sich selbst haben. Das Einordnen in eine Kategorie fällt mir aufgrund der Besonderheit und Abstraktheit dieser Geschichte wahnsinnig schwer, es bewegt sich irgendwo zwischen Buchtipp und Liebling.

Veröffentlicht am 21.10.2017

Gekonnter Mix aus Thriller- und Erotikanteilen

Deadly Ever After
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Sasha entkam vor zehn Jahren einem Serienkiller, der mehrere Frauen entführte und auf bestialische Weise getötet hat. Sie verließ ihre Heimat und brach Kontakte zu Freunden ab, doch nun kehrt sie zurück ...

Sasha entkam vor zehn Jahren einem Serienkiller, der mehrere Frauen entführte und auf bestialische Weise getötet hat. Sie verließ ihre Heimat und brach Kontakte zu Freunden ab, doch nun kehrt sie zurück in ihre Heimatstadt, um ihrer Mutter in der Pension zu helfen. Plötzlich sieht sie ihren Ex-Freund Cole wieder, auch ergeben sich dramatische neue Gefahren…

Wie manche von euch wissen lese ich vor dem Lesen keine Klappentexte, was in diesem Fall mal wieder die richtige Entscheidung war, denn dort steht ein gewisses Detail, was mich während des Lesens total überrascht hat. Somit würde ich auch euch raten, euch auf meine Zusammenfassung zu beschränken. Den Klappentext findet ihr dennoch ganz unten im Beitrag.

Jennifer L. Armentrout gehört seit Wait for you und Morgen lieb ich dich für immer zu meinen Lieblingsautorinnen, von denen ich unwissend wirklich alles lesen würde. So auch hier. Ich habe das Buch zufällig auf der Lesung am vergangenen Montag entdeckt, zuvor ist es mir nicht aufgefallen. Ein Blick auf das Cover verriet, dass es sich scheinbar um eine Mischung aus erotischem Roman und Thriller handelt, was auch der erste Satz des Klappentextes, den ich las, auf sich schließen ließ. Obwohl ich schon lange keine Thriller mehr gelesen habe und dem Mix mit Erotik kritisch gegenüberstand, habe ich mich auf die Lektüre eingelassen – und wurde positiv überrascht.

Der Handlungsverlauf war meiner Meinung nach relativ unvorhersehbar, natürlich bilden sich in der Entwicklung immer mal gewisse Vermutungen, jedoch gab es zahlreiche schockierende Ereignisse und dramatische Wendungen. Grundsätzlich möchte ich von der Handlung nicht viel vorweg nehmen, nur so viel: die Auflösung raubte mir den Atem und ich schwankte zwischen Faszination und Schock.

Der Thriller-Anteil wurde gekonnt integriert, der psychologische Teil spannend dargestellt, über den ich jedoch gerne noch mehr Details erfahren hätte. Die erotischen Aspekte waren für mich persönlich angenehm dargestellt, wirkten weder kitschig noch überzogen. Demnach empfand ich die Mischung von Erotik, Krimi und Drama sehr gelungen und abwechslungsreich. Humorvolle Dialoge lockerten das Geschehen auf.

Die Charaktere waren allesamt spannend gezeichnet, jeder besaß seine eigene wichtige Rolle im gesamten Konstrukt und ich wusste nie, wem ich trauen kann und wem nicht. Bei jedem Auftreten einer weiteren Person dachte ich, dass etwas an ihr faul sein könnte, und jedes Mal wurde ich eines besseren belehrt. Die Protagonistin Sasha war mir sympathisch. Ich konnte ihre Gedanken und Handlungen nachvollziehen, ebenso mochte ich den Umgang mit Cole sehr. Sasha war loyal und unfassbar stark, vor allem in Betracht auf ihre Vergangenheit und die dramatischen Folgen ihrer Rückkehr nach Hause. Cole konnte mich durch seine mitfühlende, sorgsame und gleichzeitig dominante Art, die jedoch nicht unangenehm war, für sich gewinnen. Er war kein Badboy, bot Sasha aber immer mal die Stirn und haute auf den Tisch, was meiner Meinung nach einen positiven Einfluss auf sie nahm. Aber auch ihre empathische, lockere und kluge Mutter konnte sie prägen- zum Glück.

Das Ende hat an Spannung nochmal eins drauf gelegt und war für mich persönlich total überraschend, ich habe bis zur letzten entscheidenden Sekunde mitgefiebert. Den Epilog fand ich durch seine positive Ruhe sehr angenehm, er stellte einen gekonnten Abschluss der Geschichte dar.

Deadly Ever After konnte mich durch interessante Charaktere, einen spannenden Verlauf und dramatische Wendungen, insbesondere aber durch den gekonnten Mix aus Thriller- und Erotikanteilen beeindrucken. Meinerseits ein Buchtipp.

Veröffentlicht am 09.10.2018

Großartiger Humor, Sarkasmus und scharfzüngige Dialoge

Slow Horses
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Als das Buch auf der Leipziger Buchmesse vom Verlag angekündigt wurde, war ich neugierig. Alleine die Tatsache, dass ausgemusterte Agenten als Slow Horses bezeichnet werden und sie unbedeutende Aufgaben ...

Als das Buch auf der Leipziger Buchmesse vom Verlag angekündigt wurde, war ich neugierig. Alleine die Tatsache, dass ausgemusterte Agenten als Slow Horses bezeichnet werden und sie unbedeutende Aufgaben erledigen müssen, fand ich spannend, sodass ich mehr über sie erfahren wollte.

Sie sind schlau.
Sie sind ehrgeizig.
Und sie haben versagt.
(Buchrückseite)

Das beschreibt den Inhalt der Geschichte gut, denn bei den Protagonisten handelt es sich größtenteils um Agenten, die einen Fehler begangen haben, der dazu geführt hat, dass sie aussortiert und ins so genannte Slough House versetzt werden, damit man sie nicht kündigen muss. Manch einer hat ein wichtiges Dokument in der Bahn liegen lassen, ein anderer hat eine Zielperson verwechselt. Alle haben eine Gemeinsamkeit: sie durften nicht bleiben, wo sie waren. So sammelt sich also eine Gruppe verschiedenster Charaktere, teils skurril, teils unsicher, teils überzeugt, teils zweifelnd.

Die zahlreichen Charaktere werden zunächst nach und nach ins Geschehen eingebracht, sodass man sie kennenlernen kann. Für mich war es im Mittelteil dann aber punktuell schwer, sie auseinander zu halten. Interessant war aber, wie die einzelnen Stränge später alle zusammenliefen. Zu erfahren, was die einzelnen Personen ausmacht, was sie miteinander zu tun haben bzw. hatten und eventuell haben werden. Die Handlung verläuft zunächst relativ ruhig, gespickt mit witzigen Dialogen. Es gibt zahlreiche Krimi-Elemente, sodass nicht immer klar ist, was genau geschehen ist, wer böse, wer gute Absichten hat. Der zentrale Dreh- und Angelpunkt ist eine Entführung, die die Grundlage für alle Charaktere und deren Handlungen bildet. Anhand dessen stellen sich einzelne Rollen und Aufgaben heraus. Es gibt Charaktere, die mir suspekt waren, aber auch welche, die mich überraschen konnten, allen voran Catherine. Aber auch Protagonist River konnte mich für sich gewinnen. Am interessantesten und coolsten fand ich persönlich jedoch Jackson Lamb als Chef der Slow Horses. Mit seiner direkten, unangepassten, sarkastischen Art konnte er mich begeistern, denn er zog sein Ding durch und es war ihm egal, was andere davon hielten. Auch Sid Baker gefiel mir richtig gut, vor allem ihre scharfzüngigen Reaktionen.

Ein Highlight waren für mich die Anspielungen auf die Harry Potter Romane. Generell bin ich immer Feuer & Flamme, wenn einzelne Aspekte aus bekannten Büchern, Filmen etc. in anderen Medien genannt werden. Gelungen fand ich, dass in diesem Buch deutlich wird, dass es in solchen Fällen nicht ohne Zusammenarbeit geht. Alles steht und fällt mit dem Team – denn einer alleine kann nicht viel erwirken, aber zusammen ist man fast unschlagbar. So verschieden man auch ist, jeder besitzt seine Stärken – die sich bei einigen erst später herausstellen – auch wenn man ein lahmer Gaul ist. Von der Gesellschaft und den Vorgesetzten ausgemustert, vom neuen Team geschätzt.

Im Mittelteil der Geschichte gab es für mich ein paar Längen, in denen nicht viel passiert ist. Dort wurden die korrupten Systeme in der Stadt geschildert, was dennoch recht interessant zu erfahren und sicherlich wichtig für die Handlung war. Zum Ende hin nahm das Ganze nochmal ordentlich an Fahrt auf und ich war wieder so richtig drin – und kam auch nicht mehr weg. Die letzten Kapitel rasten nur an mir vorbei, es machte unfassbar viel Spaß, mit zu rätseln und die Charaktere auf ihrer Mission zu begleiten. Das Ende stimmte mich mehr als zufrieden und es fiel mir fast ein bisschen schwer, diese faszinierenden Personen gehen zu lassen.

Fazit
Slow Horses ist ein gelungener Auftakt und überzeugt mit großartigem Humor, Sarkasmus und scharfzüngigen Dialogen. Trotz mancher Längen konnte mich der spannende Handlungsverlauf mitreißen, was vor allem an den faszinierenden Charakteren lag.