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Veröffentlicht am 15.10.2018

Gelungene Mischung aus empathischem Familiendrama, spannenden Kriminalroman und Mysterythriller, der bis zum Schluss fesselt

Alles, was wir verloren haben
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Lucy Durant war 14 Jahre alt, als ihr Bruder Nolan spurlos verschwunden ist. Die Verbindung zu ihrem älteren Bruder hatte sie aber schon länger verloren, da er sich zunehmend in seiner eigenen Gedankenwelt ...

Lucy Durant war 14 Jahre alt, als ihr Bruder Nolan spurlos verschwunden ist. Die Verbindung zu ihrem älteren Bruder hatte sie aber schon länger verloren, da er sich zunehmend in seiner eigenen Gedankenwelt abgeschottet, sich mit UFO-Verschwörungstheorien beschäftigte und selbst der Meinung war, dass Außerirdische unter ihnen seien. Sogar seine Freundin Celeste hatte er im Verdacht, in Wahrheit nicht von dieser Welt, ein "Sternenwesen", zu sein.

Als sich Nolans Verschwinden zum 10. Mal jährt, ist Lucy, die sich allein und von ihren getrennt lebenden Eltern im Stich gelassen fühlt, bereit, Nachforschungen anzustellen. Sie fährt von Los Angeles in ihren Heimatort Bishop, wo ihre Mutter noch wohnt. Durch ihre Rückkehr kommen Erinnerungen an die Nacht, in der Nolan verschwand, und an die Zeit davor, in ihr hoch. Diese sind lückenhaft, was der Verdrängung oder auch dem Alkoholkonsum damals geschuldet sein könnte. Sie gibt sich und ihrem Freundeskreis eine Mitschuld, wie die Situation um Nolan eskalierte und macht sich Vorwürfe, dass sie der Polizei gegenüber nicht die Wahrheit gesagt hat. Zusammen mit dem UFO-Forscher Wyatt versucht sie herauszufinden, was mit Nolan passiert ist.

Der Roman ist aus der Perspektive von Lucy, aber auch von Nolan erzählt, spielt in der Gegenwart, blickt aber auch zurück in die Vergangenheit, in das Jahr 1999, als Nolan verschwand.
Lucy ist eine junge Frau, die in einer Art Warteschleife gefangen ist, kaum einen Menschen an sich heranlässt und es tagtäglich erfolglos versucht, nicht an Nolan zu denken.
Als Teenager hat sie sich, enttäuscht vom Vater, der die Familie verlassen hat, bewusst abgegrenzt und einem Freundeskreis angeschlossen, die sich gehässig über ihren Bruder lustig machen. Nolan und seine schon wahnhaften UFO-Forschungen waren ihr peinlich und aus Sicht eines jungen Mädchen, das dazugehören wollte, ist ihr abweisendes Verhalten Nolan gegenüber nachvollziehbar.
Nolan war ein 16-jähriger kreativer Junge, ein Träumer, dem egal war, was andere über ihn dachten und der in seiner eigenen Welt lebte. Seine UFO-Forschung, der Glaube an Außerirdische, steigert sich in einen Wahn, der die Außenwelt an seinem Verstand zweifeln lässt.

Zehn Jahre später möchte Lucy, geplagt von Reue und Schuldgefühlen, sowie einer schwelenden Wut in Bezug auf ihre Eltern, endlich Gewissheit haben, was mit ihrem Bruder geschehen ist. Die nagende Ungewissheit ist Schuld daran, dass weder sie noch ihre Mutter Sandra, Nolan aufgegeben haben und nach all den Jahren loslassen können. Wurde er tatsächlich von Aliens entführt, ist er einfach weggelaufen oder hat er gar Selbstmord begangen?

Mit Spannung verfolgt man, wie immer mehr Details aus der Vergangenheit offenbar werden und sich die einzelnen Puzzlestücke zusammensetzen. "Alles, was wir verloren haben" ist ein melancholischer Roman über zwei Geschwister und eine zerbrochene Familie, der spannend geschrieben ist. Es geht um Obsessionen, Fragen des Glaubens und die Angst vor dem Unbekannten. Vergangenheit und Gegenwart werden in dieser mysteriösen Geschichte, bei der man nicht wissen kann, was Wahrheit, Einbildung oder krankhafter Wahn ist, anschaulich miteinander verbunden.
Als Leser ist man gefesselt und fiebert einer Auflösung des Rätsels um Nolan entgegen. Am Ende bleibt es dem Leser überlassen, eine logische Erklärung zu finden oder sich darauf einzulassen, dass wir nicht allein auf der Welt sind und extraterrestrische Intelligenz existiert.

"Alles, was wir verloren haben" ist eine gelungene Mischung aus empathischem Familiendrama, spannenden Kriminalroman und Mysterythriller, der mich bis zum Schluss fesseln konnte.

Veröffentlicht am 10.10.2018

Fiktionale Geschichte, die auf historischen Fakten beruht und sehr einfühlsam und glaubhaft geschildert ist und mich schockiert hat

Und über mir das Meer
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Die 16-jährige Hana ist eine Haenyeo, eine Taucherin, die auf der südkoreanischen Insel Jejudo zusammen mit ihrer Mutter nach Meeresfrüchten taucht. Es ist das Jahr 1943, als sie von japanischen Soldaten ...

Die 16-jährige Hana ist eine Haenyeo, eine Taucherin, die auf der südkoreanischen Insel Jejudo zusammen mit ihrer Mutter nach Meeresfrüchten taucht. Es ist das Jahr 1943, als sie von japanischen Soldaten entführt wird, um ihre jüngere Schwester Emiko zu schützen. Das unschuldige Mädchen wird brutal in die Mandschurei verschleppt und muss dort in einem Militärbordell den japanischen Soldaten gefügig sein. Trotz aller Erniedrigungen, Schmerzen und Quaken lässt sich Hana nicht unterkriegen und träumt den unwahrscheinlichen Traum, ihre Familie wiederzusehen.

2011 reist die ältere Dame Emiko zu ihren Kindern nach Südkorea, um dort an der 1000. Demonstration der sogenannten Trostfrauen in Seoul gegen die japanischen Kriegsverbrechen teilzunehmen. Nach über 60 Jahren der Verdrängung hofft sie dort ihre Schwester wieder zu finden.

"Und über mir das Meer" erzählt die Geschichte Koreas anhand des herzzerreißenden Schicksals zweier Schwestern, die während des Zweiten Weltkriegs voneinander getrennt worden sind.
Romane über den Zweiten Weltkrieg in Europa habe ich einige gelesen, aber die Ereignisse während des Zweiten Weltkriegs in Asien waren mit bisher nicht geläufig. Sehr bildhaft und berührend erzählt die Autorin mit koreanischen Wurzeln von der Stärke der Haenyeo, die während der japanischen Besatzung in den Tiefen des Meeres mehr Freiheit genossen als der Rest der Bevölkerung.

Schockierend ist die Gewalt und Brutalität, die von japanischen Soldaten ausgeht und vor allem die wehrlosen und unschuldigen jungen Frauen und Kinder betrifft. Zehntausende wurden entführt, vergewaltigt und deportiert, um als Trostfrauen zu dienen. Hana ist dabei eine von vielen Zwangsprostituierten, die als Haenyeo nie ihren Kampfgeist und Mut verliert und die vor allem die Gedanken an ihre jüngere Schwester und Familie in Korea am Leben erhalten. Trotz der Gefahr für Leib und Leben und der Hoffnungslosigkeit einer Sklavin im Bordell gibt sie nicht auf, für ihre Freiheit zu kämpfen.

Die jünger Emi hat die Verschleppung ihrer Schwester all die Jahre verdrängt und versucht erst als Großmutter, Hana ausfindig zu machen. In Rückblenden erfährt man, wie sie den Krieg erlebt hat und auch ihr Leiden wird - wenn auch nicht in der Brutalität wie Hanas Schicksal - überzeugend und bewegend erzählt.

"Und über mir das Meer" ist eine fiktionale Geschichte, die auf historischen Fakten beruht und deshalb besonders schockierend ist. Einfühlsam und glaubhaft schilder Mary Lynn Bracht die traurigen Schicksale der beiden jungen Mädchen, die fesseln und mich das Buch kaum aus der Hand legen ließen. Man fühlt den Schmerz und die Entbehrungen fast selbst körperlich und bis zum Schluss ist es spannend zu erfahren, wie Hana ihrem Schicksal trotz, ob sie es als eine der wenigen "Trostfrauen" schafft, zu überleben und ob die beiden Schwestern nach all den Jahren wieder vereint werden.

Die Ereignisse des Jahres 1943 stehen im Fokus des Romans und zeigen die Sinnlosigkeit und Brutalität eines Krieges, der vor allem unschuldige Zivilisten trifft. Wichtig ist aber auch der Blick in die Zukunft, in das Jahr 2011, als die Frauen zum 1000. Mal seit 1992 mittwochs auf die Straße gehen und die Gräueltaten der Japaner anprangern. Entschuldigungen müssen geleistet und Reparationen vorgenommen werden, um Vergangenes wieder gut zu machen.

Tatsächlich hat die japanische Regierung erstmals 1993 eingeräumt, "Trostfrauen" gegen ihren Willen für sie arbeiten zu lassen, diese Erklärung aber 2007 wieder zurückgenommen. 2015 haben sich die japanische und südkoreanische Regierung darauf verständigt, dass über die Ereignisse um die "Trostfrauen" in Zukunft geschwiegen werden soll und eine eigens zum Gedenken errichtete Friedensstatue wieder entfernt. Entsetzlich! Umso wichtiger ist es, dass es Bücher wie die von Mary Lynn Bracht #gegendasVergessen, ein für mich beeindruckendes Debüt und fesselndes Drama gibt.

Veröffentlicht am 28.09.2018

Die Mischung aus historischem Hintergrund und zukünftiger Technologie ist hochspannend dargestellt, die Charaktere vielschichtig

NSA - Nationales Sicherheits-Amt
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Helene Bodenkamp ist Anfang 20 und arbeitet als Programmstrickerin im Nationalen Sicherheits-Amt im Dritten Reich. Das NSA ist eine Behörde mit Sitz in Weimar, die noch unter Wilhelm II. gegründet wurde. ...

Helene Bodenkamp ist Anfang 20 und arbeitet als Programmstrickerin im Nationalen Sicherheits-Amt im Dritten Reich. Das NSA ist eine Behörde mit Sitz in Weimar, die noch unter Wilhelm II. gegründet wurde. Nach Ende des Weltkrieges im Jahr 1917 wurden die Aufgaben und Befugnisse des Amtes durch den ersten Regierungschef der Weimarer Republik, Philipp Scheidemann, neu geordnet. Es sollte alle technisch verfügbaren Daten sammeln und Datenströme im Netz der Komputer sowie der beweglichen Telephonie beobachten. Programmstrickerinnen wie Helene unterstützen dabei die Analysten des Amtes, indem sie die Massendaten nach festgelegten Kriterien und Fragestellungen aufbereiten.

Nach der Machtergreifung Adolf Hitlers geriet das Amt innerhalb der Bevölkerung zunehmend in Vergessenheit, das Gestapo, SA und SS in der Öffentlichkeit mehr wahrgenommen wurden.
Während des Krieges gibt es Überlegungen, das Amt aufzulösen, da die Mitarbeiter für wichtigere Aufgaben an der Front oder in der Rüstung gebraucht würden. Der Leiter des Amtes, August Adamek, aber insbesondere der Analyist Eugen Lettke, der auf keinen Fall als Soldat einberufen werden möchte, möchten eine Auflösung des Amtes verhindern und beweisen, dass das Amt eine wichtige Stütze ist, um den Krieg gewinnen zu können. Am 5. Oktober 1942 ist deshalb der Reichsführer SS, Heinrich Himmler, mächtigster Mann hinter Hitler, für eine Inspektion zu Besuch. Helene, als eine der fähigsten Programmstrickerinnen, demonstriert ihm die schier unendlichen Möglichkeiten der Auswertung der massenhaft vorhandenen Daten über jeden Bürger. Insbesondere die Fähigkeit, illegal versteckte Personen über den Verbrauch von Lebensmitteln pro Haushalt ausfindig zu machen, stößt auf großes Interesse.

Helene befindet sich mit ihrer Tätigkeit, deren Auswirkungen ihr lange nicht bewusst waren, in einem Interessenkonflikt, versteckt sie doch seit Kurzem einen Fahnenflüchtigen, in den sie sich verliebt hat.

"NSA - Nationales Sicherheits-Amt" ist ein Politthriller, der zur Zeit des Dritten Reiches spielt, in der die Technik aber so weit fortgeschritten ist, dass es Komputer, elektronische Briefe, bewegliche Telephone und ein Weltnetz mit Unterhaltungsforen gibt. Das NSA sammelt unkontrolliert Daten über jeden Bürger, die sich allein durch einen Einkauf oder die Nutzung des Telephons ergeben. Die Massendaten werden in Datensilos gesammelt und kommen unter anderem dann zur Auswertung, wenn es einen Hinweis darauf gibt, das sich ein Bürger nicht konform verhält.

Es ist ein erschreckendes Szenario, das Andreas Eschbach aufbaut. Man fragt sich unweigerlich, wie die eigenen Daten im Internet, die bei Behörden, Versicherungen und Ärzten vorliegen, zweckentfremdet würden, wenn heute wieder ein Diktator in Deutschland an der Macht wäre und ob die Daten heute eigentlich sicher sind bzw. ob man zu unvorsichtig ist und zu viel von sich in sozialen Netzwerken preisgibt.

Die Mischung aus historischem Hintergrund und zukünftiger Technologie ist anschaulich und nachvollziehbar dargestellt, da man die historischen Ereignisse und die Entwicklung des NSA durch einen Rückblick in die 20er- und 30er-Jahre aus der Perspektive von Helene miterlebt.

Interessant ist dabei nicht nur die Einfachheit der Sammlung der Daten und die erschreckend leichte Bündelung und Aufbereitung derselben, um sie zur Überwachung und Kontrolle der Bevölkerung zu nutzen. Die Spannung über die Verwendung der Daten wird vor allem dadurch gesteigert, dass Helene plötzlich persönlich von den Konsequenzen ihrer Tätigkeit betroffen ist und sich nicht nur um ihre eigene Sicherheit, sondern auch um die ihrer Freunde und ihres Geliebten fürchten muss. Wie kann sie die Tätigkeit bei der NSA noch mit ihrem Gewissen vereinbaren oder kann sie ihren direkten Zugriff auf die Daten für ihren eigenen Schutz verwenden? Und muss sie dann nicht auch versuchen, die Personen vor Verfolgung zu schützen, die durch ihre Recherchen als Bürger aufgedeckt werden, die den Gesetzen zuwider handeln?

Trotz des Umfangs des Romans von 800 Seiten hat der Roman keine Längen. Der Thriller überzeugt nicht nur durch die Recherche zur Historie, der perfekten Anpassung der Sprache an die damalige Zeit und die mühelosen Erklärungen der Technologie, die in die Geschichte eingebettet werden, sondern auch durch die Vielschichtigkeit der Charaktere und die bis zum Ende aufrechterhaltene Spannung, wie dieses Szenario enden kann.

Veröffentlicht am 31.08.2018

Lebendiger Roman, voller Bonmots und witziger Dialoge, gleichzeitig aber auch gefühlvoll, traurig und sehr berührend - ein bisschen Drama, ein bisschen Komödie

Das ganze Leben auf einmal
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Tom ist alleinerziehender Vater einer 15-jährigen Tochter, die seit Geburt unter dilatativer Kardiomyopathie, einer krankhaften Erweiterung des Herzmuskels leidet. Sein gesamter Lebensinhalt ist die Sorge ...

Tom ist alleinerziehender Vater einer 15-jährigen Tochter, die seit Geburt unter dilatativer Kardiomyopathie, einer krankhaften Erweiterung des Herzmuskels leidet. Sein gesamter Lebensinhalt ist die Sorge um Hannah und die Leitung des kleinen Theaters "Willow Tree" in Somerset.
Hannah wird ihre Krankheit immer mehr bewusst, als sie öfter mit Schwächeanfällen zu kämpfen hat oder gar ohnmächtig wird. Sie möchte sich keine Gedanken um ihre Zukunft machen und welche Fächer sie in den Oberstufenkursen belegen möchte, da ihr Leben ihr perspektivlos erscheint. Viel lieber möchte sie auf der Bühne des Theaters stehen und sicherstellen, dass ihr Vater ohne sie zurecht kommt. Sie möchte eine neue Frau für ihn finden, nachdem er so lange Single war und sich nur um ihr Wohlergehen gekümmert hat. Sie meldet ihn bei einer Partnerbörse an, nötigt ihn zu verschiedenen Dates und macht selbst ihre ersten Erfahrungen mit der Liebe.

Der Roman ist abwechselnd aus der Perspektive von Tom bzw. Hannah geschrieben. Beides sind liebenswürdige Charaktere, die ein sehr enges Verhältnis zueinander pflegen.

Je schwächer Hannah wird, desto mehr Raum nimmt die Krankheit in ihrem Leben ein. Ihr Vater sorgt sich und ist überfürsorglich, behandelt Hannah deshalb noch so, als wäre sie ein kleines Kind, weshalb der Teenager verständlicherweise zumal genervt ist und sich selbst mehr zutraut, als ihr Vater ihr zumuten möchte. Andererseits zeigt sich Hannah aber auch sehr erwachsen, indem sie sich Sorgen um die Zukunft ihres Vaters macht. Sie möchte verhindern, dass Tom an ihrem möglichen Tod zerbricht und sein Leben lang allein bleibt.

"Das ganze Leben auf einmal" ist ein herzerwärmender Roman, der trotz aller Traurigkeit, die Hannahs unheilbare Krankheit mit sich bringt, nicht schwermütig ist. Die Geschichte schildert die Liebe eines Vaters zu seiner Tochter und umgekehrt ohne rührselig zu sein. Die beiden sind trotz aller Schwierigkeiten ein gutes Team, das gemeinsame Rituale pflegt und sich an den kleinen Dingen des Lebens erfreuen kann.

Mit 15 Jahren erlebt Hannah ihre erste Liebe und gleichzeitig versucht Tom ein wenig tollpatschig eine Partnerin zu finden. Seine Dates sind zumeist Katastrophen, aber der Autor schafft es, dass diese nicht übertrieben oder albern wirken.

Nicht nur die beiden Protagonisten, auch die Nebencharaktere sind liebevoll gestaltet und sehr glaubwürdige, charmante Charaktere, die mehr als nur Laiendarsteller in einem Provinztheater sind, sondern mit Hannah und Tom freundschaftlich verbunden sind, und eine große, besondere Familie bilden, die über Generationen hinweg solidarisch sind.

Die Geschichte ist gleichzeitig amüsant und berührend und vor allem am Ende wird man als Leser Zeuge der Magie des Theaters, das Planungen des Stadtrates zufolge für ein Wohnbauprojekt Platz machen und abgerissen werden sollte. Die Faszination des Theaters, die Illusion, die durch einfache Mittel entsteht, springt förmlich auf den Leser über, so dass man die Leidenschaft der Charaktere dafür nachvollziehen kann.

Kritisch könnte man an diesem Wohlfühlroman anmerken, dass alle Person etwas eindimensional gut sind und wenig Angriffsfläche bieten. Zudem hätte es meines Erachtens die Erkrankung von Hannahs erstem Freund Callum für die Geschichte nicht gebraucht.
Der Roman ist aber so lebendig, voller Bonmots und witziger Dialoge geschrieben, dass sogar Hannahs Krankheit phasenweise in den Hintergrund gerückt wird.
Es ist ein Roman wie das Theater selbst - ein bisschen Drama, ein bisschen Komödie.

Veröffentlicht am 25.08.2018

Liebevoll illustriertes Büchlein mit lehrreichen Alltagsgeschichten, an dem Kinder und Erwachsene ihre Freude haben

Björn
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"Björn: Abenteuer eines glücklichen Bären" ist ein Buch mit sechs illustrierten Kurzgeschichten. Alle Geschichten handeln von Björn und seinem Leben im Wald. Björn ist allerdings nicht allein. Mit dem ...

"Björn: Abenteuer eines glücklichen Bären" ist ein Buch mit sechs illustrierten Kurzgeschichten. Alle Geschichten handeln von Björn und seinem Leben im Wald. Björn ist allerdings nicht allein. Mit dem Dachs, dem Wiesel, dem Fuchs, dem Hasen, dem Eichhörnchen und der Elster hat er Freunde, die das Leben noch schöner machen.

Björn ist ein bescheidener Bär, der die kleinen Dinge im Leben zu schätzen weiß.

Die einzelnen Geschichten umfassen ca. zehn Seiten und bestehen aus wenigen kurzen Sätzen, die leicht verständlich sind. Auf jeder Seite sind durchschnittlich zwei Szenen abgebildet, die den Text veranschaulichen. Die Schwarz-Weiß-Zeichnungen sind schlicht, aber mit Liebe zum Detail.

Das Buch wird ab vier Jahren empfohlen und eignet sich damit am besten als Vorlesebuch oder um gemeinsam mit Kind die Bilder anzugucken. Diese sind minimalistisch, aber für die Kleinsten nicht zu abstrakt.

Es ist ein Kinderbuch, das aber auch für Eltern und Erwachsene interessiert und mit einem Augenzwinkern zu betrachten ist. Das Buch illustriert Geschichten aus dem Leben eines Bären, die zeigen, dass es gar nicht viel braucht, um glücklich zu sein. Die Texte haben einen unterschwelligen Humor, wenn der Bär sich schöne Honigbrote ohne Brot schmiert - nämlich direkt aus der Wabe nascht - oder wenn er neben seiner Post auch zufällig Kataloge findet, die ihm - baff! - ins Gesicht geweht werden.

"Björn: Abenteuer eines glücklichen Bären" ist ein liebevoll illustriertes Büchlein mit lehrreichen Alltagsgeschichten, an dem Kinder und Erwachsene ihre Freude haben.