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Nilchen

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.10.2018

Ein ungewöhnlicher Blick auf die 40er Jahre und die damaligen Navy Hafenanlagen in New York!

Manhattan Beach
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Welche Bilder prasseln einem ins Hirn wenn man an die 40er Jahre denkt? Krieg, genau! Und welche Bilder werden bei dem Gedanken an New York freigesetzt? Skyscraper, Times Square, Wall Street, Central Park ...

Welche Bilder prasseln einem ins Hirn wenn man an die 40er Jahre denkt? Krieg, genau! Und welche Bilder werden bei dem Gedanken an New York freigesetzt? Skyscraper, Times Square, Wall Street, Central Park und vieles mehr, richtig.
Was passiert nun, wenn man sich in das New York der 40er Jahre versetzt und dann auch noch die Navy Hafenanlage in den Fokus nimmt? Genau – mind blowing! Jennifer Egan zeigt uns New York aus einem unbekannten Blickwinkel mit ihrem Roman ‚Manhattan Beach‘. Im Grunde auch eher Brooklyn, aber eben auch New York! Dieser Blickwinkel ist so völlig anders ist als was man sonst literarisch über New York in die Hände bekommt.
Manhattan Beach ist witzigerweise ein Abschnitt in Brooklyn auf des weltbekannten Coney Island, man müsste praktisch heutzutage an der Haltestelle Brighton Beach aussteigen und noch weiter den letzten Zipfel zu erkunden.
Der Roman hat also schon mal ein ungewöhnliches Setting. Jetzt nehme man noch eine junge Frau dazu, Anna, die ein sehr offener und feministischer Charakter ist, die damals sicherlich eher als schwierig und aufmüpfig wahrgenommen wurde. Anna, die in dieser Zeit auch noch in den Navy Docs arbeitet und eben mehr will als die Damen um sie herum. Und nun, ein Geheimnis muss es geben, ihr Vater verschwindet spurlos als Anna ein Teenager ist…
Mit hat der Roman gut gefallen, weil er mir das Eintauchen in eine vergangenen Welt ermöglich hat, die ich so bisher nicht wahrgenommen habe. Nur auf Rundfahrten um Manhattan Island wird die Navy Werft erwähnt, aber ich schenkte dem wenig Beachtung. Fatal, wenn man die riesige Anlage von einst mit diesem Roman begreifen lernt.
Was macht den Roman aus? Vor allem der Schreibstill den Jennifer Egan, selbst in der Übersetzung, so überzeugend liefert, macht den Roman großartig. Sie schreibt einerseits melancholisch, aber so gar nicht kitschig, obwohl die Romanfiguren zum Teil harte Schläge ertragen müssen. Auch die Bilder die sie heraufbeschwört sind gut eingeflochten und wirken weder überfrachtend noch deplatziert.
Fazit: Ein schönes Stück Literatur. Lesenswert für jedermann!

Veröffentlicht am 16.05.2024

Starker Tobak!

Die Zeit im Sommerlicht
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Mir war nach dem Klappentext klar, dass dies hier keine Wohlfühllektüre wird, aber ich muss sagen Holla die Waldfee, hier ist viel Schmerz und Brutalität enthalten. Das Cover und der Titel lassen auf eine ...

Mir war nach dem Klappentext klar, dass dies hier keine Wohlfühllektüre wird, aber ich muss sagen Holla die Waldfee, hier ist viel Schmerz und Brutalität enthalten. Das Cover und der Titel lassen auf eine leichtere Lektüre schließen, besonders mit diesem Bild was nach so viel Hoffnung schreit. Auch der Titel ist aus meiner Sicht nicht so gut gewählt, heißt es auf Schwedisch im Original „Straff“ übersetzt Strafe. Das passt um Längen besser.
Denn dies hier ist ein Roman über die Unterdrückung der samischen Minderheit in Schweden und wie mit dem nomadisch lebenden Volk, das Renntiere züchtet, umgegangen wurde. Das Buch hat zwei zeitliche Ebenen. Zum einen spielt es in den 50er Jahren und wir lernen in Summe fünf Kinder kennen, die in eine Nomadenschule kommen, ein Internat. Klein sind sie alle, grade mal 7 Jahre alt. Dort sind sie physischer und psychischer Gewalt ausgesetzt und ertragen viel. Zu viel. Brutal geht es zu. Es ist keine Schule, es ist im Grunde ein Umerziehungslager, sie dürfen nur noch Schwedisch sprechen und wenn die tyrannische Leiterin ungehorsam wittert gibt es Schläge.
Der Sprung in die 80er Jahre macht deutlich mit was für Traumata die nun Erwachsenen sich plagen, Suchtverhalten entwickeln, Emotionen nicht zulassen und vieles mehr. Wirklich beklemmend ist das Gefühl bei der Lektüre.
Auch wenn die Lage etwas anders ist, musste ich an die Kanadischen Indigenen Völker denken, deren Kinder auch viel Unrecht angetan wurde. Und hier erinnere ich mich auch plastisch an: Richard Wagamese mit „Der gefrorene Himmel“.
Ein Roman, der in Schweden eine Diskussion entfacht hat und lange auf deren Bestsellerliste stand. Ein Roman der einen blinden Fleck der Geschichte in den Fokus nimmt. Ungeschönt erzählt von Ann-Helén Laestadius, eine Halb-Samin, die durch das tiefe Schweigen der eigenen Familie hier Aufarbeitung betrieben hat und dem Thema Raum gibt.

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Veröffentlicht am 17.04.2024

Für Frauen zwischen 20 und 40 besonders aufschlussreich

Die Body Bible für Frauen
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Dieses Buch habe ich über die letzten Monate immer mal wieder zur Hand genommen und das ein und andere darin gelesen und nachgeschlagen. Kein Buch, dass von vorne nach hinten gelesen werden muss, es können ...

Dieses Buch habe ich über die letzten Monate immer mal wieder zur Hand genommen und das ein und andere darin gelesen und nachgeschlagen. Kein Buch, dass von vorne nach hinten gelesen werden muss, es können auch einfach Themen gezielt nachschlagen via Register, z.B Darm oder Menopause.
Natürlich, wer sich mit dem weiblichen Körper beschäftigt und sich sehr bewusst mit sich selbst auseinandersetzt, wird hier nicht viel neues finden. Trotzdem gut, dass der weibliche Körper in medizinischer und holistischer Gesundheitsbetrachtung eine Bühne bekommt.
Spannend finde ich das Dreierpack, Dr. Emma Ross, Baz Moffat sowie Dr. Bella Smith, dass dieses Buch geschrieben hat, denn es ist eine Wissenschaftlerin, eine Sportlerin/Trainerin und eine Ärztin. Ein Rundum-Blick, den diese drei zusammengetragen haben.
Fokus liegt aus meiner Sicht auf Frauen über 20 und unter 40. Pubertät wird genauso angesprochen wie Mennopause. Aber der Fokus liegt aus meiner Sicht auf weibliche Körper in jüngerer Lebensmitte.
Fazit: Für alle spannend, die sich noch nicht so sehr viel mit dem weiblichen Körper seinen Vorzügen und Tücken beschäftigt hat.

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Veröffentlicht am 14.03.2024

Verworren

Steglitz
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“Probleme schafft man sich erst, wenn man sie ausspricht.” (S 39)
Bei diesem Buch frag ich mich: Wo anfangen, wo aufhören. Und genau so ist im Grunde auch die Geschichte des Romans von Inès Bayard. Wie ...

“Probleme schafft man sich erst, wenn man sie ausspricht.” (S 39)
Bei diesem Buch frag ich mich: Wo anfangen, wo aufhören. Und genau so ist im Grunde auch die Geschichte des Romans von Inès Bayard. Wie der Name des Romans erkennen lässt, spielt der Roman in Steglitz, ein Bezirk Berlins. Sehr präsent ist Steglitz, fast wie ein eigener Charakter im Buch. Es wird akribisch festgehalten wo sich die Protagonistin aufhält, wo sie auf ihren erratischen Streifzügen durch das Viertel um die Schloßstraße langläuft.
“Freiheit gewinnt man nur mit Mut”. (S 142)
Es wird eine Geschichte erzählt über Leni Müller. Zunächst ein ungewöhnlich langweiliges Hausfrauenleben an der Seite eines Architekten und dann fängt es an zu brechen. Was sie tut, wie sie es tut und wen sie trifft. Es wird aus einer beobachtenden Perspektive erzählt, aber wird so inszeniert, dass einiges des Erlebteten, oder sollte man Wahrgenommenes sagen, in Frage zu stellen ist.
“Manche lassen ihre Schwäche jedoch zur Gewohnheit werden” (S 24)
Sprachlich sehr fein erzählt, aber im Verlauf nehmen die Absurdität zu und auch scheinbar die Quote an Wahrnehmungsunterschieden. Was passiert wirklich, wer sind die Personen und was wird hier nicht erzählt. Auch schwimmen die Zeitebenen.
Ein Roman für Liebhaber literarischer Kunst. Ich konnte dem Ganzen etwas abgewinnen, bin mir aber bewusst, dass dies kein Buch für die breite Masse ist. Kurios fand ich daran, dass dieser Roman, der so in Berlin verhaftet ist von einer Französin, auf Französisch verfasst wurde. Für uns großartig übersetzt von Theresa Benkert.
“Ich bin nicht dazu berufen, verlorene Seelen zu retten, und das Unglück verdient nicht immer Aufmerksamkeit.” (S 25)

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Veröffentlicht am 28.01.2024

Wie war es wohl?

Das Geheimnis der Mona Lisa
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Jeder kennt dieses Gesicht, dieses Bild. Selbst wer nichts mit Kunst m Hut hat und sich wenig dafür interessiert. Aber die Mona Lisa von Leonardo da Vinci ist einem Geläufig. Und weil diese Mona Lisa so ...

Jeder kennt dieses Gesicht, dieses Bild. Selbst wer nichts mit Kunst m Hut hat und sich wenig dafür interessiert. Aber die Mona Lisa von Leonardo da Vinci ist einem Geläufig. Und weil diese Mona Lisa so bekannt ist, fragt man sich schon: Was ist die Geschichte hinter diesem Bild. Oder? Als ich sie das erste Mal im Louvre gesehen habe, kam ich wie viele Millionen andere ins Grübeln.
Und nun hat Beate Rygiert die Geschichte ersonnen, die sich um das Gemälde rankt. Könnte so gewesen sein, muss aber nicht. Wer vorranging Interesse am Wahrheitsgehalt hat der diesem Roman innewohnt, der sollte sich zu allererst das gute Nachwort zu Herzen nehmen, in dem die Autorin ihre umfangreiche Recherche erläutert und ihre Schlussfolgerungen darlegt.
1494. Es geht um eine junge Frau, die unsterblich in einen Mann namens Guiliano de Medici verliebt ist, in diesem Fall „Mona Lisa“. Dieser Mann sollte es aus familiären Gründen und Umständen leider nicht sein und sie wurde von Francesco del Giocondo geehelicht. Diese Ehe war eine praktische, aber keine leidenschaftliche. Und nun soll Leonardo da Vinci mit seiner Kunst ins Spiel gekommen sein und Guiliano de Medici hat ihn beauftragt die gute Lisa Gherardini, nun del Giocondo, zu malen. So konnte er via geheimen Botschaften wieder Kontakt mit ihr haben.
Eine atemberaubende Geschichte in einer Zeit, wo das weibliche Geschlecht keine Rechte hatte und sich allem fügen musste. Gut recherchiert in die damals herrschenden Gepflogenheiten gebettet. Außerdem spannend erzählt! Es ist die ein wunderbarer historischer Roman. Mich hat er gut unterhalten.

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