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Veröffentlicht am 07.05.2019

Gute Idee, Umsetzung schwierig

Die Geschichte der schweigenden Frauen
1

Dieses Buch hat mich schon vom rein äußerlichen angesprochen. Ich mag den Mix aus Hardcover und Broschur. Es liest sich gut und die Haptik ist schön. Auch das Cover macht neugierig, denn erwartet habe ...

Dieses Buch hat mich schon vom rein äußerlichen angesprochen. Ich mag den Mix aus Hardcover und Broschur. Es liest sich gut und die Haptik ist schön. Auch das Cover macht neugierig, denn erwartet habe ich einen historischen Roman und keine moderne Dystopie. Auch der Plot hat mich gefesselt.
Eine moderne Welt, die sich nach kriegerischen Auseinandersetzungen neu aufgestellt hat. Es wäre alles gut, würden nicht die Frauen an einem Virus sterben. Das hat die Gesellschaft umgekrempelt und Frauen zu einem wertvollen Gut gemacht. Aber statt das die Frauen die Macht haben, werden sie fremdbestimmt. Sie werden als Gebährmaschinen gesehen, die die Bevölkerung wieder stabilisieren sollen. Sie müssen regelmäßig gesundheitlich überwachen lassen, mehrere verordnete Ehemänner nehmen. Liebe und Selbstbestimmung ist nicht vorgesehen. Ein paar wenige Frauen rebellieren dagegen, rebellieren ist eigentlich das falsche Wort, denn eigentlich verstecken sie sich. Ihren Lebensunterhalt verdienen sie, in dem sie einsamen Männern Nähe schenken, ohne sexuelle Handlungen. Soweit der Plot.
Leider plätschert dann die Handlung vor sich hin. Auch vermutete ich, dass sich diese Frauen und vor allem die Protagonistin Sabine sich gegen das System wehren, aber ganz im Gegenteil, sie bleiben Abhängige der Männer. Sie üben eine Art Prostitution ohne Sex aus. Sie leben im Verborgenen und haben eigentlich keine Ziele. Dann plötzlich geschieht etwas, was alles in Frage stellt. Die Handlung gewinnt an Spannung. Aber die Protagonisten treffen Entscheidungen, die ich nicht ganz nachvollziehen kann.
Insgesamt gesehen, habe ich von dem Roman mehr erwartet. Die dystopische Welt, die die Autorin erschafft bleibt für mich wenig vorstellbar. Sie erklärt wenig dazu, ich kann mir die Gesellschaft und selbst die Stadt nicht richtig vorstellen, da fehlen mir einfach wichtige Details. Das liegt wahrscheinlich auch daran, dass sich die Protagonisten aus deren Blickwinkeln die Geschichte erzählt wird, wenig Gedanken um das Gesamtbild der Gesellschaft machen. Sie leben alle in ihrer kleinen beschränkten Welt. Enttäuscht war ich, dass keiner versucht hat irgendetwas an der Gesellschaft zu ändern.
Ein großer Pluspunkt ist der Schreibstil, die Autorin schreibt sehr poetisch, manche Sätze wirken nach. Das macht leider die Kritikpunkte bei der Handlung und im Spannungsbogen nicht weg. Dennoch werde ich die Autorin im Auge behalten, denn Plot und Sprache sind gelungen.

Veröffentlicht am 16.04.2019

Spannend, aber oberflächlich

Nightflyers
1

Als großer Fan George R.R. Martins Fantasy Epos war ich sehr neugierig diesen kurzen Science-Fiction Roman von ihm zu lesen. Den Hörbuchsprecher Reinhard Kuhnert kannte ich bereits von den GOT Hörbüchern ...

Als großer Fan George R.R. Martins Fantasy Epos war ich sehr neugierig diesen kurzen Science-Fiction Roman von ihm zu lesen. Den Hörbuchsprecher Reinhard Kuhnert kannte ich bereits von den GOT Hörbüchern und mag seine ruhige Art, wenn er auch nicht unbedingt zu meinen Lieblingssprechern gehört, da seine Stimme relativ gleichbleibend ist.
Die Geschichte ist schnell erzählt: ein Raumschiff mit Wissenschaftlern auf dem Weg zu einer unbekannten Spezies. Dann beginnt das Morden. An sich sehr spannend und mysteriös. Leider hatte ich von Anfang an Probleme mit den Charakteren. Sie bleiben alle sehr farblos. Und gerade bei einem Hörbuch ist es dann schwierig sie auseinander zu halten. Die einzige, von der ich mir wirklich ein Bild machen konnte, war Melantha Jhirl, sozusagen die Protagonistin.
Gekonnt schwillt im gesamten Buch eine unterschwellige Spannung und Angst mit, weshalb auch der Spannungsbogen relativ hoch ist. Das Ende ist für mich überraschend, ließ aber auch einige Fragen offen und war für mich an sich auch nicht gut nachvollziehbar.
Insgesamt zwar ein spannender Roman, der aber auf mich unausgereift wirkt. Die doch interessanten Wissenschaftler sind viel zu grob gezeichnet. Ich bin ihnen nicht nah gekommen und konnte deshalb an ihrem Schicksal wenig mitfiebern. Wirklich schade, denn die Idee ist wirklich gut, weshalb wahrscheinlich auch eine gute Fernsehserie gedreht wurde.

Veröffentlicht am 04.01.2019

Schöne Ideen, die nicht zu Ende geführt wurden

Binti
0

Dieses Buch wollte ich unbedingt lesen, weil es zwei meiner Leidenschaften verbindet afrikanische Gesellschaft/Kultur und mein Lieblingsgenre Science-Fiction. Da es diese Mischung selten auf dem Buchmarkt ...

Dieses Buch wollte ich unbedingt lesen, weil es zwei meiner Leidenschaften verbindet afrikanische Gesellschaft/Kultur und mein Lieblingsgenre Science-Fiction. Da es diese Mischung selten auf dem Buchmarkt gibt, war ich sehr gespannt, wie die Autorin diese beiden Aspekte verknüpft.
Das Buch besteht eigentlich aus drei Novellen, die als Einzelbände erst rauskamen. Es macht aber keinen Sinn, die Bände einzeln oder gar unabhängig voneinander zu lesen, denn sie bauen aufeinander auf. Der erste Band hat mir wirklich gut gefallen. Typisch für eine Novelle wird man sofort in das Geschehen geworfen. Trotz der sehr exotischen Zukunft wird wenig erklärt. Die Protagonistin Binti ist Himba. Ein Volk das es wirklich gibt und im südwestlichen Afrika lebt. Als ich in Namibia gearbeitet hatte, habe ich auch Himba getroffen. Deswegen konnte ich mir Binti sehr gut vorstellen. Die sehr traditionelle Lebensweise trifft auf sehr moderne und ungewöhnliche Technik, die ich mir weniger gut vorstellen konnte.
Während das erste Buch eine runde Sache war, plätschert das zweite Buch vor sich hin. Es gibt kein richtigen Spannungsbogen. Es wird viel angedeutet und wenig erklärt. Die Protagonistin wird mit Fähigkeiten nahezu aufgebläht. Es ist von Anfang an klar, sie ist etwas ganz Besonderes und einzigartiges, aber der Autorin scheint es noch nicht zu reichen und baut weitere Mythen und außerirdischen Einfluss auf. So auch im letzten Buch, wo alles zu einem Showdown zusammentrifft und Binti noch ein wenig besonderer gemacht wird.
Mit Binti als Protagonistin hatte ich so meine Schwierigkeiten. Sie ist Teenager und handelt nicht immer nachvollziehbar. Dazu kam, dass Binti immer mehr „Gaben“ dazu bekam, die jeden Teenager überfordert hätten. Diese innere Zerrissenheit und auch Angst vor dem Neuen, wurde nur ansatzweise erläutert. Auch als Binti einen großen Verlust erlitten hat, ging sie mir zu schnell darüber hinweg.
Für mich waren die drei Bücher einfach zu knappgehalten. Sie sind vollgestopft mit vielen Ideen, neuen Welten, neuer Technik. Aber kaum etwas davon wird erklärt. Ich konnte mir die neuen Welten kaum vorstellen. Die Autorin hat viele tolle Idee, z.B. eine Universität, wo alle Völker gemeinsam lernen. Schon allein die Geschehnisse an der Universität wären ein eigens Buch wert. Aber es wird alles nur kurz angesprochen. Das ist wirklich schade, denn ich könnte mir wirklich gut eine Serie mit Binti vorstellen, denn ihre Welt ist wirklich fantastisch.
Es ist wirklich ein ungewöhnlicher Science-Fiction Roman. Ob dies mit damit zusammenhängt, dass er den sogenannten Afro-Futurismus bedient, weiß ich nicht. Die traditionelle Lebensweise der Himba nimmt im Buch einen großen Raum ein und war für mich ein interessanter Aspekt. Und auch ihre Vorstellungen von einer zukünftigen Welt hat sie gut damit verbunden. Es war einfach nur zu viel und wenig erklärt.

Veröffentlicht am 17.10.2018

Gute Idee, aber sehr langatmig

Sleeping Beauties
0

Steven King kenne ich noch aus meiner Jugend, es ist also lange her. Und jetzt wollte ich ihn mal wieder für mich neu entdecken. Die kurze Inhaltsangabe gefiel mir. Eine Welt, wo Frauen, wenn sie einschlafen ...

Steven King kenne ich noch aus meiner Jugend, es ist also lange her. Und jetzt wollte ich ihn mal wieder für mich neu entdecken. Die kurze Inhaltsangabe gefiel mir. Eine Welt, wo Frauen, wenn sie einschlafen in einen Kokon gehüllt werden und nicht wieder aufwachen, aber auch nicht tot sind. Die Männer auf sich allein gestellt. Der Handlungsort konzentriert sich wie so oft bei King auf eine amerikanische Kleinstadt. Vom Rest der Welt bekommt wenig mit, obwohl es ein weltweites Phänomen ist.
Das Thema des Buches ist eindeutig Gender, Feminismus. Leider wenig subtil rübergebracht. Im Buch sind eindeutig die Männer die Bösen und die Frauen die Opfer, auch die Frauen im Gefängnis sind eigentlich nur dort, weil sie böse Männer hatten. Diese einfach schwarz/weiß Zeichnung gefiel mir nicht. Erst am Ende wird es differenzierter.
Was es für mich schwierig machte dem Hörbuch zu folgen, waren vor allem die Vielzahl an Charakteren. Gerade die Männer konnte ich kaum auseinanderhalten. Die Namen schwirrten in meinem Kopf und ich hatte sie bildlich nicht vor Augen. Das lag für mich eindeutig daran, dass die Autoren bei der Charakterisierung eher auf Quantität als auf Qualität seine Aufmerksamkeit setzten. Dazu kommt das sich die Geschichte sehr zog. Eigentlich bin ich nicht für gekürzte Hörbücher, aber hier hätte es gutgetan.
Positiv möchte ich den Sprecher des Hörbuches David Nathan hervorheben, der seinen Job sehr gut umsetzte. Er spricht gut betont und versucht den einzelnen Charakteren unterschiedliche Stimmen zu verleihen, was aber bei der Vielzahl leider aber kaum möglich ist. Seine Stimme ist angenehm.
Insgesamt konnte mich das Hörbuch nicht überzeugen. Die Idee gefällt mir immer noch, aber die Umsetzung scheiterte für mich zum einen an der Langatmigkeit der Geschichte, den vielen Charakteren und der schwarz/weiß Zeichnung der Geschlechter.

Veröffentlicht am 13.10.2018

Guter Roman, kein spannender Krimi

Das Geheimnis der Grays
0

Der Klappentext, von diesem äußerlich sehr ansprechenden Buches, verspricht eine traditionelle Krimihandlung im Agatha Christie Stil. Zu Weihnachten trifft sich die Familie Gray im väterlichen Herrenhaus. ...

Der Klappentext, von diesem äußerlich sehr ansprechenden Buches, verspricht eine traditionelle Krimihandlung im Agatha Christie Stil. Zu Weihnachten trifft sich die Familie Gray im väterlichen Herrenhaus. Der Vater selbst bei allen seinen Kindern unbeliebt, wird in der Weihnachtsnacht ermordet. Nun ging ich davon aus, dass man als Leser nun auf die Suche nach dem Mörder geschickt wird, was ja interessant ist, da alle anwesenden Familienmitglieder ein Motiv haben, wie vorher schon erklärt wurde. Aber nein, kurz nach dem Mord, erfährt man vom Mörder selbst, wie es geschehen konnte und wie er von sich selbst ablenken will.
Das hat mich überrascht und auch ein wenig enttäuscht. Denn die Krimihandlung tritt damit sehr in den Hintergrund. Es wird dadurch eher eine psychologische Analyse eines Mörders. Die Spannung hat für mich besonders im Mittelteil dadurch sehr gelitten, erst am Ende stieg die Spannung bis zum Finale wieder an.
Vielleicht wäre man bei dem Roman, lieber beim englischen Originaltitel „Portrait of a murderer“ geblieben, denn der sagt genau das aus was der Roman ist. Der deutsche Titel passt meines Erachtens überhaupt nicht, denn ein wirkliches Geheimnis, was alles erklären würde, wurde nicht wirklich aufgedeckt. Der Schreibstil ist trotz des Alters des Romans gut zu lesen. Die anfänglichen langen Beschreibungen der Charaktere und der Umgebung fand ich gelungen. Die Charaktere sind interessant, mir aber fast durchweg unsympathisch. Aus diesem Grund hielt sich auch mein Mitleid gegenüber des Getöteten und seines Mörders in Grenzen.
Trotz, dass der Roman zur Weihnachtszeit spielt, ist die weihnachtliche Stimmung eher gering und die Autorin legt auch wenig Wert darauf einen Roman mit weihnachtlichem Flair zu schreiben. Insgesamt ein gut geschriebener Roman, aber kein spannender Krimi, wie ich erwartet habe.