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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.11.2018

erschütterndes Schicksal – absolute Empfehlung

Die verlorene Schwester
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Nach dem Tod des Vaters werden die beiden sehr aneinander hängenden Schwestern Marie und Lena Flaucher in staatliche Obhut genommen, da die Mutter nach dem Tod des Ehemannes nicht in der Lage ist sich ...

Nach dem Tod des Vaters werden die beiden sehr aneinander hängenden Schwestern Marie und Lena Flaucher in staatliche Obhut genommen, da die Mutter nach dem Tod des Ehemannes nicht in der Lage ist sich um sie zu kümmern. Mit dieser Zwangseinweisung beginnt für Marie und Lena ein Martyrium des Grauens…
Der Leser darf das Schicksal, den Lebensweg der beiden Mädchen über fast 4 Jahrzehnte begleiten. Ich habe beim Lesen mit den beiden gelitten. Das im Buch geschilderte Schicksal der beiden Geschwister hat mich stark berührt. Von dem in der Schweiz üblichen und gesetzlich verankerten Umgang mit Waisen und gestrauchelten Kindern hatte ich bisher noch nie gehört. Somit war mir der Begriff der Verdingkinder auch neu. Schon traurig, welch schreckliche Schicksale durch solche Gesetze legalisiert werden. Linda Winterberg hat die Lebenswege dieser beiden Mädchen so einfühlsam wie anschaulich geschildert, dass bei mir zum Ende des Buchs doch (heimlich) ein paar Tränen geflossen sind. Das über fast 40 Jahre währende Trauma der beiden Geschwister wurde hier im Buch beeindruckend in eine Geschichte gebunden. Die Verdingkinder haben durch diesen Roman eine Stimme auf Wiedergutmachung bekommen.
Als Romanfigur hat mich Anna nicht so überzeugt. Die Suche nach ihren Wurzeln und ihre Selbstfindung beruflich wie privat, waren in meinen Augen eher ein Nebenschauplatz.
Insgesamt betrachtet ist dieser Roman ein Garant für kurzweilige, anrührende und packende Lesestunden. Von mir gibt’s eine 100%ige Leseempfehlung und 5 Lese-Sterne.

Veröffentlicht am 08.11.2018

äußerst unterhaltsam und lesenswert

Eine Familie in Deutschland
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Die Isings betreiben seit mehreren Generationen eine Zuckerraffinerie im Wolfsburger Land. Doch dann entwickelt Hitler die Idee gerade in diesem Landstrich eine riesige Autofabrik nebst einer Wohnstadt ...

Die Isings betreiben seit mehreren Generationen eine Zuckerraffinerie im Wolfsburger Land. Doch dann entwickelt Hitler die Idee gerade in diesem Landstrich eine riesige Autofabrik nebst einer Wohnstadt zu errichten. Das wirkt sich auf das Unternehmen und auch auf die Familie Ising aus…
Mich hat das Buch von Anfang bis Ende gefesselt. Die Familie Isings ist in meinen Augen eine typische Familie der damaligen Zeit. Dabei sind die Mitglieder so unterschiedlich in ihrem Denken, in ihren Zielen und somit auch in ihrem Handeln. Auch wenn die Familie versucht zusammenzuhalten, so wirken sich auch bei ihnen die Dogmatiken und die Judenentrechtung auf das Miteinander aus. All dies beschreibt der Autor so eindrucksvoll und glaubhaft, dass ich insbesondere mit Charlotte und ihrem Liebsten mitgelitten habe. Benny und Charly sind meiner Meinung nach die stärksten Charaktere in dieser Geschichte und man muss sie einfach mögen. Ganz anders verhält es sich bei mir dagegen mit Onkel Carl, dem Bruder mütterlicherseits. Auch wenn der immer wieder seine Beziehungen als hoher Regierungsbeamter in Berlin nutzt, um den Retter in der Not zu spielen, so war er mir äußerst unsympathisch. Ein richtiger Wendehals in meinen Augen. Aber es muss ja auch negative Charaktere geben. Dieser Roman lebt von der Vielfältigkeit der Charaktere. Sie macht das Lesen abwechslungsreich, kurzweilig und spannend. Die Atmosphäre der damaligen Zeit kann man beim Lesen spüren. Gleichzeitig erhält der Leser auch Einblicke in die Entstehungsgeschichte der Autostadt Wolfsburg. Mir war gar nicht bewusst, dass Hitler den Anstoß zum Bau dieses Werkes gegeben hat. Interessant fand ich auch, dass die Kalkulation der Herstellungskosten auf einem Kilo-Preis basiert hat und der Name des 1. Volkswagens „KdF-Wagen“ (Kraft durch Freude) war. Der Autor hat hier sehr viel Energie in die Recherche zu diesem Thema gesteckt. Energie, die sich für uns Leser aber bestens gelohnt hat, denn man wird mit diesem Buch wunderbar kurzweilig unterhalten. Von mir gibt’s daher eine 100%ige Leseempfehlung und 5 wohlverdiente Lese-Sterne.

Veröffentlicht am 25.10.2018

temporeich und spannend

Leid und letzter Tag
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Auf dem Marktplatz steht ein Mann, den alle für irre halten. Denn er hat einen an seinen Oberkörper angeketteten Koffer bei sich. Wie sich später herausstellt enthält der Koffer 5 nummerierte Handys, mittels ...

Auf dem Marktplatz steht ein Mann, den alle für irre halten. Denn er hat einen an seinen Oberkörper angeketteten Koffer bei sich. Wie sich später herausstellt enthält der Koffer 5 nummerierte Handys, mittels derer die Polizei zu einem Katz- und Mausspiel vom Täter gezwungen wird. Ein Wettlauf gegen die Zeit, bei dem es um Menschenleben geht, beginnt….
Dieser Erik-Donner-Band hat es in sich. Da kommt sogar Donner an seine Grenzen. Von Anfang an beginnt er temporeich und spannend. Und es ist der erste Teil in dem Erik Donner menschliche Züge aufweist und diese auch offen zeigt. War er bisher immer der Einzelgänger, so ist er in diesem Fall, wenn die Polizei erfolgreich sein will, zwingend auf seine Kollegen angewiesen. Aber nicht nur auf die, sondern auch auf seinen pensionierten Vater mit dem ihn kein so gutes Verhältnis verbindet.
Mich hat der Krimi von Anfang an gepackt. Ich habe mit gefiebert bei der Lösung der Aufgaben. Muss dabei auch zugeben, dass die Lösungen immer logisch und folgerichtig waren, ich aber nie selbst darauf gekommen wäre. Ich muss schon sagen, dass der Autor hier viel Fantasie, die aber durchaus glaubhaft und nachvollziehbar ist, in die Geschichte hat einfließen lassen. Bewundernswert, weil ihm damit ein wundervoll spannendes Werk gelungen ist, das ich jedem Krimi-Fan uneingeschränkt weiterempfehlen kann. Von mir gibt’s daher 5 wohlverdiente Lese-Sterne.

Veröffentlicht am 18.10.2018

toll konstruiert, spannend zu lesen

Rachewinter
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In Wien wird der brutale Mord von Handwerkern beobachtet und per Handy gefilmt. Wenige Tage später spricht bei der Rechtsanwältin, Evelyn Meyers ein verzweifelter junger Mann vor. Er behauptet man will ...

In Wien wird der brutale Mord von Handwerkern beobachtet und per Handy gefilmt. Wenige Tage später spricht bei der Rechtsanwältin, Evelyn Meyers ein verzweifelter junger Mann vor. Er behauptet man will ihm diesen Mord in die Schuhe schieben. Er möchte, dass sie seine Verteidigung übernimmt. Engagiert nimmt Evelyn diesen Auftrag an. Sie ahnt nicht, wie weitgreifend und gefährlich ihre Recherchen für sie und ihren Assistenten Florian werden...
Das Buch hat Suchtpotential. Hat man erst einmal angefangen zu lesen, kann man es nicht mehr aus der Hand legen. Die Hauptfiguren im Buch (wer die Teile davor bereits gelesen hat, trifft alte Bekannte wieder) sind sehr unterschiedlich in ihrer Art. Deshalb aber nicht weniger glaubhaft und liebenswert. Da ist die Rechtsanwältin Evelyn Meyers, energie- wie einfallsreich und beharrlich stellt sie sich den Aufgaben und geht dabei nicht immer legale Wege. Ganz anders dagegen Walter Pulaski, der Leipziger Kriminalhauptkommissar. Der ist gesundheitlich stark angeschlagen, was ihn aber nicht daran hindert bei seinen Alleingängen seine Gesundheit weiter zu gefährden. Auch er ist beharrlich, einfallsreich in seinen Ermittlungsmethoden, bleibt aber immer mehr der Außenseiter. Die beiden haben mir bereits in Rachesommer und Racheherbst als Romanfiguren gefallen. Es hat mich beeindruckt mit welchem Spürsinn und mit welcher Beharrlichkeit Evelyn und Flo an die Recherchen herangegangen sind und Zusammenhänge erkannt haben. Oftmals kommen sie erst auf Umwegen der Wahrheit ein Stück näher. Das fand ich beeindruckend. So etwas muss man sich als Autor erst einmal alles ausdenken und dann auch noch in Worte fassen können.
Geschickt finde ich es auch, wie der Autor immer wieder den Ortswechsel zwischen Wien und Leipzig vornimmt. Da wird dann im spannendsten Moment das Kapitel und damit der Ort gewechselt. Das hält die Spannung auf hohem Niveau, man muss einfach weiterlesen. Noch besser gefallen hat mir, wenn Personen aus ihrer Perspektive das Geschehen völlig anders als es dem bisherigen Kenntnisstand des Lesers entspricht, schildert, wie der tatsächliche Ablauf war. Das hat mich erst einmal verwirrt, bis ich dann gemerkt habe, dass diese Schilderungen, genau wie Zeugenaussagen mit Vorsicht zu genießen sind und nicht immer der Wahrheit entsprechen. Tolle Idee!
Ich fand diesen Thriller sehr gut und kann ihn uneingeschränkt allen Thriller-Fans weiterempfehlen. Von mir gibt's 5 Lese-Sterne.


Veröffentlicht am 15.10.2018

stimmt nachdenklich, wunderbarunterhaltsam

Deutsches Haus
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"Deutsches Haus" heißt das Speiselokal das Eva Bruhns Eltern, Edith und Ludwig betreiben. Die gesamte Familie, auch die beiden bereits erwachsenen Töchter, wohnen mit den Eltern im gleichen Haus. Während ...

"Deutsches Haus" heißt das Speiselokal das Eva Bruhns Eltern, Edith und Ludwig betreiben. Die gesamte Familie, auch die beiden bereits erwachsenen Töchter, wohnen mit den Eltern im gleichen Haus. Während die Eltern die Gaststätte betreiben, verdient Eva ihren Lebensunterhalt als Dolmetscherin für Polnisch und ihre Schwester als Säuglingskrankenschwester. Eines Tages wird Eva zur Übersetzung einer Zeugenaussage ins Gerichtsgebäude gerufen und damit beginnt für sie der bisher schwerste Auftrag ihres Lebens...
Eva kam mir anfangs noch sehr naiv und altbacken vor. War sie doch bei der ersten Zeugenaussage kaum in der Lage die Worte des Zeugen korrekt ins Deutsche zu übersetzen. Aber je länger sie sich dieser Aufgabe stellt, umso mehr ist sie ihr gerecht geworden. Auch wenn sie damit manchmal bis an ihre Grenzen geht. Die innere Zerrissenheit von Eva hat die Autorin sehr gut in Worte gefasst. Es gibt Stellen im Buch, die mich stark beeindruckt haben. Z.B. im Zusammenhang mit der Schilderung der Verzweiflung, der Mutlosigkeit der KZ-Häftlinge, die eigentlich bereits mit dem Leben abgeschlossen haben. Das hat mich stark berührt.
Dabei setzt sich das Buch nicht nur mit den Gräueltaten der Nazi-Diktatur auseinander. Nein, es spiegelt auch die menschliche Schwäche der Verdrängung wunderbar wider. Der Buchtitel ist doppeldeutig und somit sehr treffend gewählt
Amüsiert habe ich mich über die im Buch erscheinenden Familiennamen, die zum Teil schon sehr kurios klangen.
Das Buch empfand ich als rundum gelungen, unterhaltsam und nachdenklich stimmend. Es wird der damaligen Zeit gerecht. Auch die Rechtlosigkeit von Ehefrauen ist darin wiederzufinden. Von mir gibt's wohlverdiente 5 Lese-Sterne und eine 100%ige Leseempfehlung.