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Veröffentlicht am 20.12.2018

Ende einer tollen Familiensaga

Die Zeit der Kraniche
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Mit die "Zeit der Kraniche" kommt die großartige Ostpreußen-Saga von Ulrike Renk nun zum Ende.


Frederikes Mann Gebhard sitzt unschuldig im Gefängnis und Frederike muss sich allein um das Gut in der Prignitz ...

Mit die "Zeit der Kraniche" kommt die großartige Ostpreußen-Saga von Ulrike Renk nun zum Ende.


Frederikes Mann Gebhard sitzt unschuldig im Gefängnis und Frederike muss sich allein um das Gut in der Prignitz und die drei gemeinsamen Kinder kümmern. Doch dies wird ihr immer mehr erschwert, da die Auswirkungen des zweiten Weltkrieges auch immer mehr bis nach Ostpreußen vordringen. Auch wenn die Nazis immer mehr die Herrschaft und Aufsicht über Alles erlangen, versucht Frederike einen kühlen Kopf zu bewahren, optimistisch zu bleiben und nach vorn zu schauen. Frederike werden aber immer mehr die Zügel auf den Händen genommen und auf ihrem Gut werden immer mehr Flüchtlinge und Zwangsarbeiter einquartiert. Da heißt es, immer weiter zusammen rücken und immer weitere Entbehrungen. Aber alles scheint sich zum Guten zu wenden, als plötzlich Gebhard wieder nach Hause kommt. Doch die Freude soll nicht von kurzer Dauer sein, denn just am gleichen Tag wird er wieder verhaftet. Und auch gegen Frederike wird kurz darauf ein Haftbefehl erlassen. Aber ihr gelingt die Flucht mit den Kindern. Sie kehrt in den Schoß der Schwiegerfamilie zurück, die schon vor einiger Zeit in den wesentlich sichereren Westen geflohen ist. Aber hier fühlt sie sich als Störenfried und wünscht sich wieder mehr Unabhängigkeit und Eigenständigkeit. Deshalb beschließt sie, mit den Kinder weiterzuziehen, weiterhin auf die Rückkehr ihres Mannes zu hoffen und ihr Leben wieder selbst in die Hand zu nehmen.


Ich habe mich teilweise ein wenig durch das Buch gequält, da es wirklich sehr viele Erklärungen zum Kriegsverlauf gab, welche sich für mich etwas zäh lasen. Aber diese gehören unweigerlich zu der ganzen Handlung dazu. Denn die gesamte Handlung dieses Buches baut sich um die Entwicklungen im 2. Weltkrieg herum auf.


Zu wissen, dass es diesen Krieg wirklich gegeben hat und dass die Geschehnisse, wie in dem Buch geschildert, auch tatsächlich in Deutschland so vorgefallen sind, war beim lesen teilweise schwer zu ertragen. So viel Kummer, Leid, Schmerz und Ungerechtigkeit überall.


Außerdem beruht dieser Roman auf einer wahren Geschichte. Die Autorin hatte Dokumente zugespielt bekommen, um die herum sie diese Saga geschrieben hat. An einigen Stellen sicher etwas ausgeschmückt und verändert, denn es sollte ja ein Roman werden und keine Biografie. Aber diese Dinge sind geschehen und das zu lesen, war schwere Kost.


Dennoch habe ich es auch diesmal genossen, den Weitergang der Saga zu lesen. Die Autorin hat eine wirkliche Gabe, Geschichten interessant und authentisch zu schreiben. Ich freue mich nun auf weitere Bücher von ihr.

Veröffentlicht am 30.11.2018

Mir leider etwas zu düster

Die verlorenen Spuren
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An einem wunderschönen, sonnigen Tag ist die Familie der 16-jährigen Laurel am Flussufer versammelt um eine Geburtstagsparty zu feiern. Nur Laurel ist noch nicht zu ihrer Familie gestoßen, sondern genießt ...

An einem wunderschönen, sonnigen Tag ist die Familie der 16-jährigen Laurel am Flussufer versammelt um eine Geburtstagsparty zu feiern. Nur Laurel ist noch nicht zu ihrer Familie gestoßen, sondern genießt die Ruhe in ihrem Baumhaus. Gerade als sie beschließt, jetzt an der Feier teilzunehmen, macht sie eine fürchterliche Beobachtung. Während ihre Mutter mit ihrem jüngeren Bruder auf dem Arm zum Haus zurückgekehrt ist, um das vergessene Kuchenmesser zu holen, trifft ein Fremder vorm Haus der Familie ein und begrüßt Laurels Mutter. Dieser ist der Schrecken über den Besuch ins Gesicht geschrieben und dann passiert etwas, was Laurel ihr ganzes Leben lang nicht vergessen kann.


Selbst Jahrzehnte später lässt diese Beobachtung Laurel nicht los, bzw. sie wird mit den Geschehnissen von damals wieder konfrontiert, als ihr am 90. Geburtstag ihrer Mutter Dorothy ein altes Foto in die Hand fällt, auf dem ihre junge Mutter mit einer unbekannten Frau zu sehen ist. Laurels Neugier ist geweckt und sie will endlich mehr über die Vergangenheit ihrer Mutter erfahren

Das Buch erzählt sich, wie gewohnt, in zwei Zeitebenen. Der Leser lernt einerseits die junge Dorothy kennen, die in Zeiten des 2. Weltkrieges versucht, sich allein in London durchzuschlagen. Zum anderen begleitet der Leser die erwachsene, gestandene Frau Laurel bei ihren Nachforschungen.


Kate Morton hat es auch hier wieder auf excellente Art geschafft, die Geschehnisse der Vergangenheit und Gegenwart miteinander zu verweben. Dem Leser erschließt sich nach und nach langsam ein Zusammenhang. Viele Szenarien scheinen möglich zu sein, doch am Ende gibt es wieder eine absolute Überraschung. Eine Auflösung des großen Geheimnissen, mit dem man nicht gerechnet hat.


Auch die Charaktere waren wieder sehr gut und detailliert ausgearbeitet. Allerdings hat es Kate Morton bei mir diesmal nicht geschafft, dass ich für die Charaktere irgendeine Art Sympathie empfinden konnte. Als überzeugter Nichtraucher haben mir die Figuren auch das ganze Buch über zu viel geraucht. Die Erwähnung dessen wirkte teilweise etwas nervig.


Desweiteren war ich über die durchweg düstere Stimmung in dem Buch erstaunt. Die Stimmung während des zweiten Weltkrieges war logischerweise nicht blumig und farbenfroh beschrieben, sondern grausam und dunkel. Und auch in der Gegenwart kamen bei mir beim Lesen von Laurel und ihrer im Sterben liegenden Mutter nur traurige und deprimierende Gedanken auf. Im Großen und ganzen hat das Buch mich seelisch etwas betrübt.


Deshalb muss ich leider ein Sternchen abziehen. Aber nur ein Sternchen, denn ansonsten ist es wieder ein Meisterwerk von Frau Morton, welches allerdings an die Vorgängerbücher und auch an "Das Seehaus" nicht heranreicht.

Veröffentlicht am 18.10.2018

Eine tolle Fortsetzung

Die Jahre der Schwalben
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Nachdem Frederike kurz nach der Hochzeit mit ihrer Jugendliebe Ax von Stieglitz erfahren muss, dass ihr Mann schon seit langer Zeit schwer krank ist, bricht für sie eine Welt zusammen. Doch viel Zeit für ...

Nachdem Frederike kurz nach der Hochzeit mit ihrer Jugendliebe Ax von Stieglitz erfahren muss, dass ihr Mann schon seit langer Zeit schwer krank ist, bricht für sie eine Welt zusammen. Doch viel Zeit für Sorgen und Trauer bleibt ihr nicht, denn der große Gutshof ihres Mannes muss weiter geführt werden. Diese Aufgabe fällt nun Frederike zu, da sich Ax für längere Zeit zur Kur in einem Sanatorium befindet. Zuerst sieht sie sich großen Schwierigkeiten gegenüber und auch das Personal scheint sie nicht zu respektieren, aber mit der Zeit lernt Frederike, die richtigen Entscheidungen zu treffen und sich beim Personal die nötige Anerkennung zu verschaffen. Alles scheint zu laufen und auch Ax kehrt scheinbar genesen zurück auf das Gut. Aber die Freude ist leider nur von sehr kurzer Dauer, den Ax' Krankheit kehrt zurück und diesmal überlebt er es nicht. Dunkle Zeiten warten auf Frederike, die sich nun als Witwe komplett allein durchschlagen muss. Aber irgendwann kehrt dann doch das Glück wieder in ihr Leben zurück. Sie heiratet neu und wird Mutter. Alles scheint perfekt zu sein, abgesehen von der politischen Situation im Land ganz kurz vorm Ausbruch des 2. Weltkrieges, die auch Frederikes Familie sehr zu schaffen macht.


Wie bereits der Vorgänger, hat mich auch dieses Buch wieder sehr in seinen Bann gezogen. Ich konnte wieder mit Frederike hoffen, leiden und trauern und habe immer wieder ihren Mut und ihren Kampfwillen bewundert.

Es hat mich auch sehr gerührt, dass Frederike und ihrem Mann immer am Wohl ihrer Bediensteten gelegen hat, auch wenn dies Kriegsgefangene waren, die laut oberster Anweisung besonders schlecht behandelt werden sollten. Durch ihre Nächstenliebe haben sich Frederike und ihr Mann immer wieder in den Fokus von Hitlers Vertretern gerückt. Dies war zwar mit Angst verbunden, aber diese hat Frederike dennoch nicht davon abgehalten, stets alle Menschen gleich und mit Respekt zu behandeln.


Allerdings haben sich die immer intensiveren Berichterstattungen des Politik- und Kriegsgeschehens etwas zäh gelesen, weswegen ich mit diesem Buch nicht so schnell voran gekommen bin als mit "Die Jahre der Schwalben". Aus diesem Grund muss ich hier leider ein Pünktchen abziehen. Dennoch kann ich es kaum erwarten, den dritten Band dieser Saga zu lesen.

Veröffentlicht am 21.09.2018

Eine Fehleintscheidung beeinflusst zwei Leben

Die Sonnenschwestern
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Nora ist 40 Jahre alt und eigentlich hat sie ein wundervolles, erfülltes Leben: einen sehr guten Job, einen tollen Freund, eine Eigentumswohnung in London...wer will da mehr? Nora! Aber was will sie? Das ...

Nora ist 40 Jahre alt und eigentlich hat sie ein wundervolles, erfülltes Leben: einen sehr guten Job, einen tollen Freund, eine Eigentumswohnung in London...wer will da mehr? Nora! Aber was will sie? Das weiß sie eigentlich selbst nicht so genau. Nur das was sie hat, nicht! Von der Vision eines Strandes angetrieben verlässt sie ihren Freund, kündigt ihren Job und fährt nach Tenby in Südwales. In Tenby liegen Teile ihrer Familiengeschichte, die sie bisher nicht kennt und denen will sie auf den Grund gehen.
Kaum in Tenby angekommen, spürt Nora wie es ihr mental zunehmend besser geht und sie sich entspannt und heimisch fühlt. Sie lernt neue Freunde kennen, probiert viele neue Dinge aus und kommt nach und nach der Vergangenheit ihrer Mutter auf die Spur. Denn mit dieser hatte sie bis vor kurzem das perfekte, innige Mutter-Tochter-Verhältnis, welches aber aus Nora unbekannten Gründen im Moment zu bröckeln scheint.

Die Geschichte von Noras Mutter wird in einem zweiten Erzählstang geschildert. Diese verbrachte während ihrer Kinder- und Jugendjahre jedes Jahr drei Wochen der Sommerferien im Haus ihrer Tante Susan in Tenby. Sie fieberte jedes Jahr auf diese drei Wochen hin, sie liebte Tenby, sie genoss den alljährlichen Jugendball und sie freute sich auf Llew, ihren allerbesten Freund auf der Ganzen Welt.

Aber Nora kannte ihre Mutter bisher nur als das glamouröse Model der 60er-Jahre. Warum hat ihre Mutter Tenby ihr gegenüber nie erwähnt, wenn diese damalige Zeit für sie doch so traumhaft schön gewesen sein muss. Irgendetwas muss damals passiert sein...aber was?

Die Geschichte hatte mich von Anfang an gepackt. Ich hatte zwar die ersten paar Seiten Probleme, mich in das verwirrte Seelenleben von Nora einzufinden, aber nach und nach ergab dann alles Sinn und ich konnte sie sehr gut verstehen. Generell waren die Charaktere sehr gut ausgearbeitet und lebhaft und auch authentisch dargestellt. Auch die persönliche Weiterentwicklung der einzelnen Charaktere über die Jahre ist durchaus plausibel und realistisch.

Durch das kapitelweise Wechseln der Erzählstränge wurde ganz simpel Spannung aufgebaut, was dazu einlud immer weiter zu lesen, weil man einfach wissen wollte, wie es weiter geht.

Ich würde sooo gern die volle Punktzahl vergeben, aber es gab ein paar Punkte, die ich an dem Buch leider doch bemängeln muss, wenn auch nur Kleinigkeiten.
Zum Einen ist mir bis zum Ende nicht klar geworden, wer eigentlich die Sonnenschwestern sind? Ich finde den englischen Originaltitel des Buches "The Hourglass" wesentlich treffender.
Zum Anderen hat sich das Ende des Buches für mich etwas zu sehr gezogen und die Gespräche der Hauptpersonen waren mir teilweise zu geschwollen und poetisch formuliert. Im wahren Leben würde sich kein Mensch im Gespärch mit anderen derart hochtrabend und metaphorisch ausdrücken.
Dies alles ist aber kein Grund, dieses Buch nicht dennoch Jedem wärmstens ans Herz zu legen!

Veröffentlicht am 29.06.2018

Ein nicht immer leicht verdauliches Lesevergnügen

Die Charité: Hoffnung und Schicksal
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Im Jahre 1831 wütet in Berlin die Cholera. Viele Infizierte werden in das noch heute berühmte Charité-Krankenhaus in Berlin eingeliefert, wo viele Ärzte, Schwestern und Wärter um das Überleben Dieser und ...

Im Jahre 1831 wütet in Berlin die Cholera. Viele Infizierte werden in das noch heute berühmte Charité-Krankenhaus in Berlin eingeliefert, wo viele Ärzte, Schwestern und Wärter um das Überleben Dieser und anderer Patienten kämpfen.
Der Leser lernt viele, bemerkenswerte Persönlichkeiten kennen, deren Lebensweg er über 490 Seiten begleiten kann.

Zum einen ist da der junge, attraktive Arzt Dr. Dieffenbach zu nennen, welcher durch seine Wissbegierde und sein unermüdliches Engagement maßgeblich an vielen Entwicklungen in der Medizin verantwortlich ist. Er ist ein Ehrenmann durch und durch, auch wenn er gelegentlich zu straucheln scheint, denn er liebt nicht nur seine wundervolle Ehefrau Emilie, sondern auch die Gräfin Lodovica, welche die Charité und die Weiterbildung der Wärter finanziell großzügig unterstützt. Eine ebenfalls hilfreiche Unterstützerin ist ihm Wärterin Elisabeth, die ihm bei vielen seiner Behandlungen und Operationen hilfreich und den Parienten tröstend zur Seite steht. Sie ist eine der wenigen Angestellten der Charité, welcher das Wohl der Patienten wirklich am Herzen liegt. Da es Frauen zur damaligen Zeit nicht vergönnt war, Medizin zu studieren, waren sie dazu verdammt, solche niederen Aufgaben ausführen zu müssen. Die Wärterinnen waren damals bei weitem nicht mit den heutigen Krankenschwestern zu vergleichen, denn eigentlich hatten Sie nur für Sauberkeit zu sorgen und wie der Name es schon sagt, die Patienten zu bewachen. Aber damit hat sich Elisabeth nie zufrieden gegeben und hat immer wieder die ihr gesetzten Grenzen übertreten, um für ihre Schützlinge die bestmögliche Behandlung zu erwirken. Während ihrer Zeit in der Charité verliebt sie sich in den jungen, anstrebenden Arzt Dr. Heydecker, welcher die rechte Hand des Dr. Dieffenbach ist. Durch ihre Verpflichtung den Diakonissen gegenüber müssen die Beiden ihre Beziehung allerdings erst einmal geheim halten, was sie vor einige Herausforderungen stellt. Und als Letztes ist da noch die junge Hebamme Martha zu nennen, die in ihrem Beruf mit vielen Herausforderungen zu kämpfen und die ein oder andere schwierige Entscheidung zu treffen hatte, welche das Schicksal vieler Menschen und auch ihr eigenes Leben über Jahre hinweg beeinflussen sollte.

Auch wenn das Buch durch seine wirklich bildhaften und detaillieren Schilderungen von Krankheiten, Operationen und Obduktionen oft nichts für schwache Nerven ist, habe ich es dennoch Seite für Seite genossen, dieses Buch zu lesen, mit allen handelnden Personen mitzufiebern und auch die Entwicklung der Medizin mitzuverfolgen.

Der Schreibstil der Autorin hat mir sehr gut gefallen. Selbst medizinische Schilderungen waren für den Laien klar verständlich erklärt. Der Schreibstil war flüssig, die handelnden Personen authentisch und es kam zu keiner Zeit Langeweile auf.

Leider sind meiner Meinung nach aber ein paar Dinge einfach angeschnitten worden, ohne zu Ende geführt zu werden. Als Beispiel ist hier die Cholera zu nennen. Auf dem Klappentext des Buches steht, dass es zur Zeit der Cholera spielt. Diese Handlung war allerdings nach wenigen Seiten schon Geschichte und wurde weder weiter behandelt noch der Herd dieser Krankheit gefunden. Das fand ich sehr schaden und muss aus diesem Grund auch leider ein Pünktchen abziehen.