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Veröffentlicht am 08.07.2019

mitreißende Zeitreise

Der Dorn im Auge der Königin
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England im Jahre 1533. Der Leser wird an den Hof von König Heinrich VIII mitgenommen. Der König ist mittlerweile mit Anne Boleyn verheiratet, seine vorherige Ehefrau Katharina von Aragon wurde bereits ...

England im Jahre 1533. Der Leser wird an den Hof von König Heinrich VIII mitgenommen. Der König ist mittlerweile mit Anne Boleyn verheiratet, seine vorherige Ehefrau Katharina von Aragon wurde bereits ins Exil gezwungen. Die junge Helena Winters wird als Hofdame der Königin zwecks Ehevorbereitung an den Hof geschickt. Leider hat der König höchst persönlich viel zu schnell ein Auge auf Helena geworfen. Die perfekt geplante Zukunft von Helena droht zu scheitern. Ein abenteuerlicher, strapaziöser und langer Weg beginnt für die junge Frau und ihre Familie.

So flink hab ich schon lange kein Buch mehr durch gehabt. Unheimlich schnell ist man von der Story gefesselt, wird mitgerissen und fliegt nur so über die Seiten.

Der Schreibstil ist wirklich toll, es liest sich absolut flüssig und es ist sehr bildhaft und gut verständlich. Die historischen Fakten sind gut eingebunden, überladen die Geschichte aber zu keinem Zeitpunkt.

Sowohl die Kapitelaufteilung als auch die gut ausgewählte Zeitspanne der englischen Geschichte haben mir sehr gefallen.

Die Charakter und die Schauplätze sind passig auswählt. Die Protagonisten wurden authentisch und doch individuell gestaltet, wie alle durch das Buch hinweg verbunden bleiben fand ich absolut gelungen.

Schön, dass der Hauptcharakter mal keine typische Person vom Hofe ist, wie sonst in vielen Romanen, die sich mit dieser Zeit befassen.

Die komplette Geschichte ist spannend geschrieben und hätte ruhig noch länger sein können.

Aber kurzum, das Buch ist einfach durchweg empfehlenswert!


P.S.: Dies war mein erstes Buch der Autorin, definitiv werde ich mir mehr von ihr anschauen. Vielen Dank an Sabine Buxbaum, dass ich dieses tolle Buch lesen durfte.

Veröffentlicht am 05.11.2018

Queen Victoria - eine Frau - ein Zeitalter

Queen Victoria
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Victoria stand bei ihrer Geburt 1819 lediglich an fünfter Stelle in der Thronfolge. Doch plötzlich war sie mit 18 Jahren bereits die alleinige Herrscherin über das britische Empire - und blieb es für 63 ...

Victoria stand bei ihrer Geburt 1819 lediglich an fünfter Stelle in der Thronfolge. Doch plötzlich war sie mit 18 Jahren bereits die alleinige Herrscherin über das britische Empire - und blieb es für 63 Jahre. Doch wer war der Mensch dahinter? Das Kind, die Ehefrau, Mutter, Großmutter und Weggefährtin für so manche berühmten Zeitgenossen? Vielleicht eine durchaus normale Person mit Stärken und Schwächen, wie jeder andere eben auch.

Das Titelbild, welches die junge und nette Victoria darstellt, finde ich gut gewählt. Es zeigt schon so in etwa, wo die Reise für den Leser hingehen soll. Nämlich zu den Seiten von Queen Victoria, die vielleicht nicht schon jeder kennt. Sonst hätte wohl eher das typische - wohl wesentlich bekanntere - Bild der streng blickenden Witwe mit Krone und Schleier auf dem straff zurückgesteckten Haar das Cover geprägt.

Julia Baird ist es gelungen, auf gut 600 Seiten eine durchaus persönliche Geschichte über Queen Victoria zu erzählen und Seiten der Königin und des Menschen zu zeigen, die bisher eher im den Hintergrund gestellt wurden. Die Autorin zitiert aus Tagebüchern, lässt viele bekannte Zeitzeugen zu Wort kommen und bringt das Ganze immer wieder gekonnt in den historischen Kontext.

Ich habe nun wirklich schon viel über Queen Victoria und ihre Familie gelesen und gesehen, war schon selbst an manch ihrer Wirkungsstätte. Trotzdem hat es die Autorin geschafft, auch einem erfahrenen Leser neue Seiten und Geschichten aus dem Leben der Königin nahe zu bringen. Das fand ich wirklich beeindruckend.

Wahrscheinlich liegt dies an der unsagbar gründlichen und umfassenden Recherche von Julia Baird. Dabei hat man es ihr wahrlich nicht immer leicht in den Archiven gemacht.

Das Werk ist chronologisch aufgebaut und in 5 Teile gegliedert (Victoria als Prinzessin, als junge Königin, Victoria als verheiratete Frau, als Witwe und als Regina Imperatrix). Vor jedem der 30 Kapitel stehen Zitate verschiedener Zeitzeugen und beziehen sich inhaltlich auf das entsprechende Kapitel.

Die Vielzahl von (teilweise auch eher unbekannten) Gemälden, Fotos und Karten ermöglichen eine sehr bildhafte Vorstellung des Gelesenen, da sie immer passend zum Text ausgewählt sind. So bekommen die Persönlichkeiten ein Gesicht und werden greifbarer. Ein Familienbaum zu Beginn erleichtert die Orientierung in der Familie durch das gesamte Buch hindurch. Der Anhang mit Register, akribischen Quellenangaben sowie einer umfangreichen Bibliographie nimmt letztlich gute 100 Seiten des Buches ein.

Man fliegt förmlich über die Seiten. Es lässt sich trotz der Fülle an Informationen und Geschichtsereignissen so gut und flüssig lesen, dass auch die 600 Seiten ruck zuck durch sind. Man spürt durchweg die Sympathien und die Warmherzigkeit, welche die Autorin gegenüber der Königin hegt.

Kurzum eine absolut überzeugende Biografie einer imposanten Persönlichkeit - umfassend, lebendig, fesselnd und fundiert - eine absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 21.10.2018

True Crime - sehr gelungen

Gangsterblues
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Mir war der Autor Joe Bausch vorher gänzlich unbekannt. Weder habe ich sein erstes Buch gelesen, noch ist er mir bei einem seiner zahlreichen TV-Auftritte aufgefallen. Jetzt weiß ich, dass er hauptberuflich ...

Mir war der Autor Joe Bausch vorher gänzlich unbekannt. Weder habe ich sein erstes Buch gelesen, noch ist er mir bei einem seiner zahlreichen TV-Auftritte aufgefallen. Jetzt weiß ich, dass er hauptberuflich und leidenschaftlich Gefängnisarzt in der Justizvollzugsanstalt Werl ist und aus diesen Erfahrungen heraus das Buch „Gangsterblues“ geschrieben hat.

Gegliedert ist das Buch in 12 - völlig voneinander unabhängige - Geschichten; so kann der Leser selbst entscheiden, ob er jede Geschichte etwas sacken lassen möchte oder es hintereinander weg lesen mag.

Die Geschichten sind eine Mischung aus fiktiven Aspekten und wahren Begebenheiten; das heißt aus Rücksichtnahme auf Opfer und Täter soweit verfremdet, dass keine Rückschlüsse gezogen werden können. Merken tut der Leser dies allerdings nicht, alles könnte sich tatsächlich so zugetragen haben und fesselt einen von Beginn an. Verbrechen werden schonungslos geschildert, schreckliche Einzelheiten werden nicht ausgelassen.

Der Schreibstil ist sachlich und authentisch. Man merkt auf jeder Seite die ungemeine Erfahrung des Autors in seiner Arbeit und mit den Menschen. Situationen, Personen, Schauplätze - alles ist immer sehr detailliert dargestellt. Somit ist es sehr real und man fühlt sich als Leser irgendwie gelungen in die Geschehnisse hineinversetzt. Dabei sind es aber nie Darstellungen in reißerischer Art und Weise sondern es ist immer alles sehr würdevoll und menschlich geschrieben. Besonders positiv ist zu erwähnen, dass Joe Bausch dabei nie irgendwelche Wertungen der Ereignisse oder Personen vornimmt. Es ist jedem Leser selbst überlassen, das Böse und manchmal auch das Gute in den Kapiteln zu sehen.

Ein gelungenes Buch, welches einen sehr realistischen Einblick rund um die Patienten von Joe Bausch gibt. Ein interessantes Leseerlebnis.

Veröffentlicht am 30.07.2018

Spannender britischer Krimi

Die Schwestern von Mitford Manor – Unter Verdacht
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Die 20er Jahre in London. Protagonistin Louisa Cannon lebt in ärmlichen Verhältnissen mit der Mutter beim Onkel. Durch Irrungen, Wirrungen und mit etwas Zufall landet Louisa als Kindermädchen im Haushalt ...

Die 20er Jahre in London. Protagonistin Louisa Cannon lebt in ärmlichen Verhältnissen mit der Mutter beim Onkel. Durch Irrungen, Wirrungen und mit etwas Zufall landet Louisa als Kindermädchen im Haushalt der Familie Mitford. Und dann passiert er…der Mord um den es in diesem Krimi geht. Florence Nightingale Shore, eine Freundin der Familie, wird ermordet. Spannende Ermittlungen beginnen, einige Dinge werden herausgefunden, die nicht einmal die Polizei entdeckt hat und so manches wird im Verborgenen entdeckt. Spannung ist also garantiert.

Die knapp 500 Seiten lassen sich sehr schnell und flüssig lesen. Durch den guten Schreibstil von Jessica Fellowes ist man sehr schnell in der Geschichte drin und fiebert mit.

Der Leser wird sehr lebhaft nach London in die 20er Jahre versetzt. Man kann sich alles sehr gut vorstellen und fühlt sich als Leser schnell in diese Zeit versetzt. Der Spannungsbogen zieht sich gekonnt durch das gesamte Buch und die Charaktere sind ebenso sehr gut aufeinander abgestimmt und passen gut in die Zeit und die Story.

Interessant fand ich, dass diese fiktive Geschichte sich um die real existierenden Mitford Schwestern rankt. Auf den ersten Blick wird das nicht unbedingt so deutlich.

Ein wirklich gelungener Trilogie-Auftakt!

Veröffentlicht am 29.07.2018

Tolle Medizingeschichte

Der Horror der frühen Medizin
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Als ich lediglich den Titel des Buches gelesene habe, hätte ich eher auf eine Sammlung an verschiedenen Storys aus der Zeit mit jeweils anderen Charakteren getippt. Liest man dann aber den Klappentext, ...

Als ich lediglich den Titel des Buches gelesene habe, hätte ich eher auf eine Sammlung an verschiedenen Storys aus der Zeit mit jeweils anderen Charakteren getippt. Liest man dann aber den Klappentext, so erkennt man schnell, dass es sich hier um eine Person und deren Leben, Wirken und Forscherdrang dreht.

Die Autorin versetzt uns in das viktorianische England, als es noch Operationen mit großem Publikum gab und das Überleben reine Glückssache war. Da kommt Joseph Lister ins Spiel. Gekonnt bringt Fitzharris ihn dem Leser als Arzt und Mensch nahe und schildert gut recherchiert sein Werdegang und seine Pionierarbeit auf dem Gebiet der antiseptischen Chirurgie.

Das Cover gefällt mir richtig gut. Im Regal würde ich sofort danach greifen.
Es spiegelt genau die schaurig-medizinische Unterhaltung wieder, die man als Leser dann auch bekommt. Schwarz und Rot - Grusel und Blut Dazu die Werkzeuge und die gewählte Schrift. Meiner Meinung nach hätte man da eigentlich nichts besser gestalten können.

Für den Trailer zum Buch gibt es auch den Daumen nach oben. Davon hätte ich sofort den ganzen Film gucken können. Er hätte ruhig noch weiter gehen können. Aber für zart besaitete ist er wohl nicht unbedingt geeignet.

Die knapp 250 Seiten sind auf 12 Kapitel verteilt. Schön sind auch die zahlreichen Abschnitte pro Kapitel; sollte man mal etwas sacken lassen müssen, so hat man dadurch oft genug Gelegenheit.

Die Autorin Lindsey Fitzharris hat hier ein hochinteressantes, sehr gut recherchiertes und packendes Werk auf den Markt gebracht.
Es liest sich durchweg leicht verständlich und flüssig, was bei diesen Szenarien sehr nützlich ist. Aber sie schreibt auch schonungslos detailliert und extrem anschaulich. Leser mit gutem bildlichem Vorstellungsvermögen werden das schnell merken und vielleicht eine Lesepause mehr brauchen.

Der abschließende Epilog rundet die Geschichte ab und gibt dem Leser noch einen Ausblick auf die Zeit nach Listers Tod. Da erkennt man eigentlich erst vollends seine Leistung und die Fortschritte, die seine Arbeit brachten.

Die Anmerkungen am Ende des Buches mit den jeweiligen Quellenangaben zeigen nochmals die umfangreichen Recherchen der Autorin. Schön, dass nicht mit einzelnen Fußnoten darauf hingewiesen wird. Bei der Fülle an Quellen, hätte das den Lesefluss sicherlich erheblich gestört.

Extrem schade fand ich, dass keinerlei Abbildungen in dem Buch sind. Es gibt sicherlich einige alte Skizzen die Szenen oder Instrumente aus dieser Zeit darstellen. Die hätte man beispielsweise zum Abschluss eines jeden Kapitels bringen können. Die hätten das Gelesene bestimmt noch greifbarer für den Leser gemacht.
Auch das Portrait von Joseph Lister hätte meiner Meinung nach etwas mehr Platz verdient als das kleine Oval auf der Rückseite.

Ich fand das Buch einfach toll, extrem interessant und kann es definitiv empfehlen.
Wer sich schön gruseln und dabei etwas über die Medizingeschichte des 19. Jahrhunderts erfahren möchte, der ist hier genau richtig. Mich hat es durchweg gefesselt und leider war es sehr schnell zu Ende. Ich hoffe auf mehr von Lindsey Fitzharris.