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Veröffentlicht am 24.11.2018

Eintauchen ins Berlin der 1920er Jahre

Die Frauen vom Savignyplatz
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Im Berlin des Jahres 1916 soll die siebzehnjährige Vicky, deren Eltern eine Metzgerei gehört, mit dem Herrn Tucherben Ebert verheiratet werden. An dem deutlich älteren Mann, mit den sie kaum je ein Wort ...

Im Berlin des Jahres 1916 soll die siebzehnjährige Vicky, deren Eltern eine Metzgerei gehört, mit dem Herrn Tucherben Ebert verheiratet werden. An dem deutlich älteren Mann, mit den sie kaum je ein Wort gewechselt hat, reizt sie nichts. Dem tristen Alltag entfliehen kann sie am Besten durch Liebesromane, die sie gern auch an die Kundinnen der Metzgerei weiterempfiehlt. Als eines Tages Willi in den Laden kommt, der vier Jahre älter ist als sie, eigentlich Chemiestudent und in der Stadt, um etwas für seinen Hauptmann zu erledigen, ist es um sie geschehen. Als er schon zurück an der Front ist, merkt Vicky, dass sie schwanger ist. Neun Jahre später steht sie vor den Scherben ihres Lebens: Ihr Mann will sie und die vier Kinder verlassen. Wie soll sie allein zurecht kommen? Sein Vorschlag, eine Buchhandlung zu eröffnen, klingt für sie irrwitzig - oder könnte es wirklich funktionieren?

Die Buchbeschreibung verspricht einen Roman über eine Frau, die mit ihrer Freundin eine Buchhandlung nur für Frauen eröffnet. Ich freute mich sehr auf diese Geschichte im Berlin der 20er Jahre. Nach wenigen Seiten wird jedoch klar, dass Vickys Weg bis zur Eröffnung des Ladens länger ist, als die Beschreibung den Eindruck erweckt. Der Roman beginnt im Jahr 1916, wo ihre Hochzeit mit den deutlich älteren Herrn Ebert bevorsteht, einem Freund der Familie, den sie kaum kennt. Als sie sich Hals über Kopf in den Soldaten Willi verliebt und von ihm schwanger wird, muss sie eine wegweisende Entscheidung treffen.

Nach 40 Seiten macht die Geschichte einen Zeitsprung ins Jahr 1925. In diesem und im Folgejahr spielt der Rest der Geschichte. Inzwischen hat Vicky vier Kinder und ihr Mann eröffnet ihr, dass er sie für eine andere verlassen will. Vicky nimmt das zuerst nicht ernst, denn er ist ihr schon seit Jahren untreu und ist doch immer wieder zu ihr zurückgekommen. Doch jetzt hat er seine alte Flamme geschwängert und will mit ihr zusammenleben. Gut konnte ich mich in Vicky hineinversetzen und ihre Verzweiflung nachvollziehen sowie ihre Unsicherheit, was sie sich selbst nun zutrauen kann.

Zwei Personen spielen in Vickys Leben eine wichtige Rolle. Das ist zum einen ihr Bruder Bambi, der psychisch versehrt aus dem Krieg zurückgekommen ist. Nachdem er jahrelang gedanklich ganz abwesend war ist er inzwischen wieder klarer, weigert sich aber, Fleisch zu essen, was von seiner Umwelt mit Argwohn betrachtet wird. Doch mit seiner sanften und hilfsbereiten Art ist er eine wichtige Stütze für Vicky. Zum anderen ist da Lisbeth, Vickys beste Freundin, die ihr immer mit Rat und Tat zur Seite steht und sie motiviert, nicht aufzugeben.

Das Thema, als Frau in den 20er Jahren eine andere Rolle als die der Mutter und Hausfrau einzunehmen, steht im Zentrum der Geschichte. Die Autorin nutzt das Setting, um weitere Aspekte einzubringen: Vicky lehnt sich gegen ihre Eltern auf, von denen sie finanziell abhängig ist und die Resonanz der Gesellschaft auf ihre Idee, in einem Laden am Savignyplatz Liebesromane zu verkaufen, fällt höchst unterschiedlich aus. Sollten Frauen sich wirklich mit dieser „Dienstmädchenlektüre“ die Zeit vertreiben dürfen? Hier trifft Emanzipation auf konservative Einstellungen. Auch der erstarkende Nationalsozialismus spielt eine Rolle. Ich fand es interessant, in die Zeit einzutauchen und Vicky zu begleiten, die alles andere als perfekt ist, sondern Ecken und Kanten hat. Gestört hat mich jedoch das Hin und Her in Vickys Beziehung, das sich durch das gesamte Buch zieht. Sie und ihr Mann sprechen sich lange nicht richtig aus und die Entscheidung, wie es nun weitergehen soll, ändert sich mehrfach.

In „Die Frauen vom Savignyplatz“ wird Vicky von ihrem Mann verlassen und steht mit ihren vier Kindern allein da. Ihre Eltern, auf deren Unterstützung sie angewiesen ist, wollen, dass sie möglichst schnell einen neuen Mann und Freund der Familie heiratet. Doch sie will lieber auf eigenen Beinen stehen – zu jener Zeit eine große Herausforderung für eine vierfache Mutter. Der Autorin gelingt es, die Zeit lebendig werden zu lassen und hat mich Vicky eine authentische Protagonistin geschaffen. Nur das andauernde Hin und Her in Sachen Liebe dauerte mir zu lang. Eine schöne Story für alle weiblichen Leserinnen, die Lust auf einen historischen Roman haben, der in Berlin spielt!

Veröffentlicht am 23.10.2018

Eine ruhige, sprachlich starke Ehestudie vor der schönen Kulisse Amsterdams

Schnee in Amsterdam
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Gerry und Stella leben in Schottland und sind seit vielen Jahren verheiratet. Früher war er Architekt und sie Lehrerin, doch inzwischen sind beide im Ruhestand und ihr Zusammensein wird von Routine bestimmt. ...

Gerry und Stella leben in Schottland und sind seit vielen Jahren verheiratet. Früher war er Architekt und sie Lehrerin, doch inzwischen sind beide im Ruhestand und ihr Zusammensein wird von Routine bestimmt. Ein Kurzurlaub in Amsterdam soll den Alltagstrott unterbrechen. Während Gerrys Hauptinteresse der Frage gilt, ob er auch unterwegs genug Whiskey auftreiben kann, um sein Verlangen zu stillen, hat Stella ganz eigene Pläne. Diese hängen mit einem Versprechen zusammen, dass sie selbst vor langer Zeit in einem Moment größter Not gab.

Das Cover des Buches wirkt mit seinen vielen Schneeflocken winterlich und zeigt ein Paar auf einer Brücke. Die Frau blickt den Mann an, in ihrer Hand ein vor den Flocken schützender Regenschirm. Doch er steht außerhalb des Schutzes, schaut sie nicht an und wendet dem Leser seinen Rücken zu, isoliert sich selbst. Das könnten Gerry und Stella in Amsterdam sein.

Gleich zu Beginn des Buches machen die beiden sich auf den Weg in die Niederlande. Dabei erhält der Leser schnell einen ersten Eindruck vom Charakter der beiden und wie es um ihre Ehe bestellt ist. Gerrys Gedanken drehen sich fast nur um Whiskey und wie er die Menge seines Konsums vertuschen kann, während Stella sich um alle organisatorischen Dinge kümmert. Die Stimmung zwischen den beiden wird von einer gewissen Gleichgültigkeit bestimmt. Zwar sind sie sich körperlich gelegentlich noch nahe, emotional jedoch haben sie sich mit der Zeit auseinander entwickelt.

Der Urlaub der beiden wird in ruhigen Tönen erzählt. Die Tage in Amsterdam ziehen langsam – für meinen Geschmack doch zu gemächlich – vorbei, ohne dass es zu einem größeren Zwischenfall kommt. Um mehr über die Gefühle des Ehepaars zueinander zu erfahren, muss man vor allem zwischen den Zeilen lesen. Lautstarke Konfrontationen gibt es nicht, doch sieht man hier dem schleichenden Zerfall einer einst starken Beziehung zu. Die symbolhafte Sprache des Autors, bei der Stella beispielsweise sich und Gerry mit den Setzrissen der Wohnung vergleicht und Ewigkeitsohrringe im Kanal versenkt, hat mir sehr gefallen.

Im Mittelpunkt des Buches steht die Frage, ob man im höheren Alter noch aktiv große Änderungen seinen Lebensumständen vornehmen will oder es einfacher ist, so weiterzuleben, wie man es seit Jahrzehnten kennt. Doch wie lang geht letzteres gut, wenn die Menschen selbst sich fundamental ändern? Konsequenzen aus Gerrys Alkoholismus zu ziehen fühlt sich für Stella unmöglich an, ein Gefühl, das mir beim Lesen begreiflich gemacht wurde. Gleichzeitig steht ein lang vergangenes Ereignis zwischen den beiden, über das sie nicht reden, das bei ihnen aber im Laufe der Tage in Amsterdam gedanklich immer stärker in den Vordergrund tritt. Hier war ich neugierig, mehr zu erfahren und zu erleben, wie die beiden mit der Erinnerung umgehen.

„Schnee in Amsterdam“ ist eine berührende Geschichte über ein Ehepaar, das sich emotional auseinander gelebt hat und spürt, dass es so eigentlich nicht weitergehen kann. Der Autor lässt den Leser tief ins Innenleben der Charaktere blicken und mit ihnen fühlen. Eine ruhige, sprachlich starke Ehestudie vor der schönen Kulisse Amsterdams, die ich gerne empfehle!

Veröffentlicht am 23.10.2018

Wird Tella beim neuen Caraval etwas über den Verbleib ihrer Mutter herausfinden?

Legendary
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Nach Caraval ist vor Caraval: Eigentlich findet das berühmt-berüchtigte Spiel von Master Legend nur einmal im Jahr statt. Doch nur wenige Tage nach dem letzten Spiel brechen die Darsteller gen Valenda ...

Nach Caraval ist vor Caraval: Eigentlich findet das berühmt-berüchtigte Spiel von Master Legend nur einmal im Jahr statt. Doch nur wenige Tage nach dem letzten Spiel brechen die Darsteller gen Valenda auf. In der Hauptstadt soll zu Ehren des Geburtstags von Kaiserin Elantine gleich ein weiteres Spiel stattfinden. Die Schwestern Scarlett und Donatella haben die Geschehnisse des letzten Caravals nachhaltig geprägt. Trotzdem entschließt sich Tella, bei der nächsten Runde mitzumachen. Denn um ihre vor sieben Jahren verschwundene Mutter zu finden ist sie einen Pakt eingegangen. Ein Unbekannter hat ihr angeboten, sie miteinander zu vereinen, wenn er im Gegenzug Legends wahren Namen erfährt. Eine Chance auf diese Information hat Tella aber nur, wenn sie das nächste Spiel gewinnt. Dieses scheint noch echter und gefährlicher zu sein als das letzte…

Nachdem mich „Caraval“ vor anderthalb Jahren fesseln konnte war für mich klar, dass ich auch diese Fortsetzung lesen muss. So viel galt es noch zu erkunden und herauszufinden! Schon auf den ersten Seiten gibt es wichtige neue Enthüllungen. Das Buch ist aus der Perspektive von Tella geschrieben, und der Leser erfährt, dass sie schon seit einer ganzen Weile Briefe mit einem Unbekannten austauscht. Dieser behauptet, zu wissen, wo ihre seit sieben Jahren verschwundene Mutter sich aufhält. Doch der Preis für diese Information ist hoch, und nun will er Tella unbedingt in Valenda treffen. Ihr bleibt also kaum etwas anderes übrig, als mit in die Hauptstadt zu reisen und zu versuchen, das nächste Spiel zu gewinnen.

Ich fand es schön, dass in diesem Band Tella im Mittelpunkt steht, nachdem man im Auftakt ihre Schwester Scarlett begleitet hat. Endlich erfährt man mehr über sie und ihre Geheimnisse. Um ihre Mutter zu finden ist sie bereit, große Wagnisse einzugehen. Doch sie ist sich unsicher, wie viel sie Scarlett erzählen kann, ohne dass diese es ihr vehement ausreden wird. So kommt es, dass Tella am Spiel teilnimmt, während Scarlett das Geschehen diesmal nur beobachtet.

Das Buch nimmt schnell an Tempo auf und lässt das nächste Caraval beginnen. Vorab wird die Warnung ausgesprochen, dass dieses Spiel echter zu sein scheint als das vorherige. Schon in der ersten Nacht gibt es eine große Überraschung was die Identität ihres unbekannten Freundes angeht. Nun gibt es für Tella kein Zurück mehr. Mit den sogenannten Schicksalsmächte, die einst die Welt kontrollierten, wird eine ganz neue Idee gelungen in die Geschichte eingeflochten. Schnell wird deutlich, welch große Bedrohung sie darstellen und dass Tellas Entscheidungen maßgeblich beeinflussen werden, wie es für das Reich weitergeht.

Wie im ersten Teil nimmt uns die Geschichte mit von Nacht zu Nacht, in der Caraval gespielt wird. Es gibt wieder Hinweise, welche die Spieler von A nach B führen. Außerdem gibt es die Möglichkeit, gegen ungewöhnliche und tiefgreifende Bezahlungen an Informationen zu gelungen. Hier enden aber auch die Ähnlichkeiten zum vorherigen Band. Wer denkt, er hätte das Prinzip des Spiels verstanden, wird feststellen, dass das nicht so ist. Darin steckt aber gleichzeitig auch mein Hauptkritikpunkt an der Geschichte: Der Fokus liegt ganz auf Tellas Suche nach den Hinweisen. Angeblich gibt es auch andere Spieler – auf die wird aber überhaupt nicht eingegangen, sodass Tessas Vorankommen nun wirklich nicht überraschend ist.

Auch die Liebe kommt in diesem Buch nicht zu kurz. Sowohl Tella als auch Scarlett müssen entscheiden, wem sie vertrauen und ob sie jemanden lieben können, obwohl dieser die Unwahrheit sagt oder Geheimnisse hat. Das wird zum Ende hin zur entscheidenden Frage und ich war gespannt, welche Entscheidungen getroffen werden. Bis zum Schluss gibt es unerwartete Wendungen, die mich begeistern konnten. Ich freue mich deshalb sehr, dass es noch einen dritten Band, der voraussichtlich „Finale“ heißt, geben wird. Für alle Fantasy-Fans, die sich von „Caraval“ haben mitreißen lassen, ist auch „Legendary“ ein Must Read!

Veröffentlicht am 23.10.2018

Was ist Deine Geschichte?

Story
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In „Story / Wie man eine Geschichte richtig erzählt“ gibt Bobette Buster, die seit Jahren Hollywood-Studios berät, dem Leser Tipps, wie man Geschichten über sich selbst möglichst gelungen erzählt. Zu Beginn ...

In „Story / Wie man eine Geschichte richtig erzählt“ gibt Bobette Buster, die seit Jahren Hollywood-Studios berät, dem Leser Tipps, wie man Geschichten über sich selbst möglichst gelungen erzählt. Zu Beginn des Buchs gibt sie zehn Tipps, die sie im weiteren Buchverlauf anhand von Beispielen ausführlicher erläutert. Die Tipps klingen simpel und werden durch die Beispiele anschaulich gemacht.

Es geht um kurze und prägnante Geschichten über die eigene Person, also das Erzählen von kleinen Anekdoten bis hin zu lebensverändernden Momenten oder das Verkaufen einer Idee. Man merkt aber, dass die Autorin oft in Hollywood unterwegs ist, denn die Beispielgeschichten sind meist filmreifer Stoff. Ich hätte mir mehr Beispiele gewünscht, die stärker aus dem Alltag gegriffen sind und die Übertragbarkeit verdeutlichen, wenn ich nicht gerade mein ganzes Leben umgekrempelt oder Weltgeschichte geschrieben habe.

Am Ende des Buches sind Übungsanregungen enthalten, die dem Leser Ideen geben, wie er eine gute Geschichte findet, die er unter Berücksichtigung der Tipps erzählen könnte. Insgesamt macht das Buch Lust darauf, eine persönliche Geschichte zu erzählen. Ich hätte mir aber noch mehr Alltagsnähe gewünscht.

Das Buch ist Teil der neuen Reihe „DO LECTURES“ vom Tempo Verlag. Hier sind bislang drei Bücher unter dem Motto „Mitmachen“ erschienen – Bestimmung, Story und Design – sowie drei weitere unter dem Motto „Weitermachen“ – Anpflanzen, Imkern und Einmachen.

Veröffentlicht am 23.10.2018

Ein neuer Auftrag für Mercy, den sie nicht ablehnen kann

Der Pakt der Bücher
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Mercy Amberdale lebt gemeinsam mit ihren Freunden Tempest und Philander über dem „Liber Mundi“, der Buchhandlung am Cecil Court in London, die ihrem Vater gehörte. Als sie von Cedric de Astarac kontaktiert ...

Mercy Amberdale lebt gemeinsam mit ihren Freunden Tempest und Philander über dem „Liber Mundi“, der Buchhandlung am Cecil Court in London, die ihrem Vater gehörte. Als sie von Cedric de Astarac kontaktiert wird, einem Agenten der Adamitischen Akademie, ist klar, dass die Akademie noch immer ein Auge auf sie hat. Cedric händigt ihr den letzten Teil des Flaschenpostbuchs aus, nach dem Mercys Auftraggeber Sedgwick vehement verlangt. Im Gegenzug soll sie etwas für die Akademie tun. Eine Wahl hat sie nicht, droht ihr die Akademie doch mit der Zerstörung des Cecil Courts. Gleichzeitig mischt sich ein neues, mächtiges Mitglied der Akademie ein, die bereit ist, zu drastischen Maßnahmen zu greifen, um an ihr Ziel zu kommen.

Mit „Der Pakt der Bücher“ ist die lang ersetzte Fortsetzung von „Die Spur der Bücher“ erschienen. Die Dilogie spielt im viktorianischen London und meine Vorfreude war groß, nun ein letztes Mal in die Welt der Bibliomantik einzutauchen. Die Geschichte beginnt eine Weile nach den Ereignissen des ersten Bandes. Mercy und ihre Freunde betreiben das „Liber Mundi“ am Cecil Court, der Gasse der Buchhandlungen. Von ihrer Mutter hat sie nach dem letzten verhängnisvollen Zusammenstoß nichts mehr gehört. Dafür meldet sich mit Cedric de Astarac ein anderer Bekannter, der eine Nachricht für sie hat.

Durch die Übergabe des letzten Teils des Flaschenpostbuchs an Mercy kommen die Dinge schnell wieder ins Rollen. Für diese Flasche hat Mercy schon mehrfach ihr Leben riskiert, ein Freund hat seins sogar verloren. Nun wird es ihr einfach übergeben, nachdem die Akademie es wie auch immer von Madame Xu, der Herrscherin über Chinatown, beschafft hat. Auf der einen Seite verlockend, kann sie so doch endlich das Versprechen einlösen, das sie einst Commissioner Sedgwick gab. Doch es handelt sich hier um die Akademie, und so hat alles seinen Preis. Denn die Übergabe an Sedgwick ist Teil eines größeren Plans, und Mercy eine Spielfigur, die sich der Sache nicht entziehen kann.

Mit der mysteriösen Egyptienne betritt eine neue Vertreterin der Akademie die Bildfläche. Sie ist absolut skrupellos und hat nur ihr Ziel im Blick. Den Verlust von Menschenleben auf dem Weg dahin betrachtet sie eher als Kollateralschaden, das wird bald auf dramatische Weise deutlich. Spätestens danach ist klar, wie ernst es ihr ist. Sie unternimmt weitere Schritte, die Mercy zunehmend unter Druck sitzen. Sie muss Egyptiennes Auftrag umsetzen, wenn sie die Menschen retten will, die ihr am Herzen liegen.

Der coolste neue Charakter in diesem Buch ist definitiv Fiona Faerfax. Sie neugierig, abenteuerlustig und auch ein wenig verrückt. Mit einem wunderlichen Gefährt taucht sie am Cecil Court auf und versetzt so manchen ins Staunen. Eigentlich ist sie nur auf der Durchreise, eilt Mercy und ihren Freunden aber zur Hilfe und hat einzigartige Möglichkeiten, einzugreifen. Gleich mehrere brenzlige Situationen enden dank ihres Eingreifens nicht in einer absoluten Katastrophe. Auch der schon bekannte Cedric spielt in diesem Band eine wichtige Rolle. Man erfährt mehr über ihn und seine Jagd auf Alexandre Absolon und warum er noch immer im Dienst der Akademie steht.

Ich fand diesen zweiten Band der Dilogie wieder gelungen, jedoch etwas schwächer als seinen Auftakt. Das viktorianische London ist weiterhin ein reizvoller Schauplatz. Das Geschehen konnte mich emotional aber weniger packen und ich hätte mir mehr überraschende Entwicklungen gewünscht. Zum Ende hin erwartet den Leser ein spannender Showdown mit mehreren Schauplätzen, der die Reihe für mich zufriedenstellen abschließt. Wer von der Welt der Bibliomantik genauso begeistert ist wie ich, der sollte sich auch dieses letzte Abenteuer nicht entgehen lassen!