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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.11.2018

Eine fantastische Welt mit vielen düsteren Geheimnissen

Königreich der Träume - Der goldene Käfig 1: Die Brücke der Schlafenden
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Die folgende Rezension bezieht sich auf die ersten drei eBook-Sequenzen von „Das Königreich der Träume“ von I. Reen Bow („Die schlafende Prinzessin“, „Die gefangene Prinzessin“, „Die träumende Prinzessin“), ...

Die folgende Rezension bezieht sich auf die ersten drei eBook-Sequenzen von „Das Königreich der Träume“ von I. Reen Bow („Die schlafende Prinzessin“, „Die gefangene Prinzessin“, „Die träumende Prinzessin“), die in der Print-Ausgabe „Die Brücke der Schlafenden“ vereint werden.

Jessica Blair erwacht in einem heruntergekommenen Motelzimmer ohne Erinnerungen. Ihren Namen erfährt sie lediglich durch eine Nachricht, die mit Lippenstift auf den Spiegel geschrieben wurde: „Jessica Blair – Sequenzwacht“. In ihren wenigen Habseligkeiten findet sie unter anderem ein Busticket für die Rückkehr zum „Königreich der Träume“. Da es ihr einziger Anhaltspunkt ist, tritt sie die Busreise dorthin an. Es geht in einen großen Freizeitpark in dem Realität wird, was „Die Träumerin“, ein schlafendes Mädchen, träumt – schöne Träume, wie auch Albträume und gerade bei Jessis Ankunft bricht ein Albtraum der höchsten Stufe aus.

Die Geschichte wird aus der Perspektive von Jessica erzählt. Genau wie ihr jegliches Wissen über das Königreich der Träume fehlt, hat auch der Leser zu Beginn keine Ahnung. Er lernt zusammen mit ihr nach und nach alles kennen, stößt auf Geheimnisse und fragt sich die ganze Zeit, welche Erinnerungen Jessica verborgen bleiben. Durch diese Wissenslücken und geheimnisvollen Andeutungen der Charaktere ist die Geschichte die ganze Zeit sehr spannend und man entwickelt viele Theorien, was passiert sein könnte.

Auch, dass Jessica direkt in einem schlimmen Albtraum die sogenannte DreamCity erreicht, trägt zur Spannung bei. In diesem Katastrophenfall bleibt ihr kaum Zeit, ihre Vergangenheit zu erforschen. In der zweiten und der dritten Sequenz trifft sie dann aber immer mehr Menschen aus ihrem früheren Leben, doch kaum jemand offenbart ihr die ganze Geschichte, was den Leser immer neugieriger macht. Stets präsent ist auch die Fragen, wem man trauen kann und wer die Wahrheit sagt. Es ist so leicht, sich in Jessicas Position hineinzuversetzen, auch wenn die ihre Situation außergewöhnlich und das Szenario im wahrsten Sinne fantastisch ist.

Positiv fällt direkt I. Reen Bows bildhafte Sprache auf. Beschreibungen wie die von Kleidung lese ich meistens, ohne dass sie mein Vorstellungsvermögen erreichen. Hier konnte ich alles direkt vor mir sehen, denn die Autorin „schreibt für das Kopfkino“ (Zitat Bow). Auch die beeindruckende Stadt und die anderen Charaktere haben vor meinem inneren Auge sofort Gestalt angenommen.

Ein winziges, sehr schönes optisches Detail: Vor jedem Kapitel wird der Text von einem kleinen Krönchen unterbrochen – das Symbol des Königreichs und gleichzeitig eine angenehme Abwechslung für die Augen.

Einen kleinen Punktabzug gibt es für die zweite Sequenz. Hier passiert leider nicht sehr viel Aufregendes. Außerdem gibt es einige Punkte, an denen ich eher etwas genervt war von neuen Geheimnissen und langsam den Überblick verlor.
Jessica lernt zudem direkt zu Beginn der ersten Sequenz Dave kennen und die Beziehung der beiden entwickelt sich für meinen Geschmack viel zu schnell. Der Leser kann nicht nachvollziehen, woher so plötzlich die Vertrautheit kommt und spürt nicht den überspringenden Funken.

Nichtsdestoweniger hatte I. Reen Bow hier eine großartige Idee. Natürlich ist es nicht neu erfunden, dass Träume Realität werden, aber die dystopische Welt, die sie darum konstruiert, hat mich direkt gefesselt. Ich freue mich sehr auf mehrere Staffeln à 12 Folgen und bin regelrecht süchtig nach dem Königreich der Träume.

Veröffentlicht am 02.11.2018

Der erste VW entsteht, der Zweite Weltkrieg beginnt

Eine Familie in Deutschland
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In „Eine Familie in Deutschland – Zeit zu hoffen, Zeit zu leben“, Auftakt eines Zweiteilers, zeichnet Peter Prange das Bild einer Familie in Fallersleben zwischen 1933 und 1939. Der Leser erlebt das Herannahen ...

In „Eine Familie in Deutschland – Zeit zu hoffen, Zeit zu leben“, Auftakt eines Zweiteilers, zeichnet Peter Prange das Bild einer Familie in Fallersleben zwischen 1933 und 1939. Der Leser erlebt das Herannahen des Zweiten Weltkrieges, begleitet aber auch die Entwicklung des ersten Volkswagens.
Im Mittelpunkt steht Familie Ising: Dorothee und Hermann, seit Generationen Besitzer einer Zuckerfabrik, der älteste Sohn Georg, der von der Konstruktion eines Autos träumt, Filmproduzentin Edda, Parteigenosse Horst und die Kinderärztin Charly, verlobt mit einem Juden. Die Machtergreifung Hitlers und der deutsche Traum vom Volkswagen wecken in jedem von ihnen andere Träume und Wünsche, stellen sie jedoch auch vor Probleme und scheinbar unüberwindbare Hindernisse.

Zwischen dem Buchdeckel und der allerersten Seite versteckt sich direkt ein Blickfang: Das Bild des Covers, die Familie am Kaffeetisch, sowie kleine Absätze mit dem jeweiligen Namen, Alter und einer Kurzbeschreibung. Dies ist sowohl als Vorbereitung auf die Lektüre sehr praktisch, als auch für spätere Momente als Nachschlagewerk. Ein umfangreicheres Personenregister befindet sich zudem nochmal am Ende des Romans.

Der Roman ist, abgesehen von drei großen Abschnitten, in viele kleine Kapitel (im Durchschnitt zwei bis vier Seiten) aus wechselnden Perspektiven unterteilt. So weiß der Erzähler immer, was im Leben und in den Köpfen der einzelnen Personen vor sich geht. Die kurzen Kapitel sind zudem praktisch, da der Leser immer mal zwischendurch etwas lesen kann. Die Überwindung, so ein dickes Buch in die Hand zu nehmen, ist dadurch sehr viel geringer, sodass man dann doch sehr schnell vorankommt.

Nach wenigen Seiten hat man bereits einen Eindruck von allen Familienmitgliedern – bei manchen positiv, bei anderen negativ. Die einzelnen Charaktere sind so unterschiedlich, wie man sie auch in einer echten Familie vorfindet. Dadurch wird eine authentische Ausgangslage für den Roman geschaffen. Mich hat zudem auch häufig die Leitfrage des Autors beschäftigt „Wie hätte ich mich damals verhalten?“. So viel wir heute wissen und so nobel wir auch denken, wäre nicht jeder damals der Held gewesen, der uns vorschwebt. Die Motive der Charaktere sind so nachvollziehbar: sich anzupassen um zu überleben ist leicht, aber auch wichtig - sich aufzulehnen ist risikoreich und schwer. Peter Prange gelingt es hervorragend, dieses Dilemma zu transportieren.

Einen kleinen Punktabzug gibt es allerdings für die Spannung. Der Leser bekommt schnell das Gefühl, dass den Protagonisten gar nichts Schlimmes passieren kann. Immer zieht die Katastrophe haarscharf an ihnen vorbei, sodass ich nicht so recht mitfiebern konnte. Erst im letzten Drittel hat man das Gefühl, dass wirklich etwas geschehen kann. Dieser Abschnitt ging mir dann sehr schnell von der Hand, während ich mich zu Beginn des Buches zwischendurch zwingen musste, weiterzulesen.

Was mich hingegen wirklich begeistert hat, war die Schilderung rund um Fallersleben, die Wolfsburg und den ersten Volkswagen. Ich habe so viele interessante Dinge über die Entstehung der Stadt, Gastarbeiter und das Konzept der Sparmarken gelernt. Es hat mir richtig Spaß gemacht, während der Lektüre noch etwas im Internet zu recherchieren und mich so noch weiter in das Jahrzehnt einzufinden. Spaß und Interesse an der Geschichte zu wecken ist nicht leicht in einem historischen Roman, aber Peter Prange ist dies gelungen.

Für diese hervorragende, authentische Erzählung und die Lebendigkeit der Historie vergebe ich daher 4 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 28.10.2018

Romantisches Wohlfühlbuch mit Hang zu Wiederholungen

Redwood Love – Es beginnt mit einem Blick
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„Redwood Love – Es beginnt mit einem Blick“ ist der erste Band der Redwood-Trilogie von Kelly Moran über die drei Brüder Drake, Flynn und Cade O‘Grady, welche zusammen eine Tierarztpraxis in Redwood, Oregon ...

„Redwood Love – Es beginnt mit einem Blick“ ist der erste Band der Redwood-Trilogie von Kelly Moran über die drei Brüder Drake, Flynn und Cade O‘Grady, welche zusammen eine Tierarztpraxis in Redwood, Oregon leiten. In jedem Band wird die Geschichte von einem der beiden erzählt, in diesem die von Cade.
Protagonistin ist allerdings Avery, die nach der Scheidung ihrer furchtbaren Ehe mit ihrer autistischen Tochter Hailey nach Redwood kommt, um ein neues Leben zu beginnen. Auf gar keinen Fall soll dazu eine neue Beziehung gehören, doch zwischen ihr und Cade besteht vom ersten Blick an eine unwiderstehliche Anziehungskraft.

Die einzelnen Kapitel sind wechselseitig aus den Perspektiven von Avery und Cade geschrieben. Dies gibt einen guten Einblick in die Gefühlswelt der beiden, nimmt aber auch ein wenig die Spannung, ob die Empfindungen auf Gegenseitigkeit beruhen. Wer Spannung sucht, hat hier aber sowieso die falsche Lektüren in der Hand – und das ist nicht negativ gemeint. Es ist ein Wohlfühlbuch, ohne zu viel Drama, Streit und Wendungen.

Was es von vielen anderen Wohlfühlbüchern unterscheidet ist aber vor allem, welche Themen die Autorin noch mit einfließen lässt. Während alleinerziehende Mütter schon selten eine Rolle in diesem Genre spielen, ist es wirklich etwas Besonderes, dass hier von einem autistischen Kind erzählt wird. Ich selbst kann überhaupt nicht beurteilen, inwieweit die Schilderungen realistisch sind, aber es wird auf jeden Fall offensichtlich, was es für die Mutter-Kind-Beziehung bedeutet und wie aufopfernd sich Avery um Hailey kümmert.
Cades Bruder Flynn ist zudem gehörlos. Hauptsächlich um ihn geht es zwar erst im zweiten Band der Trilogie, doch dass Moran auch diese Behinderung in ihre Geschichte mit einbezieht, gefällt mir wirklich gut.

Eine witzige Note bekommt die Geschichte noch durch die Bewohner der Stadt. Insbesondere Cades Mutter und seine zwei Tanten, sowie Averys Mutter betätigen sich mit Vorliebe beim Kuppeln. Dabei sind sie so eingespielt, verschworen und bar jeder Subtilität, dass es für den Leser wirklich lustig zu beobachten ist, wie Cade und Avery regelmäßig von ihnen „überfahren“ werden. An Averys Stelle hätte ich aber wohl das eine oder andere Mal auf den Tisch gehauen um klarzustellen, dass ich nicht so über mich bestimmen lassen würde. Sie ist allerdings eher der fügsame Charakter, der sich in diesen Situationen ergibt.

Was mir hingegen gar nicht gefallen hat, war der Hang der Autorin zu Wiederholungen. Am Ende des Buches spielt sich eine komplette Szene analog zum Start der Geschichte ab. Dies hätte man definitiv anders lösen können.
Sehr viel störender sind allerdings Wiederholungen in Wörtern oder ganzen Formulierungen. Mit penetranter Regelmäßigkeit ist beispielsweise von Averys schokoladen- oder kakaobraunen Augen mit goldenen Flecken die Rede. Dies wirkt dann nicht mehr romantisch oder poetisch, sondern ist nur noch monoton und die Augen des Lesers überspringen diese Stellen schon.

Mit den richtigen Erwartungen ist „Redwood Love“ eine wunderbare Lektüre. Keine Spannung, kein Drama und kein Bad Boy, aber viel Natur und der Charme einer Kleinstadt des pazifischen Nordwestens. Aufgrund der wirklich störenden Wiederholungen habe ich lange zwischen 3 und 4 Sternen geschwankt. Die außergewöhnlichen Erzählungen von Haileys Autismus, haben dann aber den Ausschlag geben, sodass ich zu 4 von 5 Sternen komme.

Ein Wohlfühlbuch, perfekt zum Einkuscheln an kalten Herbsttagen, um sich um Winter Oregons verzaubern zu lassen.

Veröffentlicht am 25.10.2018

Mehr, als der Klappentext vermuten lässt

Das Erbe der Braumeisterin
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Der historische Roman „Das Erbe der Braumeisterin“ wurde von Eva Völler unter ihrem Pseudonym „Charlotte Thomas“ geschrieben.
Madlen ist leidenschaftliche Bierbrauerin in Köln, doch nach dem Tod ihres ...

Der historische Roman „Das Erbe der Braumeisterin“ wurde von Eva Völler unter ihrem Pseudonym „Charlotte Thomas“ geschrieben.
Madlen ist leidenschaftliche Bierbrauerin in Köln, doch nach dem Tod ihres Mannes, will die Bruderschaft der Brauer ihr dieses Handwerk verbieten, wenn sie nicht erneut heiratet. Die Zeit wird knapp, als sie den Weg von Johann kreuzt. Der Kreuzritter ist seiner Vergangenheit auf der Spur und hat nichts übrig für Bier, doch er könnte Madlens einzige Chance sein, ihr geliebtes Handwerk zu retten.

Die vier Abschnitte, in die der Roman unterteilt ist, beginnen mit einer ganzseitigen Zeichnung. Zusätzlich ist der Beginn jedes einzelnen Kapitels mit einer kleinen Verzierung geschmückt, welche je nach Abschnitt variiert, beispielsweise eine Hopfen-Rispe oder ein Ritterhelm: Symbole passend zum Thema und ein Stil passend zur Epoche. Eine sehr schöne Abwechslung im Schriftbild.

Erzählt wird der Roman überwiegend aus der Perspektive der beiden Protagonisten. Zwischendurch werden einige Kapitel auch durch die Nebencharaktere erzählt. Dadurch weiß der Leser stets sehr viel, wobei die Autorin an den richtigen Stellen noch Geheimnisse und Platz für Spekulationen lässt. So gab es für mich einige Situationen, in denen ich nicht wusste, was passieren würde, aber gerade genug ahnte, um weiterlesen zu wollen. Hier ist Charlotte Thomas ein gutes Gleichgewicht gelungen.

Die Charaktere des Buches sind jedoch eher durchwachsen. Madlen war mir nicht so sympathisch. Sie hat zwar ihre empfindsame Seite, ist aber meistens wütend auf alles und jeden, schreit viel und ist sehr oft eifersüchtig. Mit dem männlichen Protagonisten bin ich eher warmgeworden. Johann ist nicht perfekt. Er ist optisch gezeichnet aber tut, gerade zu Beginn des Buches, auch Dinge, die nicht rechtens sind. Dies ist allerdings eine erfrischende Abwechslung zu dem Ritter in glänzender Rüstung, der uns sonst häufig in historischen Romanen begegnet.
An den weiteren Charakteren hat mir gefallen, dass sie zum Teil sehr vielschichtig sind. Natürlich gibt es die klassischen Bösewichte, aber viele Charaktere sind nicht nur „gut“ oder „schlecht“. Wie in der Realität bewegen sie sich dazwischen und ihre nachvollziehbaren Motive haben sie authentisch erscheinen lassen.

Die Autorin versteht es geschickt, die Geschichten der beiden Protagonisten zu verweben. Nach der ersten Begegnung war ich wirklich ratlos, wie sie Madlen und Johann zusammenführen wird. Über die Lösung habe ich dann schmunzeln müssen, fand es aber einfach genial. Hier und an anderer Stelle habe ich dann Anmerkungen zur historischen Korrektheit vermisst. Natürlich sind es fiktive Personen, aber interessant bleibt doch die Frage, ob es sich so hätte zutragen können, wie von der Autorin geschildert.

Bei einem historischen Roman ist neben der Geschichte auch die sonstige Ausstattung wichtig. Hier findet sich ein Personenverzeichnis – nicht zu knapp, nicht zu ausschweifend - und ein Glossar mit den Erklärungen der wichtigsten Begriffe. Vielleicht wäre eine Karte des damaligen Kölns noch eine nette Dreingabe gewesen, aber es ist kein schwerwiegender Mangel.

„Das Erbe der Braumeisterin“ war schlicht und einfach ein Buch, das ich gerne gelesen habe. Die Geschichte hat mich konsequent unterhalten. Nicht nur die Hauptgeschichte um Madlen, auch Johanns Geheimnisse waren interessant und ich habe jede Seite genossen – obwohl ich, genau wie Johann, nichts für Bier übrig habe.
Ich bin mir sicher, dass Charlotte Thomas gewissenhaft recherchiert hat. Dass der Leser mehr daran hätte teilhaben können, wie über ein historisches Nachwort oder die Kennzeichnung historischer Persönlichkeiten, wäre allerdings schön gewesen. Dafür, und weil Madlen mir nicht gefallen hat, komme ich zu 4 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 04.09.2018

Sehr emotionaler, spannender Thriller

Nicht ein Wort
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In dem Thriller „Nicht ein Wort“ von Brad Parks geht es um Scott Sampson. Er lebt mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in Virginia, wo er als Bundesrichter arbeitet. Eines Tages erhält er einen Anruf, ...

In dem Thriller „Nicht ein Wort“ von Brad Parks geht es um Scott Sampson. Er lebt mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in Virginia, wo er als Bundesrichter arbeitet. Eines Tages erhält er einen Anruf, dass seine Kinder entführt wurden und nur unversehrt zu ihm zurückkehren, wenn er ein bestimmtes Urteil in einem Prozess spricht. Darüber hinaus darf kein Sterbenswort darüber nach Außen gelangen.

Der Großteil der Geschichte wird aus der Ego-Perspektive des Protagonisten erzählt. Dies wird gelegentlich durch kurze Kapitel über die Situation bei den Entführern unterbrochen. Beides finde ich sehr gelungen. Gerade die vielschichtigen Emotionen, die Scott erfährt, sowie die moralischen Konflikte sind für den Leser auf diese Art hervorragend nachzuempfinden. Durch die anderen Kapitel erfährt man immer wieder, wie es den Kindern ergeht und was die Täter umtreibt.

Ich habe keine Kinder und arbeite auch nicht um juristischen Bereich. Dennoch konnte ich mich sehr gut in den Protagonisten einfühlen: Seine Trauer, seine Angst, die ansteigenden Paranoia, das Gefühl der Machtlosigkeit und zuletzt die stets zum Zerreißen angespannten Nerven. Das alles hat der Autor authentisch vermittelt. Auch das Ende ist von so einer eindringlichen emotionalen Intensität, dass es mir die Tränen in die Augen getrieben hat.

Darüber hinaus ist die Spannung einfach mitreißend. Es werden einige falsche Fährten gelegt, der Leser stellt viele Theorien auf, verwirft sie wieder und verschlingt jede Seite, um der Lösung näher zu kommen. Zwischenzeitlich denkt man, dass der Autor die Lösung präsentiert (und lächelt dabei selbstgefällig in sich hinein, denn genau diese Person hatte man ja von Anfang an in Verdacht), doch wieder ist es eine Sackgasse. Die Auflösung ist zwar nicht allzu überraschend, aber dann wartet Parks noch mit einem actiongeladenen, unerwarteten Finale auf.

Lange habe ich überlegt, ob ich 4 oder 5 Sterne vergeben soll. Auch wenn die Geschichte wirklich fesselnd war und ich emotional sehr stark partizipiert habe, fehlt mir irgendwie noch das gewisse Etwas, um dieses Buch über viele andere herausragende Thriller zu heben. Ich komme somit zu 4 von 5 Sternen, die allesamt wohlverdient sind.