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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.10.2018

Lebenslügen vor einem wunderbaren Naturpanorama

Helle Tage, helle Nächte
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Hiltrud Baiers Roman besticht eindeutig durch tolle Landschaftsbeschreibungen. Er spielt sowohl am Rande der Schwäbischen Alb als auch im weit entfernten Lappland. Man merkt durchaus, dass die Autorin ...

Hiltrud Baiers Roman besticht eindeutig durch tolle Landschaftsbeschreibungen. Er spielt sowohl am Rande der Schwäbischen Alb als auch im weit entfernten Lappland. Man merkt durchaus, dass die Autorin beide Gegenden sehr gut kennt und liebt. Geboren in Süddeutschland, ist sie später nach Lappland ausgewandert.

Anna ist bereits über siebzig und lebt schon lange relativ einsam. Als sie schwer an Krebs erkrankt, überkommen sie lange unterdrückte Schuldgefühle. Seit Jahrzehnten lebt sie mit einer großen Lüge. Plötzlich ist sie es satt, den Menschen, die ihr wichtig sind, weiterhin etwas vorzumachen.
Wenig später ist ihre frisch geschiedene Nichte Frederike auf dem Weg in den hohen Norden Lapplands. Mit einem langen Brief im Gepäck ist sie auf der Suche nach einem gewissen Petter Svakko. In der Einsamkeit der Berge wird sie jedoch mehr finden als nur diesen älteren Herrn.

Dies ist ein sehr stilles und ruhiges Buch. Es geschieht kaum etwas Unvorhergesehenes, mit Überraschungen ist nicht zu rechnen. Seine Stärke liegt in den wirklich schönen Naturbeschreibungen.

Kapitelweise wird abwechselnd von Anna in Deutschland und von Frederike in Lappland erzählt. Beide Frauen sind sehr sympathisch und nachvollziehbar dargestellt. Es geht in diesem leisen Roman sehr viel um die Vergangenheit, um ein Zurückschauen auf das eigene Leben. Auch um den Versuch der Wiedergutmachung und das Bemühen, seinen Frieden mit sich selbst zu machen. Sehr ernste Themen, durchaus auch tiefgründig, aber schön erzählt. Ein Roman, der meiner Meinung nach insbesondere für ältere Leser geeignet ist.

Veröffentlicht am 25.10.2018

Spannend bis zum Schluss

Stein
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Reinhard Kleindl - Stein

Vor fünf Jahren wurde der Banker Bert Köhler entführt. Diverse Lösegeldübergaben scheiterten, lediglich mehrere Päckchen mit abgetrennten Gliedmaßen des Opfers tauchten damals ...

Reinhard Kleindl - Stein

Vor fünf Jahren wurde der Banker Bert Köhler entführt. Diverse Lösegeldübergaben scheiterten, lediglich mehrere Päckchen mit abgetrennten Gliedmaßen des Opfers tauchten damals auf. Köhler konnte nie gefunden werden.
Nun tauchen plötzlich neue Informationen zu diesem dubiosen Fall auf. Wider Willen nimmt sich die ehemalige Ermittlerin Anja Grabner der Sache erneut an, die sie damals den Job kostete. Es ist nicht auszuschließen, dass Köhler noch immer am Leben ist und sich nach wie vor in der Gewalt seines Entführers befindet. Und ein ganzes Dorf scheint darüber mehr zu wissen, als es zugibt.

Der Autor hat einen tollen, leicht lesbaren Schreibstil, der es dem Leser ermöglicht, sich auf das Geschehen zu konzentrieren. Auch die düstere, geheimnisvolle Atmosphäre in dem kleinen österreichischen Ort Stein hat er sehr gut getroffen. Dessen Einwohner haben irgendetwas mit dem Verschwinden Köhlers zu tun. Es ist offensichtlich, dass sie ein Geheimnis bewahren.

Mit Anja Grabner hat Reinhard Kleindl eine sehr eigenwillige Ermittlerfigur geschaffen. Ihren Mitmenschen gegenüber benimmt sie sich sehr direkt, oft unfreundlich. Sie ist gewiss niemand, mit dem man sich identifizieren könnte. Aber gerade deshalb ist sie sehr interessant und hebt sich von den Ermittlerinnen anderer Krimis ab.
Generell fand ich eigentlich alle Figuren dieses Buches seltsam, verrückt. Insbesondere die Einwohner von Stein. Aber auch die ehemaligen Kollegen Anjas benehmen sich eigenartig und sind schwer einzuschätzen. Eine wirklich nette und unkomplizierte Person habe ich hier vergeblich gesucht.

Interessant fand ich auch die Rückblenden, welche regelmäßig auftauchen und in kursiver Schrift gehalten sind. So erfährt man nach und nach mehr darüber, was vor fünf Jahren geschehen ist. Die beiden Zeitebenen sorgen für Abwechslung und bringen etwas Tiefe in die Handlung.

Leider haben sich für mich zum Schluss hin ein paar Kritikpunkte ergeben, die mit der Auflösung zu tun haben und welche ich deshalb nicht näher ausführen möchte. Nur so viel: für mich haben am Ende einige Dinge nicht zusammengepasst. Die Lösung des Falles Köhler konnte mich letztendlich nicht so wirklich überzeugen. Es hat einfach der Aha-Effekt gefehlt. Trotzdem habe ich das Buch sehr gerne gelesen.

Insgesamt ein wirklich spannender und empfehlenswerter Thriller mit einer tollen, gruseligen Atmosphäre, wenn auch mit einigen Abstrichen.

Veröffentlicht am 07.04.2024

Teagan und Aaron

Soul Searching
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Teagon und Aaron
Bei diesem Titel bin ich tatsächlich etwas zwiegespalten. Denn hier wimmelt es nur so vor lauter Problemen und Traumata. Ich fand die Geschichte damit etwas überladen und es war einfach ...

Teagon und Aaron
Bei diesem Titel bin ich tatsächlich etwas zwiegespalten. Denn hier wimmelt es nur so vor lauter Problemen und Traumata. Ich fand die Geschichte damit etwas überladen und es war einfach etwas zuviel des Guten. Wobei mich besonders eines von Teagons "Problemen" sehr interessiert hätte. Aber irgendwie ging das im Wust der Schwierigkeiten beinahe etwas unter. Und das Happy End war dann schon recht einfach und unglaubwürdig. So läuft das halt nicht im echten Leben.
Ansonsten eine schöne Liebesgeschichte!
3 Sterne

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Veröffentlicht am 06.04.2024

Kehrseite des amerikanischen Traumes

Hotel Amerika
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Hotel Amerika – Maria Leitner
Einen Tag in einem New Yorker Luxushotel in den vierziger Jahren beschreibt die von Reclam wieder entdeckte und neu herausgegebene Autorin Maria Leitner.
Eine große Hochzeit ...

Hotel Amerika – Maria Leitner
Einen Tag in einem New Yorker Luxushotel in den vierziger Jahren beschreibt die von Reclam wieder entdeckte und neu herausgegebene Autorin Maria Leitner.
Eine große Hochzeit steht an und die Vorbereitungen im Hotel laufen auf Hochtouren. Unter anderem lernen wir die irische Wäscherin Shirley, das schwedische Zimmermädchen Ingrid und den deutschen Küchenjungen Fritz kennen.
Maria Leitners Intention ist klar erkennbar. Sie wirft etliche soziale Fragen auf und ist damit vermutlich ihrer Zeit weit voraus. Gerade die Arbeitsbedingungen und die soziale Ungleichheit prangert sie an. Der berühmte amerikanische Traum funktioniert nur für einige wenige; die meisten schaffen es niemals aus ihrem Hamsterrad und wenn überhaupt, dann nur auf Kosten anderer.
Wie gesagt, die Aussage ist eindeutig und gerade auch durch die im Anhang gelieferten Informationen zum bewegten Leben der Autorin besonders interessant. Sowieso finde ich diese neu erschienene Hardcover-Ausgabe aus der Reihe „Reclams Klassikerinnen“ wunderschön.
Weniger begeistert war ich tatsächlich von der sprachlichen und erzählerischen Qualität des Romans. Sprache und Dialoge sind genauso wie die Figurenzeichnung arg einfach und eindimensional gehalten. Ein bisschen mehr Rafinesse wäre hier wünschenswert gewesen. Humor sucht man ebenfalls vergebens. Es ist schade, weil die Figuren und die Geschichte dadurch unnötig blass und nichtssagend bleiben.
3 Sterne.

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Veröffentlicht am 23.03.2024

Rückschau

Frauen, die beim Lachen sterben
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Frauen, die beim Lachen sterben – Alexandra Stahl
Iris weiß nicht was sie will – und das zieht sich durch den ganzen Roman. Selten ist mir eine so träge, unentschlossene Protagonistin untergekommen.
In ...

Frauen, die beim Lachen sterben – Alexandra Stahl
Iris weiß nicht was sie will – und das zieht sich durch den ganzen Roman. Selten ist mir eine so träge, unentschlossene Protagonistin untergekommen.
In allererster Linie geht es in dieser Geschichte um Frauenfreundschaften und ein bisschen auch um Beziehungen zu Männern. Die Freundschaften sind hier aber wesentlich wichtiger und an eben diese erinnert sich Iris während der langen Monate, die sie nach einer Lebenskrise auf einer griechischen Insel verbringt. Sie schaut zurück und beleuchtet all die Beziehungen und Freundschaften der letzten Jahre und dabei versucht sie zu verstehen, wie es dazu kommen konnte, dass sie allein auf dieser griechischen Insel gelandet ist. Was genau diese Krise ausgelöst hat, bleibt sehr lange unklar. Wie schon in Berlin, eine Stadt, die sie eigentlich nie mochte, lässt sie sich auch auf der Insel einfach treiben.
Die Geschichte ist sehr gut geschrieben. Ich mochte den Schreibstil, der knapp, aber pointiert daherkommt und manchmal durchaus witzig ist. Die Handlung an sich ist jedoch kaum vorhanden und plätschert vor sich hin. Sehr lange habe ich auf einen Knall gewartet, dass endlich etwas passiert. Stattdessen widmet sich Iris der Aufarbeitung ihrer Ex-Freundschaften und Ex-Beziehungen. Das sind Geschichten, die recht unspektakulär sind. In Vielem mag man sich wiedererkennen, aber am Ende hat mir einfach der Funke gefehlt, der mich an Iris und ihre Erlebnisse gefesselt hätte. So bleibt zwar das Gefühl einer ruhigen, angenehmen Leseerfahrung, aber auch einer gewissen Banalität.
Ein Roman, im Plauderton geschrieben, der sich sehr gut liest, der mich aber mangels Inhalt nicht ganz überzeugen konnte.
3 Sterne.

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