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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.11.2018

Guter Serienauftakt mit kleinen Schwächen

Straßburger Geheimnisse - Kommissar Sturnis erster Fall
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Autor Stefan Böhm entführt uns in seinem Debüt-Krimi, der der Auftakt zu einer Reihe ist, nach Straßburg.

Der Kabinettchef des EU-Präsidenten ist während einer Gedenkfeier plötzlich verstorben. Um Fremdverschulden ...

Autor Stefan Böhm entführt uns in seinem Debüt-Krimi, der der Auftakt zu einer Reihe ist, nach Straßburg.

Der Kabinettchef des EU-Präsidenten ist während einer Gedenkfeier plötzlich verstorben. Um Fremdverschulden bei einem so hochrangigen EU-Beamten auszuschließen, wird der Leiter der Straßburger Mordkommission Antoine Sturni wird aus seinem freien Wochenende, das er mit seinem Sohn Christian verbringt, in das Gebäude des Europäischen Parlaments gerufen.
Doch schon beim ersten Augenschein nistet sich ein leiser Zweifel an einer natürlichen Todesursache bei Sturni und dem diensthabenden Arzt ein, die von der späteren Obduktion bestätigt werden: Dr. Werner Hasselfeld ist ermordet worden.

Sturnis Ermittlungen stechen in ein Wespennest voll Machtkämpfen, Intrigen und Korruption innerhalb der Europäischen Kommission.

Es wird dem sympathischen Elsässer Patrioten nicht leicht gemacht, den Fall aufzuklären. Auch sein ehrgeiziger Chef, der die Elsässer für einfache Hinterwäldler hält, hat seinen Anteil an Sturnis Ärger.

Meine Meinung:

Mir hat dieses Krimi-Debüt recht gut gefallen, da es Interna der Europäischen Union ein wenig aufs Korn nimmt. Kaum jemand weiß um die Vorgänge im Europäischen Parlament so richtig Bescheid - auch Antoine Sturni nicht. Dafür hat er einen befreundeten Journalisten, der ihm (und uns Lesern) einiges erklärt – das ist sehr gut gelungen.

Weniger gut ist stellenweise der Schreibstil, der häufig die Hilfsverben „haben“ und „sein“ bemüht, wo aktivere Verben durchaus einen anspruchsvolleren und flotteren Stil ergeben könnten.

Gut herausgearbeitet ist der Konflikt des leitenden Kriminalbeamten, dessen Arbeit sich nicht an vorgegebenen Arbeitszeiten hält. Daran ist ja auch seine Ehe mit Caroline gescheitert. Dies wird allerdings mehrfach wiederholt. Die Leser merken sich das schon, daher hätte darauf verzichtet werden können.

Eine Liebesbeziehung an der Arbeitsstelle ist oft problematisch. Hier bin ich gespannt, wie es mit Antoine und Margeaux weitergeht. Im Moment scheinen ja alle recht zufrieden zu sein, doch der Alltag könnte auch hier wieder „zuschlagen“.

Fazit:

Ein guter Auftakt einer neuen Krimi-Reihe, die hin und wieder kleine Schwächen aufweist. Gerne gebe ich hier gute 3 Sterne.

Veröffentlicht am 31.10.2018

Für Nicht-Juristen nich einfach zu lesen

Wie das Recht in die Welt kommt
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Wie das Recht in die Welt kam/Alfred J. Noll/3 Sterne

Alfred J. Noll ist begeisterter Jurist und das merkt man hier in diesem Buch. In neun Kapiteln versucht er den Lesern seine Leidenschaft zu vermitteln.

Diese ...

Wie das Recht in die Welt kam/Alfred J. Noll/3 Sterne

Alfred J. Noll ist begeisterter Jurist und das merkt man hier in diesem Buch. In neun Kapiteln versucht er den Lesern seine Leidenschaft zu vermitteln.

Diese neun Kapitel sind:

1. Hermes gibt den Menschen das Recht
2. Das notwendige Minimalrepertoire
3. Die Steine sprechen
4. Rationalisten des souveränen Privateigentums
5. Nur aus diesen Särgen war eine Auferstehung möglich
6. Ein Privatmann schafft Recht
7. Stadtluft macht frei – oder auch nicht
8. Ein Deutscher in Italien
9. Das Recht der Menschen

Ohne Gesetze können nur die wenigsten Menschen existieren. Schon bereits bei schriftlosen Gemeinschaften gibt es Regeln und Richtlinien, an die sich die Mitglieder halten müss(t)en.

„Richtiges“ Recht beginnt erst, wenn es in Stein gemeißelt ist. Seien es die biblischen 10 Gebote oder die Keilschrifttafeln des alten Mesopotamiens.

Das Römische Reich feilt lange und ausgiebig an seinen Gesetzen – Römisches Recht gilt lange, mancherorts länger als das Reich Bestand hatte.

Meine Meinung:

Die große Sachkenntnis ist die Stärke und Schwäche dieses Buches gleichzeitig. Kaum jemand kann dem Autor ein x für ein u vormachen, was die Rechtsgeschichte angeht. Doch für Nicht-Juristen sind die vielen lateinischen Zitate (oft ohne Übersetzung) und die verschwurbelte Juristensprache schwer verständlich.

In den Abschnitten des Mittelalters springt der Autor leider immer wieder in die Antike zurück und verbeitert sich hier nochmals. Das hat meinen Lesefluss und mein Verständnis in der Materie ein wenig gestört. Interessant ist, wie der Stauferkönig Friedrich II., den Adel und die Kirche mittels geänderter Gesetze entmachtet hat. Doch auch hier, mitten in der politisch brisanten Zeit, ein Schwenk in das Römische Reich.

Das Buch, das vom Verlag als „Essay“ bezeichnet wird besticht durch die unerschöpfliche Sachkenntnis und einen beeindruckenden Schreibstil, der allerdings manchmal zu lange Sätze mit einer Wendung zu viel, beinhaltet. Ich mag Zitate aus alten Schriften, doch wenn seitenlang aus König Hammurabis Gesetzestexten zitiert wird, ist das vielleicht für Freaks unter den Juristen Anklang finden. Für den interessierten Laien ist das leider zu komplex.

Dass wir uns ein Leben Gesetze schwer vorstellen können, ist wohl einleuchtend. Doch so manche Überregulierung, die wir heute kennen, wäre vielleicht entbehrlich.

Das Buch verfügt über eine gediegene Aufmachung: Als Hardcover mit einem Lesebändchen und abgerundeten Ecken. Die Schriftart und Schriftgröße sind augenfreundlich gewählt.

Fazit:

Dieses Buch zeigt viele Facetten des Rechtes von seinem Beginn bis ins 13. Jahrhundert. Die Leidenschaft des Autors ist nicht auf mich übergesprungen, daher nur 3 Sterne.




Veröffentlicht am 28.10.2018

Eine Annäherung wäre sinnvoll

Warum wir Frieden und Freundschaft mit Russland brauchen
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In diesem Buch sind die Meinungen von 26 bekannten Persönlichkeiten, darunter (Ex)Politiker, zusammengefasst, die für eine friedliche und freundschaftliche Annäherung an Russland stehen. Das politische ...

In diesem Buch sind die Meinungen von 26 bekannten Persönlichkeiten, darunter (Ex)Politiker, zusammengefasst, die für eine friedliche und freundschaftliche Annäherung an Russland stehen. Das politische Spektrum dieser Essays ist von ganz links nach weit rechts einzuordnen. Allen ist gemeinsam, dass sie glauben, es bedürfe einer Änderung der deutschen Außenpolitik im Sinne Willy Brandts, die Russland nicht dämonisiert. Allerdings haben sich die Zeiten und das politische Umfeld geändert, sodass diese Ideen nicht mehr 1:1 übernehmbar sind.

Natürlich ist das westliche Demokratieverständnis ein anderes als jenes von Russland. Doch wenn man sich die Statements von Amerikas Präsidenten Trump anhört, wird einem hier Angst und Bang. Wladimir Putin ist immerhin eine berechenbare, stabile Größe während Donald Trump unberechenbar und völlig abgehoben agiert. Auch in Hinblick der einseitigen Kündigung von Abkommen, sei in der Wirtschaft oder Klimakommission durch Trump, wäre es geschickt, die wegfallende Partnerschaft durch eine Annäherung an Russland zu kompensieren ohne gleich westliche Prinzipien aufzugeben.
Vom aktuellen Russland-Bashing halte ich wenig, denn auch der Westen ist nicht frei von Fehlern in Innen- und Außenpolitik.

Allen Beiträgen kann ich nicht zustimmen. Die Aussage „Russland wäre von der NATO eingekreist“ muss widersprochen werden. Allerdings ist es verständlich, dass ehemalige Mitglieder der Warschauer Pakt-Staaten sich zur NATO hingewendet haben. Sie haben großzügige Wirtschaftshilfe durch den Westen erhofft und teilweise erhalten.

Was in diesem Buch ein wenig abgeht ist, eine Analyse zu diesem Thema. Auch eine zeitliche Einordnung der einzelnen Beiträge wäre wünschenswert, denn die Zeit ist nicht stehengeblieben. Was vor 20 Jahren noch opportun erschienen ist, kann heute schon längst überholt sein.

Eine freundschaftliche und friedliche Annäherung an Russland könnte einige bestehende Konflikte ein wenig entschärfen.

Veröffentlicht am 27.10.2018

Hat mich nicht vollends überzeugt

Die Natur und ihr Recht
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„Menschliches Leben ist nur in Solidarität mit der Natur möglich.“(S. 121)

Diesen Satz werden wohl die meisten von uns unterschreiben. Doch warum handeln wir Menschen nicht danach? Ist uns die eigene ...

„Menschliches Leben ist nur in Solidarität mit der Natur möglich.“(S. 121)

Diesen Satz werden wohl die meisten von uns unterschreiben. Doch warum handeln wir Menschen nicht danach? Ist uns die eigene Bequemlichkeit lieber als der Schutz der Natur? Oder ist der einzelne geneigt, Umweltschutz „den Anderen“ zu überlassen?

Der überwiegende Teil des Buches handelt von und in den USA, die in Sachen Umweltschutz (vor allem unter der aktuellen Regierung) wenig am Hut haben. Doch auch Indien, mit dem dreckigsten aller Flüsse, dem Ganges, wird erwähnt. Einige Länder haben Umweltschutz in der Verfassung verankert, andere nicht.

Der Mittelteil des Buches lässt den nicht juristisch interessierten Leser gelangweilt die Seiten überblättern. Protokolle über langwierige Gerichtsverfahren zu lesen ist leider nicht jedermanns Sache. Dies ist allerdings der Profession des Autors geschuldet, der Umweltexperte und Professor der Rechtswissenschaften an der University of British Columbia ist. Er berät Regierungen wie z.B. von Kanada und Schweden in Umwelt- und Nachhaltigkeitsfragen. David Boyd lebt auf Pender Island in British Columbia.

Fazit:

Ein interessantes Buch, doch wegen des juristisch-lastigen Mittelteils kann ich nur 3 Sterne vergeben.

Veröffentlicht am 20.10.2018

Ein netter historischer Roman

Land im Nebel
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Land im Nebel/Nicole Peters/3 Sterne

Nicole Peters nimmt ihre Leser mit in das Jahr 1796. Die Truppen der französischen Revolutionsarmee stehen am Rhein.

Wir begleiten Henri Benoit de Montfort, einen ...

Land im Nebel/Nicole Peters/3 Sterne

Nicole Peters nimmt ihre Leser mit in das Jahr 1796. Die Truppen der französischen Revolutionsarmee stehen am Rhein.

Wir begleiten Henri Benoit de Montfort, einen als Franziskaner verkleideten Deserteur und Überlebenden des Massakers in der Vendée auf seiner Flucht durch das Herzogtum Berg. Unterwegs macht er die unliebsame Bekanntschaft des Herrmann von Hatzfeld. Ausgerechnet in jenem Kloster, in dem Herrmanns Bruder Markus als Mönch lebt, findet Henri Aufnahme.

Wir lernen Johanna, die Tochter des Freiherrn von Hallberg-Broich und Attenbach kennen, die ihren Vater darum bittet, den Pächtern Pauls die Abgaben zu erlassen, weil ein Feuer deren Scheune vernichtet hat. Bei einem ihrer Besuche im Kloster begegnet sie Henri und beide erleiden den „Coup de foudre“.

Meine Meinung:

Diese Liebesgeschichte ist im Umfeld der politischen Wirren der Revolutionskriege angesiedelt. Der Stern Napoleons geht langsam auf. Er schwebt wie ein ferner Nebel über dem Rheinland. Handfester sind da schon die französischen und österreichischen Truppen, die über das Land fegen und abwechselnd Zerstörung hinterlassen. Interessant ist die Unschlüssigkeit des Landadels dargestellt. Soll man sich den revolutionären Franzosen anschließen oder nicht?
Johannas Vater ist gegen die Invasionstruppen und hat so manches blutiges Geheimnis. Die Herren von Hatzfeld stehen vor allem auf ihrer eigenen Seite und versuchen aus dem Chaos Nutzen zu ziehen.

Die Personen sind gut charakterisiert, wenn auch einen Tick zu modern. Vor allem Johanna ist sehr unkonventionell dargestellt. In Ermangelung eines Sohnes erhält sie eine gute Schulbildung und am Ende die Leitung des Gutes.
Eine gute Figur macht auch Pater Ignatius, der christliche Nächstenliebe ohne viel zu fragen einfach lebt. So sagt er einfach zu Henri „...ich hätte dir auch geholfen, wenn du keine Kutte getragen hättest. So steht es in unseren Büchern geschrieben...“

Der Schreibstil ist locker und flüssig. Für meinen Geschmack drückt sich die einfache Landbevölkerung in den Dialogen ein bisschen zu gewählt aus. Die von Henri eingestreuten Zitate Voltaires finde ich dagegen sehr passend.
Aufgefallen ist mir, dass Henri an seinen Reitkünsten zweifelt. Also, wenn man einmal reiten kann, verlernt man das nicht so schnell. Als Adeliger aus der Vendée konnte er wahrscheinlich reiten, bevor er laufen konnte.

Das Personenregister und die Anmerkungen sind eine gute Ergänzung.

Ganz sicher bin ich mir nicht, ob dieser Roman eine Liebesgeschichte oder eine Story über die geschichtlichen Ereignisse sein soll. Für die Romanze treffen sich Johanna und Henri zu selten. Das politische Geschehen ist nicht eindeutig genug. Aus dem Motiv, die Franzosen vertreiben zu wollen, hätte schon einiges mehr werden können. Zum Bespiel Verbündete suchen, konspirative Treffen etc.. Das eine Gespräch auf diesem Ball ist mir da zu wenig.

Fazit:

Ein netter historischer Roman, der einige interessante Ideen aufweist, aber noch einige Luft nach oben hat. Gerne gebe ich gute 3 Sterne.