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Veröffentlicht am 07.05.2019

Düsteres und brutales Stockholm in 1793

1793
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Klappentext:
Stockholm im Jahr 1793: Ein verstümmeltes Bündel treibt in der schlammigen Stadtkloake. Es sind die Überreste eines Menschen, fast bis zur Unkenntlichkeit entstellt. Der Ruf nach Gerechtigkeit ...

Klappentext:
Stockholm im Jahr 1793: Ein verstümmeltes Bündel treibt in der schlammigen Stadtkloake. Es sind die Überreste eines Menschen, fast bis zur Unkenntlichkeit entstellt. Der Ruf nach Gerechtigkeit spornt zwei Ermittler an, diesen grausamen Fund aufzuklären: den Juristen Cecil Winge, genialer als Sherlock Holmes und bei der Stockholmer Polizei für »besondere Verbrechen« zuständig, und Jean Michael Cardell, einen traumatisierten Veteranen mit einem Holzarm. Schon bald finden sie heraus, dass das Opfer mit chirurgischer Präzision gefoltert wurde, doch das ist nur einer von vielen Abgründen, die auf sie warten …


Ich liebe gut recherchierte Historische Romane. Neben den geschichtlichen Hintergrund werden dem Leser die Lebensbedingungen einer längst vergangenen Zeit vor Augen geführt. Aber auf das Jahr 1793 in Stockholm war ich nicht vorbereitet.

Auf 496 Seiten eröffnet sich uns ein düsteres, brutales, eiterndes und alkoholgeschwängertes Szenario.

In einem nach Kloake und giftigen Substanzen stinkendem Gewässer wird eine grausam zerstückelte Leiche gefunden. Alle Gliedmaßen sind dem Mann im lebenden Zustand entfernt worden. Er hat keine Augen und keine Zunge. In diesem außergewöhnlichen Mordfall ermitteln ein todkranker Jurist und ein traumatisierter Kriegsveteran. Ich hatte große Schwierigkeiten das nachzuvollziehen.

Bei soviel Brutalität, Schmutz und krankhaftem Verhalten musste ich Pausen einlegen um das Buch zu Ende lesen zu können.

Niklas Natt och Dag hat lange Zeit umfangreich recherchiert um die Ereignisse so wahrheitsgetreu wie möglich beschreiben zu können. Er hat detailverliebt Wetterbedingungen, Kleidung, Atmosphäre in den Unterkünften und Schänken, Moralvorstellungen, Gerichtsbarkeit, Mimik und Gedankengänge der einzelnen Protagonisten und Gerüche geschildert, beleuchtet und so gut erklärt, dass ich das Buch einfach zu Ende lesen musste. Jetzt weiß ich, wie sich das Leben in Stockholm im Jahre 1793 anfühlte.

Der Kriminalfall zog sich mit einem großen Spannungsbogen durch den ganzen Historischen Roman, hat mich aber leider nicht überzeugt. Beide ermittelnden Protagonisten waren für mich nicht glaubwürdig.



Zum Autor:

Niklas Natt och Dag, geboren 1979, arbeitet als freier Journalist in Stockholm. Der Spiegel-Bestsellerautor entstammt der ältesten Adelsfamilie Schwedens. Nicht zuletzt deshalb hat er eine besondere Verbindung zur schwedischen Geschichte. Sein historischer Kriminalroman »1793« wurde vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Schwedischen Krimipreis für das beste Spannungsdebüt. Wenn er nicht schreibt oder liest, spielt er Gitarre, Mandoline, Geige oder die japanische Bambuslängsflöte Shakuhachi.
(der Piper-Autoren-Biographie entnommen)

Veröffentlicht am 17.04.2019

Spätfolgen

Blutmond
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Alpha Bartholdy, Modezar und Fashionpapst, ist auf unvorstellbar grausame Weise ermordet worden. Während oder im Anschluss an einer Szeneparty wurde er mit Abflussreiniger vergiftet. Keiner hat es gesehen, ...

Alpha Bartholdy, Modezar und Fashionpapst, ist auf unvorstellbar grausame Weise ermordet worden. Während oder im Anschluss an einer Szeneparty wurde er mit Abflussreiniger vergiftet. Keiner hat es gesehen, keiner hat bemerkt, dass es Alpha schlecht ging und keiner hat gesehen wann, wie und mit wem Alpha die Party verlassen hat.
Das Ermittlerteam um Jeppe Korner tut sich schwer Verdächtige und vor allem ein Motiv zu finden.
Einen Tag, eine Party später wird auf dieselbe Art und Weise ein Mordanschlag auf die Sängerin Christel Toft verübt.
Wie hängen die beiden Anschläge zusammen? Wo ist das Motiv?



Eigentlich hatte ich aufgrund der Leseprobe und der Mode-Szene, in der der Mord geschah, mehr Ermittlungen und Backstage-Szenen aus der Modebranche und Laufsteg-Atmosphäre erwartet. Stattdessen konnten wir großen Anteil am privaten Liebeschaos und Gesundheitsproblemen des Ermittlerteams nehmen.
Während einer Krimireihe ist es interessant mehr Privates von den Ermittlern zu erfahren, aber Krimihandlung und Privatleben sollten schon in einem ausgewogenen Verhältnis sein. War hier meiner Meinung nach nicht der Fall.
Ich hätte mir mehr Fashion-Atmosphäre gewünscht. Neid, Hass und falscher Ehrgeiz hinter der Fassade der glitzernden Modewelt. Missgunst, Lügen und Angeber-Tiraden wären möglich gewesen. Stattdessen hatte ich den Eindruck, dass die Ermittler mit allem Möglichen beschäftigt und abgelenkt waren.
Hätten nicht Ester und Gregers unverdrossen in eine Richtung, ihrem Bauchgefühl folgend, recherchiert, wäre es langweilig geworden.
Das halbwegs offene Ende ist ein klares Zeichen, dass es weitergehen wird mit Jeppe, Anette, Sara, Thomas, Ester und Gregers.
Trotz einiger Mängel in diesem Krimi freue ich mich auf eine Fortsetzung. Die einzelnen Charaktere sind liebevoll und ausführlich ausgearbeitet und ich glaube, jedem Leser ans Herz gewachsen.

Veröffentlicht am 21.01.2019

Kam nur langsam in Fahrt

Doggerland. Fehltritt (Ein Doggerland-Krimi 1)
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Für Kriminalinspektorin Karen Eiken Hornby ist es ein böses Erwachen. Nach dem traditionellen Austernfest Oistra und umfangreichem Alkoholgenuss fühlt sie sich mit ihren fast fünfzig Jahren am ...

Für Kriminalinspektorin Karen Eiken Hornby ist es ein böses Erwachen. Nach dem traditionellen Austernfest Oistra und umfangreichem Alkoholgenuss fühlt sie sich mit ihren fast fünfzig Jahren am absoluten Tiefpunkt ihres Lebens angekommen. Fluchtartig verlässt sie das Hotel, in dem sie die Nacht mit ihrem direkten und äußerst unangenehmen Vorgesetzten Jounas Smeed verbracht hat.

Aber es kommt noch schlimmer. Smeeds Ex-Ehefrau Susanne wird erschlagen aufgefunden. Karen hat nun die zweifelhafte Chance ihre Führungsqualitäten unter Beweis zu stellen. Ihr Chef kann die Ermittlungen diesmal nicht leiten, da er zum Kreis der Verdächtigen gehört.
Jetzt ist großes Fingerspitzengefühl und Spürsinn gefragt.

Als neuer Stern am Skandinavischen Krimihimmel angekündigt, ist dieser Krimi von Maria Adolfsson ein Muss für jeden Krimifan.

Erstes kleines Manko ist meiner Meinung nach, dass Frau Adolfsson den Ort der Handlung nach Doggerland, vor ca. 8000 Jahren versunken, verlegt. Die ersten 2/3 des Krimis sind von Landschaftsbeschreibungen und Städtevergleiche mit real existierenden Städten wie z. Bsp. London durchsetzt, wahrscheinlich um dem Leser die Inseln plastisch vor Augen zu führen. Dabei werden nicht nur die Küste und das Bergland beschrieben, auch die sozialen Strukturen und der soziale Aufbau der Städte werden stark thematisiert. Dadurch entstehen immer wieder Längen, die die Krimihandlung um kein Stück weiterbringen.

Tatsache ist zwar, dass Karen Hornby mit ihren Ermittlungen keinen Schritt weiterkommt, kein Motiv und keinen Verdächtigen parat hat, aber die Landschaftsbeschreibungen machen mir das Buch dann aber auch nicht interessanter.

Ich hoffe, dass diese genauen Beschreibungen und Erklärungen dem ersten Teil einer Trilogie geschuldet sind und somit die nächsten beiden Teile das Tempo und die Spannung des letzten Drittels dieses Buches haben werden.
Das letzte Drittel war richtig spannend und dramatisch. Da konnte man die wahren Talente der Maria Adolfsson erkennten. Allein Hornbys Bauchgefühl und Intuition kommen der Lösung und somit dem Täter so nahe, dass Karen Hornby in Lebensgefahr gerät. Nach etlichen Sackgassen bei der Ermittlung erleben wir eine Wendung, die sicher nicht viele erwartet hätten.

Das Ende erfüllt fast die gleichen Erwartungen wie die Leseprobe. Ich möchte lesen wie es mit Karen Hornby weitergeht. In der Hoffnung keine langwierigen Landschaftsbeschreibungen überstehen zu müssen, werde ich dem zweiten Teil der Trilogie sicher eine Chance geben.

Veröffentlicht am 06.01.2019

Zäher Anfang, dann besser

Verborgen
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Die Ärztin Eva Korell versucht die dunklen Schatten ihrer Vergangenheit hinter sich zu lassen. Sie wechselt von Berlin nach München, vom stressigen Krankenhausalltag an die JVA München-Wiesheim als Gefängnisärztin. ...

Die Ärztin Eva Korell versucht die dunklen Schatten ihrer Vergangenheit hinter sich zu lassen. Sie wechselt von Berlin nach München, vom stressigen Krankenhausalltag an die JVA München-Wiesheim als Gefängnisärztin.

Wohlwissend um die Gefahren an ihrem neuen Arbeitsplatz verstrickt sie sich schon vor ihrem ersten Arbeitstag in einen brisanten Kriminalfall. Sie leistet erste Hilfe bei Nicole Arendt, deren Ehemann in der JVA Wiesheim einsitzt. Bald darauf verschwindet Nicole und die Ereignisse überschlagen sich.

„Verborgen“, als Serienstart um die Gefängnisärztin Eva Korell angekündigt und beworben, hat mich nur schwer und spät packen können. Auf den ersten 100 Seiten war für mich eigentlich nur die Angst und Verzweiflung der Nicole Arendt zu spüren. Die Figur Eva Korell erschien mir dagegen flach und unpersönlich. Die fehlende Lebendigkeit und Emotionslosigkeit wird immer wieder durch Andeutungen aus der Vergangenheit erklärt. Kleine Puzzlestücke werden in Hinblick auf eine sicherlich lange Serie, vereinzelt eingestreut. Das hat meine Neugier nicht ganz befriedigt.
Im Laufe der Geschichte entwickelte sich dann doch ein spannender Kriminalfall, der mich für einige Längen im ersten Drittel entschädigte.

Insgesamt gesehen sehe ich einen durchaus gelungenen Serienstart, in dem private und berufliche Handlungsstränge angelegt wurden, die spannende und unterhaltsame Krimifolgen versprechen.

Veröffentlicht am 31.10.2018

Lebensmut

Das Leuchten unserer Träume
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Sophie Winter hat sich ihr Leben eingerichtet. Sechszehn Jahren nach dem tödlichen Unfall ihres Bruders Scott lässt sie nur ihren Kater Fred in ihr Herz, aus Angst noch einmal einen geliebten Menschen ...

Sophie Winter hat sich ihr Leben eingerichtet. Sechszehn Jahren nach dem tödlichen Unfall ihres Bruders Scott lässt sie nur ihren Kater Fred in ihr Herz, aus Angst noch einmal einen geliebten Menschen zu verlieren.
Als die Partygäste ihrer Nachbarn einen verheerenden Wohnungsbrand verursachen, wird sie mit knapper Not durch einen Passanten gerettet. Ben Stevens, ihr Retter, weicht fortan nicht mehr von ihrer Seite. Nachdem sie kurze Zeit bei ihrer Freundin Julia Unterschlupf gefunden hat, bei ihr und ihrer Familie aber nicht bleiben kann, weil Gary, Julias Ehemann, wegen seiner Katzenallergie, auf Fred sehr stark reagiert, zieht sie kurzer Hand zu Ben, der ihr seine Souterrain-Wohnung angeboten hat. In winzigen Schritten nähern die Beiden sich an, aber welche Geheimnisse verbirgt Ben vor Sophie?


Dies ist bereits das vierte Buch, das ich von Dani Atkins gelesen habe. In den ersten drei Büchern hat mich fasziniert, dass es Dani Atkins gleich in den ersten Seiten gelingt, den Leser in ihre Welt zu ziehen, um dann auf den folgenden Seiten den Leser bangen, hoffen und vor allem genießen zu lassen.

Leider habe ich das bei diesem Buch nicht so empfunden. Ich hatte große Schwierigkeiten in die Geschichte zu kommen. Ich konnte Sophies Gedanken und Empfindungen mit ihren Handlungen nicht in Einklang bringen. Bens Charakter war für mich auch nicht greifbar.
Beim Weiterlesen, als mich die Geschichte dann doch gepackt hat, empfand ich Ben, als viel zu gut um wahr zu sein. So begann dann doch wieder das Hoffen und Bangen.

Die Schicksalsgemeinschaft von Ben und seinen Freunden berührt, verlangt Hochachtung und macht nachdenklich auch bezüglich unserer eigenen Zukunft.

Was dann aber auf Sophie beziehungsweise auch auf uns Leser einprasselt, ist mir diesmal einen Touch zu viel. Ich möchte hier nicht spoilern, deshalb kann ich nur sagen, mir war es zu heftig.

Auch wenn mich dieses Buch nicht so überzeugt hat, wie seine Vorgänger, ist doch festzuhalten, dass ich keine Autorin kenne, die so gefühlvoll und berührend schreiben kann ohne kitschig zu werden.

Einige witzige Dialoge zwischen Julia und Sophie und auch zwischen Ben und Sophie ließen mich schmunzeln und machten die ganze Dramatik erträglicher.

Die letzten fünf Seiten musste ich zweimal lesen, um richtig zu verstehen und dann füllten sich auch meine Augen mit Tränen.

Das Ende, wieder ganz im Dani-Atkins-Stil, zeigt sich wieder versöhnlich und hoffnungsvoll.
Ein Buch, ein Thema, das nachwirkt.